Alektryomantie

A. (griech. alektriomanteia, Hahnweissagung; engl. alectromancy, alectryomancy), auch Alektoromantie, ist eine Unterart der Ornithomantie und besteht in der Weissagung durch Deutung des Verhaltens von Hähnen und Hühnern bei der Fütterung. Fressen sie gierig, so ist dies ein gutes Zeichen; fressen sie langsam und zeigen Appetitlosigkeit, ist es ein schlechtes Zeichen. Oder man zeichnet einen Kreis und teilt diesen in 24 Unterbereiche ein. In jeden davon wird ein Buchstabe geschrieben und ein Korn, z.B. Weizen, gelegt und dann beobachtet, wie sich der Hahn bzw. das Huhn den Weg durch die Segmente pickt. Die Abfolge der gewählten Buchstaben bildet die Antwort auf die Frage an das Orakel. Wenn man auf eine Frage ein Ja oder Nein erwartet, werden zwei Körner in das jeweilige Feld gegeben, die so markiert werden, dass rechts Bejahung und links Verneinung bedeutet. Wenn der Hahn oder das Huhn zu picken aufhört, interpretiert der Mantiker auch das Muster der übrig gebliebenen Körner.
Diese Orakelform kommt wahrscheinlich aus Syrien. So berichten mehrere Autoren des ausgehenden Altertums, dass die Sophisten Libanios und Iamblichos, beide Syrer, zur Feststellung, wer der voraussichtliche Nachfolger von Kaiser Valens (364-378) werde, die 24 Buchstaben des Alphabets in den Sand schrieben, auf jeden ein Getreidekorn legten und unter Beschwörung einen Hahn davor setzten. Dabei beobachteten sie, in welcher Reihenfolge dieser die Körner aufpickte. Die ersten vier Körner ergaben „Theos“, worauf der Kaiser angeblich zahlreiche Träger von so beginnenden Namen ermorden und die Initiatoren verhaften ließ; Libanios nahm sich daraufhin mit Gift das Leben.

Lit.: Baethgen, Ernst: De vi ac significatione Galli in religionibus et artibus Graecorum et Romanorum. Gottingae: Huth, 1887; Hopf, Ludwig: Thierorakel und Orakelthiere in alter und neuer Zeit: eine ethnologisch-zoologische Studie. Stuttgart: Kohlhammer, 1888; Hopfner, Theodor: Griechisch-ägyptischer Offenbarungszauber. 2 Bde. Leipzig: Haessel, 1922-1924.

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