Alaun (Alumen)

Gewöhnlich auch Kalialaun, Sammelname für eine Gruppe von Salzen der Schwefelsäure, u. a. für das Doppelsalz von schwefelsaurem Kali und schwefelsaurer Tonerde. In der Antike stand der ägyptische A. in bestem Ruf, dann der A. von der griechischen Insel Melos. Aufgrund seiner stark adstringierenden (zusammenziehenden) Wirkung fand der A. schon damals vielerlei Anwendung als Heilmittel, etwa bei geschwollenen Mandeln (Paulys Real-Encyklopädie). Gegen Gesichtsrose legte man ein Säckchen mit A. um den Hals oder nähte es in das Kleid ein, das man täglich trug (Urquell 3 (1891), 71). Auch in Lateinamerika finden sich zahlreiche Hinweise zum Einsatz von Alaun als Diagnose- und Therapiemittel sowie als Mittel gegen Spinnen-, Bienen- und Wespenstiche. Im Orient und in Nordafrika fungierte der A. vor allem als Schutz gegen den > bösen Blick (Werner) und in der Türkei, Persien und Ägypten wird er Alaun als Abwehrmittel gegen Verzauberung und Geister getragen (Seligmann I, 280).
A. gilt als traditioneller Bestandteil der Hausapotheke und wird bei Durchfall, Halsschmerzen, Heiserkeit und nicht aufgebrochenen Frostbeulen empfohlen, während sich A.-Salbe als schmerzlinderndes Mittel bei Verbrennungen zweiten Grades und A.-Wasser bei Nasenbluten und diversen anderen Beschwerden bewährt hat (Most).

Lit.: Am Urquell. Monatsschrift für Volkskunde 3 (1892); Paulys Real-Encyclopädie. Hg. v. G. Wissowa u.a. Stuttgart, 1894ff., Bd. 1 1894; Most, Georg F.: Encyklopädie der Volksmedizin. Graz: ADEVA, 1984; Seligmann, Siegfried: Der böse Blick und Verwandtes: ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens aller Zeiten und Völker. 2 Bde. Berlin, 1910; Nachdr.: Hildesheim; Zürich; New York: Olms, 1985; Schupp, Johanna M.: Alternative Medizin in Lima/Peru. Münster; Hamburg: Lit, 1991 (Ethnologische Studien; 15); Werner, Helmut: Lexikon der Esoterik. Wiesbaden: Fourier, 1991; Priesner, Claus; Figala, Karin (Hg): Alchemie. München: Beck, 1998.

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