Die aktive I. ist eine wichtige therapeutische Methode der Jungschen Psychologie zur Bearbeitung seelischer Stimmungen und anderer Inhalte des Unbewussten. Im Unterschied zum Traum, der dem Menschen widerfährt, setzt sich das Ich bei der I. aktiv mit den inneren Bildern und Phantasien auseinander. Jung hat nämlich bei der Umsetzung des stets vorhandenen und operativen Archetypus in die Wissenschaftssprache der jeweiligen Gegenwart erkannt, „dass es gewisse kollektiv vorhandene unbewusste Bedingungen gibt, welche als Regulatoren und als Anreger schöpferischer Phantasietätigkeit wirken und entsprechende Gestaltungen hervorrufen, indem sie das vorhandene Bewusstseinsmaterial ihren Zwecken dienstbar machen. Sie verfahren genauso wie die Motoren der Träume, weshalb die aktive Imagination… auch die Träume bis zu einem gewissen Grad ersetzt“ (GW 8, S. 234). Jung entdeckte diese Methode im Jahre 1913. In dieser aktiven, bildhaften Auseinandersetzung, das auch durch Schreiben erfolgen kann, werden die Inhalte des Unbewussten personifiziert und es wird mit ihnen so umgegangen, als wären es reale Gestalten. Ihre Botschaft ist rational zu erfassen, um die Konsequenzen daraus zu ziehen. Die Methode weist Ähnlichkeiten mit dem > luziden Träumen auf.
Lit.: C.G. Jung: Gesammelte Werke. Bd. 8. Zürich: Rascher, 1967; Ammann, Adolf N.: Aktive Imagination. Darstellung einer Methode. Olten; Freiburg: Walter, 31986.