Andreas Resch: Alois Tezza

ALOIS TEZZA
(1841-1923)

PROFESSPRIESTER DES ORDENS DER
REGOLARKLERIKER

DIENER DER KRANKEN
(KAMILLIANER)
GRÜNDER DES INSTITUS DER TÖCHTER DES HL. KAMILLUS

Selig: 4. November 2001
Fest: 26. September

ALOIS TEZZA wurde am 1. November 1841 als Sohn des Arztes Augusto Tezza und der Caterina Nedwiedt in Conegliano (TV), Italien, geboren und am darauffolgenden 6. November in der Kirche der heiligen Martin und Rosa auf den Namen Alois getauft. Er war das einzige Kind, wuchs im Schoß der Familie auf und wurde vor allem von der Mutter zu einem gediegenen christlichen Leben erzogen. Eineinhalb Jahre nach der Geburt von Alois wurde der Vater zum Gemeindearzt von Dolo (Venetien) ernannt und übersiedelte mit der Familie dorthin. Seine berufliche Kompetenz und sein Verständnis für die Probleme der Menschen brachten ihm allseits Wertschätzung ein. Er starb jedoch bereits einige Jahre darauf, am 11. Januar 1850, im Alter von 36 Jahren. Die Mutter, nun zur Witwe geworden, kehrte mit Alois vorerst nach Conegliano zurück und übersiedelte dann 1853 nach Padua, um die humanistischen Studien ihres Sohnes voranzutreiben. In Padua kam Alois mit den Kamillianern in Verbindung und beschloss, im Gedenken an die Verdienste seines Vaters um die Kranken, ebenfalls Kamillianer zu werden.

Im Alter von 15 Jahren erhielt Tezza am 29. Oktober 1856 die Erlaubnis, als Postulant in den Orden Diener der Kranken des hl. Kamillus von Lellis in Verona einzutreten. Nachdem ihn die Mutter dem Noviziat der Kamillianer von Verona anvertraut hatte und fest an das Durchhaltevermögen ihres Sohnes glaubte, trat sie selbst in Padua in das Kloster der Schwestern von der Heimsuchung Mariens ein, wo sie später dann, am 28. August 1880, im Ruf einer außergewöhnlichen Frau und Ordensschwester starb. Auch Alois zeigte schon früh eine starke Neigung zur Heiligkeit: „Ich spüre im Herzen unwiderstehliche und zugleich sanfte Impulse, die mich zur Heiligkeit drängen. Ja, Vater, ich werde mich heiligen, als ein echter Nachfolger der Nächstenliebe des hl. Camillus“, schrieb er an seinen Spiritual, P. Luigi Artini (1808 –1872). Nach Beendigung des Noviziats am 8. Dezember 1858 legte Tezza die Ordensprofess ab. Im Jahr darauf nahm er an der Ordensprofess der Mutter teil, die den Namen Sr. Francesca Camilla annahm. Beide begannen, auf diesem Weg in Liebe vereint, in völliger Hingabe an Gott und in gegenseitigem Gebet ihren Weg der Vollkommenheit.

Tezza widmete sich der humanistischen Ausbildung sowie dem Studium der Philosophie und Theologie, die er am 21. Mai 1864 im Alter von 23 Jahren mit großem Erfolg abschloss. Nach der Priesterweihe am darauffolgenden 23. Mai wurde ihm die Leitung der jungen Ordensmänner anvertraut. Vier Jahre später, 1867, bot sich ihm durch die Arbeit des hl. Daniel Comboni und des Bischofs von Verona, dem der Heilige Stuhl hinsichtlich der durch die Unterdrückung zerstreuten Ordensleute besondere Vollmachten überantwortet hatte, Aussicht auf die Mission in Afrika. Der Widerstand der höchsten Oberen in Rom und mangelnde Klarheit aufseiten der verantwortlichen Organisatoren hielten Tezza jedoch von der Reise ab und so blieb er bei seinem Provinzial, P. Luigi Artini, in Verona. Um über seine große Enttäuschung hinwegzukommen – hatte er doch seit langem den Wunsch gehegt, in die Mission zu gehen –, setzte er sich mit 27 Jahren folgendes Lebensziel: „Ich verspreche unwiderruflich: 1. in allen Lebenslagen immer und unabänderlich die Ruhe des Geistes zu wahren, seien die Umstände auch noch so schwierig und schmerzlich und meinen Ansichten, meinen Gefühlen, meiner Natur und meinem Willen zuwider; 2. den Bestimmungen des göttlichen Willens niemals vorzugreifen; 3. aus Liebe zum Allerheiligsten Herzen Jesu, ohne mich je zu beklagen, jede Form der Beleidigung, Verachtung, Ungerechtigkeit, Misshandlung, Ehrabschneidung usw., die mir auf irgendeine Weise zukommen mögen, hinzunehmen, indem ich in allem die Hand des Herrn erkenne; 4. immer ruhig und zufrieden an jenem Ort, in jenen Umständen, bei jener Arbeit zu bleiben, wo mich der Gehorsam gerade hinstellen mag; nie etwas zu verlangen und nie etwas abzulehnen; 5. mich zu bemühen, täglich vollkommener zu werden und niemals auch nur das leiseste Zeichen der Gnade zurückzuweisen; 6. mich mit größtmöglichem Einsatz dem Wohl der Seelen zu widmen, am allermeisten jenem meiner Mitbrüder.

Am 4. Februar 1869 beriefen ihn die höchsten Oberen nach Rom, wo sie ihn zum stellvertretenden Novizenmeister ernannten, mit der Altersdispens von der Kongregation für Bischöfe und Regularkleriker. Zwei Jahre später, am 10. August 1871, wurde er als Novizenmeister der neu errichteten kamillianischen Ordensprovinz nach Cuisery in Frankreich geschickt. Nach der Ernennung zum Vize-Provinzial gelang es ihm, mit seinem Eifer und seinem Einsatz innerhalb der Kommunität das Gemeinschaftsleben einzuführen und nach außen den spezifischen kamillianischen Sendungsauftrag zu etablieren, der im materiellen und spirituellen Dienst an den Kranken besteht. Im Zuge der Unterdrückung der Ordensgemeinschaften 1880 wurde Tezza als Fremder aus Frankreich vertrieben, kehrte aber nach wenigen Monaten insgeheim wieder zurück, wobei es ihm auch gelang, die bereits verstreuten Ordensleute zusammenzuführen. Die junge Provinz konnte so nicht nur der Unterdrückung standhalten, sondern auch die Grundlage für ihre weitere Entwicklung schaffen. In Frankreich bekleidete Tezza später mehrere verantwortungsvolle Ämter. So war er Oberer verschiedener Ordenshäuser, mehrmals Novizenmeister und Gründer des Klosters in Lille. 1881 wurde er zum zweiten Mal zum Vize-Provinzial gewählt und am 30. April 1885 zum Provinzial.

Am 18. September 1889 wurde Tezza auf dem 36. Generalkapitel des Ordens zum Ersten Generalkonsultor, zum Prokurator und zum Generalvikar gewählt und kehrte aus diesem Grund nach Rom zurück, wo er 1891 eine schicksalhafte Begegnung hatte. Er lernte Josephina Vannini kennen (seliggesprochen am 16. Oktober 1994). Dieser jungen Frau legte er nun ein Projekt vor, dass ihm schon lange am Herzen lag, nämlich die Bildung einer gottgeweihten Gemeinschaft von Frauen für den Dienst an den Kranken nach dem Geist und dem Charisma des hl. Kamillus von Lellis. So entstand am 2. Februar 1892 die Kongregation der Töchter des heiligen Kamillus, die das kamillianische Charisma um typisch frauliche Eigenschaften bereicherte: „Feinfühligkeit, Großzügigkeit, die Fähigkeit zuzuhören, Gastfreundschaft, Intuition, die Kraft, sich für die Bedürfnisse des Nächsten einzusetzen, die Bereitschaft, von sich aus Hilfe anzubieten – kurz: eine angeborene Mütterlichkeit“. Nach der Anerkennung durch den Heiligen Stuhl 1931 erlebte das Institut einen raschen und konstanten Aufschwung. P. Tezza hingegen musste seinen Einsatz für die Gründung aufgrund von Ungerechtigkeiten und Verleumdungen mit der vollständigen Trennung von der Gründerin und den Schwestern bezahlen, was er als Ausdruck des Willens Gottes und als Gelegenheit wahrnahm, sich auch physisch von seinen Töchtern zu trennen. So schrieb er am 15. November 1895 an die sel. Josephina Vannini: „Ich leide für Euch und am meisten für dich, da ich mich, wenngleich ungewollt – Gott weiß es – als Ursache so vieler schmerzlicher Leiden und Opfer sehe. Was den Rat betrifft…, ein Verfahren zu meiner Rechtfertigung zu verlangen, so wird es ein solches nie geben, selbst wenn mich die Last der Demütigung erdrücken sollte… ich ziehe es vor, meine Sache in Gottes Hand zu legen.“

Am 17. Mai 1898 wurde P. Tezza als Oberer des Hauses Lille nach Frankreich gesandt, nachdem er endgültig in jene Provinz inkarniert worden war. Am 26. April 1900 ernannte ihn der Generalobere zusammen mit P. Angelo Ferroni zum Visitator der Kommunität von Lima in Peru, mit dem Auftrag, diese von innen her zu reformieren. Am 3. Mai 1900 reiste er, im Alter von 59 Jahren nach Südamerika, wobei er die Absicht hatte, nur einige Monate dort zu bleiben. Die kamillianische Gemeinschaft von Lima, die von der Zentrale in Rom über ein Jahrhundert getrennt gewesen war, stand vor der Auflösung. Nachdem Tezza die ihm anvertraute Aufgabe erledigt hatte, schickte er sich an, nach Europa zurückzukehren, blieb aber auf ausdrücklichen Wunsch des Bischofs von Lima und des Apostolischen Nuntius weiterhin in Lima, weil er für die Wiederherstellung der kamillianischen Kommunität und für das religiöse Leben verschiedener Institute der Stadt für unverzichtbar gehalten wurde. P. Tezza nahm den Willen Gottes an und empfahl sich der Vorsehung, obwohl er wusste, dass dies alles auch mit dem Plan verbunden war, ihn für immer von seinen Schwestern zu trennen. So schreibt er: „Wenn es mir hier auch nicht an Dornen und Kreuzen mangelt und ich, menschlich gesprochen, den Eindruck habe, dass ich bloß meine Zeit vergeude, so tröstet mich doch der heilige Wille Gottes.“

Um keine Zeit zu verlieren, widmete sich P. Tezza neben seinem Einsatz zur Wiederherstellung der regulären Ordnung in seiner Kommunität vor allem der Pflege armer Patienten sowohl in Privathäusern als auch in Spitälern und Gefängnissen. Er war Beichtvater und Spiritual im Seminar der Erzdiözese sowie verschiedener Ordensgemeinschaften. Bei der apostolischen Nuntiatur und in der Diözese war er ein gesuchter Berater. Und mit Erfolg half er einer anderen Gründerin, der Dienerin Gottes Teresa Candamo, die sich mit ihrer soeben entstandenen Institution in Schwierigkeiten befand.

Sowohl seine diskrete, weitsichtige und selbstlose Arbeit als auch sein aufrechter und liebenswürdiger Charakter trugen dazu bei, ihn als den „Heiligen von Lima“ bekannt zu machen. P. Alois Tezza starb am 26. September 1923 in der Stadt Los Reyes. Ein Unbekannter ritzte in die Rückseite des Grabsteines die Worte: „Apostel von Lima“.

1999 wurden seine sterblichen Überreste nach Italien überführt und endgültig in der Kapelle des Generalatshauses der Töchter des hl. Kamillus neben der Seligen Josephina Vannini in der via Anagnina, 18, Grottaferrata (Rom), beigesetzt.

Am 4. November 2001 wurde Alois Tezza von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at