Pariser Perückenmacher (1738-1791) bzw. – nach anderen Angaben – Mathematiklehrer, der die von Antoine > Court de Gébelin in seinem Buch Le Monde Primitif aufgestellte Behauptung, der > Tarot sei Teil der ägyptischen Verehrung des > Thot, unter dem Pseudonym Etteilla (sein tatsächlicher Name rückwärts buchstabiert) weiter ausbaute. Alliette erklärte in freier Phantasie, die Tarotkarten seien 171 Jahre nach der Sintflut von 17 Magiern im Dienste des > Hermes Trismegistos oder Thot, des ägyptischen Gottes der Weisheit und der Magie, geschaffen worden. Thot wollte, dass sein ganzes Geheimwissen auf goldenen Blättern niedergeschrieben werde. Dabei verschlüsselten die Magier angeblich das Wissen in Bildern und fassten diese zu einem Buch zusammen, dessen ursprüngliche Name Das Buch Thot gelautet habe. Die Karten sollen von dem zweiten Nachkommen Merkurs, Athotis, einem Enkel des Cham und Urenkel Noahs, den er „Tri-Merkur“, Hermes Trismegistos, nennt, niedergelegt worden sein. Alliette hatte zu seinen Lebzeiten großen Erfolg, während man seine Aussagen später als reine Phantasie anprangerte, denn vor Mitte des 14. Jhs. werden die Tarotkarten in Europa nicht erwähnt (Körbel, 169).
W.: Das Etteilla-Tarot: theoretischer und praktischer Unterricht über das Buch Thot oder über die höhere Kraft, Natur und Mensch mit Zuverlässigkeit die Geheimnisse des Lebens zu enthüllen und Orakel zu erteilen, nach der Ägypter wunderbarer Kunst; mit 78 Abbildungen, die man auf Kartenpapier aufzukleben und in ein Futteral zu bringen hat, wodurch das „Buch Thot“ dargestellt wird. Hg. von Helmut Werner. Wiesbaden: Fourier, 1990; Das Buch Thot: Tarot. Krummwisch: Königsfurt, 2003.
Lit.: Körbel, Thomas: Hermeneutik der Esoterik: eine Phänomenologie des Kartenspiels Tarot als Beitrag zum Verständnis von Parareligiosität. Münster: LIT, 2001.