Abwehrzauber

Magische Maßnahmen zum Fernhalten oder Unwirksammachen von schädigendem Zauber. Dabei können folgende Hauptgattungen von Abwehrhandlungen unterschieden werden: 1) gegen menschliche Bosheit, 2) gegen Hexen und Hexer, 3) gegen Tote, 4) gegen Dämonen, 5) gegen böse Kräfte.
Als Abwehrmittel dient alles, was verwendet wird, wobei sich folgende Bezeichnungen eingebürgert haben: lat. servatoria, rettend; griech. apotropaia, Abwehrmittel; phylakteria, Schutzmittel; (pro-)baskania, Tötung durch den Blick (Seligmann, 4).
1) Die Abwehr gegen menschliche Bosheit umfasst vor allem das Unwirksammachen feindlichen Zaubers durch Gegenzauber; Begegnung von Verwünschungen durch Ausspucken oder Anspucken; Abschirmung des > bösen Blickes (Hovarka, 37) durch Ausstrecken des kleinen und des Zeigefingers, > Talismane oder das Klopfen auf die Schulter; Schutz des Eigentums durch Diebesbann, geschriebene Sprüche und Glockengeläute. Ist das Gut bereits gestohlen, versucht man es durch direktes magisches Einwirken auf den Dieb zurückzubekommen.
2) Abwehrriten gegen > Hexen und > Hexer vornehmlich durch Verwendung geweihter Gegenstände wie Weihwasser, Weihrauch und Glockengeläute, Anwendung des > Drudenfußes, Erzeugen von Lärm und symbolhafte Verbrennung der Hexe.
3) Verhinderung der Rückkehr der > Toten und der von ihnen befürchteten Rachehandlungen durch desorientierendes Herumtragen des Leichnams zwecks Verlust der Orientierung, damit der Tote den Heimweg nicht mehr finde (Beth, 12 – 14). Diese Riten gehen auf Denkformen zurück, wo man noch nichts von einer dem Körper gegenüber selbständigen Seele wusste. Auch die Grabbeigaben und das Verbrennen der Leiche sollen eine Rückkehr verhindern. Im christlichen Glauben soll schließlich durch das Gebet die Seelenruhe des Verstorbenen gesichert werden.
4) Entziehung der Kraft und Wirkungsmöglichkeiten der > Dämonen durch übelriechende Stoffe, durch Zaubermittel wie Zettel mit Zauberformeln, Stahl und Stahlgeräte (Beth, 12 – 17), insbesondere aber durch Gebet und religiöse Gegenstände (Katechismus, 1993). 5) Neben den genannten Formen des Abwehrzaubers gibt es auch den Abwehrzauber gegen das > Böse selbst durch Tragen von > Amuletten und in Form zahlreicher Volksriten.

Lit.: Hovorka, O. v.; Kronfeld, A.: Vergleichende Volksmedizin. Bd. 1. Stuttgart, 1908-09; Seligmann, Siegfried: Der böse Blick und Verwandtes, Bd. 2. Berlin, 1910. Nachdr.: Hildesheim: Olms, 1985; Beth, Karl: Religion und Magie bei den Naturvölkern. Leipzig, 21927; Katechismus der Katholischen Kirche. München: Oldenburg, 1993; Scholz Williams, Gerhild: Hexen und Herrschaft. Überarb. Ausg. München: Fink, 1998.
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