ABC

Bezeichung des Alphabets und der kurzen, umfassenden und praktischen Darlegung einer Lehre oder eines Fachgebietes, wie etwa ABC der Anthroposophie, Okkultes ABC, Hermetisches ABC. Das Alphabet enthält die Zeichen für alles, was in Wort und Schrift mitgeteilt werden kann. So wird schon das Erlernen mit zahlreichen Anschauungen verbunden. Den Kindern soll durch das Essen von aus Speisen geformten Buchstaben das Lernen erleichtert werden. Daher waren in Deutschland einst Schultafeln aus Lebkuchenteig weit verbreitet, auf denen die Buchstaben in einem dem römischen Metallspiegel ähnlichen Rahmen dargestellt waren (Höfler, 34). Ein ähnlicher Brauch ist seit dem 11. Jahrhundert auch im jüdischen Schulunterricht belegt (Dornseiff, 136).
Im Hebräischen werden damit Werke bezeichnet, die in alphabetischer Ordnung verschiedene Personen und Gegenstände behandeln (z. B. in mystischer Darstellungsform). Bekannt ist das Alphabetum Siracidis, „Othijoth ben Sira“, dem Verfasser von Jesus Sirach zugeschrieben, das jedoch aus dem 8. Jh. stammt. Es enthält die Erzählung von der Dämonin > Lilith, „Adams Frau“ nach Goethes Faust.
Das Alphabet hat aber auch heilende, magische Bedeutung. So gilt das rasche Hersagen des ABCs als Heilmittel der Schlucker und die ganze hingeschriebene Alphabetenreihe als zauberkräftig.
Die allegorische Auslegung von Bibeltexten führte in der Kabbala zur Ausbildung ihrer > Alphabetmagie und -symbolik. Auch die Worte Christi (Offb 1,8; 21,6; 22,13), „Ich bin das Alpha und das Omega“, geben dem Alphabet einen mystischen Inhalt.
Schließlich ist das Alphabet als festgelegte Reihe sämtlicher Bestandteile der Sprache wie geschaffen, um beim Losen und Wahrsagen aus ihm herauszulesen (Wuttke, 233).

Lit.: Wuttke, A.: Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. 3. Bearb. v. E. H. Meyer. Berlin, 1900; Höfler, M.: Weihnachtsgebäcke. Wien, 1905 (ZföVk. 11, Suppl. III); Dornseiff, M.: Das Alphabet in Mystik und Philosophie. Leipzig, 21925.
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