Absinth

(Artemisia absinthium L.), Wermut, der Göttin > Artemis geweihte Heilpflanze mit vielen volkstümlichen Namen wie Grüne Fee, Bitterer Beifuß, Eberreis, Heilbitter, Magenkraut, Schweizertee, Wurmkraut, Absinth-alsen (niederl.), Ambrosia (altgriech.), Assenzio vero (it.), Gengibre verde (span., „Grüner Ingwer“), Hierba santa (span., „Heiliges Kraut“), Wor-mod (altengl.), Rihân (arab.).
Das bittere Kraut, das pur gegessen starke Übelkeit hervorruft, war bereits in der Antike gut bekannt. Im Neuen Testament wird A. ebenfalls erwähnt (Offb 8, 11). Den Ägyptern war die Pflanze heilig, und sie spielte auch bei den Mysterien des Osiris und der Isis eine Rolle. Im Mittelalter schenkte man dem A. im Hortulus des Walahfried Strabo große Aufmerksamkeit (9. Jh.), und wenig später lobte dann die heilige > Hildegard von Bingen die Wirksamkeit der Pflanze gegen Erschöpfungszustände (Hildegard von Bingen, Physica I, 109). Durch das Interesse spanischer Jesuiten trat der Wermut im 16. Jh. seine Weltreise an. Heute ist er von entscheidender Bedeutung für die Naturheilkunde, vor allem wegen seiner Wirkung bei Verdauungsstörungen und Hauterkrankungen. Man schrieb der Pflanze magische Wirkung zu, und ihr sollte die Kraft innewohnen, Druden, Hexen und Geister abweisen zu können.
Unter dem Namen A. wird auch ein psychoaktives alkoholhaltiges Getränk verstanden, das aus dem > ätherischen Öl des Krautes und Alkohol hergestellt wird und dessen Genuss zu erheblichen Schäden führen kann (Gehirnschäden, Absinthismus). Wegen des Wirkstoffes Thujon wurde A. auch als illegales Abtreibungsmittel verwendet. Die Herstellung dieser grünlichen oder gelblichen Künstlerdroge des 19. Jhs. ist heute weltweit verboten, doch kursiert sie weiterhin in privaten Kreisen, während in der Schweiz seit den 90-er Jahren ganz gewöhnliche Alkoholika unter dem Namen „Grüne Fee“ Eingang in die Szene gefunden haben. Die Herstellung des echten Absinth wird in der Schweiz heute mit 100.000 Schweizer Franken geahndet (Rätsch).

Lit.: Most, Georg F.: Encyklopädie der Volksmedizin. Graz: ADEVA, 1984; Schöpf, Hans: Zauberkräuter. Graz: ADEVA, 1986; Werner, Helmut: Lexikon der Esoterik. Wiesbaden: Fourier, 1991; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998; Müller-Ebeling, Claudia u.a.: Hexenmedizin. Aarau, CH: AT, 21999.
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