Ägis

Kragenförmiger Halsschmuck, dem die Bedeutung eines Schutzsymbols zukommt. Im Ägyptischen Totenbuch gibt es einen Spruch für den „Halskragen von Gold, der am Tage der Beerdigung an den Hals des Verklärten gelegt wird“. Diese Halskragen tragen häufig eine Falken- oder Uräus-Ornamentierung. Im Tempel Sethos’ I. bei > Abydos fand sich in der Kammer des > Re-Harachte ein Bild, auf dem der König einen Halskragen mit daranhängender Brusttafel für die Bekleidung des Götterbildes darbringt. Bei diesem Ritus des morgendlichen Gottesdienstes sprach der Priester: „O Atum, mögest du deine Arme um Re-Harachte legen, damit er zusammen mit seinem Ka in Ewigkeit lebe.“ Halskragen mit darüber gesetzten Tierköpfen (Göttersymbole) zieren auch die Vorder- und Hintersteven der Götterbarken. Als Ä. werden ferner an einem Collier getragene Schmuckstücke mit dem Gesicht einer Gottheit bezeichnet. Die gleiche Bedeutung, nämlich das Umfasstwerden von göttlichen Armen, hat das Bild eines seine Flügel entfaltenden Geiers, das an Stelle des Halskragens bei den Mumiensärgen zu finden ist.
Ä. wird auch zur Bezeichnung des mit dem Gorgonenhaupt versehenen Schildes des Zeus und anderer Götter verwendet, doch ist hier die Bezeichnung > Aigis angebrachter.
Aleister > Crowley münzte Re-Harachte in Ra-Hoor-Khuit, die oberste Wesenheit in dem von ihm initiierten philosophisch-religiösen System > Thelema, um.

Lit.: Abydos: le temple de Séti Ier; étude générale/Jean Capart. Rééd. der Ausg. Bruxelles 1912. Thotweb, [2002]; Brand, Peter J.: The Monuments of Seti I. Leiden; Boston; Köln: Brill, 2000; Vierck, Sigrid: Die Aigis: zu Typologie und Ikonographie eines mythischen Gegenstandes. Münster (Westfalen), Univ., Diss., 1991, vorgelegt von Sigrid Vierck, 2000.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.