Andreas Resch: Thomas Maria Fusco

THOMAS MARIA FUSCO
(1831-1891)

PRIESTER UND GRÜNDER DES INST. DER BARMHERZIGEN SCHWESTERN
VOM KOSTBAREN BLUT

Selig: 7. Oktober 2001
Fest: 24. Februar

THOMAS MARIA FUSCO wurde am 1. Dezember 1831 als siebtes von acht Kindern des Apothekers Antonio Fusco und der Adeligen Stella Giordano in Pagani (SA), Diözese Nocera-Sarno, Italien, geboren. Die Eltern, moralisch integer und religiös, erzogen ihre Kinder zum christlichen Glauben und zur Liebe zu den Armen. Bei der Taufe am gleichen Tag in der Pfarrkirche San Felice e Corpo di Cristo erhielt der Kleine den Namen Thomas.

1837, als Thomas sechs Jahre alt war, fiel die Mutter der Choleraepidemie zum Opfer, weshalb er einem Onkel väterlicherseits, einem Priester, anvertraut wurde, weil sich der Vater, der voll im Beruf stand, nicht entsprechend um ihn kümmern konnte. Einige Jahre später, 1841, starb auch der Vater. Von da an nahm sich der Onkel, der zudem Volksschullehrer war, ganz seiner an und sorgte auch für seine Ausbildung.
Von 1839 an, dem Jahr der Heiligsprechung von Alfons Maria von Liguori, träumte der kleine Thomas von Kirche und Altar. Als Jugendlicher versuchte er – mit dem Vorsatz, in die Mission zu gehen – Jesuit zu werden, doch wurde er nicht aufgenommen und musste nach Hause zurückkehren. 1847 konnte er schließlich in das Diözesanseminar von Nocera Inferiore eintreten, aus dem 1849 sein Bruder Raphael als geweihter Priester hervorging. Am 1. April 1851 erhielt Thomas das Sakrament der Firmung. Nach Beendigung seiner philosophischen und theologischen Studien und in seiner Berufung durch den ehrwürdigen Redemptoristen, P. E. Ribera († 1874) bestätigt, wurde er am 22. Dezember 1855 zum Priester geweiht.

In jenen Jahren der Vorbereitung und ebenso freudiger wie schmerzlicher Erfahrungen wegen des Verlustes geliebter Menschen, darunter der Onkel (1847) und sein jüngerer Bruder Raphael (1852), entwickelte sich bei Thomas Maria eine Verehrungsform, die der ganzen Familie Fusco immer teuer gewesen war, nämlich die Liebe zum leidenden Christus und seiner Allerseligsten Schmerzensmutter, wie die Biografen schreiben: „Er war ein großer Verehrer des Kreuzes und blieb es ein Leben lang.“

Vom Beginn seiner priesterlichen Arbeit an lag ihm besonders die Ausbildung der Kinder am Herzen, für die er in seinem Haus eine Vormittagsschule eröffnete; die Abendkapelle für die Jugendlichen und Erwachsenen bei der Pfarrkirche San Felice e Corpo di Cristo setzte er wieder instand, um die humane und christliche Bildung zu fördern. Sie war ein authentischer Ort des Gesprächs und Gebets, wie sie es zu Zeiten des hl. Alfons gewesen war, der in Pagani wegen seines Apostolats geschätzt und verehrt wird.

1857 wurde Fusco zur Kongregation der Missionare von Nocera unter dem Titel des hl. Vinzenz von Paul zugelassen, denen die Aufgabe der Missionspredigt vor allem in den Regionen Süditaliens zukam. 1860 wurde er zum Kaplan des Heiligtums Unserer Lieben Frau vom Karmel in Pagani bestellt, wo er die männlichen und weiblichen katholischen Vereine stärkte und den Altar des Kreuzes sowie die Fromme Union für den Kult des Kostbaren Blutes Jesu errichtete. Dabei inspirierte er sich am Beispiel der hll. Vinzenz Pallotti und Gaspare del Bufalo. Für die Befähigung zum Beichthören eröffnete er 1862 in seinem Haus eine moraltheologische Schule für Priester, um in ihnen die Liebe des Blutes Christi zu entflammen. Im gleichen Jahr errichtete er auch eine Gemeinschaft von Priestermissionaren, die „Gesellschaft des katholischen Apostolats vom Kostbarsten Blut“ für die Volksmissionen; 1874 erhielt er vom seligen Papst Pius IX. die Approbation. Gleichzeitig war er ständig unterwegs, um Volksmissionen zu predigen.

Tief getroffen vom Unglück eines Waisenkindes, das einem Verkehrsunfall zum Opfer fiel, gründete Fusco am Dreikönigstag des Jahres 1873 nach gewissenhafter Vorbereitung im Läuterungsgebet die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Kostbaren Blut (Abb.). Das Werk nahm seinen Anfang in der Kirche Unserer Lieben Frau vom Karmel in Gegenwart von Bischof Raffaele Amirante, der mit der Überreichung des Kleides an die ersten drei Schwestern das erste Waisenhaus für sieben arme Waisen des Dorfes einweihte. Der neuen Kongregation, die 1921 offiziell approbiert wurde, fielen als spezifische Aufgaben die Jugenderziehung sowie die Alten- und Krankenpflege zu. In der Regel für die Schwestern fasste Fusco den Zweck der Gründung mit folgenden Worten zusammen: „Der einzige Zweck, der mich inspiriert hat, dieses Büchlein zu veröffentlichen ist, euch heilig und vollkommen zu sehen. Das ist mein Wunsch, das war mein Bemühen und das wird immer mein glühendes Gelöbnis sein, das ich unaufhörlich an Gott richten werde.“ Heute setzen die Schwestern, in der Treue zum Charisma des Gründers, dessen Botschaft um: leben, um in den Schwestern und Brüdern bis zur Selbstaufgabe jene Liebe zu zeigen und auszugießen, mit der Christus sein Kostbares Blut vergossen hat. Derzeit arbeiten Schwestern in Italien, in den USA, in Brasilien, Afrika, Indien und auf den Philippinen.

Neben der Sorge für das Institut widmete sich Fusco weiterhin der seelsorglichen Arbeit durch das Predigen von Exerzitien und Volksmissionen. Aus dieser apostolischen Erfahrung entstanden zahlreiche Gründungen von Häusern und Waisenheimen, die charakteristisch waren für seine heroische Nächstenliebe, welche er vor allem in den letzten 20 Jahren seines Lebens (1870-1891) noch intensivierte.

Zu den Aufgaben des Gründers und Apostolischen Missionars gesellten sich noch jene des Pfarrers (1874-1887) an der Kirche Matrice di San Felice e Corpo di Cristo in Pagani, des außerordentlichen Beichtvaters der Klausurnonnen von Pagani und Nocera und, in den letzten Lebensjahren, des Spirituals der Laienkongregation beim Heiligtum der Madonna del Carmine.

Schon bald musste sich Thomas Fusco, der wegen seiner guten Arbeit und seines vorbildlichen Priesterlebens zu einem Neidobjekt geworden war, mit Demütigungen und Verfolgung auseinandersetzen. Dies ging bis zur infamen Unterstellung seitens eines Mitbruders im Jahre 1880. Die Verleumdung war umso verabscheuungswürdiger, als sie von Priestern kam, die noch dazu von antiklerikalen und freimaurerischen Obrigkeiten gestützt wurden. Fusco verbrachte den Rest seines Lebens in tiefster Bitterkeit und in einem Dauerzustand moralischen Leidens, jedoch dem Willen Gottes ergeben, der seinen Verleumdern die Straffreiheit zugestand, deren Vergehen Fusco hochherzig zu verzeihen wusste, indem er mit Liebe jenes Kreuz trug, das ihm sein Bischof Ammirante im Augenblick der Gründung prophezeit hatte: „Hast Du den Titel des Kostbaren Blutes gewählt? Nun, dann bereite dich darauf vor, den bitteren Kelch zu trinken!“

In Momenten härtester Prüfung, die er in Stille ertrug, sagte er immer wieder: „Für Gott zu handeln und zu leiden, sei euer steter Lobpreis, und für die Werke und Leiden, die ihr erduldet, sei Gott euer Trost auf Erden und euer Lohn im Himmel. Die Geduld ist wie ein Schutz und die Stütze aller Tugenden.“

„Vier Dinge schulden wir dem Nächsten: ihn in seinen Fehlern zu ertragen, ihm in der Not zu helfen, ihn im Leid zu trösten, ihn mit unserem guten Beispiel und unserem Verhalten aufzubauen.“

Don Fusco entnahm diese asketische Lehre in erster Linie dem hl. Alfons, wenngleich ohne dessen Spuren zu folgen. Er legte vielmehr in seiner Verehrung des Blutes Christi eine Originalität an den Tag, die er durch Predigten und Schriften verbreitete und indem er in der Region Gemeinschaften errichtete. Fusco erstellte eine Sammlung von Stoßgebeten in Prosa und Lyrik, deren ständige Wiederholung er anregte, wie zum Beispiel:

„Mein Jesus,
forme in mir mit deinem Blut
eine zarte und herzliche Liebe,
aufrichtig und innig,
wirksam und konkret,
mitleidsvoll und allumfassend,
mit einem Wort, eine Liebe, die
auf deiner Liebe gründet.“

Weitere Zeugnisse seiner tiefen Spiritualität finden sich in seinen veröffentlichten und unveröffentlichten Schriften, in denen man die Elemente seines Charismas erkennen kann: absolute Liebe zu Gott, universale Liebe zu den Brüdern und Schwestern, Kult der Liebe des Blutes von Jesus dem Gekreuzigten. An dieser Stelle seien genannt: Raccolta di Sentimenti – Colloqui – Discorsi (1856); Pio esercizio in onore del Sangue Preziosissimo di Nostro Signore Gesù Cristo (1865); Regolamento di vita devota (1867); L’ora consacrata al SS. Sacramento (1867); La figlia del Sangue Preziosissimo di Cristo (1874); Statuti dell’Apostolato Cattolico del Preziosissimo Sangue di Gesù Cristo (1874), Epistolario (1877–1878); ebenso eine Sammlung von Stoßgebeten in Prosa und Lyrik. Unveröffentlicht ist ferner ein Sacro novenario del SS. Cuore di Gesù.

Aufgezehrt von einem Leberleiden starb Thomas Maria Fusco, Apostel der Liebe des Kostbaren Blutes, Freund der Kinder und Jugendlichen und jeder menschlichen und spirituellen Armut aufgeschlossen, am 24. Februar 1891, während er mit dem alten Simeon betete: „Nunc dimittis servum tuum, Domine, secundum verbum tuum, in pace“ (Lk 2,29). Er war 59 Jahre alt. Sein Grab befindet sich in der Kapelle der Erzbruderschaft des Heiligtums der Madonna del Carmine am Friedhof von Pagani (Salerno), Italien.

Am 7. Oktober 2001 wurde Thomas Maria Fusco von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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