Taigi, Anna Maria (* 29.05.1769 Siena; † 9.06.1837 Rom), selig (30.05.1920, Fest: 9. Juni), Tochter des Apothekers Gianetti, Myst., Seherin, Prophetin. 1774 übersiedelte ihre Familie nach Rom. 1790 heiratete sie dort Domenico Taigi, den zornigen Hausdiener der Familie Chigi, unter dem sie viel zu leiden hatte. Vorbildliche Mutter von sieben Kindern, die sie unter ärmlichen Verhältnissen aufzog. 1790 weltl. Terziarin des Trinitarierordens, bekam jedoch erst 1808 den Habit. 47 Jahre lang sah sie vor sich und einen halben Meter über ihrem Kopf eine geheimnisvolle, von einer Dornenkrone umrankte Sonnenscheibe, in der sie vergangene, gegenwärtige und zukünftige Geschehnisse wahrnahm. T. führte ein heroisches Buß- u. Sühneleben. Ihr geistlicher Leiter war P. Vinzenz Maria Strambi (1745 – 1824). Reliquien (Leib angeblich unverwest) befinden sich seit 1865 in der Basilika San Crisogono am Viale Trastevere in Rom.
Lit.: Luthold-Minder, J.: Eine hl. Frau u. Mutter: A. M. Taigi, Konstanz 1976; Schamoni, Wilhelm: Wunder sind Tatsachen, Würzburg 1976; Burkhardt, Barbara: Annetta: Das Leben der A.M. Taigi, Leipzig 1986; Schamoni, W. / K. Besler: Charismatische Heilige. Stein a. Rhein: Christiana, 1989, S. 144 – 151; Bessières, Albert: A. M. Taigi: Seherin und Prophetin, Beraterin von Päpsten und Fürsten 1769 – 1837, Stein a. Rhein: Christiana, 41992.
Tampke > Ohlhaver, Hinrich.
Tappan-Richmond, Cora Lodencia Veronica Scott (* 21.04.1840 Cube, New York; † 2.01.1923), in ihrer Jugend auch Heilerin, vor allem aber umstrittenes Trance-Sprechmedium. Ihr Kontrollgeist nannte sich Ouina, ihr spiritueller Name war „Seerose“ (water lily). 1851 lebte T. – da ihre Eltern vom Spiritismus angetan waren – in einer solchen Gemeinschaft von Adin Ballou. 1852, als ihre Familie in einer internationalen Gemeinschaft in Waterloo, Wisconsin, lebte, entdeckte sie ihre Fähigkeit als Trancerednerin. Nach dem Tod ihres Vaters 1853 übersiedelte sie nach Buffalo, New York. Dort beeindruckte T. den Naturwissenschaftler Prof. Mapes, der ihre Kontrolle bat, über „primary rocks“ (Urgestein) zu sprechen. Mit 16 Jahren heiratete sie den ersten ihrer vier Männer, den 46-jährigen Mesmeristen Benjamin Franklin Hatch. Nach der Scheidung 1863 nahm sie den Namen Daniels an. Ihr dritter Mann wurde Samuel Forster Tappan (29.06.1831 – 6.01.1913), mit dem sie in Washington, DC, lebte. 1873 zahlreiche Auftritte in England. Nach ihrer Rückkehr nach Amerika heiratete T. William Richmond und zog nach Chicago. Ihr Mann gab ihre Bücher in England heraus. 1893 Mitbegründerin und Vizepräsidentin der National Spiritualist Association of Churches.
W.: Discourses Through the Mediumship of Mrs. Cora L. V. Tappan, Boston: Colby & Rich, 1876, Repr. London 1878; The Soul in Human Embodiment. Chicago: Spiritualist Publishing, 1887; My Experiments While out of the Body and My Return after Many Days. Boston: Christopher Press, 1915; Psychosophy. Chicago: Selbstverlag, 1888. Repr. Chicago: Regan Printing House, 1915.
Lit.: Barrett, Harrison D.: The Life and Work of Cora L. V. Richmond. Chicago: Hack & Anderson Printers, 1895; Melton, J. Gordon. Religious Leaders of America. Detroit: Gale Research, 1991.
Tappe, Nancy Ann (20. Jh.), aurasichtige Sensitive, Studium der Theologie und Philosophie, war Lektorin am San Diego Experimental College und hält weltweit Vorträge und Seminare. Von T. stammt der Terminus „Indigokinder“ als Bezeichnung für Kinder mit dunkelblauer (indigo) Aura und außergewöhnlichen, meist paranormalen Fähigkeiten. Nach Auskunft von Jan Tober („Die Indigo Kinder“) bemerkte T. seit Anfang der 1980er Jahre, dass vermehrt Kinder zur Welt kämen, die eine dunkelblaue (indigofarbene) Aura aufwiesen. Dabei werden angeblich fünf verschiedene Typen unterschieden: violette Kinder, Indigokinder, supermediale Kinder, Kristallkinder, Regenbogenkinder. China fördert schon seit einigen Jahrzehnten derartig begabte Kinder, die z. B. Blütenknospen von Blumen in kurzer Zeit zum Erblühen bringen können, telekinetische Effekte hervorbringen u. Ä. In West-Europa wurden solche erst in den 90er Jahren entdeckt. Von manchen esoterischen Energetikern wird behauptet, dass die Zunahme von Indigokindern Ausdruck einer fortschreitenden Entwicklung der Menschheit sei („Kinder der Zukunft“?). Aus der Sicht der Verhaltenspsychologie erinnern Indigokinder an Kinder mit ADHS-Symptomen (Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätsstörung); ob sie jedoch mit diesen gleichzusetzen sind, ist fraglich. Die ideologieverdächtige Hypothese der Indigokinder und ihrer Varianten ist allerdings kontrovers und polarisiert auch in sozialer Hinsicht. Lee Carroll dient als Medium für das Lichtwesen ‚Kryon‘.
Lit.: Dong, Paul: Die Indigo-Schulen Chinas, Koha-Verlag 1997; Carroll, Lee / Jan Tober: Die Indigo Kinder, Koha Verl. 1999.
Tardif, Emiliano (*6.06.1928; † 8.06.1999 San Antonio de Arredondo, Provinz Córdoba, Argentinien), kanadischer, charismatischer Priester, 1948 Eintritt in das Noviziat der Herz-Jesu-Missionare, 1955 Priesterweihe. Ab 1956 lebte er meist in der Dominikanischen Republik und widmete sich humanitären Werken der Nächstenliebe, bis er selbst 1973 schwer erkrankte; durch das Gebet einer charismatischen Gruppe wurde er geheilt und in der Folge entdeckte er seine eigene Heilungsgabe und hielt weltweit Vorträge darüber, dass Jesus auch heute Wunder wirke. In seinen Heilungsgottesdiensten geschahen zahlreiche Heilungen, auch solche von Aidskranken und mit Krebs im Endstadium. Nach seinem Tod wurde der Leichnam T.s in der Stadt Santiago de los Caballeros begraben und im Juni 2007 in einer Krypta der von ihm gegründeten Evangelisationsschule Johannes Paul II. in der Hauptstadt Santo Domingo beigesetzt. Der Erzbischof von Santo Domingo, Kardinal López Rodríguez, hat bereits erste Schritte zur Einleitung des Seligsprechungsprozesses des Charismatikers unternommen.
W.: Im Feuer der Liebe. Ohne Koffer rund um die Welt. Hauteville: Parvis 1996; mit Jose H. Prado Flores: Jesus lebt, Vier Türme 1988; mit Philippe Madres: Das Charisma der Heilung und Gebete um Heilung. Münsterschwarzach: Vier Türme, 1997; Jesus ist der Messias. Münsterschwarzach: Vier Türme, 2002.
Lit.: Buisson, Marie-Sylvie: Emiliano Tardif: Steh auf und geh! Untersuchungen über viele Heilungen, die die Welt erschüttern; (übers. v Margrit Meyendriesch). Hauteville: Parvis, 1996.
Targ, Russell (*11.04.1934 Chicago), amerikanischer Physiker und Parapsychologe, Pionier der Lasertechnologie und ihrer Anwendung. T. war 1972 Mitbegründer des Stanford Research Institute (SRI). Im gleichen Jahr führte er dort zum Studium des ‚remote viewing‘ im Hinblick auf dessen Einsatzmöglichkeit für die US-Geheimdienste zusammen mit Harold > Puthoff Tests und Experimente mit Uri > Geller und anderen Psychognosten (Pat Price, Ingo Swann) durch. Das Forschungsprogramm mit den Sensitiven war von 1972 bis 1995 als ‚secret‘ eingestuft, erfuhr aber von D. Marks und R. Kammann in ihrem Buch The Psychology of the Psychic (Prometheus Books 1980) eine negative Kritik wegen möglicher Tricks. T. war in erster Ehe mit Joan Fischer (*1938 Moskau; † 8.06.1998 Palo Alto, Kalifornien) verheiratet, der Schwester des Schachweltmeisters Bobby Fischer.
W.: Targ, R. / H. Puthoff: Information transfer under conditions of sensory shielding. In: Nature 251 (1975), 602 – 607; Puthoff, H. E. / R. Targ: A Perceptual Channel for Information Transfer over kilometer distances: Historical perspective and recent research. In: Proceedings of the IEEE (The Institute of Electrical and Electronics Engineers) 64 (März 1976) 3, 329 – 354; Puthoff, H. / R. Targ: Jeder hat den sechsten Sinn. Neue Ergebnisse über die psychischen Fähigkeiten des Menschen. Stuttgart / Hamburg: Deutscher Bücherbund; Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1977; Targ, R. / Keith Harary: Jeder hat ein Drittes Auge – Psi, die unheimliche Kraft. Zürich: Diana, 1985.
Tart, Charles (*29.04.1937 Morrisville, Penns.); amerik. Psych. u. Paraps., Bewusstseinsforscher, Vertreter und Mitbegründer der Transpersonalen Psychologie. Nach dem Studium der Elektrotechnik 1963 Promotion in Psychologie an der Univ. v. North Carolina in Chapel Hill, anschließend in der Hypnoseforschung an der Stanford University tätig. Mitbeteiligt an der Konstruktion der ASW-Testmaschine (ESPATEACHER) an der Virginia Universität. 1966 Prof. f. Psychologie an der Univ. of California in Davis. In seinem Gedankengut von G. I. > Gurdjew und buddhistischer Meditation beeinflusst.
W.: Altered States of Consciousness, 1969; Das Übersinnliche, 1986; Hellwach und bewusst leben. Wege zur Entfaltung des menschlichen Potentials – die Anleitung zum bewussten Sein. Freiamt: Arbor, 31995; Die innere Kunst der Achtsamkeit. Ein Handbuch für das Leben im gegenwärtigen Moment. Freiamt: Arbor, 1996.
Tartaruga, Ubald, Pseud. (* 12.02.1875 Wien; † 21.11.1941 KZ Dachau), eigentlich Edmund Otto Ehrenfreund; Sohn des jüd. Kaufmanns Sigmund Ehrenfreund, konvertierte 1899 zur evangel. Konfession. 1906 Heirat, ab 1912 im Polizeidienst in Wien, 1920 in Pension, dann vor allem als freier Schriftsteller und Autor von Polizei- und Kriminalgeschichten tätig. Nach seiner Flucht in die Tschechoslowakei 1938 wurde seine Ehe zwangsgeschieden, er selbst verhaftet und nach Dachau deportiert.
W.: Kriminal-Telepathie u. Retroskopie, Telepathie und Hellsehen im Dienste der Kriminalistik. Leipzig: Altmann. 1922; Die Telepathie im Dienste der Kriminalistik. In: Psychische Studien 49 (1922), 375 – 391; Aus dem Reich des Hellsehwunders. Pfull., 1925 (Experimente mit dem Medium Fr. Megalis).
Lit.: Enne, Martin G.: Ubald Tartaruga (1875 – 1941). Edmund Otto Ehrenfreund – Eine Biographie. Saarbrücken: VDM-Verlag, 2009.
Taxil, Leo, Pseud. (*21.03.1854 Marseille; † 31.03.1907 Sceaux), eigentl. Gabriel Antoine Jogand-Pagès, französischer Journalist, Schriftsteller, skrupelloser Schwindler. Obgleich bei den Jesuiten katholisch erzogen, geriet T. bald in ein antiklerikales freigeistiges Milieu, brach nach dem dt.-frz. Krieg 1870 / 71 jegliche Verbindung zu seiner Familie ab und wurde Mitglied der Freimaurerei, aus der er jedoch wegen unlauterer Geschäfte wieder ausgeschlossen wurde. 1885 öffentliche (Schein-)Konversion zur kath. Kirche. T. verfasste hinfort – wohl um sich zu rächen – unter seinem Pseudonym Bücher über den angeblichen Satanismus der Freimaurer; erhielt eine eigene Audienz bei Papst Leo XIII., der ihm seine Anerkennung für seine „Enthüllungsschriften“ aussprach. 1896 organisierte T. in Trient einen Anti-Freimaurer-Kongress, an dem viele katholische Bischöfe und Geistliche teilnahmen. 1897 jedoch gestand T. – in die Enge getrieben – auf einer Pressekonferenz in Paris, dass er die Behauptungen betr. Satanskult nur spaßeshalber geschrieben habe. Auch die angebliche Existenz einer gewissen, aus einer Teufelsbuhlschaft hervorgegangenen Miss Diana Vaughan aus Amerika, um die auf dem genannten Kongress viel diskutiert worden war, war T.s Erfindung (denn er schrieb auch unter diesem Pseudonym).
Lit.: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland, Bd. 118 (1896), 657 – 679, 719 – 733; Lennhoff, Eugen / Oskar Posner: Internationales Freimaurerlexikon (1932, Nachdr. 1973), S. 1558 – 1561.
Tegtmeier, Ralph (*1.11.1952 Heliopolis, nordöstlich v. Kairo), Pseud. Frater V. D. oder Frater U. D. – steht als Abkürz. f. ubique Deus, ubique Daemon. Aufgewachsen in Indien, esot. Schriftsteller, Chaos- und Eismagier; Studium der Literatur und Sprachen in Bonn, dort Gründung der Horus-Buchhandlung. Mitglied der Fraternitas Saturni. Schrieb 1981 seine Magisterarbeit über Okkultismus u. Erotik in der Literatur des Fin de Siècle. Übersetzer mehrerer okkult-magischer Werke.
W.: Handbuch der Sexualmagie. Haar: Akasha, 1986; Tarot – Geschichte eines Schicksalsspiels. Köln: DuMont, 1986; Der Geist in der Münze. München: Goldmann, 1988; Sigillenmagie in der Praxis. Unkel: Edition Magus, 1988; Wo wohnen die Dämonen. München: Heyne, 2005; Die Schule der Hohen Magie, 2 Bde; Die tausend Masken des Meisters (über A. Crowley). München: Knaur, 1989.
Tenhaeff, Wilhelm Heinrich Carl (*18.01.1894 Rotterdam / NL; † 9.07.1981 Utrecht), Prof. Dr., renommierter Paraps. u. Begründer der anthropolog. Pps., Autor zahlreicher Werke und Beiträge in Fachzeitschriften. Die pps. Forschung interessierte ihn schon seit seinen Jugendjahren. 1928 gründete er mit P. A. Dietz die niederländ. Tijdschrift voor Parapsychologie. 1933 Promotion u. Habilitation an der Univ. Utrecht; dort von 1933 – 1944 Privatdozent, 1951 Lehrbeauftragter f. Pps.; T. hatte als Erster eine ao. Professur f. Pps. in Europa (1953); 1973 ordentliches Mitglied der Accademia Tiberina, Rom; 1974 erhielt er den Ernesto Bozzano-Preis; auch Ehrenpräs. von Imago Mundi. Der Pionier der europäischen Pps. war Vegetarier und überzeugter Pazifist. 1978 emeritiert. Sein Institut wurde 1980 geschlossen. Sein Leichnam wurde am 13.07.1981 eingeäschert.
W.: Außergewöhnliche Heilkräfte. Olten: Walter, 1958; Hellsehen und Telepathie. Gütersloh: Bertelsmann, 1962; Kontakte mit dem Jenseits? Berlin: Universitas, o. J. (1973), Frankfurt 1999; Der Blick in die Zukunft – Präkognition. Berlin: Universitas, 1976; Paranormale Heilkräfte. In: A. Resch: Paranormale Heilung. Innsbruck: Resch, 21984 (Imago Mundi; 6), S. 523 – 550.
Lit.: Nachruf u. Würdigung von A. Resch in GW (1981) 3, 145 – 160.
Terelja, Josip (*ca. 1943), Mystiker, Vorsitzender des Zentralkomitees der ukrainischen Katholiken. Als bekennender Katholik wurde der 39-Jährige im Dez. 1982 vom KGB verhaftet und im Jänner 1983 zwangsweise in eine psychiatrische Anstalt in der UdSSR eingeliefert, nachdem er schon 19 Jahre in Gefängnissen oder Zwangsanstalten hatte verbringen müssen. 1987 wurde er nach 23-jähr. Gefangenschaft aus dem Gefängnis entlassen u. aus der Sowjetunion ausgewiesen; er emigrierte nach Kanada. Zusammen mit vielen anderen wurde T. Zeuge der Marienerscheinungen in Hruschiw (Grushew bei Lemberg), Ukraine. Ihm wurde gesagt:„Hab keine Angst, sei ruhig und tue das, wozu Gott dich auserkoren hat.“ Er sah dies als einen Auftrag an, sich für eine unabhängige Ukraine zu engagieren. Schon 1972 soll ihm Maria erschienen sein und ihn auf wundersame Weise in der Erfrierungszelle im Lager gerettet haben.
W.: Cornwell, J.: Powers of Darkness, Powers of Light, 1990; Terelja, Josip / Michael H. Brown: Zeugnis von Erscheinungen und Verfolgung in der UdSSR, Mediatrix 1995.
Theresia v. Ávila (*28.03.1515 Ávila / Spanien; † 4.10.1582 Alba de Tormes), hl. (1622, Fest: 15. Oktober), mit bürgerl. Namen Teresa de Cepeda y Ahumada, stigm. Myst., Ekstatikerin, Reformatorin des Karmelitenordens und Gründerin von 14 Klöstern; mit 20 Jahren Eintritt in den Karmel; Ordensname Teresa de Jesús; nach ihrer Profess schwere Erkrankung mit Visionen. 1554 entschied sie sich beim Anblick der Darstellung des leidenden Christus zur radikalen Hingabe an Christus und für ein Streben nach absoluter Vollkommenheit. Eine Vision der Hölle (1560) bestärkte sie in ihrem Entschluss. 1562 gründete sie das erste Kloster des Reformordenszweiges, unterstützt von Petrus von Alcántara und Johannes vom Kreuz. In einer berühmt gewordenen Vision durchbohrte ein Engel mit einem Pfeil ihr Herz (dargestellt als Marmorstatue Berninis in der Chiesa di S. Maria della Vittoria, Rom). Nach dem Tod wies ihr Herz eine ca. 5 cm breite Wunde mit Brandspuren auf. T. erlebte in der Ekstase öfters Levitationen. Grab in der Karmelitenkirche. 1617 Patronin von Spanien, 1922 Ehrendoktorat der Universität von Salamanca, 1944 von Papst Pius XII. zur Schutzpatronin der Schachspieler erklärt. 1965 Patronin der spanischen Schriftsteller, von Papst Paul VI. 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin ernannt. Sie starb in der Nacht, in der in Spanien der Gregorianische Kalender eingeführt wurde.
W.: Die innere Burg, übers. u. hrsg. v. F. Vogelgsang, Zürich 1979; Sämtliche Schriften, 6 Bde., München 1933 – 41.
Lit.: Lorenz, Erika: Nicht alle Nonnen dürfen das, Freiburg 31988; Sondermann, Maria Antonia OCD: Teresa von Avila begegnen. Augsburg: Sankt-Ulrich, 2007.
Theresia von Lisieux (*2.01.1873 Alençon, Normandie / F; † 30.09.1897 Lisieux), OCD, genannt die ‚kleine‘ hl. Theresia; bürgerl. Name Thérèse Martin, hl. (1925, Fest: 1. Oktober), Karmelitin, Myst. Schon mit vier Jahren verlor sie ihre Mutter (1877). Der Vater, Louis Martin, übersiedelte mit den fünf Töchtern nach Lisieux. 1882 trat die älteste Schwester Pauline in den Karmel ein, wodurch Theresia in eine schwere gesundheitliche Krise geriet, doch die Vision der lächelnden Madonna (1883) bewirkte ihre seelische Gesundung. Ihre Schwester Marie folgte ihr 1886 in den Karmel nach und nach dem Tod des Vaters (1894) trat auch die letzte Tochter ein. Am 10. Jänner 1889 wurde T. als Karmelitin eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Theresia vom Kinde Jesu und vom Heiligen Antlitz. Vier Jahre später wurde sie bereits zweite Novizenmeisterin. Im Karmel hatte sie viel zu leiden, seelisch und körperlich (Tbc 1896). Nach ihrem Tod schrieb man ihr viele Wundertaten zu. Sie soll auch des öfteren Menschen als Helferin in der Not erschienen sein (gemäß ihrem zu Lebzeiten verheißenen „Rosenregen“). T. wurde 1927 von Papst Pius XI. zur Hauptpatronin der Missionen ernannt; 1944 zweite Patronin von Frankr.; am 24.08.1997 als dritte Frau (nach > Theresia v. Ávila u. > Katharina v. Siena) von Papst Johannes Paul II. zur Kirchenlehrerin ernannt. Am 19.10.2008 wurden ihre Eltern Louis und Zélie Martin in Lisieux seliggesprochen.
W.: Histoire d’une âme („Geschichte einer Seele“). Herausgegeben von der damaligen Oberin, ihrer leiblichen Schwester Agnés de Jésus (1861 – 1951), postum 1898; erst später erschien die nicht geschönte Originalausgabe; autobiografische Schriften, Einsiedeln 1988.
Lit.: Combes, Andrè / Elisabeth Marnegg: Die Heilige des Atomzeitalters, 1956; Görres, Ida Friederike: Thérèse von Lisieux. Ein Lebensbild. Hrsg. und eingel. von H.-B. Gerl-Falkovitz. Freiburg: Herder, 1998; Stertenbrink, Rudolf: Die große Liebe des kleinen Senfkorns. Begegnung mit Thérèse von Lisieux, der neuen Kirchenlehrerin. Herder: Freiburg, 2000.
Thirring, Hans (*25.03.1888 Wien; † 22.03.1976), Univ.- Prof., Physiker, Mathematiker, Erfinder, Vater des Physikers Walter Thirring. Studium der Physik u. Mathematik an der Univ. Wien, nach seiner Promotion (1911) Assistent, dann Privatdozent (1915 – 21), Vorstand des Instituts für Theoretische Physik der Universität Wien 1921 – 1938 (Zwangspensionierung aufgrund seiner pazifistischen Haltung, seiner Freundschaft mit Einstein, Freud u. a.). Nach Kriegsende reaktiviert, wurde er 1946 / 47 Dekan der Philos. Fakultät der Univ. Wien. Über Einfluss des Botanikers Richard Wettstein befasste sich Th. seit 1924 auch mit pn. Phänomenen physikalischer Medien und wurde 1927 Gründungspräsident der Österreichischen Ges. f. Psychische Forschung (seit 1971 Österr. Ges. f. Parapsychologie, seit 1997 um den Zusatz „Grenzbereiche der Wissenschaften“ erweitert).
Werke: Geschichte der Atombombe, 1946; Homo sapiens, 2 Bde., 1947 / 49.
Lit.: Zimmel, B. / G. Kerber (Hg.): H. Thirring. Ein Leben für Physik und Frieden. Wien: Böhlau, 1992.
Thomas von Aquin OP (* um 1225 auf Schloss Roccasecca bei Aquino; † 7.03.1274 Fossanova), hl. (1323, Fest: 7. März), bedeutendster scholastischer Theologe und Philosoph des Hochmittelalters, der die philosophische Argumentation von Aristoteles übernahm und sich auch auf den kathol. Aristoteliker Johannes Damascenus stützte. Ausbildung in Montecassino, 1244 in Neapel Eintritt in den Dominikanerorden. Nach einem Aufenthalt in Paris wurde er in Köln Schüler von > Albertus Magnus. Lehrtätigkeit in Paris, Rom, Orvieto, Neapel. Starb auf der Reise zum Zweiten Konzil von Lyon im Kloster Fossanova. 1567 in den Rang des Kirchenlehrers erhoben. Die thomistische Philosophie und Theologie wurde 1879 von Papst Leo XIII. als Grundlage der akademischen Ausbildung der Theologenausbildung bestimmt. Allerdings war Th. in manchen Ansichten auch Kind seiner Zeit (Todesstrafe für Häretiker, Hexenwesen, Zinsverbot u. a.).Wenngleich er häufig im Malleus Maleficarum (des H. > Institoris) zitiert wird und er selbst in seiner Summa theologica (P.I qu.51 art.3) auf dämonisches Wirken (incubus und succubus) Bezug nimmt, wird seine Autorität von den Befürwortern der Hexenverfolgung missbräuchlich in Anspruch genommen, da eine solche gewiss nicht in der Intention des frommen Mystikers lag. Von grundlegender Bedeutung für die Nachwelt und sein theologisches System sind die Summa theologica und die Summa contra gentiles.
W.: Kritische Ausgabe, sog. Editio Leonina: Sancti Thomae Aquinatis doctoris angelici Opera omnia iussu Leonis XIII. P. M. edita, cura et studio fratrum praedicatorum, Rom 1882 ff.; Deutsche Thomas-Ausgabe (Summa theologica), vollst., ungekürzte dt.-lat. Ausg. Graz: Styria; früher teilw. im Pustet-Verl., Salzburg, teilw. im Kerle-Verl., Heidelberg u. Verl. Styria Graz, Wien, Köln, 1933ff., 34 Bde. (noch unvollendet). Zahlreiche Aristoteles- und Bibelkommentare, quaestiones disputatae, Hymnen u. a. m.
Lit. (Auswahl): Chenu, Marie-Dominique: Thomas von Aquin. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 61992; Torrell, Jean-Pierre: Magister Thomas. Leben und Werk des Thomas von Aquin. Freiburg / Br.: Herder, 1995; Schönberger, Rolf: Thomas von Aquin zur Einführung. Hamburg: Junius, 32006.
Thomas v. Villanova OESA (*1486 Villanueva / Spanien; † 8.09.1555 Valencia), heilig (1658, Fest: 8. Sept.), genannt der „Almosengeber“, Ordenseintritt 1516 Salamanca, 1518 Priester, Prior in mehreren Klöstern, span. Reformator des Augustinerordens, Hofprediger von Kaiser Karl V., Erzbischof von Valencia. Sorgte für Arme, Kranke und zum Tod Verurteilte. Beim Anblick der konsekrierten Hostie geriet er in Ekstase und zelebrierte daher lieber in einer Seitenkapelle. Beim Gebet zu Christi Himmelfahrt erfuhr er eine Levitation. T. starb zu dem von ihm vorausgesagten Datum.
Lit.: Pösl, F.: Leben des hl. T. v. V., Münster 1860; Jobit, P.: L’éveque des Pauvres, Saint Th. de V., Paris, Montréal, 1961.
Thomas, Charles Drayton (1867; † 14.07.1953), brit. methodistischer Geistlicher, Medienforscher; Spiritist. Ab 1889 Studium am Richmond Theological College; 1917 nahm er anonym an der ersten Seance bei Mrs. G. O. > Leonard teil, durch die sich Sir Oliver > Lodge meldete. Aktives Mitglied der SPR, von 1934 bis 1953 auch deren Ratsmitglied. T. überprüfte elf Jahre lang Durchgaben des Mediums Gladys Osborne Leonard, seinen Vater († 1903) und seine Schwester Edda († 1920) betreffend. Seine diesbezüglichen Erlebnisse beschreibt er in seinen Werken. T. arbeitete auch mit Whately > Carington zusammen, über quantitative Studien betr. Trancepersönlichkeiten.
W.: Some New Evidence for Human Survival. London: Collins, 1922; Life Beyond Death with Evidence. London: W. Collins Sons & Co. Ltd., 1928, 1933; The Mental Phenomena of Spiritualism, 1930; Beyond Life’s Sunset, 1931; An Amazing Experiment. London: Lectures Universal, 1936; From Life to Life, 1946; In the Dawn Beyond Death, and Precognition and Human Survival, 1948; The Word Association Test with Mrs. Osborne Leonard. In: Proceedings of the SPR 43 (1935), 141; The Volume of Byron: A Significant Book Test. In: Proceedings of the SPR 48 (1946 – 49), 175.
Lit.: Nachruf von Allison, L. W.: The Reverend C. Drayton Thomas. In: Journal of the American Society for Psychical Research 48 (1954), 37 – 48.
Thomas, John F[rederick] (*22.07.1874 Parker City, Pennsylvania; † 21.11.1940), amerik. Psychologe, Pädagoge (Schulinspektor für Detroit), Jenseitsforscher. Mitglied der Bostoner SPR und der SPR (London). Studium an der Universität von Michigan und später an der Duke Universität mit Dr. phil. (1935), und zwar als eine der ersten Dissertationen über eine parapsychologische Thematik (‚An Evaluative Study of the Mental Content of Certain Trance Phenomena‘, betreffend seine Sitzungen im Jahre 1932). Denn nach dem Tod seiner Frau Ethel († 1926) gewann T. die Überzeugung vom Fortleben nach dem Tode infolge Séancen mit dem Bostoner Medium Minnie M. > Soule (‚Chenoweth‘) und versuchte sodann über bekannte Trance-Medien wie Eileen J. > Garrett, Gladys Osborne > Leonard u. a. Angaben über seine Frau zu erhalten – und zwar aus wissenschaftlichen Motiven durch die Methode der sog. „Proxy-sittings‘ (Stellvertretersitzungen). Jede einzelne der auf diesem Weg erhaltenen Informationen bewertete T. mit einem Punkt. Von den insgesamt 1908 erhaltenen Informationen konnten 1587 bestätigt werden. Ein geplanter zweiter Band seines Werkes über seine Jenseitskontakte aus der Zeit 1932 – 1940 kam nicht mehr zustande, da T. an den Folgen eines Autounfalls bei Redford starb. > Hankey, Muriel.
W.: Case Studies Bearing upon Survival. Boston: Boston Society for Psychic Research, 1929; Beyond Normal Cognition. Boston: Boston Society for Psychic Research, 1937; Repr. New York: Arno Press, 1975.
Lit.: Gibson, Edmund P.: The Ethel Thomas Case. In: Tomorrow (Sommer 1954).
Thomasius, Christian (*1.01.1655 Leipzig; † 23.09.1728 Halle), Rechtsphilosoph, Jurist, 1684 – 1690 Prof. an der Univ. Leipzig, dann an der Univ. in Halle. Aus dem anfänglichen Befürworter wurde durch das Studium einiger Hexenprozesse ein nonkonformistischer Gegner derselben. Th. setzte sich namentlich mit B. > Carpzov auseinander und erkannte im Hexenmythos eine Wahnvorstellung seiner Zeit, da seiner Ansicht nach der Teufel als geistiges Wesen nicht zur Buhlschaft mit den Hexen fähig sei. Seinem Einfluss ist es zu verdanken, dass Friedrich Wilhelm I. bald nach seiner Thronbesteigung 1714 die Hexenverfolgung in Preußen verbot.
W.: Theses de Crimine Magiae, Halae 1701 (dt.: Kurze Lehrsätze von dem Laster der Zauberey, 1704, übers. v. J. Reiche); De tortura ex foris christianorum proscribenda…, Halae 1705 (dt.: Über die Verbannung der Folter aus den Gerichten der Christen. Weimar 1960, übers. v. R. Lieberwirth); Disputatio de Origine ac Progressu Processus Inquisitorii contra sagas, Halae 1712 (dt.: Historische Untersuchung vom Ursprung u. Fortgang des Inquisitionsprozesses wider die Hexen, Halle 1712).
Lit.: Bienert, W.: Der Anbruch der christlichen deutschen Neuzeit, dargestellt an Wissenschaft und Glauben des C. Th., Halle 1934; Herrmann, H.: Das Verhältnis von Recht und pietistischer Theologie bei C. Th., Diss. jur., Kiel 1971; Schwerhoff, G.: Aufgeklärter Traditionalismus – Th. zu Hexenprozeß und Folter. In: Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte. Germ. Abt. 104 (1987), 93 – 114.
Thompson, Rosina (*1868, † ?), nichtprofessionelles brit. Medium, das ihre Medialität im sog. Delphic Circle von Frederick Thurstan in London entwickelte, ihre medialen Fähigkeiten aber ab 1898 fast ausschließlich für die SPR (vor allem durch > Myers) demonstrierte und sich untersuchen ließ, so z. B auch vom niederländ. Psychiater Frederik Willem van Eeden (1860 – 1932), der den Ausdruck ‚luzide Träume‘ (lucid dreams) prägte. Neben der gängigen physikalischen Typologie ihrer Phänomenik, darunter auch das seltene Phänomen der körperlichen Elongation, zeigten sich später in vermehrtem Ausmaß mentale Fähigkeiten (Visionen, Psychometrie, Kontakte mit Abgeschiedenen).
Lit.: Myers, F. W. H.: On the Trance Phenomena of Mrs. Thompson. In: Proceedings of the Society for Psychical Research 17 (1902); Piddington, J. G.: On the types of phenomena displayed in Mrs. Thomson’s trance. In: PSPR (1903 / 04) 18, 104 – 307; Van Eeden, Frederik: Account of Sittings with Mrs. Thompson. In: Proceedings of the Society for Psychical Research 17 (1904).
Thomson, Frederic Louis (*1868; † ?), amerikanischer medialer Maler, wurde 1905 von einem unwiderstehlichen Drang erfasst, Skizzen zu zeichnen und in Öl zu malen. Während seiner Arbeit fühlte er sich vom Geist eines gewissen Robert Swain Gifford geführt, einem berühmten, aber ihm unbekannten Künstler, der einige Monate vorher gestorben war. Th. hatte halluzinatorische Visionen und zeichnete eine exakte Kopie eines Bildes, das er nicht kannte, das sich aber unvollendet im Studio von Gifford befand. Durch den jenseitigen Einfluss von Gifford entwickelte sich Th. mit der Zeit zu einem mäßig erfolgreichen Künstler. Trotz partieller psychischer Fixierung behielt er das Bewusstsein seiner Identität bei.
Lit.: Hyslop, J. H.: A case of veridical hallucinations. In: PASPR (1909) 3, 1 – 469; ders.: Contact with the Other World, N. Y. 1919.
Thouless, Robert Henry (*15.07.1894 Norwich / Engl.; † 25.09.1984), Dr. phil. (1922) u. Dr. rer. nat., brit. Psychologe, Pps., Autor, Präs. der SPR 1942 – 44, 1924 Heirat mit Priscilla Grafton, Studium am Corpus Christi College in Cambridge, Dozent und Prof. an diversen Universitäten (Manchester, Glasgow), zuletzt in Cambridge. Experimentierte quantitativ auf dem Gebiet der ESP und PK und ihrer Modalitäten, Kritiker der Experimente von J. B. > Rhine, da seine eigenen Experimente die Ergebnisse von Rhine nicht zu bestätigen schienen. Th. führte den Ausdruck „psi“ für ‚parapsychol. Phänomene‘ ein (Experiments on paranormal guessing. In: British Journal of Psychology 33 (Juli 1942) 1, 15 – 27). Sein Interesse galt auch der Frage des Fortlebens nach dem Tod.
W.: Zahlreiche Artikel in den SPR Proceedings; Psychologie u. Religion, 1923; Experimental Psychical Research. London: Penguin, 1963; From anecdote to experiment in psychical research. London: Routledge u. K. Paul, 1972.
Thurston, Herbert H. Ch. (*15.11.1856 London; † 3.11.1939 ebd.), SJ, kath. Theologe, Pps., Autor zahlreicher Artikel über pn. Phänomene im Bereich der christl. Mystik, 1874 Eintritt in den Jesuitenorden, 1919 Mitglied der SPR London. Seine akademische Ausbildung machte er in: Séminaire St. Malo, Frankr.; Mount St. Mary’s, Derbyshire, England; Stonyhurst, Lancashire, England; Manresa House, Roehampton, und an der University of London. 1880 – 1887 lehrte Th. am Beaumont College in Windsor und 1892 – 94 am Wimbledon College in London.
W.: The Memory of Our Dead, 1915; The Phenomena of Stigmatization. In: Proceedings of the Society for Psychical Research 32 (1922), 83; The Church and Spiritualism, 1933; posthum: Physical Phenomena of Mysticism, 1952 (dt.: Die körperlichen Begleiterscheinungen der Mystik. Luzern: Räber & Cie., 1956); Ghosts and Poltergeists, 1953 (dt.: Poltergeister (mit Vorw. v. G. Frei), Luzern 1955).
Lit.: Crehan, J.: Father Thurston. London: Sheed and Ward, 1952.
Tighe, Virginia (*27.04.1923 Madison, Wisconsin; † 12.07.1995 nahe Denver, Colorado), amerik. Hausfrau aus Colorado, die durch die Geschichte ihrer psychischen Regression in ein früheres Leben als „Bridey Murphy“ berühmt wurde. Die geborene Burns wurde als kleines Kind adoptiert und hieß dann Grund; in 2. Ehe verh. mit Hugh Bryan Tighe. Dem sie in mehreren Sitzungen (vom 29. November 1952 bis zum 1. Oktober 1953) hypnotisierenden Amateurhypnotiseur und Geschäftsmann Morey Bernstein erzählte sie von ihrem angebl. Vorleben als Bridey (eigentlich Bridget Kathleen) Murphy in Cork, Irland, wo sie am 20.12.1798 geboren sei etc. Der Reporter William Barker recherchierte deshalb drei Wochen lang in Irland, konnte jedoch keinen strikten Nachweis der Existenz von ‚Bridey‘ erbringen. Zwar ließen sich mehrere zutreffende Angaben über das Belfast jener Zeit bestätigen – so nannte T. zwei Namen von Lebensmittelhändlern, bei denen sie (als Bridey) eingekauft habe; andere Aussagen waren jedoch eindeutig falsch. Der Fall erregte in den USA großes mediales Interesse, Bernsteins Buch über sie (Pseudonym Ruth Simmons) wurde ein Bestseller. Aus pps. Sicht liegt eine mögliche Erklärung wohl in einer kryptomnestischen Informationsentnahme aus dem eigenen Unbewussten. Virginias Eltern waren beide irischer Herkunft. Man fand heraus, dass eine ehemalige irische Nachbarin von Tighe, Mrs. Corkell, mit dem Mädchennamen Bridie Murphys geheißen haben soll. T. dementierte jedoch, Kontakte mit ihr gehabt zu haben.
Lit.: Bernstein, Morey: The Search for Bridey Murphy, Garden City, N. Y., 1956 (dt.: Protokoll einer Wiedergeburt – Der Fall Bridey Murphy. Bern: Scherz, 1973); Kline, M. V. (Hrsg.): A Scientific Report on ‚The Search of Bridey Murphy‘, N. Y. 1956.
Tischner, Rudolf (* 3.04.1879 Höhenmölsen bei Weißenfels / Sachsen; † 24.04.1961 Vierhöfen), Dr. med., Sohn eines Arztes, Studium der Medizin in Rostock, nach Tätigkeiten an verschiedenen Kliniken Augenarzt mit eigener Praxis in München von 1913 – 1949. Historiker der pps. Forschung u. fruchtbarer pps. Autor, dem wichtige Beiträge zur pn. Terminologie und einige Monographien zu verdanken sind. T. beschäftigte sich auch intensiv mit Homöopathie. Durch Kontakt mit dem Chemiker Ludwig > Staudenmaier 1911 in Freising erwachte sein Interesse an der Pps; T. experimentierte mit Waldemar von > Wasielewski mit der Sensitiven Frl. v. B.; 1913 Übersiedlung nach München, dort weitere Experimente mit dem Musiker H. u. mit Ludwig > Aub. T. nahm an Sitzungen mit den Brüdern > Schneider u. Frau > Silbert teil. Sein Haus mit der großen Bibliothek wurde durch einen Bombenangriff zerstört. 1949 Übersiedlung nach Icking bei München.
W.: Über Telepathie u. Hellsehen, München 1919, 21921; Einführung in den Okkultismus u. Spiritismus, München 1921, 1923; erschien 1950 u. d. T.: Ergebnisse okkulter Forschung; Vierte Dimension u. Okk., Leipz. 1922; Geschichte der metaphys. (okkultist.) Forschung, Pfullingen 1924; Geschichte der PPS, Tittmoning 1960 (2. Aufl. v. A. Ludwig u. R. Tischner).
Lit.: Autobiographische Schilderungen finden sich in: Zschr. f. Parapsychologie (April 1929) sowie in: ZPGP 3 (1959) 1.
Tocquet, Robert Raphael (*5.06.1898 Saint-Oulph / Aube; † 23.09.1993), frz. Chemiker, Anthropologe, pn. Autor; Mitglied im Vorstand des Institut Métapsychique International in Paris. 1927 Heirat mit Henriette Poulain; publizierte auch eine fünfbändige Encyclopédie pour la Jeunesse.
W.: Tout l’Occultisme dévoilé, 1952; Les Pouvoirs secrets de l’Homme, 1963.
Tomczyk, Stanislawa (19. / 20. Jh.), polnisches physikal. Medium in Wisla mit angebl. psychokinetischen Phänomenen, um 1908 / 09 vom Psychologen Julian > Ochorowicz unter Hypnose studiert. Dabei spielte ihr eine nur ihr sichtbare Wesenheit namens ‚Stassia‘ schelmische Streiche. T. hielt diese – wie zunächst auch Ochorowicz selbst – für ein Double des Mediums, doch erhielt er in einem separaten Raum ohne Licht ein Bild von ihr, während sich T. in normalem Zustand befand. Th. > Flournoy wurde in Paris 1909 Zeuge einer Telekinese. Bei einer späteren Sitzung in Genf mit Flournoy und seinem Sohn sowie den Professoren Clarapede, Cellerier und Batelli zeigten sich keine bemerkenswerten Phänomene, wohl aber 1910 im physikal. Laboratorium in Warschau unter strikten Kontrollbedingungen. Nach ihrer Heirat (1919) mit dem Parapsychologen F. H. Everard > Feilding (1867 – 1936), einem ihrer Erforscher, hörte T. mit der Produktion medialer Phänomene auf, da sie die Experimente als belastend empfand.
Lit.: Feilding, E.: Note on the English sittings with Miss Tomczyk. In: JSPR 17 (1915), 28 – 31; Schrenck-Notzing, A. Frhr. v.: Physikalische Phänomene des Mediumismus, München 1920; Richet, Charles: Traité de Métapsychique. N.p., 1922. Engl. Übers.: Thirty Years of Psychical Research. New York: Macmillan, 1923. Reprint, New York: Arno Press, 1975.
Toronyi, János, Dr. (* ?; † 21.02.1952 San Martin / Argentinien), ungar. Pps., Medienforscher, der bis Ende 1944 Präsident der Ungarischen Parapsychologischen Gesellschaft und anschließend Präsident der Sociedad Argentina de Parapsicologia war. Er experimentierte u. a. von 1923 bis 1938 in Budapest mit dem Kunsttischler und Apportmedium Ludwig Pap.
W.: Experimente mit physikalischen Medien. In: Neue Wissenschaft (1952) Heft 6, 181 – 188; Heft 7, 243 – 250.
Tränker, Heinrich (* 6.08.1880; † 22.05.1956 Berlin), Pseud. Frater Recnartus, Meister Garuda, Henkelkreuzmann, Buchhändler, Antiquar, Gründer diverser kurzlebiger okkulter Gemeinschaften: z. B. 1921 Pansophische Loge mit Eugen > Grosche, der sich mehrere Rosenkreuzerlogen anschlossen. 1925 gründete er die Zeitschr. Pansophia; Wegen A. > Crowley kam es zum Bruch mit Grosche, der dann seinerseits die Fraternitas Saturni gründete.
W.: Die Pansophie der hermetischen Bruderschaft vom Rosenkreuz, München 1923; Mystischer Feuerschein, das ist eine einfältige Lehre der hermetischen Bruderschaft im fixen Osten, Leipzig 1925; Kleines mystisch-magisches Bilderbüchlein für fleißiger übende A.B.C. Schüler der Fraternität vom Rosenkreutz (Sammlung von 107 alchemistischen Bildern); Grundlagen der Pansophia, Leipzig 1928.
Lit.: Möller, Helmut / Ellic Howe: Merlin Peregrinus, Würzburg 1986; Flowers, Stephen: Feuer u. Eis, Wien 1993.
Travers-Smith, Mrs. > Dowden, Hester.
Trevelyan, Sir George (*1906 Northumberland; † 7.02.1996), engl. Historiker, Erwachsenenbildner; Esoteriker, Wegbereiter des neuen Zeitalters, Organisator der einschlägigen „Round-Table-Symposien“. Studium der Geschichte in Cambridge, Lehrer an einer schottischen Schule in Gordonstoun. Anhänger der Anthroposophie R. > Steiners und der Theosophie A. > Baileys. 1947 – 71 Leiter des staatlichen Zentrums für Erwachsenenbildung Attingham Park.
W.: Eine Vision des Wassermann-Zeitalters. Gesetze und Hintergründe des „New Age“, Freiburg i. Br. 21981 (engl. Orig. 1977); Unternehmen Erlösung. Hoffnung für die Menschheit, Kimratshofen 1989 (engl. Original 1981).
Trithemius, eigentl. Johannes von Heidenberg (*1.02.1462 Trittenheim bei Trier; † 13.12.1516 Würzburg), auch Tritheim genannt, Benediktiner-Abt, Historiograph, bibliophiler Chronist und ‚Klosterhumanist‘, Alchemist, ominöser Vertreter einer sog. natürlichen Magie. T. stammte aus einer Winzerfamilie (Heidenberg oder Heidenberger) aus Trittenheim an der Mosel, Studien in Trier und Heidelberg. 1482 Eintritt in das Benediktinerkloster Sponheim bei Bad Kreuznach, 1483 bereits Abt des Klosters. Er stand mit vielen Gelehrten in Briefwechsel. 1505 verbrannten die Mönche seine Bücher über Magie; man sagte ihm – aber wohl zu Unrecht – auch magische Praktiken (z. B. Totenbeschwörungen) nach. Miers schreibt im Lexikon des Geheimwissens (1993) über T.: „Mit Mühe entkam er dem Scheiterhaufen.“ T.s Schriften Polygraphia und Steghanographia sind jedoch keine magischen Werke, sondern verschlüsselte Geheimschrifttraktate. T. fand auch Aufnahme in den Humanistenkreis um Kaiser Maximilian. Aufgrund verschiedener widriger Umstände sah er sich schließlich genötigt, Sponheim mit seiner wertvollen Bibliothek zu verlassen und sich nach einem mehrmonatigen Wanderleben 1506 in das Kloster St. Jakob in Würzburg zurückzuziehen, wo er starb.
W.: De scriptoribus ecclestiasticis, 1494; Catalogus illustrium virirum Germaniae, 1495; Ein Büchlein des hocherfahrnen Philosophi Dr. Johannis Tritemii abbatis an Papst Clementem, de Lapide philosophorum, o. O., 1619.
Lit.: Arnold, Klaus: Humanismus und Hexenglaube bei Johannes Trithemius (1462 – 1516). In: Peter Segl (Hrsg.): Der Hexenhammer. Köln: Böhlau, 1988, S. 216 – 240.
Truzzi, Marcello (*6.09.1935 Kopenhagen; † 2.02.2003 Ann Arbor, Great Lake, Michigan / USA), aus einer russischen Zirkusfamilie stammender Soziologe und Anomalistiker. 1940 Übersiedlung nach USA, wo er später Direktor des Instituts u. Prof. f. Soziologie an der Eastern Michigan University in Ypsilanti war. Mitbegründer (1976) der CSICOP (= Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal), aus der er 1977 wieder austrat. Hrsg. der Zschr. The Zetetic u. Zetetic Scholar 1978 – 1987.
W.: Lyons, Arthur / Marcello Truzzi: The Blue Sense: Psychic Detectives and Crime, The Mysterious Press 1991.
Lit.: Nachruf von Hövelmann, Gerd H.: Devianz u. Anomalistik. Bewährungsproben der Wissenschaft. Prof. Dr. M. Truzzi 1935 – 2003. In: Zeitschrift für Anomalistik 5 (2005) 1, 5 – 30; sowie Douglas, Martin: Macello Truzzi, 67, Sociologist Who Studied the Supernatural. In: New York Times vom 9.02.2003.
Turvey, Vincent Newton (1873 – 1912), engl. Ingenieur, sensitiver Visionär. Schon als Kind konnte er Phantome sehen, doch verging dies wieder, als er zehn Jahre alt war. Jahre später traten bei ihm nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch jedoch wiederum verschiedenartige paranormale Phänomene auf: Astralprojektion, Präkognition, Hellsehen, Psychokinese. T. behauptete sogar von sich, dass er, sozusagen als Kontrolle während einer Séance, imstande sei, durch das Medium zu sprechen, und es veranlassen könne, dass es seinen Namen in einer charakteristischen Weise schreibe. T. wurde jedoch nie formell wissenschaftlich untersucht, weshalb er auch die Bezeichnung „Medium“ für sich ablehnte. 1908 war er Vizepräsident der Bournemouth Society of Spiritualists.
W.: The Beginnings of Seership, 1911, Reprint: New Hyde Park, N. Y.: University Books, 1969.
Turzovka, Seher v. > Laschut, Matousch.
Tuttle, Hudson (* 4.10.1836 Berlin Heights, Ohio; † 15.12.1910 ebd.), amerikan. Trancemedium, Autor spiritistischer Werke, Automatist. T. verbrachte seine Kindheit in der Wildnis am Erie See. Sein Elternhaus war der Hauptsitz der Unitarier Wanderprediger. Obgleich von geringer formaler Bildung, zeigte er in Trance erstaunliche Kenntnisse in den Naturwissenschaften unter angebl. jenseitiger Führung durch J. B. Lamarck und Alexander von Humboldt, von denen er sich inspiriert wähnte. 1857 Heirat mit Emma Rood, einer dem Spiritismus zugeneigten Schriftstellerin und Komponistin.
W.: The Arcana of Nature, or The History and Laws of Creation, Boston 1860; The Origin and Antiquity of Man, Boston 1866; Arcana of Spiritualism, Boston 1871; mit Emma Rood Tuttle: Stories from Beyond the Borderland. Berlin Heights, Ohio: Tuttle Publishing, 1910.
Tyrell, George Nugent Merle, Dr. (*1879; † 29.10.1952 London), engl. Pps., Autor; Studium der Mathematik u. Physik an der Universität London, dann Mitarbeiter von G. Marconi auf dem Gebiet der drahtlosen Telegraphie., 1945 / 46 Präs. der SPR, der er schon seit 1908 angehörte. T. studierte besonders die Telepathie. Für Experimente hinsichtlich paranormaler Erfahrung arbeitete er mit einer von ihm konstruierten Maschine.
W.: Science and Psychical Phenomena, 1938; The Personality of Man, 1946 (dt.: Mensch u. Welt in der Parapsychologie, Hamburg 1960; Bremen 1972); Apparitions, 1953.
Lit.: Luthold-Minder, J.: Eine hl. Frau u. Mutter: A. M. Taigi, Konstanz 1976; Schamoni, Wilhelm: Wunder sind Tatsachen, Würzburg 1976; Burkhardt, Barbara: Annetta: Das Leben der A.M. Taigi, Leipzig 1986; Schamoni, W. / K. Besler: Charismatische Heilige. Stein a. Rhein: Christiana, 1989, S. 144 – 151; Bessières, Albert: A. M. Taigi: Seherin und Prophetin, Beraterin von Päpsten und Fürsten 1769 – 1837, Stein a. Rhein: Christiana, 41992.
Tampke > Ohlhaver, Hinrich.
Tappan-Richmond, Cora Lodencia Veronica Scott (* 21.04.1840 Cube, New York; † 2.01.1923), in ihrer Jugend auch Heilerin, vor allem aber umstrittenes Trance-Sprechmedium. Ihr Kontrollgeist nannte sich Ouina, ihr spiritueller Name war „Seerose“ (water lily). 1851 lebte T. – da ihre Eltern vom Spiritismus angetan waren – in einer solchen Gemeinschaft von Adin Ballou. 1852, als ihre Familie in einer internationalen Gemeinschaft in Waterloo, Wisconsin, lebte, entdeckte sie ihre Fähigkeit als Trancerednerin. Nach dem Tod ihres Vaters 1853 übersiedelte sie nach Buffalo, New York. Dort beeindruckte T. den Naturwissenschaftler Prof. Mapes, der ihre Kontrolle bat, über „primary rocks“ (Urgestein) zu sprechen. Mit 16 Jahren heiratete sie den ersten ihrer vier Männer, den 46-jährigen Mesmeristen Benjamin Franklin Hatch. Nach der Scheidung 1863 nahm sie den Namen Daniels an. Ihr dritter Mann wurde Samuel Forster Tappan (29.06.1831 – 6.01.1913), mit dem sie in Washington, DC, lebte. 1873 zahlreiche Auftritte in England. Nach ihrer Rückkehr nach Amerika heiratete T. William Richmond und zog nach Chicago. Ihr Mann gab ihre Bücher in England heraus. 1893 Mitbegründerin und Vizepräsidentin der National Spiritualist Association of Churches.
W.: Discourses Through the Mediumship of Mrs. Cora L. V. Tappan, Boston: Colby & Rich, 1876, Repr. London 1878; The Soul in Human Embodiment. Chicago: Spiritualist Publishing, 1887; My Experiments While out of the Body and My Return after Many Days. Boston: Christopher Press, 1915; Psychosophy. Chicago: Selbstverlag, 1888. Repr. Chicago: Regan Printing House, 1915.
Lit.: Barrett, Harrison D.: The Life and Work of Cora L. V. Richmond. Chicago: Hack & Anderson Printers, 1895; Melton, J. Gordon. Religious Leaders of America. Detroit: Gale Research, 1991.
Tappe, Nancy Ann (20. Jh.), aurasichtige Sensitive, Studium der Theologie und Philosophie, war Lektorin am San Diego Experimental College und hält weltweit Vorträge und Seminare. Von T. stammt der Terminus „Indigokinder“ als Bezeichnung für Kinder mit dunkelblauer (indigo) Aura und außergewöhnlichen, meist paranormalen Fähigkeiten. Nach Auskunft von Jan Tober („Die Indigo Kinder“) bemerkte T. seit Anfang der 1980er Jahre, dass vermehrt Kinder zur Welt kämen, die eine dunkelblaue (indigofarbene) Aura aufwiesen. Dabei werden angeblich fünf verschiedene Typen unterschieden: violette Kinder, Indigokinder, supermediale Kinder, Kristallkinder, Regenbogenkinder. China fördert schon seit einigen Jahrzehnten derartig begabte Kinder, die z. B. Blütenknospen von Blumen in kurzer Zeit zum Erblühen bringen können, telekinetische Effekte hervorbringen u. Ä. In West-Europa wurden solche erst in den 90er Jahren entdeckt. Von manchen esoterischen Energetikern wird behauptet, dass die Zunahme von Indigokindern Ausdruck einer fortschreitenden Entwicklung der Menschheit sei („Kinder der Zukunft“?). Aus der Sicht der Verhaltenspsychologie erinnern Indigokinder an Kinder mit ADHS-Symptomen (Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätsstörung); ob sie jedoch mit diesen gleichzusetzen sind, ist fraglich. Die ideologieverdächtige Hypothese der Indigokinder und ihrer Varianten ist allerdings kontrovers und polarisiert auch in sozialer Hinsicht. Lee Carroll dient als Medium für das Lichtwesen ‚Kryon‘.
Lit.: Dong, Paul: Die Indigo-Schulen Chinas, Koha-Verlag 1997; Carroll, Lee / Jan Tober: Die Indigo Kinder, Koha Verl. 1999.
Tardif, Emiliano (*6.06.1928; † 8.06.1999 San Antonio de Arredondo, Provinz Córdoba, Argentinien), kanadischer, charismatischer Priester, 1948 Eintritt in das Noviziat der Herz-Jesu-Missionare, 1955 Priesterweihe. Ab 1956 lebte er meist in der Dominikanischen Republik und widmete sich humanitären Werken der Nächstenliebe, bis er selbst 1973 schwer erkrankte; durch das Gebet einer charismatischen Gruppe wurde er geheilt und in der Folge entdeckte er seine eigene Heilungsgabe und hielt weltweit Vorträge darüber, dass Jesus auch heute Wunder wirke. In seinen Heilungsgottesdiensten geschahen zahlreiche Heilungen, auch solche von Aidskranken und mit Krebs im Endstadium. Nach seinem Tod wurde der Leichnam T.s in der Stadt Santiago de los Caballeros begraben und im Juni 2007 in einer Krypta der von ihm gegründeten Evangelisationsschule Johannes Paul II. in der Hauptstadt Santo Domingo beigesetzt. Der Erzbischof von Santo Domingo, Kardinal López Rodríguez, hat bereits erste Schritte zur Einleitung des Seligsprechungsprozesses des Charismatikers unternommen.
W.: Im Feuer der Liebe. Ohne Koffer rund um die Welt. Hauteville: Parvis 1996; mit Jose H. Prado Flores: Jesus lebt, Vier Türme 1988; mit Philippe Madres: Das Charisma der Heilung und Gebete um Heilung. Münsterschwarzach: Vier Türme, 1997; Jesus ist der Messias. Münsterschwarzach: Vier Türme, 2002.
Lit.: Buisson, Marie-Sylvie: Emiliano Tardif: Steh auf und geh! Untersuchungen über viele Heilungen, die die Welt erschüttern; (übers. v Margrit Meyendriesch). Hauteville: Parvis, 1996.
Targ, Russell (*11.04.1934 Chicago), amerikanischer Physiker und Parapsychologe, Pionier der Lasertechnologie und ihrer Anwendung. T. war 1972 Mitbegründer des Stanford Research Institute (SRI). Im gleichen Jahr führte er dort zum Studium des ‚remote viewing‘ im Hinblick auf dessen Einsatzmöglichkeit für die US-Geheimdienste zusammen mit Harold > Puthoff Tests und Experimente mit Uri > Geller und anderen Psychognosten (Pat Price, Ingo Swann) durch. Das Forschungsprogramm mit den Sensitiven war von 1972 bis 1995 als ‚secret‘ eingestuft, erfuhr aber von D. Marks und R. Kammann in ihrem Buch The Psychology of the Psychic (Prometheus Books 1980) eine negative Kritik wegen möglicher Tricks. T. war in erster Ehe mit Joan Fischer (*1938 Moskau; † 8.06.1998 Palo Alto, Kalifornien) verheiratet, der Schwester des Schachweltmeisters Bobby Fischer.
W.: Targ, R. / H. Puthoff: Information transfer under conditions of sensory shielding. In: Nature 251 (1975), 602 – 607; Puthoff, H. E. / R. Targ: A Perceptual Channel for Information Transfer over kilometer distances: Historical perspective and recent research. In: Proceedings of the IEEE (The Institute of Electrical and Electronics Engineers) 64 (März 1976) 3, 329 – 354; Puthoff, H. / R. Targ: Jeder hat den sechsten Sinn. Neue Ergebnisse über die psychischen Fähigkeiten des Menschen. Stuttgart / Hamburg: Deutscher Bücherbund; Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1977; Targ, R. / Keith Harary: Jeder hat ein Drittes Auge – Psi, die unheimliche Kraft. Zürich: Diana, 1985.
Tart, Charles (*29.04.1937 Morrisville, Penns.); amerik. Psych. u. Paraps., Bewusstseinsforscher, Vertreter und Mitbegründer der Transpersonalen Psychologie. Nach dem Studium der Elektrotechnik 1963 Promotion in Psychologie an der Univ. v. North Carolina in Chapel Hill, anschließend in der Hypnoseforschung an der Stanford University tätig. Mitbeteiligt an der Konstruktion der ASW-Testmaschine (ESPATEACHER) an der Virginia Universität. 1966 Prof. f. Psychologie an der Univ. of California in Davis. In seinem Gedankengut von G. I. > Gurdjew und buddhistischer Meditation beeinflusst.
W.: Altered States of Consciousness, 1969; Das Übersinnliche, 1986; Hellwach und bewusst leben. Wege zur Entfaltung des menschlichen Potentials – die Anleitung zum bewussten Sein. Freiamt: Arbor, 31995; Die innere Kunst der Achtsamkeit. Ein Handbuch für das Leben im gegenwärtigen Moment. Freiamt: Arbor, 1996.
Tartaruga, Ubald, Pseud. (* 12.02.1875 Wien; † 21.11.1941 KZ Dachau), eigentlich Edmund Otto Ehrenfreund; Sohn des jüd. Kaufmanns Sigmund Ehrenfreund, konvertierte 1899 zur evangel. Konfession. 1906 Heirat, ab 1912 im Polizeidienst in Wien, 1920 in Pension, dann vor allem als freier Schriftsteller und Autor von Polizei- und Kriminalgeschichten tätig. Nach seiner Flucht in die Tschechoslowakei 1938 wurde seine Ehe zwangsgeschieden, er selbst verhaftet und nach Dachau deportiert.
W.: Kriminal-Telepathie u. Retroskopie, Telepathie und Hellsehen im Dienste der Kriminalistik. Leipzig: Altmann. 1922; Die Telepathie im Dienste der Kriminalistik. In: Psychische Studien 49 (1922), 375 – 391; Aus dem Reich des Hellsehwunders. Pfull., 1925 (Experimente mit dem Medium Fr. Megalis).
Lit.: Enne, Martin G.: Ubald Tartaruga (1875 – 1941). Edmund Otto Ehrenfreund – Eine Biographie. Saarbrücken: VDM-Verlag, 2009.
Taxil, Leo, Pseud. (*21.03.1854 Marseille; † 31.03.1907 Sceaux), eigentl. Gabriel Antoine Jogand-Pagès, französischer Journalist, Schriftsteller, skrupelloser Schwindler. Obgleich bei den Jesuiten katholisch erzogen, geriet T. bald in ein antiklerikales freigeistiges Milieu, brach nach dem dt.-frz. Krieg 1870 / 71 jegliche Verbindung zu seiner Familie ab und wurde Mitglied der Freimaurerei, aus der er jedoch wegen unlauterer Geschäfte wieder ausgeschlossen wurde. 1885 öffentliche (Schein-)Konversion zur kath. Kirche. T. verfasste hinfort – wohl um sich zu rächen – unter seinem Pseudonym Bücher über den angeblichen Satanismus der Freimaurer; erhielt eine eigene Audienz bei Papst Leo XIII., der ihm seine Anerkennung für seine „Enthüllungsschriften“ aussprach. 1896 organisierte T. in Trient einen Anti-Freimaurer-Kongress, an dem viele katholische Bischöfe und Geistliche teilnahmen. 1897 jedoch gestand T. – in die Enge getrieben – auf einer Pressekonferenz in Paris, dass er die Behauptungen betr. Satanskult nur spaßeshalber geschrieben habe. Auch die angebliche Existenz einer gewissen, aus einer Teufelsbuhlschaft hervorgegangenen Miss Diana Vaughan aus Amerika, um die auf dem genannten Kongress viel diskutiert worden war, war T.s Erfindung (denn er schrieb auch unter diesem Pseudonym).
Lit.: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland, Bd. 118 (1896), 657 – 679, 719 – 733; Lennhoff, Eugen / Oskar Posner: Internationales Freimaurerlexikon (1932, Nachdr. 1973), S. 1558 – 1561.
Tegtmeier, Ralph (*1.11.1952 Heliopolis, nordöstlich v. Kairo), Pseud. Frater V. D. oder Frater U. D. – steht als Abkürz. f. ubique Deus, ubique Daemon. Aufgewachsen in Indien, esot. Schriftsteller, Chaos- und Eismagier; Studium der Literatur und Sprachen in Bonn, dort Gründung der Horus-Buchhandlung. Mitglied der Fraternitas Saturni. Schrieb 1981 seine Magisterarbeit über Okkultismus u. Erotik in der Literatur des Fin de Siècle. Übersetzer mehrerer okkult-magischer Werke.
W.: Handbuch der Sexualmagie. Haar: Akasha, 1986; Tarot – Geschichte eines Schicksalsspiels. Köln: DuMont, 1986; Der Geist in der Münze. München: Goldmann, 1988; Sigillenmagie in der Praxis. Unkel: Edition Magus, 1988; Wo wohnen die Dämonen. München: Heyne, 2005; Die Schule der Hohen Magie, 2 Bde; Die tausend Masken des Meisters (über A. Crowley). München: Knaur, 1989.
Tenhaeff, Wilhelm Heinrich Carl (*18.01.1894 Rotterdam / NL; † 9.07.1981 Utrecht), Prof. Dr., renommierter Paraps. u. Begründer der anthropolog. Pps., Autor zahlreicher Werke und Beiträge in Fachzeitschriften. Die pps. Forschung interessierte ihn schon seit seinen Jugendjahren. 1928 gründete er mit P. A. Dietz die niederländ. Tijdschrift voor Parapsychologie. 1933 Promotion u. Habilitation an der Univ. Utrecht; dort von 1933 – 1944 Privatdozent, 1951 Lehrbeauftragter f. Pps.; T. hatte als Erster eine ao. Professur f. Pps. in Europa (1953); 1973 ordentliches Mitglied der Accademia Tiberina, Rom; 1974 erhielt er den Ernesto Bozzano-Preis; auch Ehrenpräs. von Imago Mundi. Der Pionier der europäischen Pps. war Vegetarier und überzeugter Pazifist. 1978 emeritiert. Sein Institut wurde 1980 geschlossen. Sein Leichnam wurde am 13.07.1981 eingeäschert.
W.: Außergewöhnliche Heilkräfte. Olten: Walter, 1958; Hellsehen und Telepathie. Gütersloh: Bertelsmann, 1962; Kontakte mit dem Jenseits? Berlin: Universitas, o. J. (1973), Frankfurt 1999; Der Blick in die Zukunft – Präkognition. Berlin: Universitas, 1976; Paranormale Heilkräfte. In: A. Resch: Paranormale Heilung. Innsbruck: Resch, 21984 (Imago Mundi; 6), S. 523 – 550.
Lit.: Nachruf u. Würdigung von A. Resch in GW (1981) 3, 145 – 160.
Terelja, Josip (*ca. 1943), Mystiker, Vorsitzender des Zentralkomitees der ukrainischen Katholiken. Als bekennender Katholik wurde der 39-Jährige im Dez. 1982 vom KGB verhaftet und im Jänner 1983 zwangsweise in eine psychiatrische Anstalt in der UdSSR eingeliefert, nachdem er schon 19 Jahre in Gefängnissen oder Zwangsanstalten hatte verbringen müssen. 1987 wurde er nach 23-jähr. Gefangenschaft aus dem Gefängnis entlassen u. aus der Sowjetunion ausgewiesen; er emigrierte nach Kanada. Zusammen mit vielen anderen wurde T. Zeuge der Marienerscheinungen in Hruschiw (Grushew bei Lemberg), Ukraine. Ihm wurde gesagt:„Hab keine Angst, sei ruhig und tue das, wozu Gott dich auserkoren hat.“ Er sah dies als einen Auftrag an, sich für eine unabhängige Ukraine zu engagieren. Schon 1972 soll ihm Maria erschienen sein und ihn auf wundersame Weise in der Erfrierungszelle im Lager gerettet haben.
W.: Cornwell, J.: Powers of Darkness, Powers of Light, 1990; Terelja, Josip / Michael H. Brown: Zeugnis von Erscheinungen und Verfolgung in der UdSSR, Mediatrix 1995.
Theresia v. Ávila (*28.03.1515 Ávila / Spanien; † 4.10.1582 Alba de Tormes), hl. (1622, Fest: 15. Oktober), mit bürgerl. Namen Teresa de Cepeda y Ahumada, stigm. Myst., Ekstatikerin, Reformatorin des Karmelitenordens und Gründerin von 14 Klöstern; mit 20 Jahren Eintritt in den Karmel; Ordensname Teresa de Jesús; nach ihrer Profess schwere Erkrankung mit Visionen. 1554 entschied sie sich beim Anblick der Darstellung des leidenden Christus zur radikalen Hingabe an Christus und für ein Streben nach absoluter Vollkommenheit. Eine Vision der Hölle (1560) bestärkte sie in ihrem Entschluss. 1562 gründete sie das erste Kloster des Reformordenszweiges, unterstützt von Petrus von Alcántara und Johannes vom Kreuz. In einer berühmt gewordenen Vision durchbohrte ein Engel mit einem Pfeil ihr Herz (dargestellt als Marmorstatue Berninis in der Chiesa di S. Maria della Vittoria, Rom). Nach dem Tod wies ihr Herz eine ca. 5 cm breite Wunde mit Brandspuren auf. T. erlebte in der Ekstase öfters Levitationen. Grab in der Karmelitenkirche. 1617 Patronin von Spanien, 1922 Ehrendoktorat der Universität von Salamanca, 1944 von Papst Pius XII. zur Schutzpatronin der Schachspieler erklärt. 1965 Patronin der spanischen Schriftsteller, von Papst Paul VI. 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin ernannt. Sie starb in der Nacht, in der in Spanien der Gregorianische Kalender eingeführt wurde.
W.: Die innere Burg, übers. u. hrsg. v. F. Vogelgsang, Zürich 1979; Sämtliche Schriften, 6 Bde., München 1933 – 41.
Lit.: Lorenz, Erika: Nicht alle Nonnen dürfen das, Freiburg 31988; Sondermann, Maria Antonia OCD: Teresa von Avila begegnen. Augsburg: Sankt-Ulrich, 2007.
Theresia von Lisieux (*2.01.1873 Alençon, Normandie / F; † 30.09.1897 Lisieux), OCD, genannt die ‚kleine‘ hl. Theresia; bürgerl. Name Thérèse Martin, hl. (1925, Fest: 1. Oktober), Karmelitin, Myst. Schon mit vier Jahren verlor sie ihre Mutter (1877). Der Vater, Louis Martin, übersiedelte mit den fünf Töchtern nach Lisieux. 1882 trat die älteste Schwester Pauline in den Karmel ein, wodurch Theresia in eine schwere gesundheitliche Krise geriet, doch die Vision der lächelnden Madonna (1883) bewirkte ihre seelische Gesundung. Ihre Schwester Marie folgte ihr 1886 in den Karmel nach und nach dem Tod des Vaters (1894) trat auch die letzte Tochter ein. Am 10. Jänner 1889 wurde T. als Karmelitin eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Theresia vom Kinde Jesu und vom Heiligen Antlitz. Vier Jahre später wurde sie bereits zweite Novizenmeisterin. Im Karmel hatte sie viel zu leiden, seelisch und körperlich (Tbc 1896). Nach ihrem Tod schrieb man ihr viele Wundertaten zu. Sie soll auch des öfteren Menschen als Helferin in der Not erschienen sein (gemäß ihrem zu Lebzeiten verheißenen „Rosenregen“). T. wurde 1927 von Papst Pius XI. zur Hauptpatronin der Missionen ernannt; 1944 zweite Patronin von Frankr.; am 24.08.1997 als dritte Frau (nach > Theresia v. Ávila u. > Katharina v. Siena) von Papst Johannes Paul II. zur Kirchenlehrerin ernannt. Am 19.10.2008 wurden ihre Eltern Louis und Zélie Martin in Lisieux seliggesprochen.
W.: Histoire d’une âme („Geschichte einer Seele“). Herausgegeben von der damaligen Oberin, ihrer leiblichen Schwester Agnés de Jésus (1861 – 1951), postum 1898; erst später erschien die nicht geschönte Originalausgabe; autobiografische Schriften, Einsiedeln 1988.
Lit.: Combes, Andrè / Elisabeth Marnegg: Die Heilige des Atomzeitalters, 1956; Görres, Ida Friederike: Thérèse von Lisieux. Ein Lebensbild. Hrsg. und eingel. von H.-B. Gerl-Falkovitz. Freiburg: Herder, 1998; Stertenbrink, Rudolf: Die große Liebe des kleinen Senfkorns. Begegnung mit Thérèse von Lisieux, der neuen Kirchenlehrerin. Herder: Freiburg, 2000.
Thirring, Hans (*25.03.1888 Wien; † 22.03.1976), Univ.- Prof., Physiker, Mathematiker, Erfinder, Vater des Physikers Walter Thirring. Studium der Physik u. Mathematik an der Univ. Wien, nach seiner Promotion (1911) Assistent, dann Privatdozent (1915 – 21), Vorstand des Instituts für Theoretische Physik der Universität Wien 1921 – 1938 (Zwangspensionierung aufgrund seiner pazifistischen Haltung, seiner Freundschaft mit Einstein, Freud u. a.). Nach Kriegsende reaktiviert, wurde er 1946 / 47 Dekan der Philos. Fakultät der Univ. Wien. Über Einfluss des Botanikers Richard Wettstein befasste sich Th. seit 1924 auch mit pn. Phänomenen physikalischer Medien und wurde 1927 Gründungspräsident der Österreichischen Ges. f. Psychische Forschung (seit 1971 Österr. Ges. f. Parapsychologie, seit 1997 um den Zusatz „Grenzbereiche der Wissenschaften“ erweitert).
Werke: Geschichte der Atombombe, 1946; Homo sapiens, 2 Bde., 1947 / 49.
Lit.: Zimmel, B. / G. Kerber (Hg.): H. Thirring. Ein Leben für Physik und Frieden. Wien: Böhlau, 1992.
Thomas von Aquin OP (* um 1225 auf Schloss Roccasecca bei Aquino; † 7.03.1274 Fossanova), hl. (1323, Fest: 7. März), bedeutendster scholastischer Theologe und Philosoph des Hochmittelalters, der die philosophische Argumentation von Aristoteles übernahm und sich auch auf den kathol. Aristoteliker Johannes Damascenus stützte. Ausbildung in Montecassino, 1244 in Neapel Eintritt in den Dominikanerorden. Nach einem Aufenthalt in Paris wurde er in Köln Schüler von > Albertus Magnus. Lehrtätigkeit in Paris, Rom, Orvieto, Neapel. Starb auf der Reise zum Zweiten Konzil von Lyon im Kloster Fossanova. 1567 in den Rang des Kirchenlehrers erhoben. Die thomistische Philosophie und Theologie wurde 1879 von Papst Leo XIII. als Grundlage der akademischen Ausbildung der Theologenausbildung bestimmt. Allerdings war Th. in manchen Ansichten auch Kind seiner Zeit (Todesstrafe für Häretiker, Hexenwesen, Zinsverbot u. a.).Wenngleich er häufig im Malleus Maleficarum (des H. > Institoris) zitiert wird und er selbst in seiner Summa theologica (P.I qu.51 art.3) auf dämonisches Wirken (incubus und succubus) Bezug nimmt, wird seine Autorität von den Befürwortern der Hexenverfolgung missbräuchlich in Anspruch genommen, da eine solche gewiss nicht in der Intention des frommen Mystikers lag. Von grundlegender Bedeutung für die Nachwelt und sein theologisches System sind die Summa theologica und die Summa contra gentiles.
W.: Kritische Ausgabe, sog. Editio Leonina: Sancti Thomae Aquinatis doctoris angelici Opera omnia iussu Leonis XIII. P. M. edita, cura et studio fratrum praedicatorum, Rom 1882 ff.; Deutsche Thomas-Ausgabe (Summa theologica), vollst., ungekürzte dt.-lat. Ausg. Graz: Styria; früher teilw. im Pustet-Verl., Salzburg, teilw. im Kerle-Verl., Heidelberg u. Verl. Styria Graz, Wien, Köln, 1933ff., 34 Bde. (noch unvollendet). Zahlreiche Aristoteles- und Bibelkommentare, quaestiones disputatae, Hymnen u. a. m.
Lit. (Auswahl): Chenu, Marie-Dominique: Thomas von Aquin. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 61992; Torrell, Jean-Pierre: Magister Thomas. Leben und Werk des Thomas von Aquin. Freiburg / Br.: Herder, 1995; Schönberger, Rolf: Thomas von Aquin zur Einführung. Hamburg: Junius, 32006.
Thomas v. Villanova OESA (*1486 Villanueva / Spanien; † 8.09.1555 Valencia), heilig (1658, Fest: 8. Sept.), genannt der „Almosengeber“, Ordenseintritt 1516 Salamanca, 1518 Priester, Prior in mehreren Klöstern, span. Reformator des Augustinerordens, Hofprediger von Kaiser Karl V., Erzbischof von Valencia. Sorgte für Arme, Kranke und zum Tod Verurteilte. Beim Anblick der konsekrierten Hostie geriet er in Ekstase und zelebrierte daher lieber in einer Seitenkapelle. Beim Gebet zu Christi Himmelfahrt erfuhr er eine Levitation. T. starb zu dem von ihm vorausgesagten Datum.
Lit.: Pösl, F.: Leben des hl. T. v. V., Münster 1860; Jobit, P.: L’éveque des Pauvres, Saint Th. de V., Paris, Montréal, 1961.
Thomas, Charles Drayton (1867; † 14.07.1953), brit. methodistischer Geistlicher, Medienforscher; Spiritist. Ab 1889 Studium am Richmond Theological College; 1917 nahm er anonym an der ersten Seance bei Mrs. G. O. > Leonard teil, durch die sich Sir Oliver > Lodge meldete. Aktives Mitglied der SPR, von 1934 bis 1953 auch deren Ratsmitglied. T. überprüfte elf Jahre lang Durchgaben des Mediums Gladys Osborne Leonard, seinen Vater († 1903) und seine Schwester Edda († 1920) betreffend. Seine diesbezüglichen Erlebnisse beschreibt er in seinen Werken. T. arbeitete auch mit Whately > Carington zusammen, über quantitative Studien betr. Trancepersönlichkeiten.
W.: Some New Evidence for Human Survival. London: Collins, 1922; Life Beyond Death with Evidence. London: W. Collins Sons & Co. Ltd., 1928, 1933; The Mental Phenomena of Spiritualism, 1930; Beyond Life’s Sunset, 1931; An Amazing Experiment. London: Lectures Universal, 1936; From Life to Life, 1946; In the Dawn Beyond Death, and Precognition and Human Survival, 1948; The Word Association Test with Mrs. Osborne Leonard. In: Proceedings of the SPR 43 (1935), 141; The Volume of Byron: A Significant Book Test. In: Proceedings of the SPR 48 (1946 – 49), 175.
Lit.: Nachruf von Allison, L. W.: The Reverend C. Drayton Thomas. In: Journal of the American Society for Psychical Research 48 (1954), 37 – 48.
Thomas, John F[rederick] (*22.07.1874 Parker City, Pennsylvania; † 21.11.1940), amerik. Psychologe, Pädagoge (Schulinspektor für Detroit), Jenseitsforscher. Mitglied der Bostoner SPR und der SPR (London). Studium an der Universität von Michigan und später an der Duke Universität mit Dr. phil. (1935), und zwar als eine der ersten Dissertationen über eine parapsychologische Thematik (‚An Evaluative Study of the Mental Content of Certain Trance Phenomena‘, betreffend seine Sitzungen im Jahre 1932). Denn nach dem Tod seiner Frau Ethel († 1926) gewann T. die Überzeugung vom Fortleben nach dem Tode infolge Séancen mit dem Bostoner Medium Minnie M. > Soule (‚Chenoweth‘) und versuchte sodann über bekannte Trance-Medien wie Eileen J. > Garrett, Gladys Osborne > Leonard u. a. Angaben über seine Frau zu erhalten – und zwar aus wissenschaftlichen Motiven durch die Methode der sog. „Proxy-sittings‘ (Stellvertretersitzungen). Jede einzelne der auf diesem Weg erhaltenen Informationen bewertete T. mit einem Punkt. Von den insgesamt 1908 erhaltenen Informationen konnten 1587 bestätigt werden. Ein geplanter zweiter Band seines Werkes über seine Jenseitskontakte aus der Zeit 1932 – 1940 kam nicht mehr zustande, da T. an den Folgen eines Autounfalls bei Redford starb. > Hankey, Muriel.
W.: Case Studies Bearing upon Survival. Boston: Boston Society for Psychic Research, 1929; Beyond Normal Cognition. Boston: Boston Society for Psychic Research, 1937; Repr. New York: Arno Press, 1975.
Lit.: Gibson, Edmund P.: The Ethel Thomas Case. In: Tomorrow (Sommer 1954).
Thomasius, Christian (*1.01.1655 Leipzig; † 23.09.1728 Halle), Rechtsphilosoph, Jurist, 1684 – 1690 Prof. an der Univ. Leipzig, dann an der Univ. in Halle. Aus dem anfänglichen Befürworter wurde durch das Studium einiger Hexenprozesse ein nonkonformistischer Gegner derselben. Th. setzte sich namentlich mit B. > Carpzov auseinander und erkannte im Hexenmythos eine Wahnvorstellung seiner Zeit, da seiner Ansicht nach der Teufel als geistiges Wesen nicht zur Buhlschaft mit den Hexen fähig sei. Seinem Einfluss ist es zu verdanken, dass Friedrich Wilhelm I. bald nach seiner Thronbesteigung 1714 die Hexenverfolgung in Preußen verbot.
W.: Theses de Crimine Magiae, Halae 1701 (dt.: Kurze Lehrsätze von dem Laster der Zauberey, 1704, übers. v. J. Reiche); De tortura ex foris christianorum proscribenda…, Halae 1705 (dt.: Über die Verbannung der Folter aus den Gerichten der Christen. Weimar 1960, übers. v. R. Lieberwirth); Disputatio de Origine ac Progressu Processus Inquisitorii contra sagas, Halae 1712 (dt.: Historische Untersuchung vom Ursprung u. Fortgang des Inquisitionsprozesses wider die Hexen, Halle 1712).
Lit.: Bienert, W.: Der Anbruch der christlichen deutschen Neuzeit, dargestellt an Wissenschaft und Glauben des C. Th., Halle 1934; Herrmann, H.: Das Verhältnis von Recht und pietistischer Theologie bei C. Th., Diss. jur., Kiel 1971; Schwerhoff, G.: Aufgeklärter Traditionalismus – Th. zu Hexenprozeß und Folter. In: Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte. Germ. Abt. 104 (1987), 93 – 114.
Thompson, Rosina (*1868, † ?), nichtprofessionelles brit. Medium, das ihre Medialität im sog. Delphic Circle von Frederick Thurstan in London entwickelte, ihre medialen Fähigkeiten aber ab 1898 fast ausschließlich für die SPR (vor allem durch > Myers) demonstrierte und sich untersuchen ließ, so z. B auch vom niederländ. Psychiater Frederik Willem van Eeden (1860 – 1932), der den Ausdruck ‚luzide Träume‘ (lucid dreams) prägte. Neben der gängigen physikalischen Typologie ihrer Phänomenik, darunter auch das seltene Phänomen der körperlichen Elongation, zeigten sich später in vermehrtem Ausmaß mentale Fähigkeiten (Visionen, Psychometrie, Kontakte mit Abgeschiedenen).
Lit.: Myers, F. W. H.: On the Trance Phenomena of Mrs. Thompson. In: Proceedings of the Society for Psychical Research 17 (1902); Piddington, J. G.: On the types of phenomena displayed in Mrs. Thomson’s trance. In: PSPR (1903 / 04) 18, 104 – 307; Van Eeden, Frederik: Account of Sittings with Mrs. Thompson. In: Proceedings of the Society for Psychical Research 17 (1904).
Thomson, Frederic Louis (*1868; † ?), amerikanischer medialer Maler, wurde 1905 von einem unwiderstehlichen Drang erfasst, Skizzen zu zeichnen und in Öl zu malen. Während seiner Arbeit fühlte er sich vom Geist eines gewissen Robert Swain Gifford geführt, einem berühmten, aber ihm unbekannten Künstler, der einige Monate vorher gestorben war. Th. hatte halluzinatorische Visionen und zeichnete eine exakte Kopie eines Bildes, das er nicht kannte, das sich aber unvollendet im Studio von Gifford befand. Durch den jenseitigen Einfluss von Gifford entwickelte sich Th. mit der Zeit zu einem mäßig erfolgreichen Künstler. Trotz partieller psychischer Fixierung behielt er das Bewusstsein seiner Identität bei.
Lit.: Hyslop, J. H.: A case of veridical hallucinations. In: PASPR (1909) 3, 1 – 469; ders.: Contact with the Other World, N. Y. 1919.
Thouless, Robert Henry (*15.07.1894 Norwich / Engl.; † 25.09.1984), Dr. phil. (1922) u. Dr. rer. nat., brit. Psychologe, Pps., Autor, Präs. der SPR 1942 – 44, 1924 Heirat mit Priscilla Grafton, Studium am Corpus Christi College in Cambridge, Dozent und Prof. an diversen Universitäten (Manchester, Glasgow), zuletzt in Cambridge. Experimentierte quantitativ auf dem Gebiet der ESP und PK und ihrer Modalitäten, Kritiker der Experimente von J. B. > Rhine, da seine eigenen Experimente die Ergebnisse von Rhine nicht zu bestätigen schienen. Th. führte den Ausdruck „psi“ für ‚parapsychol. Phänomene‘ ein (Experiments on paranormal guessing. In: British Journal of Psychology 33 (Juli 1942) 1, 15 – 27). Sein Interesse galt auch der Frage des Fortlebens nach dem Tod.
W.: Zahlreiche Artikel in den SPR Proceedings; Psychologie u. Religion, 1923; Experimental Psychical Research. London: Penguin, 1963; From anecdote to experiment in psychical research. London: Routledge u. K. Paul, 1972.
Thurston, Herbert H. Ch. (*15.11.1856 London; † 3.11.1939 ebd.), SJ, kath. Theologe, Pps., Autor zahlreicher Artikel über pn. Phänomene im Bereich der christl. Mystik, 1874 Eintritt in den Jesuitenorden, 1919 Mitglied der SPR London. Seine akademische Ausbildung machte er in: Séminaire St. Malo, Frankr.; Mount St. Mary’s, Derbyshire, England; Stonyhurst, Lancashire, England; Manresa House, Roehampton, und an der University of London. 1880 – 1887 lehrte Th. am Beaumont College in Windsor und 1892 – 94 am Wimbledon College in London.
W.: The Memory of Our Dead, 1915; The Phenomena of Stigmatization. In: Proceedings of the Society for Psychical Research 32 (1922), 83; The Church and Spiritualism, 1933; posthum: Physical Phenomena of Mysticism, 1952 (dt.: Die körperlichen Begleiterscheinungen der Mystik. Luzern: Räber & Cie., 1956); Ghosts and Poltergeists, 1953 (dt.: Poltergeister (mit Vorw. v. G. Frei), Luzern 1955).
Lit.: Crehan, J.: Father Thurston. London: Sheed and Ward, 1952.
Tighe, Virginia (*27.04.1923 Madison, Wisconsin; † 12.07.1995 nahe Denver, Colorado), amerik. Hausfrau aus Colorado, die durch die Geschichte ihrer psychischen Regression in ein früheres Leben als „Bridey Murphy“ berühmt wurde. Die geborene Burns wurde als kleines Kind adoptiert und hieß dann Grund; in 2. Ehe verh. mit Hugh Bryan Tighe. Dem sie in mehreren Sitzungen (vom 29. November 1952 bis zum 1. Oktober 1953) hypnotisierenden Amateurhypnotiseur und Geschäftsmann Morey Bernstein erzählte sie von ihrem angebl. Vorleben als Bridey (eigentlich Bridget Kathleen) Murphy in Cork, Irland, wo sie am 20.12.1798 geboren sei etc. Der Reporter William Barker recherchierte deshalb drei Wochen lang in Irland, konnte jedoch keinen strikten Nachweis der Existenz von ‚Bridey‘ erbringen. Zwar ließen sich mehrere zutreffende Angaben über das Belfast jener Zeit bestätigen – so nannte T. zwei Namen von Lebensmittelhändlern, bei denen sie (als Bridey) eingekauft habe; andere Aussagen waren jedoch eindeutig falsch. Der Fall erregte in den USA großes mediales Interesse, Bernsteins Buch über sie (Pseudonym Ruth Simmons) wurde ein Bestseller. Aus pps. Sicht liegt eine mögliche Erklärung wohl in einer kryptomnestischen Informationsentnahme aus dem eigenen Unbewussten. Virginias Eltern waren beide irischer Herkunft. Man fand heraus, dass eine ehemalige irische Nachbarin von Tighe, Mrs. Corkell, mit dem Mädchennamen Bridie Murphys geheißen haben soll. T. dementierte jedoch, Kontakte mit ihr gehabt zu haben.
Lit.: Bernstein, Morey: The Search for Bridey Murphy, Garden City, N. Y., 1956 (dt.: Protokoll einer Wiedergeburt – Der Fall Bridey Murphy. Bern: Scherz, 1973); Kline, M. V. (Hrsg.): A Scientific Report on ‚The Search of Bridey Murphy‘, N. Y. 1956.
Tischner, Rudolf (* 3.04.1879 Höhenmölsen bei Weißenfels / Sachsen; † 24.04.1961 Vierhöfen), Dr. med., Sohn eines Arztes, Studium der Medizin in Rostock, nach Tätigkeiten an verschiedenen Kliniken Augenarzt mit eigener Praxis in München von 1913 – 1949. Historiker der pps. Forschung u. fruchtbarer pps. Autor, dem wichtige Beiträge zur pn. Terminologie und einige Monographien zu verdanken sind. T. beschäftigte sich auch intensiv mit Homöopathie. Durch Kontakt mit dem Chemiker Ludwig > Staudenmaier 1911 in Freising erwachte sein Interesse an der Pps; T. experimentierte mit Waldemar von > Wasielewski mit der Sensitiven Frl. v. B.; 1913 Übersiedlung nach München, dort weitere Experimente mit dem Musiker H. u. mit Ludwig > Aub. T. nahm an Sitzungen mit den Brüdern > Schneider u. Frau > Silbert teil. Sein Haus mit der großen Bibliothek wurde durch einen Bombenangriff zerstört. 1949 Übersiedlung nach Icking bei München.
W.: Über Telepathie u. Hellsehen, München 1919, 21921; Einführung in den Okkultismus u. Spiritismus, München 1921, 1923; erschien 1950 u. d. T.: Ergebnisse okkulter Forschung; Vierte Dimension u. Okk., Leipz. 1922; Geschichte der metaphys. (okkultist.) Forschung, Pfullingen 1924; Geschichte der PPS, Tittmoning 1960 (2. Aufl. v. A. Ludwig u. R. Tischner).
Lit.: Autobiographische Schilderungen finden sich in: Zschr. f. Parapsychologie (April 1929) sowie in: ZPGP 3 (1959) 1.
Tocquet, Robert Raphael (*5.06.1898 Saint-Oulph / Aube; † 23.09.1993), frz. Chemiker, Anthropologe, pn. Autor; Mitglied im Vorstand des Institut Métapsychique International in Paris. 1927 Heirat mit Henriette Poulain; publizierte auch eine fünfbändige Encyclopédie pour la Jeunesse.
W.: Tout l’Occultisme dévoilé, 1952; Les Pouvoirs secrets de l’Homme, 1963.
Tomczyk, Stanislawa (19. / 20. Jh.), polnisches physikal. Medium in Wisla mit angebl. psychokinetischen Phänomenen, um 1908 / 09 vom Psychologen Julian > Ochorowicz unter Hypnose studiert. Dabei spielte ihr eine nur ihr sichtbare Wesenheit namens ‚Stassia‘ schelmische Streiche. T. hielt diese – wie zunächst auch Ochorowicz selbst – für ein Double des Mediums, doch erhielt er in einem separaten Raum ohne Licht ein Bild von ihr, während sich T. in normalem Zustand befand. Th. > Flournoy wurde in Paris 1909 Zeuge einer Telekinese. Bei einer späteren Sitzung in Genf mit Flournoy und seinem Sohn sowie den Professoren Clarapede, Cellerier und Batelli zeigten sich keine bemerkenswerten Phänomene, wohl aber 1910 im physikal. Laboratorium in Warschau unter strikten Kontrollbedingungen. Nach ihrer Heirat (1919) mit dem Parapsychologen F. H. Everard > Feilding (1867 – 1936), einem ihrer Erforscher, hörte T. mit der Produktion medialer Phänomene auf, da sie die Experimente als belastend empfand.
Lit.: Feilding, E.: Note on the English sittings with Miss Tomczyk. In: JSPR 17 (1915), 28 – 31; Schrenck-Notzing, A. Frhr. v.: Physikalische Phänomene des Mediumismus, München 1920; Richet, Charles: Traité de Métapsychique. N.p., 1922. Engl. Übers.: Thirty Years of Psychical Research. New York: Macmillan, 1923. Reprint, New York: Arno Press, 1975.
Toronyi, János, Dr. (* ?; † 21.02.1952 San Martin / Argentinien), ungar. Pps., Medienforscher, der bis Ende 1944 Präsident der Ungarischen Parapsychologischen Gesellschaft und anschließend Präsident der Sociedad Argentina de Parapsicologia war. Er experimentierte u. a. von 1923 bis 1938 in Budapest mit dem Kunsttischler und Apportmedium Ludwig Pap.
W.: Experimente mit physikalischen Medien. In: Neue Wissenschaft (1952) Heft 6, 181 – 188; Heft 7, 243 – 250.
Tränker, Heinrich (* 6.08.1880; † 22.05.1956 Berlin), Pseud. Frater Recnartus, Meister Garuda, Henkelkreuzmann, Buchhändler, Antiquar, Gründer diverser kurzlebiger okkulter Gemeinschaften: z. B. 1921 Pansophische Loge mit Eugen > Grosche, der sich mehrere Rosenkreuzerlogen anschlossen. 1925 gründete er die Zeitschr. Pansophia; Wegen A. > Crowley kam es zum Bruch mit Grosche, der dann seinerseits die Fraternitas Saturni gründete.
W.: Die Pansophie der hermetischen Bruderschaft vom Rosenkreuz, München 1923; Mystischer Feuerschein, das ist eine einfältige Lehre der hermetischen Bruderschaft im fixen Osten, Leipzig 1925; Kleines mystisch-magisches Bilderbüchlein für fleißiger übende A.B.C. Schüler der Fraternität vom Rosenkreutz (Sammlung von 107 alchemistischen Bildern); Grundlagen der Pansophia, Leipzig 1928.
Lit.: Möller, Helmut / Ellic Howe: Merlin Peregrinus, Würzburg 1986; Flowers, Stephen: Feuer u. Eis, Wien 1993.
Travers-Smith, Mrs. > Dowden, Hester.
Trevelyan, Sir George (*1906 Northumberland; † 7.02.1996), engl. Historiker, Erwachsenenbildner; Esoteriker, Wegbereiter des neuen Zeitalters, Organisator der einschlägigen „Round-Table-Symposien“. Studium der Geschichte in Cambridge, Lehrer an einer schottischen Schule in Gordonstoun. Anhänger der Anthroposophie R. > Steiners und der Theosophie A. > Baileys. 1947 – 71 Leiter des staatlichen Zentrums für Erwachsenenbildung Attingham Park.
W.: Eine Vision des Wassermann-Zeitalters. Gesetze und Hintergründe des „New Age“, Freiburg i. Br. 21981 (engl. Orig. 1977); Unternehmen Erlösung. Hoffnung für die Menschheit, Kimratshofen 1989 (engl. Original 1981).
Trithemius, eigentl. Johannes von Heidenberg (*1.02.1462 Trittenheim bei Trier; † 13.12.1516 Würzburg), auch Tritheim genannt, Benediktiner-Abt, Historiograph, bibliophiler Chronist und ‚Klosterhumanist‘, Alchemist, ominöser Vertreter einer sog. natürlichen Magie. T. stammte aus einer Winzerfamilie (Heidenberg oder Heidenberger) aus Trittenheim an der Mosel, Studien in Trier und Heidelberg. 1482 Eintritt in das Benediktinerkloster Sponheim bei Bad Kreuznach, 1483 bereits Abt des Klosters. Er stand mit vielen Gelehrten in Briefwechsel. 1505 verbrannten die Mönche seine Bücher über Magie; man sagte ihm – aber wohl zu Unrecht – auch magische Praktiken (z. B. Totenbeschwörungen) nach. Miers schreibt im Lexikon des Geheimwissens (1993) über T.: „Mit Mühe entkam er dem Scheiterhaufen.“ T.s Schriften Polygraphia und Steghanographia sind jedoch keine magischen Werke, sondern verschlüsselte Geheimschrifttraktate. T. fand auch Aufnahme in den Humanistenkreis um Kaiser Maximilian. Aufgrund verschiedener widriger Umstände sah er sich schließlich genötigt, Sponheim mit seiner wertvollen Bibliothek zu verlassen und sich nach einem mehrmonatigen Wanderleben 1506 in das Kloster St. Jakob in Würzburg zurückzuziehen, wo er starb.
W.: De scriptoribus ecclestiasticis, 1494; Catalogus illustrium virirum Germaniae, 1495; Ein Büchlein des hocherfahrnen Philosophi Dr. Johannis Tritemii abbatis an Papst Clementem, de Lapide philosophorum, o. O., 1619.
Lit.: Arnold, Klaus: Humanismus und Hexenglaube bei Johannes Trithemius (1462 – 1516). In: Peter Segl (Hrsg.): Der Hexenhammer. Köln: Böhlau, 1988, S. 216 – 240.
Truzzi, Marcello (*6.09.1935 Kopenhagen; † 2.02.2003 Ann Arbor, Great Lake, Michigan / USA), aus einer russischen Zirkusfamilie stammender Soziologe und Anomalistiker. 1940 Übersiedlung nach USA, wo er später Direktor des Instituts u. Prof. f. Soziologie an der Eastern Michigan University in Ypsilanti war. Mitbegründer (1976) der CSICOP (= Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal), aus der er 1977 wieder austrat. Hrsg. der Zschr. The Zetetic u. Zetetic Scholar 1978 – 1987.
W.: Lyons, Arthur / Marcello Truzzi: The Blue Sense: Psychic Detectives and Crime, The Mysterious Press 1991.
Lit.: Nachruf von Hövelmann, Gerd H.: Devianz u. Anomalistik. Bewährungsproben der Wissenschaft. Prof. Dr. M. Truzzi 1935 – 2003. In: Zeitschrift für Anomalistik 5 (2005) 1, 5 – 30; sowie Douglas, Martin: Macello Truzzi, 67, Sociologist Who Studied the Supernatural. In: New York Times vom 9.02.2003.
Turvey, Vincent Newton (1873 – 1912), engl. Ingenieur, sensitiver Visionär. Schon als Kind konnte er Phantome sehen, doch verging dies wieder, als er zehn Jahre alt war. Jahre später traten bei ihm nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch jedoch wiederum verschiedenartige paranormale Phänomene auf: Astralprojektion, Präkognition, Hellsehen, Psychokinese. T. behauptete sogar von sich, dass er, sozusagen als Kontrolle während einer Séance, imstande sei, durch das Medium zu sprechen, und es veranlassen könne, dass es seinen Namen in einer charakteristischen Weise schreibe. T. wurde jedoch nie formell wissenschaftlich untersucht, weshalb er auch die Bezeichnung „Medium“ für sich ablehnte. 1908 war er Vizepräsident der Bournemouth Society of Spiritualists.
W.: The Beginnings of Seership, 1911, Reprint: New Hyde Park, N. Y.: University Books, 1969.
Turzovka, Seher v. > Laschut, Matousch.
Tuttle, Hudson (* 4.10.1836 Berlin Heights, Ohio; † 15.12.1910 ebd.), amerikan. Trancemedium, Autor spiritistischer Werke, Automatist. T. verbrachte seine Kindheit in der Wildnis am Erie See. Sein Elternhaus war der Hauptsitz der Unitarier Wanderprediger. Obgleich von geringer formaler Bildung, zeigte er in Trance erstaunliche Kenntnisse in den Naturwissenschaften unter angebl. jenseitiger Führung durch J. B. Lamarck und Alexander von Humboldt, von denen er sich inspiriert wähnte. 1857 Heirat mit Emma Rood, einer dem Spiritismus zugeneigten Schriftstellerin und Komponistin.
W.: The Arcana of Nature, or The History and Laws of Creation, Boston 1860; The Origin and Antiquity of Man, Boston 1866; Arcana of Spiritualism, Boston 1871; mit Emma Rood Tuttle: Stories from Beyond the Borderland. Berlin Heights, Ohio: Tuttle Publishing, 1910.
Tyrell, George Nugent Merle, Dr. (*1879; † 29.10.1952 London), engl. Pps., Autor; Studium der Mathematik u. Physik an der Universität London, dann Mitarbeiter von G. Marconi auf dem Gebiet der drahtlosen Telegraphie., 1945 / 46 Präs. der SPR, der er schon seit 1908 angehörte. T. studierte besonders die Telepathie. Für Experimente hinsichtlich paranormaler Erfahrung arbeitete er mit einer von ihm konstruierten Maschine.
W.: Science and Psychical Phenomena, 1938; The Personality of Man, 1946 (dt.: Mensch u. Welt in der Parapsychologie, Hamburg 1960; Bremen 1972); Apparitions, 1953.