Andreas Resch: Symeon Lucac und Gefährten

SYMEON LUCAČ, Bischof
(1893-1964)
Fest: 22. August

ANDRIJ IŠČAK, Priester
(1887-1941)
Fest: 26. Juni

MYKOLA CEHELSKYJ, Priester
(1896-1951)
Fest: 25. Mai

MYKOLA KONRAD, Priester
(1876-1941)
Fest: 26. Juni

UKRAINISCHE MÄRTYRER

Selig: 27. Juni 2001

Symeon Lucač wurde am 7. Juli 1893 im Dorf Starunia in der Region Stanislaviv, Ukraine, geboren. Nach der Volksschule besuchte er die höhere Schule in Kolomyja und trat nach Ablegung der Reifeprüfung 1913 in das Seminar von Stanislaviv ein. Wegen des Ersten Weltkriegs musste er sein Theologiestudium unterbrechen, das er dann 1919 beendete. Im Oktober 1919 wurde er zum Priester geweiht und übernahm eine Pfarre in einem Dorf. Von 1920 bis 1945 war Lukač Professor für Moraltheologie am Seminar von Stanislaviv. Als das Seminar geschlossen wurde, weil alle Studenten in den Krieg mussten, zog sich Lukač zu seinem Bruder nach Starunia zurück, wo er von April 1945 bis Ende Februar 1949 lebte. Zwischen März und April 1945 wurde er angesichts der bevorstehenden Inhaftierung der gesamten ukrainischen griechisch-katholischen Hierarchie heimlich zum Bischof geweiht, und es wurde ihm aufgetragen, die Eucharistie nicht mehr in der Kirche zu feiern, weil alle aktiven Priester den orthodoxen Glauben annehmen mussten. Er übersiedelte daraufhin nach Nadwirna, wo er für kurze Zeit blieb und die hl. Messe in seinem Zimmer oder in den Häusern einiger Gläubiger feierte, ohne nach deren Namen zu fragen; denn niemand wagte es je, den eigenen Namen zu nennen. Am 26. Oktober 1949 wurde Lukač verhaftet und zu zehn Jahren Lagerhaft in Krasnojarsk in Sibirien verurteilt, weil er „dem Vatikan nahestehe und illegal Bischof der griechisch-katholischen Kirche sei“. Fünf Jahre hindurch verrichtete Lukač die harte Arbeit eines Holzhackers. Am 11. Februar 1955 wurde er enthaftet und wirkte daraufhin weiterhin insgeheim als Seelsorger in Starunia, was ihm im Juni 1962 eine zweite Verhaftung bescherte. Am 23./24. Oktober 1962 kam es zum Prozess in Stanislaviv, bei dem Lukač zu fünf Jahren Internierung in Arbeitslagern und danach zu fünf Jahren Exil in abgelegenen Regionen der UDSSR verurteilt wurde. Aufgrund der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes wurde er im März 1964 freigelassen. Er kehrte zu seiner Familie nach Starunia zurück, wo er fünf Monate später, am 22. August 1964, im Alter von 71 Jahren an Pneumosklerose starb und auf dem nahegelegenen Friedhof in der Kievska-Straße 26, Ivano-Frankiwsk, beerdigt wurde. 1991 errichteten die Gläubigen der Pfarrkirche von Starunia ihm zu Ehren ein Denkmal.

Andrij Iščak wurde am 23. Oktober 1887 in der Stadt Mykolajiw, Region Lemberg, Ukraine, geboren. Nach Abschluss der theologischen Studien an der Universität Innsbruck (Österreich) wurde er 1914 zum Priester der Großerzdiözese Lemberg geweiht. Während des Ersten Weltkriegs war er Militärkaplan. Von 1919 an widmete er sich der Seelsorge und war auch Präfekt im Seminar von Lemberg. Von 1923 bin 1928 war er Pfarrer in Mil’no sowie Professor für Dogmatik und Kirchenrecht an der Theologischen Akademie von Lemberg. 1930 nahm er die Studien am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom wieder auf und wirkte anschließend als Pfarrer im Dorf Sychiv, Region Lemberg. Durch seine wichtigen wissenschaftlichen Untersuchungen erlangte er große Verdienste. Obwohl er von seiner bevorstehenden Verhaftung erfuhr, schränkte er seine seelsorgliche Tätigkeit keineswegs ein. Des Öfteren betonte er, dass ein Hirte seine Herde niemals im Stich lassen würde, um sich aus Furcht zu verstecken.
Am 26. Juni 1941 wurde er auf der Flucht vor den Deutschen von sowjetischen Soldaten verhaftet und einem langen Verhör unterzogen. Zwei Tage später wurde er erschossen. Zeugen berichten, sie hätten beobachtet, wie der Priester in ein Wäldchen unweit der Pfarrkirche verschleppt wurde, und kurz darauf seien Schüsse gefallen. Zehn Tage später, nachdem die Deutschen gekommen waren, suchten ihn einige Personen und fanden ihn in eben jenem Wald, von Bajonettstichen durchbohrt. Er wurde in Sychiv neben der alten Kirche begraben. Heute ruhen seine sterblichen Überreste in der neuen Kirche von Sychiv mit dem Namen Mariä-Geburt-Kirche, Lemberg, Ukraine.

Mykola Cehelskyj wurde am 17. Dezember 1896 in Strusiv, Region Ternopil, geboren und zwei Tage später auf den Namen Mykola getauft. Nach Abschluss des Gymnasiums in Ternopil begann er mit dem Theologiestudium in Lemberg, wo er bis 1923 blieb. Am 31. August 1924 heiratete er Josyfa Rutyč; der Verbindung entsprangen vier Kinder. Am 5. April 1925 wurde er zum Priester der Großerzdiözese Lemberg geweiht. Sofort begann er mit intensiver Arbeit in den Pfarreien. Er gründete zahlreiche religiöse Vereine und sogar eine Genossenschaft; die Ausbildung der Jugendlichen und armer Menschen lag ihm besonders am Herzen. Er ließ die Kirche St. Demetrius in Soroka errichten und legte den Grundstein zu einer Bibliothek. Trotz Verfolgung durch die Sowjets und die Nationalsozialisten hatte sich das Dorf Soroka, wo Mykola Pfarrer war, einen gesunden Glauben bewahrt; und obwohl die gottlosen Verfolger seiner Familie und den Pfarrangehörigen drohten, erklärte Mykola, dass er niemals den Übertritt zur Orthodoxie unterschreiben und aus dem Dorf flüchten werde. Im Wissen über seine bevorstehende Verhaftung verstärkte er seine seelsorgliche Arbeit noch mehr, wurde aber gerade in diesen schwierigen Tagen von Krankheit heimgesucht. Nachdem ihn Ärzte aus Lemberg untersucht hatten, verschrieben sie ihm einen Spitalsaufenthalt. Cehelskyj weigerte sich mit den Worten: „Ich kann doch meine Pfarrkinder nicht im Stich lassen!“ Er kaufte Medikamente und kehrte nach Soroka zurück.
Am 28. Oktober 1946 wurde Cehelskyj wegen antisowjetischer Aktivitäten verhaftet. Nach Einlieferung in das Gefängnis von Kopyčynci brachte man ihn nach Tschortkiw und dann nach Ternopil. Sein Fehler war, katholischer Priester zu sein und dem Druck der Kommunisten nicht nachzugeben, die ihn zwingen wollten, zur Orthodoxie überzutreten. Er wurde auch beschuldigt, ein „Vertrauensmann“ der Nazis zu sein. Am 25. Januar 1947 verurteilte ihn das Militärgericht zu zehn Jahren Lagerhaft. Trotz der starken Schmerzen, die es ihm unmöglich machten, aufrecht zu stehen, setzte er seinen Dienst im Lager fort. In den Briefen, die es ihm gelungen war nach Hause zu schicken, machte er nie auch nur die geringste Erwähnung von seinen Leiden. Er schrieb, dass er, hätte er dem Übertritt zur orthodoxen Kirche zugestimmt, freigelassen worden wäre. Doch er unterschrieb nicht. Mykola Cehelskyj starb am 25. Mai 1951 im Alter von 55 Jahren im Lager von Javas, Station Potma, ehemalige Sowjet-Republik Mordwinien, heute Russland. Sein Grab ist unbekannt.

Mykola Konrad wurde am 16. Mai 1876 im Dorf Strusiv, Region Ternopil, Ukraine, geboren. Er hatte die Möglichkeit, in Rom zu studieren, promovierte 1895 in Philosophie, 1899 dann in Theologie. Die Jahre 1896/97 verbrachte er mit weiteren Studien an der philosophischen Akademie San Tommaso. Ebenfalls 1899 wurde er zum Priester der Großerzdiözese Lemberg geweiht. Er unterrichtete Religion an verschiedenen ukrainischen und ungarischen Schulen. Während des Ersten Weltkriegs wirkte er als „Pfarrer“ für die ukrainischen Gefangenen in den Konzentrationslagern von Grödig und Gmünd in Österreich. Anschließend widmete er sich wieder ganz dem Unterrichten, das seine große Leidenschaft war. 1929 gründete Konrad in Lemberg die erste ukrainische katholische Studentenverbindung mit dem Namen „Erneuerung“. Nach seiner Ernennung zum Pfarrer von Stradcz betätigte er sich mit großem Einsatz als Seelsorger, wenngleich die Arbeit unter dem stalinistischen Regime zunehmend riskanter wurde.
Die Stalinisten begann ihren Angriff auf die ukrainische griechisch-katholische Kirche am Tag nach der ersten Besetzung der West-Ukraine im September 1939, infolge des Molotow-Ribbentropp-Paktes. Die Okkupation dauerte bis Juni 1941. In diesem Zeitraum konfiszierte das Regime sämtliche kirchlichen Verlagshäuser und Druckereien und verbot die Veröffentlichung religiöser Druckwerke. Die Sowjets begannen systematisch alle religiöse Literatur in Buchhandlungen und Bibliotheken zu vernichten. Die Seminare und die Theologische Akademie wurden geschlossen. Religionsunterricht, die öffentliche Abhaltung religiöser Feierlichkeiten außerhalb der Kirchen sowie die Verwendung religiöser Symbole in öffentlichen Einrichtungen waren untersagt. Die Besitzungen und Güter der Kirche wurden verstaatlicht.
Mykola Konrad, der sich durch diese Drohungen nicht einschüchtern ließ und seine seelsorgliche Tätigkeit fortsetzte, war eines der letzten Opfer dieses „ersten Teils“ des sowjetischen Terrors. Am 26. Juni 1941, als im Zuge der Ereignisse des Zweiten Weltkriegs der Rückzug der sowjetischen Truppen im Gange war, wurde er im Wald von Birok nahe Stradcz zusammen mit dem seligen Volodymyr Pryjma, dem Kantor der Pfarre, erschossen. Er befand sich gerade auf dem Heimweg, nachdem er einer kranken Frau die Sakramente gespendet hatte. Die Kommunisten fielen über ihn her und schlugen ihn brutal zusammen. Dann töteten sie ihn, weil er katholischer Priester war. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof vor der Kirche von Stradcz bei Lemberg, Ukraine.

Am 27. Juni 2001 wurden Symeon Lukač, Andrij Iščak, Mykola Cehelskyj und Mykola Konrad von Papst Johannes Paul II. in Lemberg seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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