Algonkin

Die größte und am weitesten verbreitete Sprachfamilie der nordamerikanischen Ureinwohner. Ihr gehörten ursprünglich mehrere hundert Stämme mit nahezu 50 miteinander verwandten Sprachen an. Die Algonkin-Stämme bewohnten den größten Teil Kanadas südlich der Hudsonbai zwischen den Rocky Mountains und dem Atlantischen Ozean. Nach Süden hin erstreckte sich ihr Siedlungsgebiet, mit Ausnahme der Territorien der Sioux und Irokesen, bis zum nördlichen Rand der US-Bundesstaaten North Carolina und Tennessee. Verschiedene Stämme siedelten auch in isolierten Gebieten weiter südlich oder westlich, etwa in Teilen der heutigen US-Bundesstaaten South Carolina, Iowa, Wyoming und Montana. Viele Algonkin-Sprachen sind bereits ausgestorben oder extrem im Schwinden begriffen.
Ihre Geschichte und ihr Leben ist von zahlreichen Mythen und Legenden durchwoben, wobei sich die einzelnen Stämme in ihrem Glauben wenig unterscheiden. Fast alle ihre Erzählungen lassen auf einen gemeinsamen Ursprung schließen. Werden Sitten offenkundig ignoriert, wird der Übeltäter durch das Eingreifen eines Geistes bestraft. Wer hingegen mutig und gut ist, kann mit der Hilfe der Geister, auch der Tiergeister, rechnen. Dies hängt damit zusammen, dass die Nordamerikaner glaubten, die Tiere seien die ursprünglichen Einwohner des Kontinents und stünden den Menschen durchaus nicht nach. So gibt es auch böse Geister. > Kajote ist das krasse Gegenteil zum Schöpfergott > Maidu und die beiden Zwillingswölfe Malsun und Glooskap stehen sich in Rivalität gegenüber. Glooskap tötete seinen Bruder Malsun und kämpfte dann gegen die furchtbaren Monster, die nach dem Tod seines Bruders folgten. Er zog sich daher in die „Oberwelt“ zurück. Als er den Blicken der versammelten Tiere entschwand, mussten sie feststellen, dass sie nicht mehr miteinander kommunizieren konnten.
Zu den bekanntesten Algonkin-Stämmen gehören zunächst die Algonkin selbst, die der Sprachfamilie den Namen gaben; weiters die Amalecite, Arapaho, Schwarzfuß-Indianer, Cheyenne, Conoy, Cree, Delaware, Fox, Gros Ventre, Kickapoo, Massachuset, Miami, Micmac, Mohikaner, Montagnais, Musi, Narragansett, Naskapi, Nipmuc, Ojibwa, Ottawa, Pequot, Potawatomi, Sauk (oder Fox), Shawnee, Tête de Boule und die Wampanoag. Zu den wichtigsten Algonkin-Konföderationen zählen die Abnaki, die Pennacook und die Illinois.

Lit.: Dräger, Lothar: Formen der lokalen Organisation bei den Stämmen der Zentral-Algonkin von der Zeit ihrer Entdeckung bis zur Gegenwart: eine ethnohistor. Studie. Berlin: Akademie-Verl., 1968; Spence, Lewis: Mythen der Indianer. Mit einer Einführung von Arthur Cotterell. Augsburg: Pattloch, 1995.

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