Andreas Resch: Rita Dolores Pujalte Sánchez und Franziska Aldea Araujo


RITA DOLORES
PUJALTE SÁNCHEZ

(1853-1936)

FRANZISKA VOM
HERZEN JESU

ALDEA ARAUJO
(1881-1936)

PROFESS-SCHWESTERN
DER KONGREGATION DER BARMH. SCHW.
VOM HL. HERZEN JESU

MÄRTYRERINNEN

Selig: 10. Mai 1998
Fest: 20. Juli

Die beiden Schwestern zählen zu der unüberschaubaren Gruppe von Priestern und Ordensleuten, insgesamt an die 7.000, die während der religiösen Verfolgung in Spanien in den Jahren 1936-1939 hingerichtet wurden. Sie gehörten der 1877 von der Dienerin Gottes Isabella Larrañaga († 1899) gegründeten Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu an.

Eine der Märtyrerinnen, Rita Dolores, folgte der Gründerin in der Leitung der Kongregation unmittelbar nach, und Franziska Aldea hatte sich freiwillig als Krankenschwester für Mutter Rita Dolores angeboten. Das Leben der beiden Ordensschwestern gestaltete sich als Nachfolge Christi im Dienst der Ärmsten.

RITA DOLORES PUJALTE SÁNCHEZ war das Älteste von vier Kindern des Antonio Pujalte und der Luisa Sánchez. Sie wurde am 19. Februar 1853 in Aspe, einem Dorf in der Provinz Alcante in Spanien, geboren und am folgenden Tag auf den Namen Rita Josefa getauft. Von ihren Eltern erhielten die Kinder eine tief christliche Erziehung. Zwei Töchter, Rita und Luisa, traten im gleichen Institut das Ordensleben an.

Aus Verehrung für die Jungfrau Maria, der sie die Heilung ihrer Tochter von einer schweren Krankheit während der Kindheit zuschrieben, fügten die Eltern bei der Firmung noch den Namen Dolores hinzu. Vor dem Eintritt in das Kloster führte Rita ein Leben des Gebets und des Apostolats: tägliche Anbetung vor dem Allerheiligsten und Meditieren des Leidens Christi. Nach dem Eintritt in die Marianische Kongregation entwickelte sie zudem eine besondere Liebe zur Jungfrau Maria. Als Mitglied des Dritten Ordens des hl. Franziskus sowie der Vinzenzkonferenz betätigte sie sich aktiv an karitativen Werken. Zudem arbeitete sie in der Pfarre mit und scharte zu Hause eine Gruppe armer Kinder um sich, um sie im Katechismus zu unterweisen und ihnen auch sonst allerlei Nützliches für das Leben mitzugeben.

Anfang 1888 trat Rita Dolores in das Institut der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu in Madrid ein und begann mit der Einkleidung das Noviziat. Nach Beendigung desselben legte sie am 21. Juni 1890 in die Hände der Gründerin die zeitliche Profess ab. Leider wurden während des Bürgerkriegs sämtliche Archive der Kongregation ein Raub der Flammen, sodass verschiedene Details aus dem Leben Ritas, wie etwa das Datum der ewigen Profess, nicht bekannt sind. Sicher ist, dass sie sowohl aufgrund ihrer naturgegebenen Qualitäten als auch ihrer Religiosität wegen sofort hervorstach, weshalb sie 1891 von ihrer Generaloberin, Schwester Isabella Larrañaga, zur Leiterin des Kollegs von der hl. Susanna in Madrid ernannt wurde. Ein Jahr später übernahm sie dieselbe Funktion im Kolleg zum hl. Josef in Fuensalida in der Diözese Toledo.

Nachdem sie ihre Aufgaben in den genannten Kollegien zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt hatte, wurde sie 1894 zur Novizenmeisterin ernannt, und als Larrañaga 1896 zur Gründung von Häusern nach Kuba verreiste, vertraute sie Schwester Rita die Vertretung der Häuser in Spanien an. Ihrer Begabung und Frömmigkeit wegen allseits geschätzt, hatte sie bereits seit 1891 verantwortungsvolle Aufgaben im Institut inne. Bevor die Gründerin am 17. Januar 1899 in Kuba starb, empfahl sie daher ihren Töchtern, Sr. Rita zur Generaloberin zu wählen. Da die Situation in Kuba eine Teilnahme der Schwestern am Kapitel nicht erlaubte, ernannte der Bischof Sr. Rita Dolores am 14. November 1899 zur einstweiligen Generaloberin. Auf dem Kapitel des Jahres 1900 wurde diese Ernennung von den Schwestern bestätigt und durch vier Kapitel hindurch bis 1928 erneuert.

Rita Dolores erwies sich als eine gütige Mutter, vor allem im Umgang mit den kranken Schwestern, denen sie persönlich zu Diensten stand und Linderung sowie Vertrauen zu vermitteln suchte. Im erzieherischen Bereich scheute sie keine Mühe, um den Bedürfnissen der Zeit zu entsprechen, und eröffnete in den ärmsten Gegenden Kollegien für die Ausbildung der Frauen.

1928 zog sich Rita Dolores in das Haus der hl. Susanna von Madrid zurück, wo sie von der religiösen Verfolgung eingeholt wurde.

FRANZISKA VOM HERZEN JESU ADEA ARAUJO wurde am 17. Dezember 1881 als Tochter von Paulo Aldea und Narcisa Araujo de Diego in Somolinos, Provinz Guadalajara, Spanien, geboren und am darauffolgenden Tag auf den Namen Franziska getauft. Bereits von Kindheit an lernte sie die Härten des Lebens kennen. Als sie mit neun Jahren den Vater verlor, wurde sie als interne Schülerin in das Kolleg der hl. Susanna in Madrid aufgenommen, das den Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu gehörte. Zwei Jahre später, am 2. Januar 1892, starb auch die Mutter.

Wie aus den Aussagen der Mitschülerinnen hervorgeht, war Franziska ein gutes, hilfsbereites Mädchen und sorgte für die kleinere Schwester. Bis zum 18. Lebensjahr blieb sie im Kolleg, um dann am 8. Dezember 1899 in das Institut zu wechseln, in dem sie aufgewachsen war. Nach Beendigung des Postulats trat sie am 15. April 1900 in das Noviziat ein und nahm den Namen Franziska vom Herzen Jesu an. Ihre Novizenmeisterin war Sr. Rita Dolores, die später zusammen mit ihr das Martyrium erleiden sollte. Am 20. September 1903 wurde Franziska als Vorbild religiösen Lebens während des Noviziats zur zeitlichen Profess zugelassen. 1904 besuchte sie einen Pädagogikkurs und erlangte an der Lehrerbildungsanstalt von Toledo das Lehrerdiplom mit der Höchstnote. 1906 wurde sie nach Quintana de Soba in die Provinz Santander geschickt, wo sie bis zum Februar 1909, als sie zur Oberin des Hauses ernannt wurde, als Lehrerin arbeitete.

Am 1. November 1910 legte sie zusammen mit 31 Gefährtinnen in Madrid die feierliche Profess ab, um dann erneut nach Quintana de Soba zurückzukehren, wo sie bis 1916 Oberin blieb. Beim Generalkapitel desselben Jahres wurde sie zur Generalkonsultorin und zur Oberin des Kollegs der hl. Susanna in Madrid ernannt. Außerdem war sie von 1925 bis 1935 Generalsekretärin. Vielleicht weil sie den Schmerz des Verlassenseins am eigenen Leib erfahren hatte, lagen ihr besonders die Waisen, die armen Kinder und die kranken Leute am Herzen. Als Franziska von den Ämtern der Generalkonsultorin und Generalsekretärin befreit war, bot sie sich beim Kapitel 1935 freiwillig als Krankenpflegerin von Sr. Rita Dolores an, der früheren Novizenmeisterin und ehemaligen Generaloberin, die schon in fortgeschrittenem Alter und fast völlig erblindet war. Gemeinsam verbrachten die beiden Schwestern den Rest ihres Lebens im Kolleg der hl. Susanna. Während sich Mutter Rita Dolores dem Gebet und der Sammlung widmete, um sich auf den Tod vorzubereiten, kümmerte sich Franziska, eine exzellente Krankenschwester, um die Erziehung der Kinder und pflegte die Mutter.

Im Juli 1936 war die Situation in Madrid schon ziemlich gefährlich geworden. Die Kommunität des Kollegs der hl. Susanna beschloss zu bleiben, um die ihr anvertrauten Waisen und armen Kinder zu versorgen.
Am 20. Juli 1936 wurde das Kolleg von den Revolutionären gestürmt. Sie traten die Türen ein und schossen wild um sich. Die Schwestern hatten sich, wohl wissend um die Gefahr, in der Kapelle versammelt, wo sie den Rosenkranz beteten und ihre Seele empfahlen. Die Oberin ersuchte die Revolutionäre, die inzwischen 83-jährige, blinde und kranke Mutter Rita und ihre ebenfalls kranke Mitschwester Franziska gehen zu lassen. Die Revolutionäre gaben vor, den beiden Schwestern helfen zu wollen, und begleiteten diese in eine nahe gelegene Wohnung, wo sie mit ihren Gebeten fortfuhren und sich auf das Martyrium vorbereiteten.

Es waren kaum zwei Stunden vergangen, als eine Gruppe bewaffneter Revolutionäre in die Wohnung zurückkehrte, wo sich die beiden Schwestern aufhielten. Sie schleiften sie die Stiege hinunter, machten sie in ein Auto steigen und fuhren mit ihnen in eine Vorstadt von Madrid, nahe dem Dörfchen Canillejas. Die Schwestern leisteten keinen Widerstand, sondern dankten dem Herrn für die Gelegenheit, für ihn leiden zu können.

In einer einsamen Straße in der Nähe des Dorffriedhofes hieß man sie aussteigen. Dann wurden, aus Hass gegen den Glauben der beiden Schwestern, mehrere Schüsse auf sie abgefeuert. Es war der 20. Juli 1936, 15.30 Uhr. Wie schon erwähnt, war Mutter Rita Dolores bereits 83 Jahre alt, zuckerkrank und nahezu blind und Mutter Franziska war, wenngleich jünger, ebenfalls leidend. Das konnte ihre Verfolger jedoch nicht von der Tat abhalten.

Die Ärzte, die am nächsten Tag die Autopsie vornahmen, waren überrascht, weil die Körper ihre Flexibilität beibehalten hatten und einen unbeschreiblichen Duft verströmten. 1940 wurden die Leichen exhumiert, um sie auf den Friedhof Almudena in Madrid zu überführen. Und nach Aussagen von Ärzten und Zeugen waren diese nach wie vor geschmeidig und hatten die Farbe von lebenden Personen. 1954 wurden die unverwesten Körper nach Villaverde in der Nähe von Madrid gebracht und dort in der Kapelle des Kollegs „Nuestra Señora del Carmen“ in der Avda. Real de Pinto, 41, beigesetzt.

Am 10. Mai 1998 wurden Rita Dolores Pujalte Sánchez und Franziska vom Herzen Jesu Aldea Araujo von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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