Akosmismus

A. (griech. a = nicht und kosmos = Welt). Lehre von der Weltlosigkeit, Verneinung der Welt. Der A. hat sich in keiner eigenen philosophischen Theorie entfaltet, sondern dient vielmehr nur zur kritischen Charakterisierung von Philosophien, Weltanschauungen und Religionen als „weltlos“ bzw. „weltverneinend“. Diese Vorstellung findet sich bereits im Brahmanismus und im Eleatismus. Ausdrücklich genannt wird A. dann im Deutschen Idealismus, wo er z.B. in J.G. Fichtes „Gerichtliche Verantwortungsschrift“ eingeht: „denke er auf eine neue Bestimmung, nenne er mich etwa einen Akosmisten, nur nenne er mich nicht einen Atheisten“, da seine Philosophie, „die Realität des Zeitlichen und Vergänglichen leugnet, um die des Ewigen und Unvergänglichen in seine ganze Würde einzusetzen“ (Appellation, 1799). In diesem Sinne charakterisiert E. Platner die Philosophie Spinozas: „Spinoza leugnet eigentlich nicht die Existenz der Gottheit, sondern die Existenz der Welt.“ Auch nach Hegel (Encykl. § 50) ist das System Spinozas Akosmismus. F.A. Staudenmaier bezeichnet den „logischen > Pantheismus“ Hegels als Akosmismus und stellt demgegenüber das christlich-theistische System als wirklichkeitsgerecht dar, da es weder die Welt in Gott noch Gott in der Welt auflöst. Später wurde A. von Philosophiehistorikern auch auf den reinen, die Realität der Außenwelt als Gegenstand der Erkenntnis ablehnenden > Spiritualismus übertragen. In der Paranormologie werden zum A. alle Lehren gezählt, die die Welt als reine Illusion bezeichnen.

Lit.: Fichte, J.G.: Werke, hg. v. I.H. Fichte. Bd. 5, S. 269; Platner, E.: Aphorismen (1776), S. 353; Staudenmaier, Franz Anton: Darstellung und Kritik des Hegelschen Systems. Mainz: Kupferberg, 1844; Appellation an das Publikum: Dokumente zum Atheismusstreit um Fichte, Forberg, Niethammer. Jena, 1798/99, hg. von Werner Röhr. Leipzig: Reclam, 1987.

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