Andreas Resch: Theresia Maria vom Kreuz Manetti

THERESIA MARIA
VOM KREUZ
MANETTI
(1846-1910)

GRÜNDERIN
DER KONGREGATION DER KARMELITINNEN
DER HL. THERESIA
VON FLORENZ

Selig: 19. Oktober 1986
Fest: 23. April

THERESIA MARIA VOM KREUZ MANETTI wurde am 2. März 1846 als Tochter der in bescheidenen Verhältnissen lebenden Eheleute Salvator Manetti und Rosa Bigagli in San Martin in Campi Bisenzio, Italien, geboren und auf den Namen Theresia Adelheid Cesira getauft. Im Kreis der Familie wurde sie aber, ihrer Frohnatur und Frömmigkeit wegen, stets liebevoll „Bettina“ gerufen.

Mit drei Jahren verlor die Kleine ihren Vater, so dass die Mutter mit den Kindern (inzwischen war noch ein Brüderchen, Adam Raffael, hinzugekommen) in große wirtschaftliche Not geriet. Bei der Erziehung versuchte sie den Kleinen vor allem die Verehrung für Maria und das Allerheiligste Altarsakrament sowie die Liebe zu den Armen nahe zu bringen. Aufgrund der prekären wirtschaftlichen Situation konnte das Mädchen nicht einmal die Volksschule abschließen, sondern wechselte in die Arbeitsschule zu den Schwestern von der Schmerzhaften Mutter. Die ersten Jugendjahre verbrachte Bettina zu Hause, wo sie die Mutter in häuslichen Belangen unterstützte und zudem Heimarbeit verrichtete, um etwas Geld zu verdienen.

Seit ihrer Erstkommunion am 8. Mai 1859 war Bettinas Leben völlig auf das Mysterium Jesu in der geweihten Hostie ausgerichtet. Mit der Vorbereitung der Erstkommunikanten begann sie ihr erstes Apostolat. Zu Weihnachten stellte sie Krippen auf, studierte Kirchenlieder ein oder organisierte kleinere Aufführungen. All diese Aktivitäten waren Ausdruck einer inneren Krise. Bettina wusste um ihre Begabungen und wollte um jeden Preis die Aufmerksamkeit der anderen auf sich ziehen, während ihre Mutter sie vor den Gefahren warnte, denen sie sich damit naiverweise aussetzte.
Doch war es ein banaler Unfall mit neunzehn Jahren, bei dem sie sich auf einem Dorffest das linke Bein brach, der ihrem Leben die entscheidende Wende gab: Von da an trug sie schlichte Kleidung, widmete sich mit mehr Ausdauer spirituellen Übungen, setzte sich für die Armen und Kranken ein und unterrichtete die Kinder im Katechismus. Das war im Jahre 1865. Auf diese Zeit Bezug nehmend, schrieb sie später: „Als ich mich ganz Gott geweiht habe, war ich neunzehn Jahre alt.“ Bettina nannte diesen Sinneswandel ihre „Bekehrung“, die sich nicht nur in ihrem Innern vollzog, sondern, wie schon angedeutet, auch nach außen kund tat und auch die ihr am nächsten stehenden Personen in Staunen versetzte.

Getreu dem neuen Lebensstil erwies sich Bettina als durch und durch häuslicher und religiöser Mensch, stets bereit, sich in den Dienst Gottes und ihrer Familie sowie der Armen und Notleidenden zu stellen. Unter Anleitung einer frommen Dame namens Assuntina Biagiotti und später ihres Spirituals und Mitarbeiters Ernesto Jacopozzi führte Bettina ein zurückgezogenes Leben auf der Suche nach der Einheit mit Gott, und zog so schon bald auch andere Mädchen in ihren Bann, die das Leben der Abgeschiedenheit, des Gebets und der Nächstenliebe mit ihr teilen wollten.

Beeindruckt von der Spiritualität der hl. Theresia von Avila entschied sie sich, nach Überwindung innerer Widerstände, für den Theresianischen Karmel und begann mit den Gefährtinnen der ersten Stunde in ihrem Haus 1873 ein gewissermaßen klösterliches Leben. Nachdem sie am Damm des Bisenzio bzw. in der Nähe der Kapelle S. Giusto ein kleines Häuschen gemietet hatte, verließ Bettina am 15. Juli 1874 ihre Familie und zog sich mit zwei Freundinnen dorthin zurück, um ein echtes Gemeinschaftsleben aufzubauen. Am 16. Juli, dem Fest der Heiligen Jungfrau vom Berge Karmel, schrieb Don Jacopozzi die drei Mädchen in den Dritten Orden der hl. Theresia ein und Bettina nannte sich fortan Sr. Theresia Maria vom Kreuz. Die drei Mitglieder der kleinen Gemeinschaft widmeten sich der Arbeit und dem Gebet, kümmerten sich um die Beschaffung von Mitteln zur Verteilung an die Armen und versammelten die Frauen zum Gemeinschaftsgebet und zu Exerzitien; dabei folgten sie den von Don Jacopozzi vorgeschlagenen Normen.

Schon nach kurzer Zeit ersuchten auch andere junge Frauen um Aufnahme in die aufstrebende Gemeinschaft, und so zählte diese 1876 bereits neun Mitglieder. Es wurde das angrenzende Haus dazugemietet, wo die kleinen Mädchen auch auf die Erstkommunion vorbereitet wurden. Die einheimische Bevölkerung bezeichnete den barackenartigen Bau als „das Kloster“. Die praktische Ausrichtung der neuen Gemeinschaft gründete auf einem konkreten Ereignis: Eine Mutter, die im Sterben lag, empfahl ihre beiden Töchter der Obhut von Sr. Theresia Maria. Diesem Umstand entnahmen diese und die Gefährtinnen, dass ihre künftige Aufgabe darin bestehen sollte, sich um die armen Mädchen zu kümmern und ihnen ein Zuhause und eine christliche Erziehung zu vermitteln. Die beiden Waisen wurden am 19. Februar 1877 aufgenommen. Bald darauf gesellten sich weitere dazu und das Werk verzeichnete fortan eine langsame, aber stete Entwicklung.

Die wachsende Zahl der in die Gemeinschaft eintretenden jungen Frauen sowie der aufgenommenen Mädchen zwang Sr. Theresia, sich nach größeren und besser ausgestatteten Räumlichkeiten umzusehen. Am 5. August 1879 wurde der Kaufvertrag für die Kapelle S. Giusto samt angrenzenden Lokalitäten abgeschlossen und im Dezember 1880 bezog die kleine Gemeinschaft das um die Kapelle errichtete Kloster. So wurde dieser Bereich innerhalb kurzer Zeit zum Zentrum eines Gebäudekomplexes, bestehend aus einer neuen, größeren Kirche, einem Kloster für die Schwestern, den Unterkünften für die Mädchen und den Klassenzimmern der Schule.

Ausgehend von diesem Zentrum, dem Mutterhaus, begann sich das Werk Sr. Theresias bis in die Toskana und den Mittleren Osten auszubreiten. 1882 wurde ein Haus in Calenzano und 1884 eines in Settimello eröffnet. Im Januar 1885 wurde die neue Institution dem Karmelitenorden eingegliedert, und einige Monate später begann man mit dem Bau einer neuen Kirche in S. Martin in Campi Bisenzio, die im Oktober 1887 feierlich dem Herzen Jesu geweiht wurde. Am 12. Juli 1888 erhielten Theresia und 27 Gefährtinnen das Ordenskleid; am darauf folgenden Tag konnten sie ihre Gelübde ablegen.

1889 wurde ein neues Haus in Scandicci eröffnet und 1891 ein weiteres in Lucca. Im gleichen Jahr erfolgte auch die endgültige Diözesanapprobation.
1893 folgte die Eröffnung eines Hauses in Sesto Fiorentino und 1894 in Montelupo Fiorentino. 1896 war Florenz an der Reihe, wo Sr. Theresia im Jahr 1900 mit der Errichtung von Kloster und Kirche begann. Diese Gründung lag ihr aufgrund der in der Kirche gehaltenen Ewigen Anbetung ganz besonders am Herzen. Ebenfalls 1900 erfolgte das „Decretum laude“ durch den Hl. Stuhl und 1904 die Anerkennung des Instituts mit der Approbation „ad septennium“ der Ordensregeln. Bei dieser Gelegenheit nahm die Kongregation die Bezeichnung Schwestern des Dritten Ordens der hl. Theresia an, heute Karmelitinnen der hl. Theresia von Florenz (Abb.).
Das im Jahre 1904 abgehaltene erste Kapitel bestätigte die Selige in ihrem Amt als Moderatorin, das sie praktisch von Anfang an ausgeübt hatte. Es folgten weitere Gründungen, darunter auch Haifa (1904-1907, am Fuße des Berges Karmel).
Die in diesen Jahren zeitlich dicht aufeinander folgenden Gründungen beanspruchten Sr. Theresias ganze Energie und stellten ihre physischen wie geistigen Kräfte auf eine harte Probe.

Im September 1908 unterzog sie sich wegen eines Fibroms im Uterus einem chirurgischen Eingriff und wurde im November des darauf folgenden Jahres aufgrund depressiver Störungen, bedingt durch die Intoxikation des Organismus, für ca. einen Monat in das Sanatorium Casa Nuova eingewiesen.

Am 23. April 1910 starb Theresia Maria vom Kreuz Manetti im Haus von S. Martin in Campi Bisenzio, nachdem sie am Abend vor ihrem Tod, obwohl sie keine Kommunion mehr empfangen konnte, folgendes Zeugnis hinterlassen hatte: „Mein Trost ist, dass ich mich viel ruhiger fühle… Ich bemühe mich, Ihm immer näher zu sein, indem ich oft auf alles verzichte, was mir zustünde. Man kann sich wohl vorstellen, was es mich kostet, ohne hl. Kommunion auszukommen, doch versuche ich, das spirituell wettzumachen und bewahre mir so meinen inneren Frieden.“

Nach anfänglicher Beisetzung der sterblichen Überreste in der hauseigenen Kapelle der Familie Sarri wurden diese am 22. April 1912 schließlich in die Klosterkirche der Suore Carmelitane di S. Theresia, via Torricella, 111, Campi Bisenzio (FI), Italien, überführt.

Am 19. Oktober 1986 wurde Theresia Maria vom Kreuz Manetti von Papst Johannes Paul II. in Florenz seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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