Abdrücke

A. (engl. plastics, spirit markings), Abbildungen von Extremitäten auf verschiedenen Gegenständen bei angeblichen Erscheinungen von Geistwesen, meist in Form von Phantombildungen im Rahmen spiritistischer und experimenteller Sitzungen zum Beweis der Echtheit der Erscheinung durch die hinterlassene sichtbare Spur. Neben Ton und Gips verwendete man dabei auch Paraffin sowie Glas und andere feste Gegenstände, die man als Unterlage für Abdrücke mit Ruß, Staub, Mehl u. dgl. bestreute. In neuerer Zeit kamen dann Film, Tonbänder (Tonbandstimmen) und elektronische Aufzeichnungsformen zum Einsatz.
Der erste Abdruck wurde 1875 von William > Denton in Boston mit dem Medium Mary M. > Hardy in Paraffin gewonnen. Dieses Verfahren verbreitete sich sehr rasch und wurde vor allem von Gustav > Geley und Charles > Richet beim Medium Franek > Kluski angewandt. Das Paraffin wurde 1930 von C.L. v. > Reichenbach im Holzteer entdeckt und findet heute sowohl in dünn- und dickflüssiger als auch in fester Form Anwendung.
Bei den hier zu besprechenden Paraffinabdrücken handelt es sich meist um Hände. Die „Phantome“ wurden gebeten, in ein Gefäß mit Paraffin in heißem Wasser zu greifen und sodann die Hand in kaltes Wasser zu halten, um so den Handabdruck zu erzeugen. Pawlowski beschreibt das Verfahren mit Kluski, bei dem sich das kalte Wasser sogar erübrigte, folgendermaßen: „Die Phantome tauchen ihre Hände in das Paraffin und lassen die handschuhartigen Abdrücke auf den Tisch fallen … Das Phantom braucht ½-¾ Minuten Zeit zur Herstellung einer Form. Als ich versuchte, dies selbst zu machen, dauerte es mehrere Minuten, bis das Paraffin nur so weit abgekühlt war […], und auch dann war es unmöglich, den Handschuh, ohne ihn zu zerbrechen, von der Hand zu streifen, ja, ich konnte es nicht einmal mit einem einzigen Finger, der bis zum zweiten Glied in Paraffin getaucht war, fertigbringen“ (Pawlowski, 12). Die Kluskischen Paraffinformen fielen nach wenigen Stunden in sich zusammen, weshalb sie Pawlowski mit Gips füllte, um Abgüsse zu erhalten.
Friedrich > Zöllner erhielt bei seinen Experimenten mit Henry > Slade merkwürdige Abdrücke von Händen und Füßen auf mehlbestreuten oder berußten Flächen. Neben anderen Gelehrten lud er auch den berühmten Physiker Wilhelm Weber und den Philosophen G. Th. > Fechner ein. Bei einem Versuch entstand ein Handabdruck in Mehl. Bei der sofortigen Untersuchung der Hände und Füße Slades konnten nicht die geringsten Spuren von Mehl festgestellt werden. Beim Vergleich seiner Hand mit dem Abdruck im Mehl erwies sich der Abdruck als viel größer. Der Versuch wurde an den folgenden Tagen mit gleichem Erfolg wiederholt. Der Abdruck einer Fußsohle bei einem weiteren Experiment war hingegen 4 cm kürzer als der Fuß Slades (Zöllner, 54).
Eine Bestätigung erhielten diese Experimente durch die in größerer Zahl hervorgebrachten Abdrücke von Händen und Köpfen mit dem Medium Eusapia > Paladino, die allerdings in Dunkelheit oder bei sehr schwacher Beleuchtung stattfanden, so dass Beobachter wie J. > Maxwell und der Experimentator E. > Morselli nach mehrjähriger Untersuchung Zweifel anmeldeten.

Lit.: Zöllner, Friedrich: Vierte Dimension, hg. von Rudolf Tischner. Leipzig: Oswald Mutze, 1922; Pawlowski, F. W.: Die Mediumschaft des F. Kluski. In: Zeitschrift für Parapsychologie (1926), 12 f.; Moser, Fanny: Der Okkultimus – Täuschungen und Tatsachen. München: Ernst Reinhardt, 1935.
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