Agnus Dei

A. D. (lat., Lamm Gottes), eine von Johannes dem Täufer (Joh. 1,20,36) verwendete Bezeichnung für Christus, die einmalig und in ihrer Herkunft noch nicht völlig geklärt ist. Die Bezeichnung wurde in der Liturgie schon früh verwendet und von Papst Sergius I. (687-701) in die Messliturgie aufgenommen. Im 8. Jh. scheint dann in Rom der Brauch bekannt gewesen zu sein, aus einer mit Öl vermischten Wachsmasse Lämmer zu gestalten, die der Archidiakon am Karsamstag in der Lateranbasilika weihte, um sie am Weißen Sonntag anstelle der nicht ausreichenden Reststücke der Osterkerze als A. D. zu verteilen.
Heute haben die A. D. die Form einer runden oder ovalen Wachsscheibe mit der Prägung des Lammes Gottes (
agnus dei) sowie Namen und Regierungsjahr des Papstes auf der Vorderseite und dem Prägebild eines oder mehrerer Heiliger auf der Rückseite. Seit Papst Martin V. (1417-1431) blieb die Weihe dem Papst persönlich vorbehalten, der diese im ersten und in jedem siebten Jahr seines Pontifikats vornahm. Gregor XIII. (1572-1585) untersagte die bunte Bemalung, während die Fassung in Edelmetall oder aus Holz erlaubt blieb. 1605 verbot eine Prager Synode, Teile des A. D. in Ringe zu fassen. Seit dem 19. Jh. werden Wachsprägungen des A. D. auch von Klöstern ausgegeben.
Das geweihte A. D. diente als Schutz in vielen Nöten: gegen Blitz, Feuer, Überschwemmungen, Seuchen, Sünde, Teufel, böse Geister und Menschen, im Haus, auf Reisen, vor Gericht, zum Schutz der Äcker usw. In den > Hexenprozessen wurde das A. D. verstockten Hexen umgehängt, um die Verbindung zum Teufel zu unterbrechen. Vom 15. bis zum 18. Jh. trugen in Köln Frauen und Männer an einem Halskettchen ein silbernes oder goldenes A. D. als Schutz- und Schmuckstück.

Lit.: Franz, Adolph: Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter. Bd. 1. Freiburg: Herder, 1909, 533ff.; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 1. Berlin: W. de Gruyter 1987.
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