Rabelais – Rýzl

Rabelais, François (*  um 1494 / 95 Chinon / F ; † 9.04.1553 Paris), frz. Benediktiner, Arzt, Anatom, Dichter, Schriftst., bedeutender Prosa-Autor der französ. Renaissance, Sohn eines wohlhabenden Advokaten. R. besuchte Klosterschulen, wurde Franziskaner, um 1520 Priester; 1524 reiste er zum befreundeten Bischof von Maillezais. Mit Erlaubnis des Papstes trat er zu den dortigen Benediktinern über, studierte 1530 in Montpellier Medizin, war 1532 bis 1534 Hospitalarzt in Lyon, begleitete in den Folgejahren den Kardinal Du Bellay mehrmals nach Rom. Aus Angst vor religiöser Verfolgung entwich er 1546 nach Metz, wurde dort Stadtarzt, befand sich 1547 wieder im Gefolge von Kardinal Du Bellay in Rom und kehrte 1550 nach Frankreich zurück, wo er die Pfarrei von Meudon bei Paris erhielt, die er bald aufgab.
Die Idee einer Abtei Thelema, deren literar. Gesetz „Tu, was du willst“ von Aleister > Crowley aufgenommen u. in seiner Abtei Thelema in Sizilien realisiert wurde, geht auf R.s fünfbändigen Romanzyklus Gargantua und Pantagruel zurück. Dies gilt auch für die Grundfragen des freimaurerischen Rituals (‚Woher kommst du? Wohin gehst du? Was bringst du?‘) .
NB: Eine frz. 12 Franc-Marke erinnert an diesen bemerkenswerten Humanisten.
W.: Pantagruel, roi des Dipsodes, Paris 1532; La vie très horrifique du Grand Gargantua, père de Pantagruel, Paris 1534, 1965 (TB); Œuvres de François Rabelais, Paris 1912 – 1931; Gargantua und Pantagruel. Mit Illustrationen von Gustave Doré, hrsg. von Horst und Edith Heintze, 2 Bde., 1974.
Lit.: Naudon, Paul: Rabelais Franc-Maçon, Paris 1954; Bakhtin, Mikhail: Rabelais and his world, 1968 (dt.: Rabelais und seine Welt. Volkskultur als Gegenkultur, 1987); Schübler, Walter: Die Rabelais-Rezeption im deutschen Sprachraum unter besonderer Berücksichtigung übersetzungswissenschaftlicher Aspekte, 1992.
Rademacher, Johann Gottfried (*4.08.1772 Hamm; † 9.02.1850 Goch), dt. Arzt, Begründer der heute obsoleten Erfahrungsheilkunde, gewissermaßen einer Erneuerung der alten Paracelsischen Signaturenlehre. Sie besagt, dass die Ursache einer Erkrankung nicht durch die Symptome zu finden sei, sondern erst nach Auffinden eines Heilmittels und der Beobachtung seiner Wirksamkeit sei eine Krankheitsdiagnose möglich. Studium unter C. W. > Hufeland in Jena und in Berlin, promovierte 1794 in Jena (Arbeit über Rheuma und Gicht). Nach dem Staatsexamen in Berlin und einem Zwischenaufenthalt in Kleve 1797  ließ sich R. in Goch nieder, wo er bis zu seinem Tod als beliebter Praktiker wirkte. R. widmete sich speziell dem Studium der Heilkräuter, namentlich der Mariendistel (Silybum marianum).
W.: Rechtfertigung der von den Gelehrten mißkannten verstandesrechten Erfahrungsheillehre der alten scheidekünstigen Geheimärzte und treue Mittheilung des Ergebnisses einer 25jähr. Erprobung dieser Lehre am Krankenbette, 2 Bde., Berlin 1842, 31848.
Lit.: Oehmen, Franz: Rademacher, Berlin 1900; Bergmann, Joh.: Die Erfahrungsheillehre von Rademacher, Stuttg. 1943.
Ragon de Bettigny, Jean-Marie (*25.02.1781 Bray-sur-Seine/F ; †22.03.1862 Paris), Pseud. Chevalier Marie de Vénise, frz. Esoteriker, Autor, Historiker der Freimaurerei; Sohn eines Notars. 1803 Aufnahme in die Loge ‚Reunion des Amis du Nord‘ in Brügge, Belgien. Nach seiner Rückkehr nach Paris 1805 gründete er die Loge ,Les Vrais Amis‘ und später ‚Les Trinosophes‘. Ab 1814 Staatssekretär im Innenministerium, Hrsg. der ersten französ. FM-Zschr. L’Hermès (seit 1818 / 19). Sein größtes Werk über die Weltgeschichte der Freimaurerei, Les Fastes Initiatiques, blieb durch seinen Tod unvollendet.
W.: Cours philosophique et interprétatif des initiations anciennes et modernes, Paris 1841; La Messe et ses Mystères comparés aux Mystères anciens, Paris 1844, 1882 (dt.: Die Messe u. ihre Geheimnisse verglichen mit den Alten Mysterien, in: Neue Metaphysische Rundschau, Bd. XV.; Orthodoxie maçonnique, Paris 1853; Maçonnerie occulte, Paris 1853.
Rah-Omir (Pseud.) > Quintscher, Friedr. Wilh.
Raimundus Lullus, Ramon Llull (*1232 Palma de Mallorca; † 1315 / 1316), Franziskanerterziar, Theologe, Mathematiker und Mystiker, „Doctor illuminatus“, selig (1847; Fest: 29. Juni). R. war Sohn eines katalanischen Ritters, Oberhofmeister am Hof von König Jakob I., heiratete 1254 Blanca Picany. Der Ehe entsprangen zwei Söhne. Um 1263 hatte er fünf Christusvisionen, wurde Terziar der Franziskaner, zog sich bis 1274 zeitweise auf den Berg Randa zurück, studierte privat Philosophie, Theologie, Medizin und Arabisch, verfasste auf Arabisch den Liber contemplationis. Zwischen 1274 und 1308 folgten mehrere Fassungen seiner Ars. 1275 hielt er Vorlesungen in Montpellier. 1276 gründete er auf Palma de Mallorca das Kloster Miramar mit einer Missionsschule für Minderbrüder, die als Missionare für die arabische Welt ausgebildet wurden; trennte sich von seiner Familie und bereiste Nordafrika sowie andere Städte und Länder. 1311/12 nahm R. am Konzil in Vienne teil und erreichte die Einrichtung von Lehrstühlen für Hebräisch, Arabisch und Chaldäisch in Paris, Oxford und Bologna. 1313 bis 1314 wirkte er auf Sizilien, ab 1314 war er wieder in Tunis. Sein Ende ist ungewiss. Bei einem Fußmarsch durch Algerien wurde er von einer aufgebrachten Menge von Mohammedanern, die er zu bekehren versuchte, gesteinigt. Ob er dabei ums Leben kam oder später auf der Schiffsreise nach Mallorca verstarb, ist bis heute ungeklärt. Sein Grab befindet sich in der Kirche des Franziskanerklosters in Palma.
1376 wurde R. von Papst Gregor IX. zum Ketzer erklärt, seine Schriften wurden verboten und verbrannt. Dennoch war Nikolaus Cusanus ein großer Bewunderer von R., sammelte seine Werke und verbreitete sie. Gottfried Wilhelm v. Leibniz baute um 1700 eine Rechenmaschine nach Vorgaben von R. (Unter Mathematikern gilt sein „Ars magna“ als erster Computer der Welt; Programmierer der Fa. Siemens übersetzten seine Regeln in die heutige Computersprache). 1750 bestätigte Papst Benedikt XIV. den Kult und Pius IX. sprach ihn 1847 selig. R. ist Patron von Mallorca.
W.: Ars magna u. Logica nova.
Ars Magna Sciendi (von Leibniz beachtet); darin finden sich Aussagen gegen die Alchemie.
Lit.: Platzeck, E.-W.: R. Lullus. 2 Bde., 1962 – 64.
Rais, Gilles de (*1404 auf Schloss Champtocé bei Angers; † 26.10.1440 Nantes), Gilles de Montmorency-Laval, Baron von Rais, reicher frz. Aristokrat, Serienmörder; kämpfte als Soldat zusammen mit > Jeanne d’Arc gegen die Engländer, bis er 1432 aus dem Militärdienst schied. Er ließ sich auf seinem Schloß in Tiffauges in der Bretagne nieder, wohin er okkultistische Scharlatane eingeladen hatte. So kam er allmählich in einen schlechten Ruf:  an die 140 Ritualmorde von Kindern wurden ihm zur Last gelegt. 1440 wurde R. auf Weisung des Bischofs v. Nantes, Jean de Malestroit, verhaftet und – auch in einem Zivilprozess durch den Präsidenten des bretonischen Parlaments, Pierre de l’Hôpital – schuldig gesprochen.
Durch umfangreiche, unter Folter erpresste Geständnisse seiner Mitangeklagten belastet, gab R. unter der eigenen Folter die ihm zur Last gelegten Übeltaten an den entführten Kindern zu und bat deren Eltern um Vergebung. Er wurde mit zwei Mitangeklagten erdrosselt, jedoch nicht verbrannt, sondern durch Intervention der Verwandten vom Scheiterhaufen weg in einer Kirche beerdigt. Eine Gedenktafel an der Kirche in Saint Étienne de Mer Morte erinnert an sein Schicksal (dt. Übers.: „Gilles de Raiz, Marschall von Frankreich, drang am Pfingsttage 1440 während des Hochamtes in Waffen an der Spitze seiner Gefährten in diese Kirche ein. Er brachte Jean Le Ferron, einen Geistlichen, in seine Gewalt und kerkerte ihn in seiner nahegelegenen Festung ein. Jean de Malestroit, Bischof von Nantes, lud ihn per Befehl vom 15. September vor. Johann V., Herzog der Bretagne, ließ Gilles bereits am folgenden Tage gefangen nehmen. Er gestand seine Verbrechen, nachdem er gerichtet und verurteilt ward, kam er am 26. Oktober 1440 auf der Biessewiese bei Nantes an den Galgen.“).
R.s Prozess war neben jenem von Jeanne d’Arc einer der meistbeachteten im Frankreich seiner Zeit. Seine Gestalt diente als narrative Vorlage für die Sage von König Blaubart.
Lit.: Bataille, Georges: Gilles de Rais – Leben und Prozess eines Kindermörders. Übers. von Ute Erb. Gifkendorf: Merlin, 1959, 72006.
Rajneesh, Bhagwan Shree (*11.12.1931 Kuchwada, Madhyar Pradesh, Indien; † 19.01.1990 Poona / Maharashtra), bürgerl. Name Rajneesh Chandra Mohan, ind. Philosoph, Guru, Sanskrit-Lehrer, Tantriker, Begründer der Neo-Sannyas-Bewegung; seine Anhänger nennen sich Sannyasin. R. ist einer der bekanntesten, aber auch umstrittensten ind. Gurus des 20. Jhs., der im Laufe seiner Lehrtätigkeit verschiedene Namen verwendete. Seit 1989 nannte er sich Osho (jap. O = Liebe, sho = umfassendes Bewusstsein); hatte nach eigenen Angaben am 21.03.1953 ein Erleuchtungserlebnis; Gründer der Life Awakening Centres, Lehrer einer „Dynamischen Meditation“ mit der Intention einer Auslöschung des Ichs. 1957 Dozent am Sanskrit- College in Raipur mit Vortragsreisen. 1966 Prof. f. Philos.; 1970 –74 lebte er in Bombay, sodann in seinem Zentrum in Poona / Indien (1974 – 1981) u. 1981 bis 1985, bis zur Auflösung der Kommune, in Oregon / USA. 1982 gründeten seine Schüler in Oregon eine ganze Stadt, Rajneeshpuram, die jedoch aufgrund von Intrigen 1985 wieder aufgelöst wurde. Seine Privatsekr. Sheela Silverman u. Osho wurden von den amerik. Behörden verhaftet. 1987 wieder in Poona,  entwickelte R. dort die „Mystic Rose Meditation“.
W.: Autobiographie eines spirituellen Provokateurs. München: Ullstein, 2001; 2005.
Lit.: Elten, J. A.: Ganz entspannt im Hier u. Jetzt, Reinbek 1979; Klosinski, Gunther: Psychologische und psychodynamische Aspekte religiöser Konversion zu neureligiösen Bewegungen am Beispiel der Neo-Sannyas-Bewegung. Eine Vergleichsstudie bei der Neo-Sannyas-Bewegung und der Gesellschaft für Transzendentale Meditation mittels biografischer Interviews. Habilitationsschrift, Tübingen 1984. Veröffentlichung als: Warum Bhagwan? Auf der Suche nach Heimat, Geborgenheit und Liebe. München: Kösel, 1985; Thoden, A. / L. Schmidt: Der Mythos um Bhagwan, 1987; Süss, Joachim: Zur Erleuchtung unterwegs. Neo-Sannyasin in Deutschland und ihre Religion. Berlin: Reimer, 1994 (Marburger Studien zur Afrika- und Asienkunde; 2).
Ram, Nilakanta Sri (*15.12.1889 Thanjavur, Tamil Nadu / Indien; † 8.04.1973 Adyar), ind. Theosoph, Mitglied der TG seit 1908, Bruder v. Rukmeni Devi Arundale; nach E. > Wood Privatsekretär v. Annie > Besant; 1950 Rektor der „Neuen Schule der Weisheit“ (School of the Wisdom) in Adyar, 1953 internat. Präs. der Adyar TG als Nachfolger v. Jinarajadasa. Sein Nachfolger als Präsident  der TG wurde 1973 der Schotte John B. S. Coats (1906 –1979).
W.: Thougths for aspirants, Adyar 1957; Der Mensch, seine Herkunft und seine Entwicklung. Graz: Adyar-Verlag, 1963; On the watch tower. Selected editorial notes from The Theosophist 1953 –1966. Madras: Theosophical Publishing House, 1966; The human interest and other addresses and short essays. Wheaton: Theosophical Publishing House, 1968; An approach to reality. Madras: Theosophical Publishing House, 1968; Gedanken für Strebende. Graz: Adyar-Verlag, 1971.
Ramacharaka, Yogi, Pseud. (*5.12.1862 Baltimore; † 22.11.1932 Kalifornien), eigentl. William Walker Atkinson, amerikan. Geschäftsmann, Rechtsanwalt und esot. Schriftst.; einer der Väter des ‚Positiven Denkens‘ (New Thought). Infolge einer schweren Krankheit u einer finanziellen Krise reifte in ihm ein positives, lebensbejahendes Umdenken, das ihm Heilung brachte. R. publizierte auch unter anderen Pseudonymen wie Theron Q. Dumont oder Swami Panchadasi. Seine Gedanken wurden u. a. durch das Buch The Secret (dt. Das Geheimnis, Goldmann 2007 (über das Gesetz der Anziehung – law of attraction)) bzw. durch den kontrovers beurteilten Film der australischen Drehbuchautorin Rhonda Byrne (*1951) in moderner Form populär gemacht.
W.: Die Wissenschaft der Yogis, Freiburg, o. J.; Die Kunst des Atmens der Hindu-Yogis, Freiburg 1958; Gedankenvibration oder das Gesetz der Anziehung in der Gedankenwelt. Benjawan: Reichmann, 2008 (Orig.: Thought Vibration, 1906).
Ramakrishna, Gadadhar Chatterji (*18.02.1836 Kamarpukur bei Kalkutta, Westbengalen; † 16.08.1886 Kalkutta), ind. Myst., neohinduistischer Reformer, Sohn eines verarmten orthodoxen Brahmanen. Weisheitslehrer und Vertreter eines harmonisie-
renden Synkretismus, wonach alle Religionen auf verschiedenen Wegen zum Göttlichen führen. Schon als Kind zeigte R. einen Hang zur Mystik; er konnte spontan in einen tranceartigen Zustand fallen. 1855 wurde er Priester am Kalitempel in Dakshineshwar bei Kalkutta, wo sich ihm die „Göttliche Mutter“ offenbarte, sodass er in einen Trancezustand fiel. Daraufhin lebte er zwölf Jahre zurückgezogen. Seine Eltern holten ihn heim und arrangierten – quasi als Heilung für sein Verhalten – im Mai 1859 eine Heirat mit einem fünfjährigen Mädchen, Saradamani Devi († 21.07.1920). 1861 kehrte R. zum Kalitempel zurück und setzte seine Suche nach Einheit mit der Gottheit (Brahman) fort. Erst 1872 folgte ihm auch seine Frau nach Dakshineshwar nach. 1881 stieß auch Narendranath Datta, später bekannt als Swami > Vivekananda, zur Gruppe seiner Verehrer und wurde deren Leitfigur. Nach R.s Tod organisierte Vivekananda die Schüler in der Vedanta Society zur sozialen Arbeit und zur Verbreitung der Lehre (Ramakrishna-Mission, 1897). R.s Aussprüche wurden von den Schülern gesammelt: „Seid Christen in Barmherzigkeit, Mohammedaner in der Befolgung der gottesdienstl. Pflichten u. Hindus in der Mildtätigkeit gegen alle Lebewesen.“
W.: The Gospel of Ramakrishna, N. Y. 1947.
Lit.: Rolland, Romain: The Life of Ramakrishna, Mayavati 1931; Swami Nikhilananda: R. – Prophet of New India, N.Y. 1948; Swami Gamhirananda: History of the Ramakrishna Math and Mission, Kalkutta 1957; Isherwood, Christopher: R. and His disciples, N. Y. 1965; Schreiner, Peter: Sri Ramakrishna und Ramana Maharshi als Vertreter moderner indischer Mystik. In: Hubert Cancik (Hg.): Rausch-Ekstase – Mystik, Düsseldorf 1978, S. 59 –77; Müller, Hans-Peter: Die Ramakrishna-Bewegung. Studien zu ihrer Entstehung, Verbreitung und Gestalt, Gütersloh 1986.
Ramana, Maharshi Venkataraman (*30.12.1879 Tiruchuli, südöstl. v. Madurai, Südindien; † 14.04.1950 Tiruvannamalai), Hindu-Mystiker, ind. Guru, Rishi (Weiser)  im Sinne der Advaita-Vedanta-Tradition, „der Weise von Arunachala“, Lehrer P. > Bruntons; Vertreter des Inana-Yoga (Weg der Erkenntnis). An seinem Wirkungsort entstand schon zu Lebzeiten der Ramanashram als internationales spirituelles Zentrum. R. bezeichnete sich selbst nicht als Guru; er lehrte mehr durch sein Schweigen als durch Worte.
Als R. 12 Jahre alt war, starb sein Vater, Brahmane und Anwalt in Tiruchuli. Auffällig war R.s gutes Gedächtnis, denn er konnte sich an alles erinnern, was er einmal gehört oder gelesen hatte. Ein Erleuchtungserlebnis (am 16.07.1896) veränderte sein Leben. Denn in einem Zustand der Todesangst erkannte er, dass sein wahres Ich (atman) vom Tod nicht berührt werden kann. 54 Jahre lang lebte er in tiefer Meditation der Selbstergründung (atma vichara) am Berg Arunachala („Berg der Morgenröte“) im südind. Bundesstaat Tamil Nadu, wo ihn viele Menschen aus verschiedenen Nationen und Glaubensrichtungen aufsuchten und um Rat fragten. Auch Tiere fühlten sich von ihm angezogen. Am 18.11.1907 begegnete ihm Ganapati Muni, ein bekannter Sanskritgelehrter, der ihn als spirituellen Meister (Bhagavan Sri Ramana Maharshi) in Indien bekannt machte. Erst bei diesem Treffen brach R. sein jahrelanges Schweigen. Als erster westlicher Schüler kam 1911 der in jener Gegend als Polizist stationierte Engländer Frank H. Humphrey zu R.; er trat später in England in ein christliches Kloster ein. 1916 kam R.s Mutter Alagammal († 19.05.1922) zu der bereits entstandenen kleinen Gemeinschaft um ihren Sohn. R. hatte zeitlebens nur wenige Schriften verfasst und auch dann nur, wenn er dazu genötigt worden war.
W.: Gespräche des Weisen vom Berge Arunachala. Sein Bibliothekar David Godmann veröffentlichte eine Zusammenfassung der Lehren von Maharshi: „Sei, was du bist!
Lit.: Osborne, Arthur (Hg.): Ramana Maharshi – Seine Lehren, München 1983; Ebert, Gabriele: Ramana Maharshi. Sein Leben. Stuttgart: Lüchow, 2003.
Ramonet, Jeanne-Louise (*7.10.1910; † 19.02.1995), viertes von neun Kindern der Familie Yves Ramonet und Marie-Yvonne Porhel. Von Kindheit an krank, wuchs R. in einer tiefgläubigen Atmosphäre auf und lebte als Bäuerin in Kérizinen bei Plounévez-Lochrist, Bretagne / F. Visionärin, erste Marienerscheinung am 15.09.1938, 70 weitere folgten, verteilt auf 27 Jahre. Die Außenwelt erfuhr davon erst 1947. 1949 ereignete sich ein Heilungswunder, 1953 vier Sonnenwunder. In dem 1956 errichteten Oratorium bezeugen Votivtafeln Heilungen, Sichtungen u. a. R. sagte den Eintritt Russlands in den Zweiten Weltkrieg und dessen Ende voraus.
Die Erscheinungen und Botschaften sind kirchlicherseits nicht anerkannt.
Lit.: Auclair, Raoul: Kérizinen, Erscheinungen und Botschaften. Hauteville, CH: Parvis-Verlag, 31983.
Rampa, Tuesday Lobsang, Pseud. (*8.04.1910 Plympton / Devonshire; † 25.01.1981 Calgary), recte Cyril Henry Hoskin, engl. Schriftsteller. Seine ominöse Publikation The Third Eye (1956) wurde in kurzer Zeit ein Bestseller. Das Buchmanuskript wurde trotz diverser Einwände seitens einiger Tibetexperten gedruckt und in 12 Sprachen übersetzt. Es enthält Schilderungen der operativen Öffnung des sog. „Stirnauges“. Dadurch seien dem Autor, der sich als tibetischer Lama ausgab, paranormale Fähigkeiten (wie z. B. das Sehen der Aura) zuteil geworden. Nach Bekanntwerden der wahren Autorschaft behauptete Hoskin zwar, der Geist des Lamas Rampa habe von seinem Körper Besitz ergriffen; er selbst besaß jedoch keine Kenntnis der tibetischen Sprache. Die letzten 20 Jahre lebte R. in Alberta, Kanada.
W.: Das Dritte Auge, ein Tibet-Roman. München: Piper, 1957; Doctor from Lhasa, The Rampa Story.
Lit.: Brechmann, Nicole: Die Konstruktion des Tibet-Bildes am Beispiel von Lobsang Rampa. Wissenschaftl. Hausarbeit zur Erlangung des akadem. Grades eines Magister artium der Universität Hamburg, 1996; Lopez, Donald S.: Der merkwürdige Fall des Engländers mit den drei Augen. In: Thierry Dodin u. Heinz Räther (Hg.): Mythos Tibet – Wahrnehmungen, Projektionen, Phantasien. Köln: Dumont, 1997, S. 193 –207.
Randi, James (*7.08.1928 Toronto, Kanada), eigentl. Randall James Hamilton Zwinge, Skeptiker und a priori erklärter Gegner der objektiven Realität sog. pn. Phänomene; arbeitete seit den 1950er Jahren als Bühnenmagier, Entfesselungskünstler (‚The Amazing Randi‘ in der US-amerikan. TV-Show Wonderama). In den 70er Jahren des 20. Jhs. kritisierte R. die Phänomene Uri > Gellers als Trick und Scharlatanerie. Die Gegenklagen Gellers blieben ohne Erfolg.
Durch sein sog. „Projekt Alpha“ (Einschleusung von Trickkünstlern als Probanden für parapsychologische Untersuchungen ohne Wissen der Mitarbeiter) bewirkte R. die Schließung des McDonnell Laboratory for Psychical Research in St. Louis, Missouri, für dessen Errichtung James Smith McDonnell eine halbe Million Dollar gestiftet hatte. Randi demaskierte auch den angebl. Wunderheiler Peter Popoff. R. war Gründungsmitglied des Committee of the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal (CSICOP), aus dem er später wieder austrat. 1996 gründete er die James Randi Educational Foundation (JREF) zur Untersuchung paranormaler Behauptungen.
Für seine Verdienste um die Förderung ‚vernunftgeleiteten Denkens‘ erhielt er 2004 den Erwin Fischer-Preis des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten. Die JREF hat ein Preisgeld von einer Million Dollar für die erfolgreiche Demonstration paranormaler Phänomene bzw. Fähigkeiten des Kandidaten unter wissenschaftlichen Testbedingungen ausgesetzt (vgl. dazu „Der James-Randi-Preis – kritische Anmerkungen von Stephan Matthiesen“. In: Skeptiker 2000 / 1, S. 20f.)
W.: The Magic of Uri Geller (bzw. The Truth About Uri Geller), 1982; The Faith Healers, 1989 (mit Carl Sagan); The Mask of Nostradamus: The Prophecies of the World’s Most Famous Seer, 1990; Psychic Investigator. In Search of the Paranormal, London 1991; The Supernatural A – Z. The Truth and the Lies, London 1995; An Encyclopedia of Claims, Frauds, and Hoaxes of the Occult and Supernatural, 1995 (dt.: Lexikon der übersinnlichen Phänomene. Die Wahrheit über die paranormale Welt, Heyne 2001).
Randolph, Paschal Beverly, Dr.(*8.10.1825 New York; † 29.07.1875 Boston / USA), amerikan. Esoteriker, verh., studierte nach einem wechselvollen Leben Medizin, reiste 1850 nach Europa und erhielt in Frankfurt / M. die Einweihung in die Rosenkreuzer-Bruderschaft. Nach kurzer Tätigkeit in der Reformpartei in den USA (Treffen mit Lincoln) unternahm er 1854 eine neuerliche Reise nach Europa; 1858 Großmeister in Paris und Ritter des „Ordre du Lis“. Nach Rückkehr in die Staaten Gründung des amerikan. Zweiges der Rosenkreuzer; Gründer der Eulis Brotherhood (1870).
In seinen spiritistisch-medizinischen und sexualmagischen Anschauungen ist R. von Andrew Jackson > Davis sowie vom Spiritisten John Murray > Spear (1804 – 1887) beeinflusst. Der Begründer der amerikan. Fraternitas Rosae Crucis, Reuben Swinburne > Clymer (1878  – 1966), verstand sich als R.s Nachfolger.
W. (zahlreich): Hermetische Lehrbriefe (anonym), Leipzig 1908, 1924; Magia Sexualis (posthum hg. durch M. de Naglowska), Paris 1931, 1952; Amsterdam 1972, Wien 1992.
Rao, Koneru Ramakrishna, Dr. (*4.10.1932 Enikepadu / Indien), Univ. Prof., Philos., Pps., Studium der Philosophie und Psychologie in Indien (Andhra University, Waltair) u. in den USA (Chicago und Duke University), Direktor der Foundation for Research on the Nature of Man in Durham, North Carolina / USA; Hrsg. des Journal of Parapsychology. 1965 und 1978 Präsident der Parapsychology Association; 1967 Gründung der Parapsychol. Abteilung an der Andhra Universität, 1985 Gründung des Instituts für Yoga und Bewusstsein, ab 1987 Vorstand des pps. Instituts an der dortigen Universität.
W.: Psi-Cognition, 1957; Research in Parapsychology. Metuchen, NJ: Scarecrow Press Inc., 1976; Charles Rao, K. Ramakrishna. The Basic Experiments in Parapsychology. Jefferson, NC: McFarland, 1984; Case Studies in Parapsychology: In Honor of Dr. Louisa E. Rhine. Jefferson, NC: McFarland, 1986; Honorton and the Impoverished State of Skepticism. Jefferson, NC: McFarland, 1993; Cultivating Consciousness Enhancing Human Potential, Wellness, and Healing, 1993; Basic Research in Parapsychology, 22001; New Frontiers of Human Science: A Festschrift for K. Ramakrishna Rao, Mc Farland & Co. Inc. 2002; Consciousness Studies, 2005.
Rasputin, Grigori Jefimowitsch (*10.01. – nach gregor. Kal. 22.01. – 1869 Pokrowskoje; † 17.12.1916, nach gregor.
Kal. 30.12., St. Petersburg), russ. Mönch, Myst., Mitglied der neugnost. Chlysty-Sekte; Geistheiler bzw. Wunderheiler. Im Alter von 17 Jahren begann er eine fünfzehnjährige Pilgerzeit auf der Suche nach Erleuchtung und Wahrheit. Ab 1901 blieb er einige Zeit in seinem Heimatdorf, machte sich aber 1903 nach St. Petersburg auf, wo er den berühmten Geistlichen Johann von Kronstadt traf. 1907 wurde R. an den Hof von Zar Nikolaus II. Alexandrinowitsch (1868 –1918) gerufen, dessen Sohn Alexander er durch Handauflegung von seiner Bluterkrankheit (Hämophilie) heilte.
Im Juni 1914 wurde R. bei einem Angriff mit einem Messer schwer verletzt. Nach diesem Attentat begann er sich öffentlich zu betrinken, was zu einem landesweiten Skandal führte. R. soll auch die Gedanken und Gefühle der Menschen um sich herum erkannt haben. Zweimal unternahm er eine Pilgerreise ins Hl. Land. Kurz vor seiner Ermordung bemerkte R. zu einem Journalisten: „Wenn sie mich umbringen, ist Russland am Ende; sie werden uns beide zusammen begraben.“ 1917 brach die bolschewistische Revolution aus. Da man ihm ungerechterweise die Schuld an der militärischen Niederlage Russlands gegen Deutschland gab, wurde er in der Nacht vom 16. auf den 17. Dez. 1916, obgleich vorgewarnt, in eine Falle gelockt und nach grausamer Misshandlung durch Verwandte des Zaren ermordet.
Lit.: De Jonge, A.: The Life and Times of Grigorii Rasputin, N. Y. 1982; Heresch, Elisabeth: Rasputin. Das Geheimnis seiner Macht, München 1985; Jussupoff, Felix: Rasputins Ende. Erinnerungen. Frankfurt: Insel, 1990; Radsinski, Edward: Die Geheimakte Rasputin. Neues über den Dämon am Zarenhof, München 2000.
 
Ratisbonne, Alphonse (*1.05.1814 Straßburg; † 6.05.1884 Ain Karim bei Jesusalem), aus einer angesehenen jüdischen Familie stammender Anwalt und Bankier, Konvertit, Bruder von Théodore R. (1802 – 1884). Als Freigeist und Kirchengegner erfuhr er am 20.01.1842 durch eine Erscheinung Mariens in der Kirche S. Andrea delle Fratte, Rom, eine plötzliche Bekehrung. Gemeinsam mit seinem elsässischen Landsmann und Begleiter Baron Théodore de Bussière war R. in jene Kirche gegangen, da dieser etwas mit einem Priester zu besprechen hatte. In der Zeit, da er allein in der Kirche war, wurde ihm eine Lichterscheinung zuteil. Die Erscheinung sagte nichts, doch Alphonse hatte alles verstanden. Allerdings hatte R. schon zuvor von Bussière eine wundertätige Medaille bekommen und ihm zuliebe auch das Gebet ‚Memorare‘ des hl. Bernhard abgeschrieben, das ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen war. In der Folge wurde die Verlobung mit seiner Nichte aufgelöst. Nach der Taufe am 31.01.1842 studierte R. Theologie und wurde 1847 zum Priester geweiht; nach einigen Jahren als Jesuit und Missionar trat er mit Erlaubnis von Papst Pius IX. wieder aus dem Orden aus und wurde Mitglied der Priesterkongregation seines Bruders Théodore. Mit ihm gründete er die Kongregation der Töchter Unserer Lieben Frau von Sion, für die er in Jerusalem ein Kloster bauen ließ sowie außerhalb der Stadt ein Waisenhaus und eine Kirche.
Lit.: Bussières, Th. de: Alphons Maria Ratisbonne, o.O., 1859, dt. 1926; ders.: Alphonse Maria Ratisbonne. Ein neuer Bruder im Herrn, München / Rom 1926; The Conversion of Ratisbonne (Roman Catholic Books 2000).
Raudive, Konstantin, Dr. (*30.04.1909 Asune, Lettgalen / Lettland; † 2.09.1974 Bad Krozingen), Konzeptophoniker, Schriftsteller, Studium meist im Ausland (Paris, Edinburgh, Madrid), Schüler von C. G. > Jung; studierte während der sowjet. Okkupation seiner Heimat an der Universität in Uppsala Philosophie, Literatur und Psychologie. Verheiratet mit Dr. Zenta Maurina. Durch den Tonbandstimmenforscher Friedrich > Jürgenson wurde R. 1965 auf das pn. Stimmenphänomen aufmerksam. Von ihm übernahm er unkritisch Aufnahmetechnik und Interpretation des Phänomens. Prof. Alex > Schneider arbeitete eine Zeitlang mit ihm. Die Sprachkenntnisse R.s fanden ihren entsprechenden pn. Niederschlag in seinen Stimmenaufzeichnungen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte R. in Deutschland.
W.: Unhörbares wird hörbar, 1968; Überleben wir den Tod?, 1973.
Lit.: Maurina-Raudive, Zenta: Konstantin Raudive zum Gedächtnis. Memmingen: Maximilian Dietrich Verlag, 1975.
Raupert, John Godfrey (1858 –1929), britischer, antispiritistisch eingestellter kathol. Autor, Mitglied der SPR; in der Interpretation der medialen Phänomene vertrat er aufgrund eigener Erfahrungen in Séancen die dämonologische Hypothese.
W.: Der Spiritismus im Lichte der vollen Wahrheit, Innsbruck / München 1924; Christus und die Mächte der Finsternis; Meine Erfahrungen mit dem Jenseits. Wien: Kreuz Verlag, 1977; Die Geister des Spiritismus, Erfahrungen und Beweise. Leipzig: J. Bohmeier, 2006.
Ravasio, Eugenia Elisabetta (*4.09.1907 San Gervasio d’Adda, jetzt Capriate San Gervasio bei Bergamo / I; † 10.08.1990), italien. Mystikerin, Visionärin. Als jüngstes von acht Geschwistern wuchs R. in schwierigen familiären und finanziellen Verhältnissen auf. Der Arzt gab ihr als Frühgeburt im 6. Monat keine Lebenschance. Sie überlebte jedoch, obgleich sie mit vier Jahren noch sehr klein war und weder sprechen noch gehen konnte. Die Mutter war infolge der schweren Geburt sieben Jahre lang an das Bett gefesselt. Der fromme Großvater Piero unternahm in dieser Zeit eine Fußwallfahrt zum Marienheiligtum „Madonna di Varese“. Währenddessen erhielt Elisabetta den „Besuch“ einer schönen Dame, die sie ankleidete und ihr sagte, sie solle gehen u. sich den Eltern zeigen. Bei einem darauffolgenden Besuch des Marienheiligtums mit ihren Eltern sagte sie beim Anblick der dortigen Muttergottesstatue: „Das ist die schöne Dame, die mich angekleidet hat.“ Vom 12. bis zum 20. Lebensjahr arbeitete R. in einer Weberei. 1927 entschloss sie sich, Missionarin zu werden, trat in das Institut Notre Dame des Apôtres ein, wurde Novizenmeisterin und später zur Generaloberin gewählt (193 5–1947). 1932 erhielt R. Botschaften, die ihr laut eigener Aussage vom himmlischen Vater diktiert worden seien (lat. Original angeblich verschollen). Den Leprakranken, die auf die Insel „Desirée“ an der Elfenbeinküste verbannt waren, versprach sie im dortigen Urwald ein eigenes Dorf der Nächstenliebe, „Adzopté“, das in den Jahren 1939 – 41 verwirklicht wurde.
Papst Pius XII. sandte P. Girard Matthieu zu Madre Eugenia, um persönliche Informationen zu erhalten. Der Pater berichtete, dass Eugenia, als sie ihm auf dem Gang entgegenkam, einen halben Meter über dem Boden geschwebt sei.
Nach einer Untersuchung durch eine kanonische Kommission sprach sich der Bischof von Grenoble, Msgr. Alexandre Caillot, nach zehn Jahren für die übernatürliche Herkunft der Offenbarungen aus. Von einigen Kritikern allerdings wurde auf manche theologische Ungereimtheiten und Merkwürdigkeiten in den Botschaften hingewiesen (z. B. „Ich wünsche ein Abbild, das ein konkretes Zeichen meiner Gegenwart darstellt.“).
W.: Der Vater spricht zu seinen Kindern. Edizioni Pater, C.P. 135, I-67100 L’Aquila, 51999. Ausgaben in vielen Sprachen.
Lit..: Ascanio, Andrea ofmcap: Per la Gloria del Padre. Ed. I Nidi di preghiera, C.P. 135, I-67130 L’Aquila, 21989; http://gott-vater-werk.de/
Rayleigh, Lord, John William Strutt (*12.11.1842 Langford Grove / Essex; † 30.06.1919 Terlins Place bei Witham / GB), namhafter englischer Physiker; 1861 Studium der Mathematik am Trinity College in Cambridge, 1871 Heirat mit Evelyn Balfour, Schwester von Arthur > Balfour. Seit 1873 Lord Rayleigh. 1879 Prof. f. Experimentalphysik und Leiter des Cavendish-Laboratoriums in Cambridge. 1904 Nobelpreis f. Physik; 1919 Präs. der SPR. Von R. stammt die Deutung der blauen Himmelsfarbe als Beugung des Lichts an den Luftmolekülen. Entdeckte zusammen mit William Ramsay das Edelgas Argon (1894).
Reback, Janet Miriam > Caldwell, Taylor.
Regardie, Francis Israel, Dr. (*17.11.1907 Lond.; † 10.03.1985 Sedona, Arizona / USA),
Pseud. für Israel Regudy, Sohn armer jüdischer Immigranten, Magier, engl. Okkultforscher, Mitglied des Golden Dawn. 1921 mit der Familie in die USA ausgewandert, zeitweise Privatsekretär von A. > Crowley (1928 –1937), dessen Biografie er schrieb, mit dem er jedoch später in Kontroverse geriet. R. publizierte in The Golden Dawn (1937 – 40) die Rituale des Ordens „Stella Matutina“ in vier Bänden (dt. Übers. 3 Bde.); ab 1930 Psychoanalytiker in New York, Anhänger der Ideologie von W. > Reich, Autor zahlreicher okkult. Werke.
W.: The Tree of Life, London 1932; The Eye in the Triangle; The Art and Meaning of Magic; The Legend of Aleister Crowley (with P.  R. Stephenson); Ceremonial magic, Wellingborough 1980f.; Die Elemente der Magie, Reinbek 1991.
Lit.: Suster, Gerald: Crowley’s Apprentice. The Life and Ideas of Israel Regardie, York Beach 1990.
Reghini, Arturo, Pseud. Pietro Negri (*12.11.1878 Florenz; † 1.07.1946 Budrio bei Bologna), italien. Esoteriker, Hochgradfreimaurer, befreundet mit Giovanni Amendola und Giovanni Papini. Sein Interesse galt der pythagoreischen Zahlenlehre. In seiner 1903 in Florenz gegründeten philosophischen Bibliothek hielt R. Vorträge über Esoterik. Gründete mehrere Zeitschriften: Atanor (1924), Ignis (1925) und mit Baron Giulio > Evola ‚UR‘ (1927 – 1928).
W.: Paganesimo, Pitagorismo, Massoneria. Funari (Messina): Società Editrice Mantinea, 1986; La Traduzione pitagorica massonica; I numeri sacri nella tradizione pitagorica e massonica. Rom: Ed. Ignis, 1991.
Lit.: Iacovella, A.: Il Barone e il Pitagorico: Julis Evola e Arturo Reghini, in ‘Vie della Tradizione’, n. 110, aprile – giugno 1998;  Sestito, R.: Il figlio del Sole. Vita e opere di Arturo Reghini filosofo e matematico, Ancona 2003; Alvi, G.: Reghini. Il massone pitagorico che amava la guerra. In ‘Corriere della Sera’, Milano, 18 agosto 2003; Neri, M.: A. Reghini. Per la restituzione della Massoneria Pitagorica Italiana, Rimini 2005.
Regiomontanus, Pseud. (*6.06.1436 Unfind bei Königsberg; † 6.07.1476 Rom), eigentl. Johannes Müller, dt. Astrologe, Mathematiker, auch unter den Namen Joannes de Monte, Johannes Francus, Johannes Germanus bekannt; sein Pseudonym  verweist auf seine Herkunft (Königsberg). Studium der alten Sprachen und der Mathematik zunächst in Leipzig, später in Wien, wo er Schüler von Georg Peurbach wurde und 1457 als Magister artium abschloss. Von 1461 bis 1467 lebte und arbeitete R. im Haus von Kardinal Basilios Bessarion in Rom. Er verfasste dort De Triangulis omnimodus (1464) sowie Epytoma in almagesti Ptolemei (Nikolaus Kopernikus wurde durch dieses Werk beeinflusst). Ab 1467 wirkte R. am Hofe des Matthias Corvinus von Ungarn. Seit 1471 in Nürnberg, wo er mit dem Humanisten und Kaufmann Bernhard Walther (1430 –1504) an der Herstellung eines Observatoriums und einer Druckerpresse zusammenarbeitete. 1472 Publikation des ersten astronomischen Lehrwerkes seines Lehrers Peurbach, Theoricae novae Planetarum. Schöpfer der sog. „Direktions-Tafeln“; dozierte Astrologie in
Padua; zwecks Reform des Julianischen Kalenders von Papst Sixtus IV. 1476 zu einer Konferenz nach Rom berufen, starb R. unter ungeklärten Umständen (an der Pest oder durch Ermordung), sodass keine Kalenderreform zustandekommen konnte. Sein Nachlass wird im Germanischen Museum in Nürnberg aufbewahrt. Der italienische Mathematiker und Astrologe Hieronymus > Cardanus (1501–76) kritisierte an R., dass größere Teile seiner Werke aus dem Buch von Jabir ibn Aflah (12. Jh.) übernommen worden seien. Ein Mondkrater wurde nach R. benannt.
W.: Sandbech, Daniel (Hrsg.): De triangulis planis et sphaericis libri quinque (1533, 1561) sowie Compositio tabellarum sinum recto.
Lit.: Harmann, Günther (Hrsg.): Regiomontanus-Studien (= Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte, Bd. 364; Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin, Bde. 28 –30), Wien 1980; Mett, Rudolf: Regiomontanus. Wegbereiter des neuen Weltbildes. Stuttgart / Leipzig: Teubner / Vieweg, 1996.
Regudy, Israel > Regardie, Francis Israel.
Reich, Wilhelm, Dr. (*24.03.1897 Dobzau  /Dobrzcynica, Galizien (einst Österr., heute Ukraine); † 3.11.1957 Lewisburg, Pennsylvania / USA), österr. Arzt, Sohn jüdischer Eltern, marxistisch orientierter Psychoanalytiker, Schüler von S. > Freud. R. gilt als Begründer der sog. (heute nicht mehr haltbaren) Orgontheorie (Orgonomie). 1919 Jusstudium und später Medizin; 1930 Übersiedlung von Wien nach Berlin, Eintritt in die Kommunistische Partei, Vorträge über sexualpolitische Themen. R.s Theorie der Sexualökonomie beeinflusste u. a. auch die deutsch-österr. Studentenbewegung der 1960er Jahre. Gegner des Freud’schen Todestriebes, Bruch mit Freud in den 1920er Jahren, 1934 über Intervention von Paul Federn aus der Internationalen Psychoanalyt. Vereinigung ausge-
schlossen. Unter der nationalsozialist. Herrschaft wurden R.s Bücher öffentlich verbrannt. R. floh nach Dänemark, später nach Schweden u. Norwegen und emigrierte 1939 in die USA, lebte dort zunächst in New York; später zog er sich in den Norden nach Rangeley zurück. In den Wäldern von Maine konstruierte er sog. “Cloudbusters“, welche die Energie von den Wolken herabziehen sollten, sowie seine „Orgonakkumulatoren“. Denn R. vermeinte, eine spezifische quantitative selbstregulierende, biophysikalische Energie („Orgon“) als Triebenergie des psych. Geschehens entdeckt zu haben, die man zu therapeutischen Zwecken in speziellen Kästen konzentrieren könne. 1954 verfügte die staatl. Nahrungs- u. Arzneimittelverwaltung in Washington (FDA) die Einziehung und Vernichtung aller „Orgon-Akkumulatoren“ u. fast aller seiner Schriften wegen gefährlicher Quacksalberei. R. widersetzte sich den behördlichen Anordnungen und wurde 1956 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er starb im Gefängnis von Lewisburg / Pennsylvania an Herzversagen.
W.: Die Funktion des Orgasmus, 1927; Dialektischer Materialismus und Psychoanalyse, 1929; Der Einbruch der Sexualmoral, 1932, veränd. Auflagen 1935, 1950; Charakteranalyse, 1933, 1944, 1948; Die Massenpsychologie des Faschismus, 1933; The Discovery of the Orgone, Bd. 1: The Function of Orgasm, 1942 (dt. 1969, stark veränd. Neuaufl. zur Ausgabe von 1927), Bd. 2: The Cancer Biopathy, 1948 (dt. 1975); Listen, Little Man!, 1948.
Lit.: Ollendorff-Reich, Ilse: Wilhelm Reich (engl. 1969), München 1975; Boadella, David: Wilhelm Reich. Leben und Werk (engl. 1973), Bern und München 1981; Burian, Wilhelm: Sexualität, Natur, Gesellschaft: eine psycho-politische Biographie Wilhelm Reichs. Freiburg: ça-ira-Verlag, 1985; Laska, Bernd A.: Wilhelm Reich. Reinbek: Rowohlt-Bildmonographie, 1981, 51999;  Fallend, Karl / Bernd Nitzschke (Hg.): Der ‚Fall‘ Wilhelm Reich, Frankfurt / M. 1997, Psychosozial Verl. Gießen 2002.
Reichenbach, Carl Frhr. von, (*12.02.1788 Stuttgart; † 19.01.1869 Leipzig), schwäb. Chemiker, Naturforscher, Industrieller, Entdecker des Kreosots und Paraffins. Genannt der „Zauberer vom Cobenzl“ (das Schloß wurde in den 1950er Jahren abgerissen), Erforscher der Meteoriten. Seine Sammlung schenkte er der Universität Tübingen; diese verlieh ihm daraufhin das Diplom eines Dr. rer. nat. In Tübingen hatte er früher schon den Dr.  phil. erworben. R. errichtete die ersten großen Holzverkohlungsöfen. Mit Altgraf Hugo zu Salm verband er sich in Wien zwecks Gründung von Eisenwerken in Mähren. Infolge wirtschaftlicher Krisen verlor er sein beträchtliches Vermögen. Nach Salms Tod († 1836) zog sich R. auf Schloss Reisenberg bei Wien zurück. Wenngleich von den Gelehrten seiner Zeit (Berzelius ausgenommen) abgelehnt, konnte R. 1865 wenigstens noch einige Vorträge an der Wiener Kaiserl. Akademie der Wissenschaften halten. 1867 Übersiedlung nach Leipzig. Aufgrund zahlreicher Experimente wurde R. zum Schöpfer der umstrittenen „Odlehre“ (od = sanskr. = Weltkraft oder vom lat. vado = ich gehe), wodurch er sich die Gegnerschaft der Physiker zuzog. Von R. stammt auch der Ausdruck „Sensitive“ als Bezeichnung für Menschen, die im Finsteren gewisse Lichterscheinungen („odische Lohe“) am menschlichen Körper (Kopf, Hände) sehen können. Leider sind R.s Entdeckungen wegen des Unverständnisses seiner Zeitgenossen weitgehend vergessen und seine Forschungen nicht mehr weitergeführt worden.
W.: Untersuchungen über die Dynamide des Magnetismus, der Elektrizität, der Wärme, des Lichts usw. in ihrer Beziehung zur Lebenskraft (2 Bde.), Braunschweig 21849, Lpz. 1910; Der sensitive Mensch und sein Verhalten zum Ode. 1854 / 55 (2 Bde.), Wien 1858, Lpz. 1910; Odisch-magnetische Briefe, Stuttg. 1852, 1856, Ulm 1955; Köhlerglaube u. Afterweisheit, Wien 1855; Die Pflanzenwelt in ihren Beziehungen zur Sensitivität und zum Ode, Wien 1858, Lpz. 1909; Aphorismen über Sensitivität und Od. Wien, 1866; Die odische Lohe und einige Bewegungserscheinungen als neuentdeckte Formen des odischen Princips, Wien 1867, Lpz. 1909.
Lit.: Kurzbiographie in:  C. v. Wurzbach: Biographisches Lexikon etc. (1873), Bd. 25, S. 169; Artikel „Reichenbach, Karl Freiherr von“. In: Allgemeine Deutsche Biographie, hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 27 (1888), ab S. 670; Ferzak, Franz: K. Freih. v. Reichenbach. Verl. Michaels / CH (Broschüre).
Rembold, Bernhard (* um 1710 Eschmar; †1783 Köln), legendärer Prophet der deutschen Volksüberlieferung, genannt „Spielbähn“, weil er als Spielmann fromme Lieder gespielt habe. Ihm wird eine Prophezeiung mit 118 Versen zugeschrieben. Angeblich war er ein Klosterbote in der Benediktinerabtei Siegburg. Als nach dem Brand der Abtei (1.01.1772) bekannt wurde, dass R. diesen bereits in Einzelheiten vorausgesagt habe, wurde er einem Verhör unterzogen und kam eine Zeitlang ins Gefängnis. Erster schriftlicher Beleg durch eine anonym 1846 in Bonn im Selbstverlag erschienene Broschüre von Wilhelm Schrattenholz: Spielbähn, der merkwürdigste Seher und Prophet unserer Zeit. Einer Untersuchung von Dr. Theodor A. Henseler zufolge handelt es sich bei dieser Weissagung um eine Fälschung! In Wahrheit war sie wohl eher eine kirchenpolitische Kampfschrift.
Lit.: Schrattenholz, Wilhelm: Spielbähn, der Prophet, Bonn 1849; Henseler, Theodor Anton: Spielbähn, seine merkwürdigsten Prophezeiungen auf unsere Zeit und Zukunft, Siegburg 1950; Loerzer, Sven: Visionen und Prophezeiungen, 1989, S. 289 –296.
Rémy, Nicolas (* um 1530 Charmes / Vosges; † 1612), frz. Jurist, Richter u. Dämonologe; als Generalstaatsanwalt (Vertrauter Karls III. von Lothringen) führte er 30 Jahre hindurch bei zahllosen Hexenprozessen des 16. Jhs. den Vorsitz, als Schöffe im Change von Nancy sowie als Justizminister von Lothringen (Procureur général de Lorraine). R. wird für den Tod von 900 Hexen während seiner Tätigkeit von 1576 bis 1591 verantwortlich gemacht. Auch sein Sohn Claude war Schöffe von Nancy. In seiner Daemonolatria führt R. Beispiele aus 128 Hexenprozessen aus seiner Amtszeit an. Die zahlreichen Auflagen und Übersetzungen noch im 16. Jh. dokumentieren die schreckliche Rezeption seines ideologischen Hexenwahns mit großer Wirkung für die Nachwelt aufgrund der lebensnahen Darstellung. R. ließ auch Kinder zum Tod verurteilen, da er der Ansicht war, dass sie – von den Hexen in Missbrauch genommen – auch Schadenzauber anrichten konnten.
W.: Daemonolatria, 1595 (viele Auflagen), erste dt. Ausgabe Frankfurt 1598.
Lit.: Dintzer, Lucien: Nicolas Rémy et son œuvre démonologique, Lyon 1936; Labouvie, Eva: Zauberei und Hexenwerk. Ländlicher Hexenglaube in der frühen Neuzeit, Frankfurt a. M. 1991; Biesel, Elisabeth: Hexenjagd, Volksmagie und soziale Konflikte im lothringischen Raum (Trierer Hexenprozesse – Quellen und Darstellungen; 3), Trier 1997.
Resch, Andreas, DDr., CSsR (*29.10.1934  Steinegg bei Bozen, Südtirol), führender kath. Paranormologe, Inhaber des Resch Verlages Innsbruck. Pionier hinsichtlich des interdisziplinären Dialogs von Theologie, Psychologie und Parapsychologie, Forschung und Publikation im Kontaktfeld von paranormalen Phänomenen und christl. Religion. Autor zahlreicher Fachpublikationen. Redemptorist 1955, 1961 Priesterweihe, 1963 Doktorat der Theologie an der Universität Graz, Studium der Psychologie an den Universitäten Freiburg und Innsbruck, 1967 Doktorat der Philosophie (Psychologie und Volkskunde) an der Universität Innsbruck. Psychoanalytische und verhaltenstherapeutische Ausbildung in Innsbruck, München und London. Psychotherapeutische Praxis bis 1980. Von 1969 –2000 Professor für Klinische Psychologie und Paranormologie an der Accademia Alfonsiana, Päpstliche Lateranuniversität Rom. Seit 1980 Direktor des von ihm gegründeten Instituts für Grenzgebiete der Wissenschaft (IGW), Initiator und Leiter der Internationalen IMAGO MUNDI-Kongresse (1966 –1995). Hrsg. der Quartalzeitschriften Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) und ETHICA Wissenschaft und Verantwortung. Buchreihen: Imago Mundi (15 Bde.); Grenzfragen (20 Bde.), Personation and Psychotherapy (5 Bde.); Wissenschaft und Verantwortung (3 Bde.); Burkhard Heim: Einheitliche Beschreibung der Welt (4 Bde.); Wunder von Seligen und Heiligen; Selige und Heilige Johannes Pauls II.; Reihe R.
Öffentlichkeitsarbeit sowohl durch das IGW bzw. dessen Publikationen über den Resch Verlag als auch persönlich durch Vorträge und Mitarbeit an Fernseh- und Kinofilmen. Aufbau einer Fachbibliothek im ordenseigenen Institut in Innsbruck. R. prägte 1969 den Begriff „Paranormologie“ als neutrale Gesamtbezeichnung für die Wissenschaft von den paranormalen Phänomenen.
W.: Zahlreiche Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitschriften und Sammelbänden sowie der Bücher: Der Traum im Heilsplan Gottes; Depression: Ursachen, Formen, Therapie; Gerda Walther: Ihr Leben und Werk, und des Jahrbuches Impulse aus Wissenschaft und Forschung (1986 –1993). Wunder der Seligen 1983 –1990 (1999); Miracoli dei Beati 1983 –1990 (Libreria Editrice Vaticana, 1999); I Veggenti di Medjugorje: Ricerca psicofisiologica 1998 (zus. mit G. Gagliardi, 2000); I Beati di Giovanni Paolo II. Volume I: 1979 –1985 (Libreria Editrice Vaticana, 2000); Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 –1985 (2000); Das Antlitz Christi, 22006; Miracoli dei Beati 1991–1995 (Libr. Ed. Vat., 2002); Miracoli dei Santi 1983 –1995 (Libr. Ed. Vat., 2002); I Beati di Giovanni Paolo II. Volume II: 1986 –1990 (Libr. Ed. Vat., 2002); I Beati di Giovanni Paolo II. Volume III: 1991–1995 (Libr. Ed. Vat., 2003); I Beati di Giovanni Paolo II. Volume IV: 1996 –2000 (Libr. Ed. Vat., 2004); Fortleben (2004); Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 –1990 (2005); Wunder der Seligen 1991–1995 (2007); Die Seligen Johannes Pauls II. 1991–1995 (2008); I Santi di Giovanni Paolo II 1982–2004 (2009); zur Zeit Arbeit an der deutschen Fassung der Folgebände der Buchreihen Wunder von Seligen und Heiligen (insges. 3 Bde.) und Die Seligen Johannes Pauls II. (6 Bde.) sowie am Lexikon der Paranormologie (Bd. I 2007, Bd. II 2011; weitere Bde. in Vorbereitung).
Reuchlin, Johannes (*22.02.1455 Pforzheim; † 30.06.1522 Bad Liebenzell / Stuttgart), auch „Kapnion“ genannter bedeutender Philologe, Humanist, Hebraist, Anwalt, Lehrer Luthers. Befürworter des humanen Gewissens. Seine Schwester Elisabeth Reuter war die Großmutter von Philipp Melanchthon. Studium in Freiburg, Paris und Basel, wohin er 1474 übersiedelte. Dort im gleichen Jahr Baccalaureus, 1475 Magister; 1479 – 81 Jura-Studium in Orleans und Poitiers, wo er an den dortigen Universitäten auch alte Sprachen dozierte. 1481 in Tübingen, 1482 erste Italienreise, zwei weitere folgten. In Linz lernte er bei Jacob Ben Jechiel Loans Hebräisch. R. konvertierte zum Katholizismus, wurde jedoch ein Opfer der Kontroversen in der beginnenden Reformationszeit und auch wegen seiner Auseinandersetzungen um die Erhaltung der jüdischen Literatur, wofür er sich 1510 in einem Gutachten einsetzte. Die sog. ironischen „Dunkelmännerbriefe“ (Epistolae obscurorum virorum) beziehen sich auf seine Auseinandersetzungen mit den Dominikanern von Köln. 1520 wurde R. in einem Häresieprozess zur Übernahme der Prozesskosten und zum Stillschweigen verurteilt. Seine kabbalistischen Schriften kamen 1559 auf den Index libr. prohibitorum. Seine Schrift Augenspiegel wurde von Papst Leo X. verurteilt.
W.: De verbo mirifico, Basel 1494; Arcana Academica, 1517; De arte cabbalistica, Speyer 1517; Artis cabbalisticae scriptores, Basel 1587.
Lit.: Brod, Max: Johannes Reuchlin u. sein Kampf, Stuttg. 1966; Zika, Charles: Reuchlin und die okkulte Tradition der Renaissance (Pforzheimer Reuchlinschriften; 5). Sigmaringen: Jan Thorbecke, 1998.
Reus, Johann Baptist (*10.07.1868 Pottenstein / Oberfranken; † 21.07.1947 São Leopoldo, Brasilien), charismatischer Jesuit,
Missionar, Mystiker, Sühnepriester. Als achtes v. 11 Kindern der Metzgerfamilie Johann u. Margaret Reus geboren, besuchte er das Priesterseminar in Bamberg und erhielt trotz mancher Schwierigkeiten 1893 die Priesterweihe. Nach einer Zeit als Kaplan 1894 Eintritt in das Noviziat der Jesuiten in Blijenbeek / NL. Nach seiner Profess 1898 wirkte R. ab 1900 47 Jahre in der Mission in Brasilien: ab 1901 in Rio Grande zehn Jahre als Präfekt, Lehrer und Spiritual, Superior; dann in Porto Alegre, 1913 Pfarrer in S. Leopoldo. Von 1917 – 1934 war er im Kleinen Seminar und von 1917–1944 im Großen Seminar als Lehrer tätig. Großer Verehrer des Hlst. Herzens Jesu und Mariens; R. erhielt am 7. Sept. 1912 die Einprägung unsichtbarer Stigmen, deren Schmerzen er 35 Jahre lang bis zu seinem Tode erlitt. Während der hl. Messe erhielt er Offenbarungen, Ekstasen, Visionen und erfuhr anschaulich die Glaubenswahrheit des eucharistischen Opfers. In den Offenbarungen wurde ihm volle Sicherheit über sein ewiges Heil zuteil. Seine mystischen Erfahrungen beschrieb er in seinen mit Skizzen illustrierten Schriften. Sein Grab auf dem Jesuitenfriedhof in São Leopoldo wird von Gläubigen häufig besucht. Der kirchliche Seligsprechungsprozess wurde 1953 in Porto Alegre eröffnet.
Lit.: Baumann, Ferdinand SJ: Ein Apostel des hl. Herzens Jesu, Fribourg 1960; Kohler, L.: Vida do P. J. B. R., Porto Alegre 1961.
Reuss, Albert Karl Theodor (*28.06.1855 Augsburg; † 28.10.1923 München), Pseud. Hans Merlin, Merlin Peregrinus; Drogist, Opernsänger, Schriftsteller, Esoteriker, Freimaurer, Gründer mehrerer Geheimgesellschaften in England und Deutschland. 1876 in London Aufnahme in die deutschsprachige „Pilger-Loge“, darin 1878 Meister, jedoch wegen fehlender Präsenz und Nichtbezahlung der Mitgliedsbeiträge 1880 wiederum ausgeschlossen. Wohnsitz zeitweise in London, Hamburg und Paris. Mit Karl > Kellner gründete er den OTO u. die gnostisch-kath. Kirche; 1885 Mitglied der TG, nahm Rudolf > Steiner in den OTO auf (Memphis-Misraim-Orden 1905); Vorgänger A. > Crowleys in der Leitung dieses Okkultordens. Nach dem Tod von R. wurde Herbert > Fritsche (Pseud. Basilius) Leiter des deutschen OTO.
W.: Oriflamme (Zschr.), Übersetzer der „Gnost. Messe“ v. Crowley; Die Mysterien der Illuminaten, 1894; Geschichte des Illuminaten-Ordens, 1896; Peregri-
nus: Was muss man von der Freimaurerei wissen? Eine allgemeinverständliche Darstellung des Ordens der Freimaurer, der Illuminaten und Rosenkreuzer. Berlin: Hugo Steinitz, 1901; Was ist Okkultismus. u. wie erlangt man okkulte Kräfte? (unter d. Pseud. H. Merlin), Berlin 1903.
Lit.: Frick, Karl R. H.: Licht und Finsternis, Teil 1 und 2. Graz: ADEVA, 1978; Möller, Helmut / Ellic Howe: Merlin Peregrinus – Vom Untergrund des Abendlandes. Würzburg: Königshausen u. Neumann, 1986;
König, Peter-R.: Der kleine Theodor-Reuss-Reader.
Augsburg: Arbeitsgemeinschaft für Religions- und
Weltanschauungsfragen, 1993.
Rhine, Joseph Banks, Dr. phil. (*29.09.1895 Juniata County, Waterloo, Pennsylv. / USA; † 20.02.1980 Hillsborough, N.C. / USA), Pionier der quantitativen Forschung auf dem Gebiet der experimentellen Parapsychologie (außersinnliche Wahrnehmung = ASW). Nach dem Wunsch seiner Mutter sollte er methodistischer Pfarrer werden. R. studierte aber Biologie (Botanik) an der Univ. Chicago mit Promotion 1925. 1923 Kontakt mit dem Pps. William > McDougall; 1926 Übersiedlung an die Harvard Univ.; war an der Betrugsaufdeckung des Mediums > Margery beteiligt. Kontakt mit W. F. > Prince von der Bostoner SPR. 1927 kam R. an die Duke-Univ. in Durham, North Carolina, zu W. McDougall, mit dem er das dortige parapsychologische Laboratorium gründete; mit Dr. Karl E. > Zener entwickelte er (1930) die PSI-Kartentests zur Prüfung der ASW-Fähigkeit. R.s Verdienst ist trotz aller Kritik an seinen Experimenten der statistische Existenznachweis für ASW, PK u. Präkognition im Sinne einer hohen Wahrscheinlichkeit. R. nahm hypothetisch eine relative, nichtphysikalische Natur der postulierten PSI-Fähigkeit an und entdeckte auch eine Fluktuationstendenz (Instabilität) der PSI-Treffer-Leistung. Er war Hrsg. der Zschr. Journal of Parapsychology und Mitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften.
W.: Extrasensory Perception. Boston: Bruce Humphries, 1934; New Frontiers of the Mind. N. Y.: Farrar and Rinehart, 1937 (dt.: Neuland der Seele. Stuttg.: DVA, 1938); Extrasensory Perception after Sixty Years. N. Y.: Holt, 1940; The Reach of the Mind. N. Y.: Sloane, 1947 (dt.: Die Reichweite des menschl. Geistes. Stuttg.: DVA, 1950); zus. mit J. G. Pratt: Parapsychology: Frontier Science of the Mind. Springfield, Ill.: Thomas, 1957 (dt. v. H. Bender u. I. Strauch: Parapsychologie. Grenzwissenschaft der Psyche. Bern /München:Francke, 1962).
Rhine, Louise Ellen, geb. Weckesser (*9.11.1891 Sanborn, N. Y.; † 17.03.1983 Durham, N. C. / USA), Botanikerin, Pflanzenphysiologin, Pps., 1920 Heirat mit J. B. > Rhine (drei Töchter, ein Sohn), Studium in Chicago 1919 –23, Präs. der SPR, Mitherausgeberin des 1937 gegr. Journal of Parapsychology; 1948 Mitglied und später Direktorin des parapsychol. Forschungsinstituts in Duke.
W.: Hidden Channels of the Mind, N. Y.  1961; ESP in Life and Lab, tracing hidden channels. N. Y.: McMillan, 1967; Mind over Matter: Psychokinesis. N. Y.: McMillan,  1970; Psychokinese. Die Macht des Geistes über die Materie, 1977;  PSI – was ist das?, 1977; Verborgene Wege des Geistes, 1979; The Invisible Picture. A Study of Psychic Experiences. Jefferson, N. C.: McFarland, 1981; Something Hidden. Jefferson, N. C.: McFarland, 1983.
Richet, Charles (*26.08.1850 Paris; † 4.12.1935 ebd.), frz. Arzt, Physiologe, Pps.; Studium der Medizin in Paris (Dr. med. 1869), 1877 Heirat mit Amélie Aubry. 1878 Dr. rer. nat., 1887 Prof. für Physiologie an der Medizin. Fakultät der Univ. Paris. Mitglied der TG, Begründer der „Metapsychologie“ in Frankreich. Hrsg. der Revue Scientifique (1878 –1887) und Mitherausgeber des Journal de Pathologie Général (ab 1917). 1905 Präs. der SPR; arbeitete als Erster in der PPS mit statist. Methoden. Auf R. geht der Terminus „Ektoplasma“ bzw. dessen begriffliche Übertragung von der Physiologie auf den von Materialisationsmedien ausgeschiedenen Stoff zurück. Gegenüber der Frz. Akademie der Wissenschaften trat er für die Realität des Hypnotismus und des animalischen Magnetismus ein. Als Mediziner erkannte R. die Schutzwirkung des Blutes bei infizierten Versuchstieren und entdeckte die Anaphylaxie (Überempfindlichkeit des Körpers gegen körperfremdes Eiweiß, das nicht durch den Magen-Darmkanal, sondern parenteral z. B. durch Injektion aufgenommen wird). 1913 erhielt er dafür den Nobelpreis für Physiologie / Medizin. Schweden ehrte sein Andenken mit einer 1-Kronen-Briefmarke.
W.: Dictionn. de Physiologie, 10 Bde.,1894 –1923; Du somnambulisme provoqué, 1875; Grundriss der Parapsychologie und Parapsychophysik, Stuttg, Berlin, Lpz. 1923; Experimentelle Studien auf dem Gebiet der Gedankenübertragung und des sog. Hellsehens, Stuttg. 1891, 21921.
Richmond, Cora Lodencia Veronica (*21.04.1840 bei Cuba, N. Y.; †1923), amerikan. Geistheilerin, spiritist. Autorin, Trance-Medium. Zunächst Presbyterianerin, schloss sie sich 1851 der von Adin Ballou geleiteten ‚Hopedale-Community‘ in Massachusetts an; später übersiedelte die Familie nach Waterloo, Wisconsin. Coras Karriere begann schon mit elf Jahren (1852) als Sprech- und Schreibmedium in Trance. Sie gehört mit den Geistlichen Harrison D. Barrett und James M. Peebles, beide Unitarier, zu den Gründerpersönlichkeiten der National Spiritualist Association of Churches (NSAC) 1893 in Boston. Nach dem Tod ihres Vaters (1853) übersiedelte R. 1854 nach Buffalo, N. Y. Unter Leitung eines verstorbenen deutschen Arztes widmete sie sich anfänglich der Heilung der Kranken, später wurde sie eine der gefeiertsten Trancerednerinnen ihrer Zeit. Es wurde berichtet, dass sie im Zustand der außerkörperlichen Erfahrung (AKE) von ihren Freunden gesehen werden konnte. Da R. viermal verheiratet war, ist sie in der Literatur auch unter folgenden Nachnamen bekannt: Scott, Hatch, Daniels, Tappan, Tappan-Richmond. Ihr erster Mann war der Mesmerist Benjamin Franklin Hatch, den sie mit 16 Jahren geheiratet hatte und der ihre Auftritte organisierte.
Lit.: Barrett, Harrison D.: Life Work of Mrs. Cora L. V. Richmond, Chicago 1895; Braude, Ann: Radical Spirits: Spiritualism and Women’s Rights in Nineteenth-Century America, Bloomington 2001.
Richter, Samuel > Sincerus Renatus.
Riedel, Albert Richard (*5.05.1911 Dresden; † 14.07.1984 Salt Lake City), dt. alchemist. Astrologe, Kabbalist, bekannt unter dem Pseudonym „Frater Albertus“. Wanderte 1929 in die USA aus (Salt Lake City). R. schrieb dort über die Geschichte der deutschsprachigen Missionen der Mormonen (1971) und gründete 1972 eine Firma (Paralab) zur Produktion spagyrischer Heilmittel nach Paracelsus u. Basilius Valentinus.
Lit.: Nachruf in Essentia, H. 15, 1984, S. 6; Lenz, Gerhard, Hans: Frater Albertus, ein Alchemist des 20. Jhs. In: Hermetik & Alchemie, hrsg. v. Karin Figala u. Helmut Gebelein. Gaggenau: Scientia Nova, Verl. Neue Wissenschaft, 2003, S. 155 – 170.
Riemkasten, Felix (*8.01.1894 Potsdam; † 6.10.1969 Friedenweiler), dt. Schriftst., Mitarbeiter in der sog. Neugeistbewegung, Yogalehrer, Schüler von Swami > Sivananda. 1919 bis 1930 als Beamter, ab 1932 als Schriftsteller in Berlin-Zehlendorf tätig; gründete 1953 in Stuttgart eine Hatha Yoga-Schule, später nach Friedenweiler in Baden-Württembg. übersiedelt.
W.: Yoga für Sie, Zürich 1949; Das Atembuch. Büdingen: Schwab-V., 1957, Argenbühl-Eglofstal 1980; Heilung durch den Geist: nicht Wunder, sondern Gesetzmäßigkeit. Berlin: Schikowski, 21959; Einkehr in die heilende Stille. Freiburg: Bauer, 1992.
Rijckenborgh, Jan van, Pseud. (*16.10.1896 Haarlem / NL; † 17.07.1968 ebd.), eigentl. Jan Leene, holländ. Rosenkreuzer. Der aus einer reformierten Familie stammende Autor und Übersetzer schrieb auch unter dem Pseud. John Twine. Beeinflusst vom Gedankengut des J. > Böhme, trat R. 1924 mit seinem Bruder Zwier Willem Leene (1892 – 1938) der ‚Rozekruizers Genootschap‘ bei, einem Zweig der Rosenkreuzergemeinschaft von M. > Heindel. 1930 Begegnung mit Catharose de Petri (Pseud. f. Henriette Stok-Huyser, 1902 – 1990), mit der die beiden Brüder zusammen mit anderen Rosenkreuzern ab 1935 eine eigene Gemeinschaft begründeten. Aus ihr ging das ‚Lectorium Rosicrucianum‘ als eine Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes hervor. 1956 in Frankreich Begegnung mit Antonin Gadal (1877 – 1962), einem angeblichen Bewahrer geheimer Traditionen der Katharer, der diese ihm übergab. Ab 1963 organisierte R. mehrere internationale Rosenkreuzerkongresse und publizierte an die 40 Werke.
W.: De Geheimen der Rozekriisers Broederschap, Haarlem, o. J. (um 1939); Dei Gloria Intacta, 1946, Was ist, will u. wirkt das moderne Rosenkreuz?, Haarlem 1950; Die universelle Gnosis, 31995; Haarlem: Rozekruiz Pers, 4 2003; Elementare Philosophie des modernen Rosenkreuzes, 5 2000.
Rijnberk, Gérard A. van, Pseud. Chateaurhin (*1875; † 1953), holländ. Freimaurer, Dr. med., Prof. f. Physiologie; Historiker u. Bibliograf des Martinismus, schrieb auch über den Illuminatenorden in Lyon. Seinen Forschungen zufolge ist der Tarot nicht ägyptischen Ursprungs und wurde auch nicht durch die Zigeuner verbreitet, sondern die Tarotkarten seien eine Primitivform der Spielkarten, wie sie unter dem Namen „Nayb“ (ein Ausdruck aus der Sarazenensprache) im 13. / 14. Jh. in Eropa eingeführt wurden.
W.: Martines de Pasqually. Sa vie, son oeuvre, son ordre. Un thaumaturge au XVIIIe siècle. Paris: Alcan, 1935; Lyon 1938; Le Tarot. Histoire, Iconographie, Esotérisme, Lyon 1947; Episodes de la vie ésotérique, Lyon 1948; Les métasciences biologiques, Paris  1952.
Ring, Kenneth (*13.12.1935 San Francisco, USA), amerikan. Autor, Prof. em. f. Psychologie der Univ. von Connecticut, Mitbegründer und ehem. Präsident der International Association for Near-Death Studies (IANDS). Nach Lektüre des Buches von R. Moody, Life after Life, begann R. 1977 als einer der ersten Wissenschafter, die Nahtoderfahrungen (NDE) zu untersuchen. Gemeinsam mit Sharon Cooper von der New Yorker Universität gab er das Buch Mindsight heraus (1999). R. führte aufgrund von Befragungen den Nachweis, dass Blinde in einer Außerkörperlichen Erfahrung oder Nahtoderfahrung sehen können. Ein dokumentierter sensationeller Fall ist jener von Vicki Umipeg (*1950), die von Geburt an blind ist, da sie im Brutkasten eine zu hohe Dosis Sauerstoff erhalten hatte, sodass ihr Sehnerv zerstört wurde. Dennoch konnte sie in einem außerkörperlichen Zustand sich selbst und andere sehen. Blindgeborene jedoch haben keine optischen Träume.
W.: Life at Death, 1980; Heading Toward Omega, 1984; Den Tod erfahren, das Leben gewinnen, Scherz: Bern, 1985; The Omega Project, 1992; Ring, Kenneth / Sharon Cooper: Mindsight. Near-Death and Out-of-Body Experiences in the Blind. Palo Alto, California: William James Center for Consciousness Studies, 1999; Ewald, G.: Ich war tot. Ein Naturwissenschaftler untersucht Nahtod-Erfahrungen, Augsburg 1999, S. 161–164.
Ring, Thomas (*28.11.1892 Höfen-Muggenhof bei Nürnberg; † 24.08.1983 Schärding, OÖ), deutsch-österr. Maler, Grafiker, Astrologe, Philosoph, Pionier einer modernen, humanistischen und ganzheitlichen, von ihm so genannten „revidierten Astrologie“, Gegner eines astrolog. Determinismus. Nach dem freiwilligen Einsatz im Ersten Weltkrieg 1920 Heirat mit Gertrud Schröder (1897 – 1945) in Berlin. 1927 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands, 1932 Emigration nach Österreich. Es kam zu Problemen mit der NS-Regierung. Durch Vermittlung von H. > Bender wurde R. Direktor des Paracelsus-Instituts in Straßbourg; sodann durch die Alliierten lagerinterniert und 1946 Flucht nach Graz, Österreich. Zweite Heirat mit Irmtraut Bilger (1910 –1999); 1949 österr. Staatsbürger, 1952 Übersiedlung nach Luchle in den Schwarzwald, 1962 nach Stettenfels bei Heilbronn. R. hinterließ mehrere aufgrund seiner Sprache anspruchsvolle Werke. Tod infolge Blinddarmentzündung, Grabstätte am Evangel. Friedhof in Graz-St. Peter.
1978 wurde die Thomas-Ring-Stiftung in Zürich – mit heutigem Sitz in Luzern – ins Leben gerufen, zur Wahrung und Verbreitung seiner Gedankenwelt.
W.: Menschentypen in Bildern des Tierkreises gespiegelt. Leipzig: R. Hummel, 1939; Der Mensch im Schicksalsfeld. Stuttgart: DVA, 1941; Die Astrologische Menschenkunde, 4 Bde., 1956 – 1973, Neuaufl. Tübingen: Chiron, Bd. 1–3 2002; Bd. 4 2005; Existenz und Wesen aus kosmologischer Sicht. Freiburg: Aurum, 1975; Kosmische Signaturen des Lebens. Zürich: Thomas-Ring-Stiftung, 2001.
Ringger, Peter, Dr. (*1.02.1923 Zürich;  † 15.03.1998), Schweizer Pps. u. Germanist, Gründer der pn. Zschr. Neue Wissenschaft (1950) sowie 1952 der „Schweizer Parapsychol. Ges.“ (SPG), deren Präsident R. bis 1958 war. R. war auch Teilnehmer an den Séancen von Einer > Nielsen in Kopenhagen. Im Zuge der Aufarbeitung des Nachlasses von Dr. Guido Huber († 1953) stieß R. auf dessen Arbeiten über die psychische Wirkung bestimmter Pflanzendrogen (Soma, Peyotl, Meskalin, Haschisch). Davon fasziniert unternahm er im Hinblick auf die Gesundheit bedenkliche Selbstversuche. In der Folge war er genötigt, die Leitung der SPG 1957 an seinen Vizepräsidenten Dr. Hans > Nägeli-Osjord zu übergeben, der sie ab 1958 definitiv weiterführte. Das von R. seinerzeit bearbeitete und an Prof. Hans > Bender übergebene Manuskript von Fanny > Moser über Spukphänomene wurde leider nicht publiziert, sondern blieb verschollen.
W.: Das Problem der Besessenheit, 1953; Parapsychologie, die Wissenschaft des Okkulten, 1957, Zürich / Stuttg.: Claassen, 1972; Das Weltbild der Parapsychologie. Olten: Walter-V., 1959.
Rita von Cascia (*1380 / 81 Rocca Porena; † 22.05.1447), hl., OESA, Myst., wurde schon mit 12 Jahren mit einem gewalttätigen Mann verheiratet (zwei Söhne), der durch ihre Geduld und Liebe bekehrt, aber später von einem seiner Feinde ermordet wurde. Nach dem Tod ihrer Angehörigen trat sie ins Kloster der Augustinerinnen ein, war jedoch vorher als Witwe dreimal abgewiesen worden. R. erhielt 1443 die Stigmen der Dornenkrone, ihre Stirnwunde blieb 15 Jahre lang offen.
Rittelmeyer, Friedrich, Dr. (*5.10.1872 Dillingen / Donau; † 23.03.1938 Hamburg), evang. Theologe und Pfarrer; gründete nach Anregungen durch Rudolf > Steiner 1922 in Dornach / Schweiz mit anderen Gleichgesinnten die sog. Christengemeinschaft, eine Bewegung für religiöse Erneuerung. R. kam schon in seiner Kindheit und Jugend durch seine Eltern mit pn. Erscheinungen (Wahrträume, Fernfühlen) in Berührung. Studium der Theologie in Erlangen 1890, 1892 in Berlin. 1895 –1902 Stadtvikar in Würzburg. 1903 Dissertation beim Philosophen Oswald Külpe über ‚Friedrich Nietzsche und das Erkenntnisproblem‘. 1910 kam R. durch den Nürnberger Volksschullehrer und Okkultisten Michael Bauer (1871–1929) mit der Theosophie R. > Steiners in Kontakt, dem er 1911 anlässlich eines Vortrags in Nürnberg erstmals begegnete. Trotz mancher Vorbehalte nahm R. die Vorstellungen Steiners an und distanzierte sich von der liberalen Theologie seines Lehrers A. v. Harnack. 1916 Pfarrer in Berlin, 1922 Abschied von der evangel. Kirche; bemüht um ein neues Christusverständnis sowie um eine Vermittlung von Theologie und anthroposophischer Weltanschauung.
W.: Aus meinem Leben, 1937; Meine Lebensbegegnung mit Rudolf Steiner, 1928, 101983.
Lit.: Gassmann, L.: Anthroposophie, 2000; ders.: Rudolf Steiner und die Anthroposophie, 2002.
Rivail, Hippolyte Léon Denizard > Kardec, Allan.
Roberts, Estelle (*10.05.1889 London; †  Mai 1970), brit. spiritist. Medium. Schon als Kind hörte sie Stimmen und hatte Erscheinungen. Ihre Eltern warfen ihr vor, sie hätte eine zu lebhafte Phantasie. Nach einer kurzen Tätigkeit als Krankenschwester heiratete R. mit 17 Jahren und sagte später den vorzeitigen Tod ihres Mannes voraus. Als Witwe arbeitete sie dann als Kellnerin, um ihre drei Kinder durchzubringen. Auf den Rat eines Nachbarn hin ließ sie sich von Spiritisten beraten und arbeitete ab 1925 in London als professionelles Psychometrie- u. Hellsehmedium. R. konnte detaillierte Angaben über Verstorbene machen, z. B. deren Kosenamen angeben. Als ihren Führungsgeist im Jenseits nannte sie den Indianer ‚Red Cloud‘ (Rote Wolke). In Dunkelsitzungen flossen aus schwebenden Trompeten apportierte Halbedelsteine, die dann als Souvenirs an die Sitzungsteilnehmer verteilt wurden. Eine Untersuchung durch die SPR lehnte R. ab, da sie ein Weiterleben nach dem Tod nicht als wissenschaftliches Anliegen, sondern als religiöses Faktum ansah. In den 50er Jahren setzte sich R. im britischen Parlament für die Anerkennung des Spiritismus als Religion ein.
W.: Fifty Years a Medium (Autobiografie), 1969, Repr.  N. Y. 1972.
Lit.: Barbanell, Sylvia: Some Discern Spirits. The Mediumship of Estelle Roberts, London 1944.
Roberts, Jane (*8.05.1929 Saratoga Springs / USA; † 5.09.1984 ebd.), Pseud. für Jane Butts, verh. mit Robert Butts; amerik. Dichterin und berühmtes Channeling-Medium. Ihre literarische Karriere begann, als sie und ihr Gatte mit dem Ouija-Board zu spielen anfingen. Die auf diese Weise seit 1963 erhaltenen medialen Erlebnisse durch ihren Schutzgeist Seth (er gab sich als „Frank Withers“ aus) wurden nach ihrem Tod entsprechend vermarktet. Zuweilen wurden diese Kommunikationen durch bedeutende Persönlichkeiten, wie etwa Paul Cezanne oder William James, unterbrochen. Weder Seth noch die anderen waren bereit, überprüfbare Informationen über sich selbst mitzuteilen. Das Ehepaar Butts bestand auch erfolgreich ASW-Tests. Nach ihrem Tod gab es viele Nachahmer, die für sich in Anspruch nahmen, mit Wesenheiten aus anderen, höheren Dimensionen in Verbindung zu stehen. Zur Verbreitung der Ideen des Seth-Materials wurde 1979 in den USA durch Maude Cardwell die Organisation des „Austin Seth Center“ in Texas mit der Quartalschrift Reality Change gegründet.
W.: Die Natur der persönl. Realität, Genf 1988; Der Weg zu Seth, München 1988; Das Sethmaterial, Genf 1989; Gespräche mit Seth, München 1990; Die Natur der Psyche, München 1989; Träume, „Evolution“ und Werterfüllung. Genf: Ariston, 1990.
Robin, Martha (*13.03.1902 Châteauneuf-de-Galaure/ F ; † 6.02.1981), frz. „Stigmatisierte von der Drôme“, jüngstes von  sechs Kindern einer armen Bauernfamilie. Myst. (seit 2.02.1930), Visionärin (Marienerscheinungen), Voraussage kommender Katastrophen, Dienerin Gottes, Kapuzinerterziarin. R. besuchte die Schule in Châteauneuf, erkrankte an Typhus, im Nov. 1918 Lähmung infolge Erkrankung an lethargischer Enzephalitis. Am 25.03. hatte sie eine Vision Mariens als Lichterscheinung. Sie vollzog die Weihe als Liebesopfer im Okt. 1925; erlitt Angriffe des Teufels. 1930 erhielt sie die Stigmen von Jesus durch eine sich teilende Feuerlanze. R. lebte 50 Jahre lang ohne Schlaf u. Nahrung; empfing nur einmal in der Woche die hl. Kommunion, die sie ohne Schluckbewegung aufnahm, weil ihre Muskulatur seit dem 20. Lebensjahr gelähmt war. Seit 1928 waren ihre Beine, 1929 auch ihre Arme und Hände gelähmt. Ihrer Initiative verdankt sich das Entstehen des Werkes „Foyer de la Charité“ unter Mithilfe von Père Finet (Zeitschrift L’Alouette); das erste wurde am 7.09.1936 gegründet. Der Seligsprechungsprozess wurde 1986 durch den Bischof von Valence, Msgr. Marchand, eröffnet; Diözesanprozess am 27.05.1996 in Châteauneuf abgeschlossen. Pn. Phänomene: Levitation, Kardiognosie.
Lit.: Peyret, Raymond: Martha Robin. Das Kreuz und die Freude. Stein am Rhein: Christiana, 21988; Bruder Ephraim: Martha (das eine oder andere, was ich von ihr weiß). Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag,
1992.
Rochas d’Aiglun, Eugène Auguste Albert de (*20.05.1837 Saint-Firmin / F; † 1914), frz. Oberst u. Leiter der Ecole Polytechnique in Paris; spiritist. Medienforscher, unternahm mit E. > Palladino in seinem Haus l’Agnelas bei Voiron Experimente zur Exteriorisation des Empfindungsvermögens u. zur Sichtbarmachung des menschl. Fluidalkörpers. Mitglied der Ges. f. wissenschaftl. Psychologie (von Carl du Prel). R. machte die Erkenntnisse von > Reichenbach (Od) in Frankreich bekannt. Das US-amerikan. Materialisationsmedium Charles Victor Miller kam auf R.’ Ersuchen nach Europa; R. organisierte auch das Auftreten des australischen Mediums Charles Bailey, das sich (Grenoble 1910) als Täuschung erwies.
W.: La Science des Philosophes et l’Art des Thaumaturges dans l’Antiquité, 1882; Les Forces non définies. Paris: Masson, 1887; Receuil de documents relatifs à la levitation du corps humain, N.p. 1897; Exteriorisation de la Sensibilitè (dt.: Die Ausscheidung des Empfindungsvermögens, Leipzig 1909, 1925);  Die Grenzen der Wissenschaft, Lpz. 1911; Les Vies Successives, 1911 (dt.: Die aufeinanderfolgenden Leben, Lpz. 1914); La Suspension de la Vie, 1913; Hrsg. der französ. Ausgabe  des Werkes von C. v. Reichenbach, Aphorismen über Sensitivität und Od (Le Fluide des Magnétiseurs), 1891.
Rodewyk, Adolf (*1894 Mülheim, heute Köln-Mülheim; † 9.11.1989 Münster), SJ, umstrittener Exorzist und Dämonologe. Gymnasialstudien in Duisburg, danach Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Nach der Heimkehr Eintritt in den Jesuitenorden in den Niederlanden; Theologiestudium in Bonn und Innsbruck; Priesterweihe in Valkenburg 1925. Anschließend Superior in mehreren Kollegien sowie Einsatz im pastoralen und im Lehrdienst an der Ordenshochschule in St. Georgen in Frankfurt. 1987 Übersiedlung nach Münster in ein Pflegeheim des Ordens. Bei seiner Tätigkeit als Lazarettseelsorger in Trier während des Zweiten Weltkriegs (1941) begegnete er einer seiner Ansicht nach „besessenen“ Krankenschwester, die als „Fall Magda“ in die dämonologische Literatur einging. Problematisch war auch R.’s Rolle als Gutachter im angenommen Fall von dämonischer Besessenheit der zu Tode gekommenen Anneliese > Michel.
W.: Dämonische Besessenheit in der Sicht des Rituale Romanum. Aschaffenburg: Pattloch, 1963; Dämonische Besessenheit – Tatsachen und Deutungen. Augsburg: Pattloch, 41988; Gutwenger, Lisl (Hg.): Treibt Dämonen aus! Von Blumhardt bis Rodewyk. Vom Wirken katholischer und evangelischer Exorzisten. Stein / Rhein: Christiana, 1992.
Roehrich, Nikolaj Konstantinowitsch (* 9.10.1874 St. Petersburg; †13.12.1947 Nagar / Indien), russ. Schriftst., Künstler, Bühnenbildner, Maler, Esoteriker sowie hellseherisch begabter Archäologe; trat besonders für den Schutz kultureller Güter ein. Verheiratet mit der Pianistin Helena Iwanowna R., mit ihr kulturgeschichtliche Forschungsreisen in Russland, 1920 –22 in den USA. Ausgedehnte Reisen nach Vorder- u. Zentralasien, Indien, wo er schließlich 1936 im Kulutal / Punjab seinen bleibenden Wohnsitz nahm. Mehrere Staaten gaben R. zu Ehren eine Gedenkbriefmarke heraus.
W.: Heart of Asia. Memoirs from the Himalayas, 1990.
Lit.: Drayer, Ruth Abrams: Nicholas & Helena Roerich: the spiritual journey of two great artists and peacemakers, Quest Books 2005.
Roesermüller, Wilhelm Otto (*6.07.1902 Nürnberg; † 13.10.1978), esot.-spiritistischer Schriftsteller, Pendelpraktiker; war Leiter der Nürnberger Arbeitsgemeinschaft der „Ges. für wissenschaftl. Spiritismus“. Er soll seine verstorbene Mutter materialisiert gesehen haben, wie er in seiner Schrift Unsere Toten leben ( Neustadt 1951, S. 41) berichtet.
W.: Das Leben nach dem Tode, Hannover 1950; Die Praxis des Jenseitsverkehrs, Freiburg 1951, Berlin 1983; Begegnungen mit Jenseitsforschern, Nürnberg 1956; Um die Todesstunde, Nürnberg 1957; Vergesst die armen Seelen nicht!, Nürnberg 1957.
Lit.: Körner, E.  M.: Wege zum Licht, Freiburg 1958.
Rogo, D. Scott (*1.02.1950 Los Angeles, Kalifornien; † 18.08.1990 ebd.), begabter amerik. Forscher,  Musiker, Autor zahlreicher Bücher über pn. Themen: Poltergeistphänomene, Geschichte der Parapsychologie, paranormale Musik, Außerkörperliche Erfahrung (AKE) u. a.; Studium an der University of Cincinnati und am San Fernando Valley State College, später Forschungsarbeiten in Durham und New York. R. war auch bei einigen pn. Experimenten des Psychologen Dr. Robert > Morris von der Psychological Research Foundation in Durham mit dem Medium Keith „Blue“ Harary betreffs Nachweis von AKE anwesend. 1990 wurde R. in seinem Haus in Los Angeles ermordet aufgefunden.
W.: Parapsychologie – 100 Jahre Forschung. Stuttgart: Klett, 1976; A Casebook of Otherworldly Music, Anomalist Books 2005.
Rol, Gustavo Adolfo (*20.06.1903 Turin; † 20.09.1994 ebd.), ital. Jurist, Banker, Antiquar, sensitiver Maler, Medium. Seine pn. Phänomenik umfasst ein breites Spektrum: Apporte, automat. Schreiben, Lesen in verschlossenen Büchern, Bilokation u. a. Anlässlich der 100. Wiederkehr seines Geburtsjahres wurde die Società Europea di Neuro-Teologia – SENT (European Society of Neuro-Theology) gegründet. Viele Menschen wurden Zeugen seiner Fähigkeiten, darunter auch Bühnenmagier; eine Kontrolle unter wissenschaftl. Bedingungen lehnte Rol jedoch ab.
W.: „Io sono la grondaia…“ Diari, Lettere, Riflessioni di Gustavo Adolfo Rol. A cura di Catterina Ferrari, Giunti 2000; La Coscienza Sublime. L’incontro con la poetessa Elda Trolli Ferraris. A cura di M. L. Giordano e G. Ferraris di Celle; L’Età dell’Acquario, 2006.
Lit.: Allegri, Renzo: Rol, il mistero, Musumeci Editore 1993; ders.: Rol, il grande veggente, Mondadori 2003; Bonfiglio, Maurizio: Il pensiero di Rol. La Teoria dello Spirito Intelligente, Ediz. Mediterranee 2003.
Rollans, Robert (*29.01.1914 Campina, Rumänien; † 2.03.1993), Schreibmedium, Sohn eines deutschen Arztes. Von Beruf Komponist nahm R. mit 33 Jahren an einer spiritist. Sitzung teil. Einige Monate später wurde er von einem medialen Schreibzwang überfallen, wobei sich zunächst sein acht Jahre zuvor verstorbener Bruder und Arzt Robi meldete, später auch sein Vater. Spektakulär waren die Idee und die komplizierte Durchführung eines medialen Schachspiel-Experiments mit dem 1951 verstorb. ungarischen Schachgroßmeister Géza Mároczy und dem irdischen russischen Schachpartner Kortschnoi unter Kontrolle von Dr. Eisenbeiss über R. als Medium. R. und Kortschnoi kannten sich nicht. – NB: Das Spiel zog sich sieben Jahre und acht Monate hin (11.06.1985 – 11.02.1993). Mároczy hat es mit dem 48. Zug verloren.
Lit.: Schiebeler, Werner: Leben nach dem irdischen Tod. Melsbach / Neuwied: Verl. Die Silberschnur, 1989; Eisenbeiss, Wolfgang: „Geisterschach mit Viktor Kortschnoi“. In: Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (1987) 11, S. 325; Schiebeler, W.: Schachspiel mit einem Verstorbenen. In: Wegbegleiter  (2001) 1, S. 11ff.
Romains, Jules (Pseud.) > farigoule, Louis.
Rosa von Viterbo (*1233 Viterbo; † 6.03.1252 ebd.), hl. (1457 Kultbestätigung), OFM, Myst., als 17-Jährige von einer Krankheit auf wunderbare Weise genesen, erlebte sie eine Vision Mariens. Der in strenger Askese lebenden Tochter armer Eltern wurden schon als Kind mystische Gnadenerweise zuteil. Nach der Heilung von ihrer schweren Krankheit wurde R. 1250 Franziskaner-Terziarin und machte sich als Predigerin einen Namen. In der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Friedrich II. und Papst Innozenz IV. vertrat sie die Position der Kirche, wurde aus der Stadt vertrieben und konnte erst nach Friedrichs Tod, als die Stadt der Herrschaft des Papstes unterstand, zurückkehren. Wegen ihrer Armut wurde ihr die Aufnahme in den Orden der Klarissen dreimal versagt, woraufhin sie erkrankte und bald starb. 1258 wurde ihr unverwester Leib in die Klarissenkirche von Viterbo (Monastero Santuario di S. R., via Santa Rosa, 33) übertragen. Eine noch 1998 durchgeführte medizin. Untersuchung ergab eine Inkorruptibilität ihres Leibes. Der Jahrestag der Übertragung der Gebeine wird in Viterbo mit einem großen Stadtfest gefeiert. Patronin der katholischen Mädchen in Italien.
Roselina de Villeneuve (*27.11.1263 Château d’Arcs / F; † 17.01.1329 Celle-Roubaud), heilig (Kultbestätigung 1851, Fest: 17. Januar); Tochter der Adelsfamilie Villeneuve, Thaumaturgin, Kartäuserin, ab 1300 Priorin der Kartause Celle-Roubaud (heute ein Ortsteil von Les Arcs in der Provence), wo vor ihr ihre Tante Priorin gewesen war. Gerühmt wurden Roselinas Charisma, ihre große Barmherzigkeit gegenüber den Armen, ihre wundertätigen Gaben und ihr bußfertiges Leben. Ähnlich wie bei Elisabeth v. Thüringen u. Rosa von Viterbo wird auch von ihr ein „Rosenwunder“ berichtet. Bei der Öffnung ihres Sarges 1334 war ihr Leichnam noch unverwest. Patronin der Kartäuser und Malteser.
Rosemary (Pseud.) > Beaumont, Ivy Carter.
Rosenberg, Alfons (*6.01.1902; † 1.09.1985 Zürich), christl. esot. Schriftst., lebte als Naturliebhaber auf der Insel Wörth im Wörthsee, Obb. Nach der Machtergreifung durch das NS-Regime floh der geborene Jude R. in die Schweiz und konvertierte zum Christentum; Autor u. Hrsg. v. Quellenwerken.
W.: Die Zauberflöte. Geschichte und Deutung von Mozarts Oper. München: Prestel, 21972; Die Welt im Feuer. Wandlungen meines Lebens. Freiburg / Basel / Wien: Herder, 1983; Zeichen am Himmel. Das Weltbild der Astrologie. München: Kösel, 21984; Einführung in das Symbolverständnis. Ursymbole und ihre Wandlungen. Freiburg i. Br.: Herder, 1985.
Lit.: Schiwy, Günther: Ein Mystiker auf der Insel Wörth im Wörthsee. Vortrag beim Literarischen Hebst im Landkreis Starnberg am 24. Sept. 2006.
Rosencreutz, Christian (1378 –1484), legendärer – wohl von J. V. > Andreae in der Fama Fraternitatis erfundener bzw. als Mystifikation zu verstehender – Gründer des Rosenkreuzerordens, auf den sich die Gold- u. Rosenkreuzer des 18. Jhs. berufen haben. Viele okkult-esoterische Gruppen zieren sich mit dem Namen „Rosenkreuzer“ ohne historischen Bezug zur genannten Person.
Rothe, Anna, geb. Johl (*1850 Altenburg; † 1907), deutsches, namentlich durch ‚Blumenapporte‘ bekannt gewordenes betrügerisches Medium, verheiratet mit einem Kesselschmied. R. wohnte viele Jahre in Chemnitz, übersiedelte dann nach Schöneberg bei Berlin. Mit dem ehemaligen Volksschullehrer Jentsch als Impresario habe sie in Paris, Brüssel, Zürich und in verschiedenen Orten Deutschlands spiritistische Sitzungen abgehalten. Im Dez. 1901 überführten Kriminalkommissar Leonhardt und der Berliner Kriminalkommissar von Kracht mit der Polizeiagentin Binswanger R. des Betrugs (Blumen waren in den Taschen des Unterrocks versteckt) und verhafteten sie. Nach einer acht Monate langen Untersuchungshaft folgte im März 1903 vor der Ersten Strafkammer des Landesgerichts Berlin der Prozess, der eine Woche lang die Kulturwelt Deutschlands in Spannung hielt. Urteil: zehn Monate Gefängnis für die Angeklagte sowie Aufkommen für die Kosten des Prozesses. Als Sachverständiger war u. a. Dr. > Dessoir beteiligt
Lit.: Bohn, Erich: Der Fall Rothe, Breslau 1901; Friedländer, Hugo: Interessante Kriminalprozesse von kulturhistorischer Bedeutung. Bd. 1 – 12; Berlin: Verlag Hermann Barsdorf / Verlag Berliner Buchversand, 1911 – 21.
Roy, Archibald Edminston, ‚Archie‘ (*24.06.1924), emerit. Professor für Astronomie in Glasgow. Nach ihm wurde ein Asteroid benannt (5806 Archieroy). R. gründete 1987 die Schottische SPR und war deren Präsident 2003 –2005; Präs. der brit. SPR 1993 – 95. Mitglied mehrerer wissenschaftl. Gesellschaften. 2004 erhielt er die Myers-Gedenkmedaille für seine Verdienste um die pps. Forschung.
W.: A Sense of Something Strange. Investigations Into the Paranormal, 1992; Archives of the Mind, 1996; The Eager Dead, 2008.
Rudhyar, Dane, Pseud. f. Daniel Chennevière (*23.03.1895 Paris; † 13.09.1985 San Francisco); Komponist, Astrologe, Theosoph und Maler. 1917 übersiedelte R. in die USA; Begründer der humanistischen Astrologie, prägte den Begriff „transpersonale Astrologie“.
W.: The Astrology of Personality, 1936; Astrologischer Tierkreis und Bewusstsein, 1984; Astrologie und Psyche, 1990; Astrologie der Persönlichkeit, 2001; Die Planeten der Persönlichkeit, 2005; Esoterische Astrologie, 2006; Astrologische Aspekte, 2007.
Rudloff, Maria > Schröder, Christoph.
Rueß, Bärbel (*15.06.1924 Ulm; †04.11.1996 Waldsee /G.), stigm. Visionärin, verh. Rehm (Heirat in Schönstatt am 15.08.1952), Mutter von fünf  Kindern, 1948 in München Katechetin; R. hatte ab 1940 mehrere Marienerscheinungen, namentlich am 25. April, Mai u. Juni 1946 (Marienfried bei Pfaffenhofen / D). Die Beurteilung von deren Echtheit ist  kontrovers, denn Bischof Dr. Viktor Josef Dammertz verkündete am 19.03.2000: „Es steht nicht fest, dass den Ereignissen von Marienfried aus dem Jahre 1946 ein übernatürlicher Charakter zukommt.“
Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof in Reute, Oberschwaben / D.
Lit.: Hepp, Maria: „Die Botschaft von Marienfried“. Laupheim: Druckerei Paul Geiselmann, 1969.
Ruiz, Estela (*8.04.1936), South Phoenix, Arizona / USA, Mutter von sieben Kindern, Visionärin, häufige Erscheinungen („Unsere Liebe Frau von Amerika“) u. Botschaften Mariens. Die erste Erscheinung hatte sie während des Rosenkranzgebetes mit ihrer Familie am 3.12.1988. R. war eher skeptisch gegenüber Marienerscheinungen – im Gegensatz zu ihrem Mann, der 1988 nach Medjugorje fuhr. Später machte die gesamte Familie auch die Erfahrung einer Bekehrung, als ein drogenabhängiger Sohn vollständig geheilt wurde. Das Ordinariat der Diözese äußerte sich weder negativ noch positiv zu den Erscheinungen und Botschaften.
W.: Our Lady of the America’s: The Messages of the Blessed Virgin Mary as Received by Estela Ruiz of South Phoenix, Arizona, St. Andrews Productions 1994.
Ruppert, Hans-Jürgen (*1945), Dr. theol., evangel. Theologe und Autor, 1981 – 2001 wissenschaftl. Referent der Ev. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart, Leiter des Arbeitskreises „Psi und christlicher Glaube“ der EZW.
W.: New Age oder Wendezeit?, 1985; Die Hexen kommen, 1987; Durchbruch zur Innenwelt, 1988; Okkultismus, Geisterwelt oder neuer Weltgeist? Hrsg. v. Thomas Lardon. Wiesbaden u. Wuppertal: Edition Coprint, 1990; Der christliche Glaube und das Paranormale. In: A. Resch: Aspekte der Paranormologie. Die Welt des Außergewöhnlichen. Innsbruck: Resch, 1992 (Imago Mundi; 13), S. 589 – 620.
Ryall, Edward W. (1902 – 1978), britischer Geschäftsmann, der angab, sich an sein früheres Leben im England des 17. Jhs. zu erinnern. Er sei als Freibauer John Fletcher 1645 in Somerset geboren worden und in der Schlacht von Sedgemoor 1685 gefallen. Seine Erinnerungen aus dem früheren Leben bildeten eine Mischung aus zutreffenden Detailangaben als auch von Anachronismen. Eine Person des Namens Fletcher, auf welche die gemachten Angaben zutreffen sollten, konnte allerdings in keinem Dokument gefunden werden.
W.: Born Twice: Total Recall of a Seventeenth-Century for Life, N. Y. 1974.
Lit.: Stevenson, I.: Cryptomnesia and Parapsychology. London: SPR, 1983.
Ryden > Vassula, verheir. Rydén.
Rýzl, Milan (*22.05.1928 Prag), tschechischer Biochemiker, Parapsychologe, Autor zahlreicher Publikationen; Studium mit Promotion (Dr. rer. nat.) an der Karls-Universität Prag 1952; erhielt 1962 den McDougall Award für parapsychologische Forschung. Nach seiner Ausreise in die USA arbeitete er zunächst als Biochemiker am San José College in Kalifornien, dann eine Zeitlang am pps. Laboratorium an der Duke Universität in Zusammenarbeit mit J.  G. Pratt; Prof. an der Kennedy Univ. in Orinda / USA.
W.: ASW-Experimente; Parapsychologie. Tatsachen u. Ausblicke. München: Knaur, 1971; Nutzen sie Ihre phänomenale Geisteskraft; Jesus – größtes Medium aller Zeiten. Die biblischen Wunder als parapsychische Phänomene. Genf: Ariston, 21975; Der Tod und was danach kommt. Das Weiterleben aus der Sicht der Parapsychologie. Genf: Ariston, 1981; Telepathie und Hellsehen. Genf: Ariston, 1986; Die Erforschung der Existenz Gottes. Außersinnliche Wahrnehmung als Kontaktbrücke zum Göttlichen; ASW-Training. Psi-Methoden zur Weckung und Aktivierung des sechsten Sinnes. Genf: Ariston, 1995; Handbuch der Parapsychologie. Genf: Ariston, 2004.