Andreas Resch: Regina Protmann


REGINA PROTMANN
(1552-1613)

GRÜNDERIN
DER KONGREGATION DER SCHWESTERN
VON DER

HL. JUNGFRAU UND MÄRTYRERIN KATHARINA
(KATHARINEN-SCHWESTERN)

Selig: 13. Juni 1999
Fest: 18. Januar

REGINA PROTMANN wurde am 1. Juni 1552 in Braunsberg (damals Ostpreußen), heute Braniewo in Warmia, Polen, geboren. Sie entstammte einer tiefgläubigen und wohlhabenden Bürgerfamilie, von denen einige bedeutende Ämter bzw. Funktionen in der Stadt innehatten. Der Vater war Mitglied des Stadtrates. In der Familie Protmann herrschte eine Atmosphäre der Innerlichkeit und eines echten religiösen Glaubens, sodass die kleine Regina eine gediegene religiöse Erziehung und eine angemessene Ausbildung erhielt.

Reginas erster Biograf, P. Engelbert Keilert SJ, schreibt, dass sie in ihrer frühen Jugend zur Eitelkeit und Selbstgefälligkeit neigte und immer unter den Ersten sein wollte, dann aber vom Feuer der göttlichen Liebe ergriffen wurde und sich von diesen Dingen abwandte. Obwohl sie in einem vornehmen Umfeld groß wurde, versuchte sie im Kreis ihrer gleichaltrigen Gefährtinnen nicht aufzufallen; dennoch stach sie wegen ihrer Schönheit, geistigen Wendigkeit, Weisheit, Klugheit und Frömmigkeit hervor. Und sie hatte ein Gespür für die Bedürfnisse und Leiden ihrer Mitmenschen. Regina gehörte der „Marianischen Kongregation“ an, die von den 1565 nach Braunsberg gekommenen Jesuiten gegründet worden war. Sie hatte sich ihrer spirituellen Führung anvertraut, und deren Eifer übte auf ihre geistig-geistliche Formung großen Einfluss aus.

Die Bevölkerung von Warmia hatte in Reginas Kindheit und Jugend stets ihre Treue zum katholischen Glauben bezeugt, auch dann als sich die protestantische Reformation geltend zu machen begann. Noch dazu wurde Warmia damals – in den Jahren 1564 und 1571/72 – vom „Schwarzen Tod“, der Pest, heimgesucht. Regina engagierte sich in der Krankenpflege und musste so auch den Tod der Mutter miterleben. All diese Lebenserfahrungen trafen sie mitten in ihr junges Herz und gaben ihrem Leben eine entscheidende Wende, sodass sie sich von der Welt zurückzog.

Angespornt und erleuchtet durch die Gnade Gottes, verließ sie 1571 im Alter von 19 Jahren die Familie, um sich ausschließlich Gott und dem Gebet zu widmen. P. Keilert, der sie persönlich kannte, schreibt: „Als das Licht der göttlichen Gnade in Reginas Herz zu strahlen begann, gewahrte sie die Eitelkeit der weltlichen Freuden und empfand eine starke Aversion. Damals wurde sie von der Liebe Gottes entflammt, wie aus dem von ihr selbst verfassten Gebet hervorgeht. ‚Mein Herr und mein Gott, erfülle mich mit einer Liebe, die mich vollends entflammt und in Dir aufgehen lässt. Mein liebster Jesus, sei nur Du in meinem Herzen und nimm mich auf in Dein Herz, damit ich Dir allein in Ewigkeit gefalle. Wann werde ich Dich, mein liebster Bräutigam, mit der Kraft meiner unwürdigen Seele umarmen und in Deinem Herzen für alle Zeit Ruhe finden können?’“

Mit zwei Gefährtinnen, die sich ihr angeschlossen hatten, zog Regina in ein kleines baufälliges Haus in Braunsberg, das der Familie gehörte. Während sie in großer Armut lebte, erfuhr sie eine immer tiefere Einheit mit Gott. Wie P. Keilert schreibt, konnte niemand Regina davon abhalten, Eltern, Geschwister und alle Bekannten zu verlassen, um gemeinsam mit anderen Mädchen bei einer frommen Witwe Wohnung zu nehmen. Es ist dies der einzige Text, der davon spricht, dass Regina Brüder und Schwestern hatte. Mit 19 Jahren bezog sie also mit zwei Gefährtinnen dieses Haus, das zur Keimzelle des künftigen Instituts wurde. Dort musste Regina, die aus einer wohlhabenden Familie kam, ein Leben der Entbehrungen auf sich nehmen. Hunger und Kälte ließen sie körperlich darben; dazu gesellte sich seelisches Leid, hervorgerufen durch die öffentliche Verachtung aufgrund ihrer Armut.

Von 1571 an, dem Gründungsjahr des klausurlosen Konvents, bis 1583 übten sich die jungen Frauen unter Reginas Führung mit ihrer täglichen Tätigkeit in einer „Lebensform“, die sie dem Bischof von Warmia, Martin Kromer, zur Approbation empfahlen. Zur damaligen Zeit existierten in Warmia keine weiblichen Orden, es gab nur die sogenannten Beginen mit privaten Gelübden. Regina hatte jedoch von Anfang an eine religiöse Kongregation mit ewigen Gelübden im Plan, d.h. Schwestern, die zwar in Klausur lebten, aber in die Welt hinausgingen, um sich der seelsorglichen Arbeit zu widmen. Das unterschied sie von den Beginen und stellte sie in Kontrast zu den Praktiken der damaligen Frauenorden und den Normen des Konzils von Trient, welche eine viel strengere Klausur vorsahen. Eine solche machte jedoch die Hauspflege der Kranken und die Hilfsdienste am Altar unmöglich. Dies führte daher auch zu Reaktionen im Klerus, nicht so bei Bischof Martin Kromer. Regina, getragen von ihrem Charisma als Gründerin und der Unterstützung des Bischofs, ließ sich von derlei Kritik nicht entmutigen und rief eine kontemplativ-aktive Kommunität ins Leben, die Kongregation der Schwestern von der hl. Jungfrau und Märtyrerin Katharina. Diese Öffnung der Klausur bedeutete für das Ordensleben in der Kirche von damals eine Innovation.

Zunehmend begannen sich weitere junge Frauen, beeindruckt von Reginas Lebensideal, ihrer kleinen Gemeinschaft anzuschließen. Zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes widmeten sie sich anfangs der Spinnerei und Weberei. Regina bestimmte als Zweck der Kommunität die Ausübung von Werken der Barmherzigkeit zum körperlichen und geistigen Wohl des Nächsten: Krankenpflege, tröstender Zuspruch an Trauernde, Unterstützung der Armen, Schutz der Mädchen vor negativen Einflüssen und Unterweisung in katholischer Religion, um gegen die Irrtümer des Protestantismus anzukämpfen. Außerdem rief sie ein für ihre Zeit völlig neues Werk ins Leben: eine Schule für Kinder und Mädchen, um sie lesen, schreiben und rechnen zu lehren und ihnen vor allem eine religiöse Bildung zu vermitteln. Das Leben der Kommunität war somit kontemplativ und aktiv zugleich. Gemeinsam mit ihren Mitschwestern nahm sie intensiv am liturgischen Leben der Pfarrkirche teil. Sie war der Pfarrfamilie sehr zugetan und vertraute daher ihre junge Kommunität dem Schutz der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Katharina von Alexandrien, der Patronin der dortigen Kirche, an.

Nach 12 Jahren Gemeinschaftsleben verfasste sie auf Empfehlung der Jesuiten die sogenannten „Kurzen Regeln“, die von Bischof Martin Kromer am 15. März 1583 anerkannt wurden. Am 1. Juli desselben Jahres begab sich der Bischof nach Braniewo in das Haus der Gemeinschaft und übergab die Regeln den Schwestern, wobei er sie zu deren Einhaltung ermahnte, das Noviziat eröffnete, der Gemeinschaft, Regina eingeschlossen, ein Probejahr auferlegte und der Gründerin bis zur Wahl durch die Kommunität das Amt der Oberin anvertraute. Regina leitete die Gemeinschaft mit großer Hingabe, hielt Ordnung und Disziplin und führte eine Art geschwisterlichen Lebens ein.

Nach der Gründung drei weiterer Gemeinschaften in Ornet 1586, Lidzbark Warmiński 1587 und Reszl 1593 sowie einer Lebensform, die sich fast 20 Jahre lang an den ersten Regeln ausgerichtet hatte, erschien deren Überarbeitung und Anpassung an die Zeit unausweichlich. An der Ausarbeitung der neuen Regel beteiligten sich auch die Jesuitenpatres Paul Boxa und Engelbert Keilert. Die erweiterte Regel wurde sodann am 12. März 1602 in Vilnius vom Bischof von Warmia, Peter Tylicki, und dem apostolischen Nuntius Claudio Rangoni während des Pontifikats von Clemens VIII. approbiert.

Das Gebetsleben der Kommunität war – zumindest von 1583 an – vom Libro de la adoración y meditación des spanischen Dominikaners Luis de Granada (1505-1588) getragen, der eine ganz bestimmte Methode des Betens vorschlug und gebot, Tag für Tag Episoden aus dem Leben Jesu zu meditieren. Aufgrund ihrer mit Gott gelebten Einheit ließ Regina den Willen des himmlischen Vaters zu ihrem täglichen Brot werden. Diese Haltung brachte sie in ihrer Lebensmaxime „wie es Gott gefällt“ zum Ausdruck. Der Maxime entsprechend sah Regina auch im Tod eine vollkommene Einheit mit Gott.

Von einer Reise im Winter krank in ihren ersten Konvent nach Braniewo zurückgekehrt, starb sie dort am 18. Januar 1613 im Kreise ihrer Mitschwestern, denen sie ihr geistiges Vermächtnis hinterließ, nach langem und mit großer Geduld ertragenen Leiden voller Hoffnung und Zuversicht und bereit zur Begegnung mit dem Herrn.

„Es ist mein bescheidenes und mütterliches Bemühen, meine teuren Schwestern, euch zu ermuntern, stets in Disziplin, Bescheidenheit, Demut, echter Geduld, vollem Gehorsam und der christlichen Liebe vor Gott dem Herrn und unserem geliebten Bräutigam Jesus Christus wie auch vor allen Menschen in Treue auszuharren… Tragt wahrhaft Sorge dafür, die geschwisterliche Liebe nicht nur unter euch zu praktizieren, sondern auch in Frieden mit jedem einzelnen Menschen zu leben. Der gute Gott wird euch dabei helfen und euch segnen.“

Mit diesem Testament übergab sie ihren Schwestern die drei Grundformen des Apostolats, die aus ihrem Charisma als Gründerin hervorgehen: die Sorge um die Kranken, Armen und Verlassenen; die Unterweisung und Erziehung der Kinder und Jugendlichen sowie ein Tätigsein zum Wohle der Ortskirche.

Ihre sterblichen Überreste ruhen im Provinzhaus der Schwestern von der hl. Katharina von Alexandrien, ul. Moniuski 7, Braniewo, Polen.

Regina Protmann wurde am 13. Juni 1999 von Papst Johannes Paul II. in Warschau, Polen, seliggesprochen.

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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