Aal

Gemeingermanische Bezeichnung (ahd. / mhd. al ) der aalartigen Fische, deren im Blut vorkommendes Gift (Ichthyotoxin) beim Kochen und Räuchern zerstört wird. Im natürlichen Zustand sei das Blut des Aals vor allem dem Auge schädlich.
Der Aal bzw. Teile von ihm finden nicht selten auch in der > Volksmedizin Verwendung. Pferden lasse man bei Bauchschmerzen einen lebenden Aal in den Hals laufen, der dann wieder herauskomme (Drechsler, 115). Die Kuh lasse man zur Steigerung des Geschlechtstriebes einen Aal schlucken. Das Blut des Aals wirke gegen Bauchgrimmen, Hühneraugen, Krämpfe, Warzen und vertreibe die Feuermähler (Jühling, 17–20). Im Branntwein ertränkter Aal heile Trunksüchtige, wenn sie einen solchen Branntwein trinken. Sein Fett helfe bei Schwerhörigkeit, Augenleiden, Hämorrhoiden und kräftige Haar und Hautfarbe. Die Leber sei fördernd bei Schwergeburt wie auch die Galle, die zudem bei Schwerhörigkeit, Augenleiden, Gelbsucht und Schlaflosigkeit wirke. Bei Koliken lege man dem Betroffenen einen lebenden Aal auf den Bauch. Derlei Vorstellungen wurden zudem noch durch die vom Altertum über das Mittelalter bis in die Neuzeit vertretene Auffassung untermauert, dass der Aal beide Geschlechter in sich vereinige, da sich in den Flüssen nur Weibchen aufhalten (Bächtold-Stäubli 1, 1–2).

Lit.: Drechsler, Paul: Sitte, Brauch und Volksglaube in Schlesien. 2 Bde. Leipzig, 1903 –1906; Jühling, Johannes: Die Tiere in der deutschen Volksmedizin. Leipzig, 1900; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 1. Berlin: W. de Gruyter, 1987.
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