Agape

A. (griech., Liebe) ist der durch die LXX (Septuaginta) und das hellenistische Judentum vorbereitete neutestamentliche Begriff für die Liebe. Seit dem 2. Jh. bezeichnet er im Unterschied zum eucharistischen Mahl ein liturgisch geprägtes, mit der Eucharistie verbundenes oder zeitlich von ihr getrenntes abendliches Sättigungsmahl der ganzen Gemeinde oder eines Teiles von ihr. Die Sorge um Missbrauch (1 Kor 11,20ff.) und das Anwachsen der Gemeinden nach Ende der Verfolgungszeit führten zur Loslösung vom Sättigungsmahl hin zu geselligen Zusammenkünften (Clem. Alex. paed. II, 4-8); ab dem 3. Jh. wird A. zur Armenpflege. Im 4. Jh. wird sie in kirchlichen Räumen verboten und verschwindet im 5. Jh. fast gänzlich. Gegenwärtig kommt es zu Wiederbelebungsversuchen, nachdem in einzelnen christlichen Gruppierungen wie den Baptisten und Methodisten, aber auch bei den orthodoxen Juden ein derartiges Liebesmahl, bei dem der Zadik (Wunderrabbiner) die Speisen durch Berührung segnet, gepflegt wird. Künstlerisch verwertet ist die Idee der A. im Parsifal.
Auch in den Rosenkreuzergraden der > Freimaurerei hat sich die A. als mystisches Liebesmahl erhalten, vor allem im > Alten und Angenommenen Schottischen Ritus und in der > Johannismaurerei. Da die Buchstaben des Wortes Agape und > Aiwaz den gleichen Zahlenwert haben, wurde A. von Aleister > Crowley zu einem der Schlüsselwörter seines Horuszeitalters gewählt. In der > Gnosis zählt Ptolomaios die A. zu den zwölf Äonen, die der Anthropos mit der Ekklesia hervorgebracht hat (Leisegang, 310).

Lit.: Leisegang, Hans: Die Gnosis. Stuttgart: Kröner, 41955; Theologische Realenzyklopädie (TRE). Bd. I. Berlin: Walter de Gruyter, 1977, S. 748-753; Lennhoff, Eugen: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.
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