Andreas Resch: Vasyl Velyckovskyj und Gefährten

VASYL VELYČKOVSKYJ, Bischof
(1903-1973),
Fest: 30. Juni

IVAN ZIATYK,
Priester

(1899-1952),
Fest: 17. Mai

ZYNOVIJ KOVALYK, Priester
(1903-1941),
Fest: 30. Juni

UKRAIN. MÄRTYRER
DER
KONGREGATION DES HEILIGSTEN ERLÖSERS (REDEMPTORISTEN)

Selig: 27. Juni 2001

Vasyl Velyčkovskyj wurde am 1. Juni 1903 in Stanislaviv, heute Ivano Frankiwsk, als Spross einer alten Priesterfamilie geboren. Seine Eltern, Volodymyr und Anna, erzogen ihre Kinder zu eifrigen und opferbereiten Christen. Während des Ersten Weltkriegs unterbrach Vasyl das Studium, um für die Unabhängigkeit seiner Heimat zu kämpfen, was von seinem schwierigen Weg in einem kleinen Dienst zeugte. Aus dem Krieg zurückgekehrt, trat er in das Theologische Seminar von Lemberg ein. Zum Diakon geweiht, verspürte er den Ruf zum Ordensleben und begann im August 1925 das Noviziat bei der Kongregation des Heiligsten Erlösers; bald darauf wurde er zum Priester geweiht. Sieben Jahre hindurch gab sich Velyčkovskyj mit Leidenschaft den Volksmissionen in den Dörfern und Städten Wolhyniens (Landschaft in der Nordwestukraine) hin. Sein Eifer und seine besondere Begabung blieben auch den Oberen nicht verborgen. Sie schickten ihn nach Stanislaviv, um dort gemeinsam mit anderen, älteren und erfahreneren Redemptoristen die Missionen zu predigen. So begann seine seelsorgliche Arbeit, die sich mehr als 20 Jahre hinzog, bis die Bolschewiken die Katholische Kirche gewaltsam auslöschten. Im November 1928 übersiedelte Velyčkovskyj in das Haus von Kowel, um in den umliegenden Dörfern eine intensive missionarische Arbeit in Gang zu setzen. Seine Tätigkeit verlief nicht unbemerkt von der polnischen Besatzungsmacht, die im Bestreben, in der Seelsorgearbeit von P. Velyčkovskyj irgendwelche politischen Andeutungen auszumachen, auf seiner Ausweisung aus Wolhynien bestand. So übersiedelte er 1935 in das Haus von Stanislaviv. Zusammen mit dem seligen Pater Zynovij Kovalyk leitete er in der Folge die großen Missionen in ganz Galizien und im Gebiet der Karpaten. Während der bolschewistischen Besatzung stieg seine Popularität weiter an. 1941 schickte ihn der Metropolit von Lemberg auf Ersuchen der orthodoxen Gläubigen in der Zentralukraine nach Kamjanez Podilskyj, wo die umliegenden Dörfer, die seelsorglich Jahre hindurch brach gelegen waren, diesbezüglich eines intensiven Engagements bedurften. Jeder Pfarrangehörige wollte beichten und hunderte von Kindern warteten auf die Taufe. Die Kirchen füllten sich mit Gläubigen. Pater Vasyl aber konnte nicht lange bleiben, weil seine pro-ukrainische Tätigkeit der neuen Okkupationsregierung alles andere als genehm war. Nach drei Tagen beschuldigte ihn der Oberoffizier, mit den Rebellen Bandieras, des Führers der ukrainischen Partisanen, in Verbindung zu stehen, und befahl ihm, die Stadt innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. P. Vasyl zog sich daraufhin nach Lemberg zurück.
1942 befanden sich die sowjetischen Truppen bereits in der Nähe von Ternopil und da es dort keine Redemptoristen gab, war es den Militärs ein Leichtes, das Gerücht in die Welt zu setzen, dass die Priester vor ihrer Ankunft geflohen seien, um so die katholische Kirche in Misskredit zu bringen. Es war nun an Pater Vasil, nach Ternopil zu übersiedeln und zum Oberen des dortigen Hauses ernannt zu werden. Im Verlauf des Jahres 1943 befand er sich zwar erneut in Lemberg, kehrte jedoch wieder nach Ternopil zurück, wo in der Nacht vom 10. zum 11. April 1945 die Militärs die gesamte Hierarchie der Katholischen Kirche und mit ihr auch Pater Vasil gefangen setzten. Sie sagten zu ihm: „Du hast die Wahl: entweder den Übertritt zur orthodoxen Kirche zu unterzeichnen und sofort nach Hause zu gehen oder den Übertritt zu verweigern und ins Gefängnis zu wandern.“ Pater Vasyls Reaktion war lediglich: „Nein, niemals!“
Am 11. April 1945 wurde er verhaftet und zu zehn Jahren Zwangsarbeit im Lager von Workuta in Sibirien verurteilt. Ende Herbst 1945 froren ihm während der Reise die Füße ab. Lange Zeit konnte er nicht mehr stehen und auch späterhin hinderte ihn das alte Leiden daran, sich zu erholen. Nach seiner Entlassung 1955 kehrte er nach Lemberg zurück, wo er 1959 zum Bischof der griechisch-katholischen „Untergrundkirche“ ernannt wurde. Aufgrund der brutalen kommunistischen Verfolgung erfolgte die Bischofsweihe erst 1963. Am 2. Juni 1969 wurde er zum zweiten Mal verhaftet, diesmal unter der Anklage, „in Ternopil geheime theologische Studien organisiert zu haben“. Am 27. Januar 1969 wurde er zu drei Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis von Komunars’k erkrankte er schwer am Herzen. Vor seiner Enthaftung am 27. Januar 1972 injizierten ihm seine Gefängniswärter eine unbekannte Substanz, die ihm bis zu seinem Tod schwere gesundheitliche Probleme verursachte. In dieser Lage erlaubten ihm die Behörden nicht, nach Lemberg zurückzukehren. So begab er sich nach einem kurzen Aufenthalt bei seiner Schwester in Zagreb nach Rom, wo er von Papst Paul VI. in Privataudienz empfangen wurde, um anschließend nach Kanada zu gehen. Am 15. Juni 1972 erreichte er Winnipeg, wo er am 30. Juni 1973 im Alter von 69 Jahren starb. Seine sterblichen Überreste befinden sich in der Redemptoristenkirche St. Josef, 250 Jefferson Avenue, Winnipeg, Manitoba, Kanada.

Ivan Ziatyk kam am 26. Dezember 1899 in der Ortschaft Odrechova, Polen, zur Welt. Seine Eltern, Stepan und Maria, waren einfache Bauern. Nach der Dorfvolksschule besuchte er von 1911 bis 1919 das Gymnasium in der Stadt Sjanok. Er galt sowohl beim Lernen als auch im Betragen als einer der Besten. 1919 trat er in das Theologische Seminar von Przemyšl ein. Nach Beendigung der philosophischen und theologischen Studien wurde er 1923 zum Priester geweiht. Anschließend wirkte er als Seelsorger in der Ortschaft L’osi. Von 1925 bi 1935 bekleidete er das Amt des Präfekten im Ukrainischen Seminar in Przemyšl, wo ihm die spirituelle und intellektuelle Ausbildung der Seminaristen oblag; gleichzeitig unterrichtete er den Katechismus und Dogmatik. Da er seit langem Ordensmann werden wollte, trat er am 15. Juli 1935 in die Kongregation des Heiligsten Erlösers ein. Nach Beendigung des Noviziats in Holosko wurde Pater Ivan 1936 nach Stanislaviv (heute Ivano-Frankiwsk) in das Haus der Mutter von der Immerwährenden Hilfe geschickt und im Herbst 1937 in das Haus St. Klemens nach Lemberg versetzt. Dort erfüllte er die Aufgaben eines Ökonomen und vertrat den Vize-Provinzial während dessen Abwesenheit. 1934 errichteten die Redemptoristen ein eigenes Seminar in Holosko, wohin Pater Ivan entsandt wurde, um Dogmatik und Bibel zu lehren. Von 1941 bis 1944 war er Oberer des Hauses von Ternopil und von 1945 bis 1946 waren ihm die Auszubildenden der Redemptoristen in Zbojiska anvertraut, wobei er sich der Predigt, der Beratung und dem Gebet widmete. Die Themen, die dem exzellenten Prediger am meisten am Herzen lagen, waren die Passion Christi, die Eucharistie und die Mutter Gottes.
Am 17. Oktober 1948, einem Sonntag, nahmen die Bolschewiken alle Redemptoristen von Holosko gefangen und brachten sie nach Univ in eines der Studitenklöster, wo die 31 Redemptoristen zusammen mit anderen Ordensleuten gezwungen waren, in einem äußerst schwierigen Umfeld zu leben. Am 15. Januar 1948 wurde der Vizeprovinzial der Redemptoristen, Pater J. De Vocht aus der Ukraine ausgewiesen, weil er belgischer Staatsbürger war. Unmittelbar vor seiner endgültigen Abreise übertrug er die Aufgaben des Hirten der griechisch-katholischen Untergrundkirche Pater Ivan, der auch Vizeprovinzial der Redemptoristen wurde. Wegen der wachsenden Verfolgung durch die Kommunisten ernannte ihn der Metropolit Andrej šeptyc’kyj zum Generalvikar der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Am 5. Januar 1950 wurde er als „Redemptorist und Verbreiter der Ideen des Papstes von Rom“ zu zehn Jahren Haft in einem streng geführten Lager verurteilt. Die im Lager von Oserlag erlittenen Folterungen und Misshandlungen waren brutal. Pater Ivan Zyatik starb am 17. Mai 1952 im jungen Alter von 53 Jahren in einem Lagerspital von Oserlag (Irkutsk, Russland). Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof 373, im Gebiet des Bajkalsees, Distrikt Tajshet, Region Irkutsk, Russland.

Zynovij Kovalyk wurde am 18. August 1903 im Dorf Ivachiv Horisnyj, Region Ternopil, Ukraine geboren. 1925 trat er in das Noviziat der Kongregation des Heiligsten Erlösers ein, wo er am 28. August 1926 die Gelübde ablegte. Gleich anschließend wurde er zu philosophischen und theologischen Studien nach Belgien geschickt. Nach seiner Rückkehr in die Ukraine wurde er am 9. August 1932 zum Priester geweiht und dann umgehend nach Wolhynien versetzt, um unter den orthodoxen Brüdern die Union mit dem Papst wiederherzustellen. Seine Missionen hatten überaus großen Erfolg. Daraufhin übersiedelte er nach Stanislaviv, wo er in sehr vielen Dörfern als Seelsorger wirkte. Vor der sowjetischen Besetzung dieses Landesteils ging er nach Lemberg, wo ihm der Metropolit wegen seines großen Talents als Ökonom häufig Aufträge dieser Art übertrug. Als 1939 die sowjetischen Truppen einmarschierten, bekleidete P. Kovalyk in einem der Klöster der Kongregation gerade das Amt des Ökonomen und fuhr fort, in einer einfachen und klaren Sprache mutig zu predigen. Seine letzte öffentliche Predigt fand 1940 in Ternopil vor mehr als 10.000 Gläubigen statt. Wieder in Lemberg, wurde er in der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember 1940 von sowjetischen Geheimagenten verhaftet und in das Brygidky-Gefängnis in Lemberg geworfen. Durch das Vorrücken der deutschen Armee mussten die sowjetischen Truppen die Stadt Lemberg verlassen, nicht ohne vorher die Gefangenen niederzumetzeln. Pater Kovalyk wurde Ende Juni 1941 im Kerker von Lemberg tot aufgefunden. Einige Augenzeugen berichteten, sie hätten ihn gekreuzigt an der Kerkermauer gesehen.

Am 27. Juni 2001 wurden Vasyl Velyčkovskyj, Ivan Ziatyk und Zynovij Kovalyk von Papst Johannes Paul II. in Lemberg seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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