Adept

Begriff aus der Alchemie des späten Mittelalters (lat. adeptus), der zu dem lat. Verb adispiscor, „erreichen, erlangen, erhalten, einholen, erringen“ gehört. Der A. ist demnach „einer, der etwas erreicht hat“.
Er nimmt die höchste Stellung unter den Alchemisten ein, denn er hat ein hohes geistiges Ziel erlangt. Er ist eingeweiht, initiiert und hat die Kenntnis um den > Stein der Weisen gefunden sowie andere Einsichten in größere Geheimnisse,
arcana maiora, gewonnen.
Die Adepten lebten üblicherweise zurückgezogen, um ihr geheimes Wissen zu bewahren, doch gab es vor allem auch im 17. Jh. reisende Adepten, die – selbst anonym bleibend – ihr Wissen um die Metallveredelung gegenüber einzelnen Personen demonstrierten. So soll 1666
Johann Friedrich Helvetius von einem A. besucht worden sein, der ihm ein winziges Teilchen des Steines der Weisen übergab, mit dem diesem daraufhin die Umwandlung von Blei in Gold gelang. Der polnische A. Michael Sendivogius und der schottische A. Alexander Seton führten jedoch öffentlich Metallverwandlungen vor.
In der Esoterik werden mit A. neue Eingeweihte oder neue Meister bezeichnet, die in einer Vorbereitungszeit in das geheime Wissen einer Gruppe eingeführt wurden und durch eine besondere Weihehandlung, > Initiation, die Berechtigung erhielten, die Geheimlehre oder Teile davon zu lehren, zu deuten und an den Zeremonien teilzunehmen. In einigen Gesellschaften wie den Rosenkreuzern ist der A. die Einweihungsstufen eines Adeptus Exemptus, Adeptus Junior, Adeptus Maior, Adeptus Minor erfolgreich emporgestiegen, um auf der 5. Stufe durch die Einweihung in die Adeptschaft das geistige Reich zu betreten und damit zum Meister der Wissenschaft der esoterischen Philosophie zu werden. In diesen oder ähnlichen Bedeutungen findet sich die Bezeichnung A. in zahlreichen Gemeinschaften und Geheimgesellschaften.

Lit.: Helvetius, Friedrich: Vitulus aureus, quem mundus adorat et orat. Amsterdam, 1667; Miers, Horst E.: Lexikon des Geheimwissens. Freiburg: Bauer, 1970; Priesner, Claus; Figala, Karin (Hg.): Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck, 1998.
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