Daumer Georg Friedrich

*05.03.1800 Nürnberg, 13.12.1875 Würzburg, Pseud. Amadeus Ottokar/Eusebius Emmeran), Philologe und Philosoph.
Als Sohn eines Nürnberger Kürschnermeisters besuchte D. das Aegidianum in Nürnberg, wo Georg Wilhelm Friedrich Hegel damals Rektor war. Nach Abschluss begann er 1817 mit dem Studium der Theologie an der Universität Erlangen, schloss sich einem pietistischen Zirkel an und wollte nach einigen unglücklichen Vorfällen in diesen Kreisen seinem Leben durch Fasten ein Ende setzen. Der Philosoph Ludwig Feuerbach, einer seiner wenigen Freunde, nannte die Erlanger Studentengemeinschaft von damals eine pietistische Mistpfütze. D. brach das Studium schließlich ab und studierte in Leipzig Philologie. Kränklichkeit und ein Augenleiden zwangen ihn jedoch schon 1830 zur Pensionierung.
1828 wurde D. mit der Erziehung des Findlings Kaspar > Hauser betraut, gab dieses Vorhaben aber ein Jahr später wieder auf. Er verfasste vier Publikationen über Hausers mysteriöse Herkunft und Entwicklung. 1834 heiratete er Marie Friederike Rose. 1840 gründete er mit seinem Schwager den 1. Deutschen Tierschutzverein. 1856 zog er nach Frankfurt am Main und 1860 nach Würzburg, wo er als Privatgelehrter wirkte.
Nachdem sich D. in seinen frühen Werken gegen das Christentum und die Religion ausgesprochen hatte, insbesondere in Die Geheimnisse des christlichen Alterthums (1847), trat er am 15. August 1858 aus seinem Interesse für die > Mystik zum Katholizismus über. Seine linkshegelianischen Glaubensgenossen überschütteten ihn mit Spott und Hohn. Von katholischer Seite hingegen wurde sein Eintreten für einen ultramontanen Katholizismus mit Reserviertheit zur Kenntnis genommen.
In den späteren Jahren wandte sich D. dem > Paranormalen zu. Es entstanden die Werke Das Geisterreich in Glauben, Vorstellung, Sage und Wirklichkeit; Das Reich des Wundersamen und Geheimnisvollen; Das Wunder. D. verwarf die Dreiteilung von Seele, Geist und Leib. Die > Seele besitze vielmehr eine Leiblichkeit (Eidolon), die durch die „Integritätsgefühle“ nachgewiesen werden könne. Durch diese innere Leiblichkeit, die sich etwa in den Phantomscherzen Amputierter zeige, könne nicht nur ein > Geist sichtbar, sondern auch ein > Spuk hervorgerufen werden, wenn sie sich vom Körper löse.

W. (Auswahl): Die Geheimnisse des christlichen Alterthums. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1847; Meine Conversion. Ein Stück Seelen- und Zeitgeschichte. Mainz: Kirchheim, 1859; Der Tod des Leibes kein Tod der Seele. Dresden: Türk, 1865; Das Geisterreich in Glauben, Vorstellung, Sage und Wirklichkeit. Dresden, 1867; Das Reich des Wundersamen und Geheimnisvollen. Regensburg: Coppenrath, 1872; Kaspar Hauser. Regensburg: A. Coppenrath, 1873; Das Wunder. Seine Bedeutung, Wahrheit und Notwendigkeit. Regensburg, 1874.

 

 

Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.