Alant

Auch Gartenalant (Inula helenium L.), eine wahrscheinlich aus dem Inneren Asiens stammende, über einen Meter hohe, gelb blühende Heilpflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae), die schon lange in deutschen Bauerngärten heimisch ist. Der Mythologie nach soll die dem > Hermes bzw. > Merkur und der > Aphrodite bzw. > Venus zugeordnete Pflanze an der Stelle entstanden sein, wo die Tränen der Helena von Troja auf den Boden fielen (Magister Botanicus). Eine andere Variante lautet, Helena habe den A. in der Hand gehalten, als sie von Paris entführt wurde (Schöpf). A. wird auch mit dem geheimnisvollen Zauberkraut > Moly in Verbindung gebracht, das Hermes Odysseus als Abwehrmittel gegen den Zauber der Kirke gab.
Für medizinische Zwecke wird die getrocknete, veilchenähnlich duftende Wurzel, die auch
Glockenwurzel heißt, hauptsächlich als Wurmmittel verwendet, zur Stärkung von Magen und Lunge sowie bei Hauterkrankungen, während in der Antike überwiegend Infektionen der Atemwege, Menstruationsbeschwerden und Anämie mit A. behandelt wurden. Plinius empfahl A.-Wein mit Honig als eine Art Hausmittel (Plinius, XIX, 91; XX, 38). Auch in Deutschland wurde ein A.-Getränk unter dem Namen potio Paulina gerne genossen und noch im Mittelalter in Mengen hergestellt. A. hat antibiotische Wirkung und enthält vor allem Alantolacton bzw. Helenin und Inulin.
Zur magischen Anwendung gehören neben der Wurzel außerdem die Blätter und Blüten des A. So stellte man > Amulette für den > Liebeszauber und den > Abwehrzauber her, oder der A. wurde als > Aphrodisiakum Liebestränken beigemischt. In der angelsächsischen Tradition wurde der A. unter Beschwörungen ausgegraben. In einem altenglischen Kräutersegen aus dem 11. Jh. wird A. gegen verschiedene angezauberte Krankheiten, wie > Hexenschuss, > Alpdrücken und > Besessenheit empfohlen (Rezept s. Schöpf). Auch bei den slawischen Völkern nimmt der A. eine besondere Stellung als Abwehr- und Zaubermittel ein. A. ist weiters für seine gewitterabwehrende Kraft bekannt, was aus dem Namen Dunnerkräut hervorgeht. Einige andere Namen für den A. sind Altwurzel, Galantwurzel, Glockenwurtz, Helenenkraut oder Großer Heinrich. Weidenalant (Inula salicina L.) ist eine Variante der Pflanze, die weidenähnliche Blätter trägt.

Lit.: Plinius, C. Secundus: Naturalis historiae libri XXXVII. Hg. v. Lud. Jan und Carol. Mayhoff. Lipsiae, 1892-1898; Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, Bd. 2. Leipzig: Hirzel, 1972; Hoops, Johannes (Hg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 17 Bdeff. Berlin; New York: Walter der Gruyter, 21973 ff.; Most, Georg F.: Encyklopädie der Volksmedizin. Graz: Akadem. Druck- u. Verlagsanstalt, 1984; Schöpf, Hans: Zauberkräuter. Graz: Akadem. Druck- u. Verlagsanstalt, 1986; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. 10 Bde. Berlin: W. de Gruyter, 1987; Werner, Helmut: Lexikon der Esoterik. Wiesbaden: Fourier, 1991; Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium. Speyer: Die Sanduhr, 21995.

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