Andreas Resch: Zephyrinus Agostini


ZEPHYRINUS AGOSTINI
(1813-1896)

PRIESTER UND GRÜNDER
DER URSULINEN
TÖCHTER VON MARIA IMMAKULATA

Selig: 25. Oktober 1998
Fest: 6. April

ZEPHYRINUS AGOSTINI wurde am 24. September 1813 als Sohn des Antonio Agostini, eines sehr verantwortungsbewussten, fast schon heroischen Arztes, und der Angela Frattini, einer gläubigen und klugen Frau, in Verona, Italien, geboren und am 28. desselben Monats auf den Namen Zephyrinus getauft. Mit nur fünf Monaten verlor er den Vater, der am 14. März 1814 infolge einer Krankheit, die er sich in Ausübung seines Berufes zugezogen hatte, verstarb. Von diesem Zeitpunkt an wurden der kleine Zephyrinus und sein Bruder Urban von der Mutter und den Großeltern väterlicherseits erzogen. Kindheit und Jugend verbrachte er also bei den Großeltern in Terrossa (VR), wo er lesen und schreiben lernte. Nach Beendigung der Volksschule besuchte er ab dem 12. Lebensjahr das städtische Gymnasium von Verona, durchweg mit ausgezeichnetem Erfolg. Während er geistig heranreifte, wuchsen auch seine Frömmigkeit und die christlichen Tugenden. Mit 18 Jahren trat er am 11. November 1832, seiner Berufung zum Priestertum folgend, in das bischöfliche Seminar der Diözese von Verona ein, wo er in den darauffolgenden Jahren Philosophie und Theologie studierte. Nach Abschluss der Studien wurde er am 11. März 1837 zum Priester geweiht.

Die ersten acht Jahre seines priesterlichen Wirkens, von 1837 bis 1845, verbrachte Agostini in seiner Heimatpfarre Ss. Nazario e Celso, wo er sich mit Eifer dem Religionsunterricht und der Betreuung der Jugendlichen des Oratoriums widmete. Gleichzeitig hatte er auch das Amt eines Koadjutors der Kurie inne, d. h. er war eine Art bischöflicher Vizekanzler in enger Zusammenarbeit mit den Bischöfen Josef Grasser (1829-1839) und Aurelio Mutti (1840-1851). Dabei hatte er die Aufgabe, eine hohe Zahl von Dekreten zu redigieren, die allesamt von seinem Fleiß und seiner Arbeitsamkeit zeugen. Von Zeit zu Zeit war er bei den Pastoralvisitationen von Msgr. Mutti der eigentliche Kanzler. Zudem trat er in den Pfarreien der Stadt und der Vororte häufig als Prediger auf.

Am 29. Juni 1845 übernahm Agostini in seiner großen Pfarrei, die seit mehreren Jahren ohne Pfarrer gewesen war, die Aufgabe des Pfarrers und blieb dort bis zu seinem Tod. Er übte seine Tätigkeit stets mit großem Einsatz aus. Sämtliche Bereiche der Pfarrseelsorge wurden mit viel Eifer gepflegt, vor allem Predigt, Katechese, das Bußsakrament und die Eucharistie. Agostini hatte die Gabe des rechten Rates und der Umsicht. Mit pastoralem Gespür förderte er die Laienvereine, die sich der spirituellen Formung und dem Apostolat widmeten, wie die Jugendheime, die Bruderschaft von der Christlichen Lehre und vom Allerheiligsten Altarsakrament, die Fromme Gemeinschaft der christlichen Mütter und das Pfarrkomitee.

1852 wollte Agostini in der Pfarrei ein Haus für die weibliche Jugend unter Leitung der Canossianerinnen errichten, doch schlug der Versuch fehl. Er bemühte sich daher, Lebensideal und Apostolat der hl. Angela Merici bekannt zu machen, wobei er dies den Mädchen seiner Pfarrei so erfolgreich vermittelte, dass sich einige Mitglieder des Marienheims nachdrücklich zur Mitarbeit anboten. Mit ihrer Hilfe, darunter Maria Bollezzoli, die 1874 in die von Daniele Comboni gegründete Kongregation eintrat und die erste Oberin der Frommen Mütter der Negerländer wurde, eröffnete Agostini 1854 die Schule der Nächstenliebe für die armen Mädchen der Pfarrei. In diese Zeit fielen die drei Unabhängigkeitskriege von 1848/49, 1859 und 1866, sodass er sich auch um die Pflege der Verwundeten und der Epidemieopfer kümmern musste; besonders verbreitet war die Cholera im Jahre 1855.

Gleichzeitig begeisterte er eine Gruppe junger Frauen, die bereit waren, sich Gott zu weihen und in der Welt ein Leben der Vollkommenheit und des Apostolats zu führen, ganz im Sinne der Spiritualität der hl. Angela Merici. So entstand 1856 die Gemeinschaft der „Frommen Schwestern der hl. Angela Merci“, die ihm bei der Erziehung der weiblichen Jugend zur Seite stehen sollte. Für sie verfasste er eine Regel, die vom Ordinarius von Verona anerkannt wurde. Von 1860 an begannen einige der Mitarbeiterinnen unter der Leitung von Fiorenza Quaranta (1821-1897) ein Zusammenleben in Gemeinschaft, doch war Agostini von einer neuen Institution noch nicht überzeugt. Als die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich schon 1857 abgezeichnet hatten, weiter andauerten, wollte er sein Werk 1864 einem Schwesterninstitut anvertrauen. Die Verhandlungen scheiterten jedoch und Agostini musste wieder allein weitermachen.

Erst 1869, als der Bischof von Verona, Luigi di Canossa, die Früchte der drei Jahre zuvor in Brescia neu konstituierten Gemeinschaft der hl. Angela Merici erkannte, beauftragte er Agostini mit der Errichtung der Gemeinschaft der Ursulinen in seiner Diözese. Dieser widmete sich von da an mit großem Einsatz der Verbreitung und dem Wachstum der Gemeinschaft, die bei seinem Tod schon in vielen Pfarreien der Stadt und in verschiedenen Diözesen Fuß gefasst hatte.

Gleichwohl lag ihm die Weiterentwicklung jener kleinen Gemeinschaft am Herzen, die ihn im Schulapostolat der Pfarrei unterstützte. Aus dieser bescheidenen Gruppe junger Frauen, die sich für das Ideal der hl. Angela Merici begeisterten, formierte sich allmählich eine neue religiöse Gemeinschaft, deren Regel Agostini ausarbeitete, die am 21. Juni 1869 die diözesane Approbation erhielt. Das Institut konnte so in eine sicherere Zukunft starten. Am 24. September 1869 legten die ersten 39 internen und externen Ursulinen die Profess ab und am 18. November 1869 konstitutierte sich die Kongregation der Ursulinen Töchter von Maria Immakulata (Abb.). Sie betraute Agostini mit der besonderen Aufgabe, „für den Nächsten und vor allem für die Jugend alles erdenklich Gute zu tun“. Eine echte Ursuline ist nach Agostini, wer mit dem Feuer der Nächstenliebe und Hingabe Christus durch einen freudigen, einfachen und großzügigen Dienst Seelen zuführt; wer sich als „Gehilfin Christi“ erfährt, als ein demütiges Instrument einzig zu Seiner Verherrlichung. Die wahre Ursuline wird sich bemühen, „heilig an Geist, Herzen und Körper“ zu sein, d.h. dem Herrn geweiht durch die Praxis der Evangelischen Räte der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams und ganz dem Wohle der Mädchen verschrieben. „Heilig sein und anderen helfen, heilig zu werden, indem man sein Leben in der Welt radikal nach den Evangelischen Räten gestaltet“, lautet der Auftrag, den Agostini den Ursulinen aller Zeiten zur Verwirklichung nach den je eigenen Möglichkeiten religiös-apostolischen Lebens erteilt. Den Ursulinen Töchter von Maria Immakulata vertraute er in besonderer Weise die weibliche Jugend der Pfarrei an; sie sollten die Mädchen auf das Leben vorbereiten: „Jesus hat euch auserwählt und dazu berufen, Ihm mit größerer Vollkommenheit zu dienen, indem er euren Händen das Teuerste anvertraut, das sein eigen ist, nämlich die Pflege und Formung der Seelen für Ihn.“

Don Zephyrinus Agostini wurde als Gründer und geistlicher Vater des aufkeimenden Instituts und als Generaldirektor der Ursulinen der Diözese anerkannt. So zeichneten sich von Anfang an die zwei unterschiedlichen Wege ab, auf denen die Schülerinnen Agostinis für ein und denselben Zweck wandeln würden: die Internen mit Gemeinschaftsleben und die Externen, die in den jeweiligen Familien verblieben.

Trotz dieser großen Aufgaben vernachlässigte Agostini in keiner Weise seine Arbeit als Pfarrer und Seelenhirte, und so trennten auch die Gläubigen die Gestalt des Pfarrers nie von jener des Gründers; wenn sie daher von den Ursulinen sprachen, sagten sie: „die Schwestern des Erzpriesters“.

Neben den Tätigkeiten in der Pfarrei wurde Agostini als geschätzter Lehrmeister und Seelenführer auch eingeladen, geistliche Exerzitien für Seminaristen, Weihekandidaten und Priester zu halten.

Um seiner Herde in Würde zu dienen, verzichtete er auf alle persönlichen Interessen, Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten und lebte in Armut; das Geld spendete er zur Unterstützung der Armen in seiner Pfarrei und für seelsorgliche Zwecke. Im Umgang mit den Mitmenschen zeigte er sich wohlwollend und gütig, wobei er sein autoritäres und impulsives Temperament im Zaum zu halten wusste. Er beeindruckte durch seine außerordentliche Treue und Beständigkeit bei den täglichen priesterlichen Aufgaben, durch die Intensität und Beharrlichkeit seines Gebets, durch Umsicht und Durchsetzungsvermögen bei der seelsorglichen Arbeit.

Die Ursulinen versuchen, in Erfüllung ihres spezifischen Auftrags, den Mädchen zu helfen, die Schwierigkeiten zu meistern, die sich der menschlichen und christlichen Entfaltung entgegenstellen. Wo immer sie hinkommen, entsteht sobald als möglich eine Schule als bewährtes Mittel zur Evangelisierung und Hebung der Lebensqualität der Mädchen und folglich der Gemeinschaft. Der Gründer Agostini fügte der Intuition von Angela Merici noch den Gemeinschaftswert des Zeugnisses und des gemeinsam erfüllten Auftrages hinzu, indem er sagte: „Jede von euch hat als Braut Jesu Christi andere Bräute Christi zu Gefährtinnen und daher müsst ihr euch untereinander wie Schwestern schätzen und lieben… die schwesterliche Liebe muss das Band sein, das euch eint, und das Zeichen, das euch unterscheidet.“

Nachdem er sich von einer schweren und langwierigen Krankheit mühsam erholt hatte, wollte er wieder seiner normalen Tätigkeit nachgehen, erkrankte jedoch in der Fastenzeit 1896 aufs Neue und wurde zunehmend schwächer, bis er am 6. April 1896 sein irdisches Leben in Verona beendete. Seine körperlichen Überreste ruhen in der Kapelle des Mutterhauses der Orsoline Figlie di Maria Immacolata, via Muro Padri, 24, Verona, Italien.

Am 25. Oktober 1998 wurde Zephyrinus Agostini von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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