PIERRE BONHOMME
(1803-1861)
PRIESTER UND GRÜNDER DER KONGREGATION DER
SCHWESTERN
UNSERER LIEBEN FRAU
VOM KALVARIENBERG
Selig: 23. März 2003
Fest: 9. September
PIERRE BONHOMME wurde am 4. Juli 1803 als Sohn von Joé Bonhomme und Antoinette Darnis in Gramat, Diözese Cahors, Frankreich, geboren und noch am gleichen Tag auf den Namen Pierre getauft. Seine Kindheit verbrachte er in einer traditionell christlichen Familie. Von 1807-1812 war er Schüler von Rosa Laval aus Gramat. Dabei zeigte sich, dass ihm das Lernen nicht schwerfiel und er eine Vorliebe für das einfache Leben hatte. In den Jahren 1812-1815 studierte er unter Leitung des Rektors von Notre-Dame, Abbé Pruniéres, der ihn auch auf die Erstkommunion vorbereitete, die er am 25. Dezember 1813 empfing. Schon damals bewies er ein tiefes religiöses Gespür und leitete auch seine 1807 geborene Schwester Elisabeth zu einer erhöhten Frömmigkeit an, sodass beide beim Spazierengehen gerne den Rosenkranz beteten.
Von 1815–1818 besuchte Bonhomme die Priesterschule in Reilhac. Im November 1818 wurde er dann in das Kleine Seminar von Montfaucon aufgenommen, wo er bis Juni 1823 blieb und von Lehrern und Schülern gleichermaßen geschätzt wurde. Im Alter von 20 Jahren trat er zum Literaturstudium in das königliche Kolleg von Cahors ein, wo er 1824 das Bakkalaureat machte. Am 2. November desselben Jahres wechselte er in das Große Seminar von Cahors, wo er bis zum Subdiakonat am 2. Februar 1827 blieb.
Da er nicht gleich zum Diakon geweiht werden konnte, weil ihm das kanonische Alter fehlte, suchte Bonhomme mit Erlaubnis des Bischofs beim Unterrichtsministerium um den Titel „Maître de pension“ an, um in Gramat eine Schule eröffnen zu können. Nach Empfang des Diakonats am 22. September 1827 in Montauban eröffnete er im Oktober in Gramat eine Schule für die Primar- und Sekundarstudien. Nach der Priesterweihe am 23. Dezember 1827 in Cahors leitete er die Schule zehn Jahre lang, wobei er für ausgezeichnete Lehrer, sowohl Ordensleute als auch Laien, sorgte, um nicht nur gute Staatsbürger auszubilden, sondern auch um unter den Jugendlichen eine klare Neigung zum Priestertum zu wecken. Zu diesem Zweck rief er 1831 in Praysac eine Vorbereitungsschule ins Leben, von wo aus die Schüler dann das Kleine Seminar von Montfaucon besuchen sollten.
Neben der Leitung der Schule widmete sich Bonhomme einem aktiven Apostolat als Prediger und Beichtvater, indem er geistliche Exerzitien und Missionen abhielt, die für die religiöse Bildung, vor allem der Jugendlichen, von Bedeutung waren. Die erste dieser Missionen hielt er in den Tagen vom 8. bis zum 22. April 1832 in der Kirche St. Peter in Gramat. Während der Predigt, die von vielen Gläubigen, angezogen von seiner lebendigen Sprache und dem ihm schon damals anhaftenden Ruf eines Apostels, besucht war, verließ ihn die Stimme. Er wandte sich an die Allerseligste Jungfrau des Heiligtums von Rocamadour und er erhielt seine Stimme sofort und vollständig wieder. Am Schluss dieser Mission, die zahlreiche Bekehrungen hervorbrachte, kündigte er die Gründung der Gesellschaft der Marienkinder an, die besonders wichtig für die Bildung der jungen Mädchen war, bei denen er eine zunehmende Laxheit im täglichen Leben und eine gewisse religiöse Entfremdung feststellte. Am Pfingstsonntag des 22. April 1832 schrieben sich gut 100 Mädchen in die genannte Gesellschaft ein und am 29. April fand deren Weihe an die Selige Jungfrau statt.
Am 12. September 1832 wurde Bonhomme zum Pfarrer von Notre-Dame ernannt, wo er bis zum 10. September 1837 blieb. In den fünf Jahren als Pfarrer verwandelte er die Pfarre sowohl äußerlich, indem er dem religiösen Kult neuen Glanz verlieh, als auch durch den Ausbau von Betreuungseinrichtungen und Werken der Nächstenliebe; ebenso in der Ausbildung der Jugend und der Gläubigen, die zahlreich herbeiströmten, um sein Wort zu hören.
Bonhomme arbeitete praktisch ohne Unterlass. Für gewöhnlich stand er um 4 Uhr morgens auf und ging nach der Meditation um 5 Uhr in die Kirche, wo er eine halbe Stunde später völlig entrückt die Messe feierte, was bei den Teilnehmern für ein Höchstmaß an Zerknirschung sorgte. Den Vormittag verbrachte er in seinem Arbeitszimmer und mit der Leitung des Kollegs, indem er für alle Notwendigkeiten Sorge trug. Nach einer Meditation mit Gewissenserforschung nahm er gemeinsam mit Professoren und Schülern das Mittagessen ein. Es folgten eine kurze Ruhepause und dann die Sammlung vor dem Allerheiligsten Altarsakrament. Anschließend ging er die Familien und die Kranken besuchen, stand den Sterbenden, den Armen und all jenen bei, die seiner spirituellen und materiellen Hilfe bedurften. Nach dem Abendessen folgte die geistliche Lesung, dann bereitete er die Arbeit für den nächsten Tag vor und fand, bevor er zu Bett ging, noch Zeit für Meditation und Gebet.
Im Februar 1833 dachte Bonhomme an die Errichtung eines Hospizes für die Aufnahme von Alten, Armen und Kranken und bat die Schwestern von Nevers, ihm drei Ordensfrauen zu schicken. Da diesem Ansinnen nicht Folge geleistet wurde, beschloss er, eine eigene Kongregation zu gründen. Beim Gespräch mit einigen Jugendlichen, Mitgliedern der Gesellschaft der Marienkinder, griffen vier seine Einladung auf. So entstand am 15. Oktober 1833 in Gramat die Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau vom Kalvarienberg. Der Plan, das Werk für ein Hospiz zur Verfügung zu stellen, wurde aufgegeben, weil das Innenministerium das Gesuch um Genehmigung ablehnte. Zu den Zielen des neuen Instituts gehörten stattdessen Erziehung, Krankenpflege (auch Hauskrankenpflege), soziale Werke und die Stimulation des Lebens in der Pfarre.
Nach einem ersten Entwurf approbierte der Bischof am 24. Februar 1834 die von Bonhomme verfassten ersten Regeln. Am 25. Februar 1835 bezogen die jungen Frauen ein Haus, das in Gramat für sie bereitstand, und begannen unter anderem mit Gratisunterricht für vernachlässigte Mädchen. Am 15. Oktober erhielten die vier Novizinnen das Ordenskleid.
Inzwischen verspürte Bonhomme den tiefen Wunsch, den Weg des Ordenslebens zu beschreiten. Zu diesem Zweck nahm er vom 19. Juli bis 4. August 1836 an einem geistlichen Exerzitienkurs im Trappistenkloster von Mortagne teil. Beim Verlassen desselben beschloss er, das Amt des Pfarrers niederzulegen und in Rom bei den Unbeschuhten Karmeliten einzutreten. Am 10. September 1837 trat er als Pfarrer von Notre-Dame zurück und bereitete eine endgültige Fassung der Gesellschaft der Marienkinder sowie die Regel der Schwesternkongregation vor. Die Hospizangelegenheit legte er ad acta, gab das erhaltene Geld zurück und überließ das Grundstück und die begonnenen Bauten den Schwestern, die daraus ihr Mutterhaus gestalteten. Alles schien für die Abreise bereit, doch zog der Bischof die schon gewährte Erlaubnis zurück, und Bonhomme gehorchte, auch um die Schwestern nicht im Stich zu lassen. Nach geistlichen Exerzitien bei den Jesuiten in Tolosa kehrte er nach Gramat zurück, um die apostolische Arbeit als Diözesanmissionar in den Städten und auf dem Land aufzunehmen, wobei er mit Nachdruck die Glaubenswahrheiten lehrte. Zehn Jahre hindurch widmete er sich dieser apostolischen Arbeit mit Enthusiasmus und hielt dabei – abgesehen von den Einkehrtagen für die Marienkinder, den Unterweisungen, Reden und Konferenzen, die er den Schwestern gewährte – über 60 Missionen.
Im Erklären der ewigen Wahrheiten agierte er stets voller Wärme und Liebe und nahm alle für sich ein. Im Januar 1848 musste Bonhomme das Predigen jedoch aufgrund des totalen Verlusts der Sprache, die schon von Jugend an schwach ausgebildet war, aufgeben. Er widmete sich nun ganz seiner Kongregation, die bereits 61 Schwestern zählte. Diese abwechslungsreiche und vielfältige Tätigkeit wirft ein Licht auf die besondere Persönlichkeit Bonhommes. Es taucht die Gestalt eines Apostels voll des Eifers für die Ehre Gottes auf, ausschließlich dem materiellen und moralischen Wohl der Mitmenschen, vor allem der bedürftigsten, verpflichtet, offen zu sich selbst und den anderen, auf der Suche nach Heiligkeit. Der Herr hatte ihn mit exzellenten Qualitäten gesegnet: blühender Intelligenz, Arbeitsfähigkeit und Reichtum an menschlichen Werten. Jeder Karriere und jedem persönlichen Interesse geistig abhold sowie überzeugt vom und erfahren im Wert des Gebets, ertrug er alle Widerwärtigkeiten, wie ein Zeuge berichtet: „Er wurde in seiner Arbeit so oft von böswilliger Absicht, Verleumdung, Verfolgung und vom Hass der Feinde des Guten angegriffen, dass er hundertmal nahe daran war, aufzugeben, wäre er nicht von einer großen Hoffnung gestützt worden, die auf dem Glauben beruhte und von der größten Liebe getragen war.“
1858 begann Bonhomme gesundheitlich zu schwächeln. Die intensive apostolische Tätigkeit hatte an seinem starken Körper gezehrt, wenngleich er noch große Arbeiten angehen und durchziehen musste. Bei seinem Aufenthalt im Dezember 1860 in Paris zur Klärung der Frage der Übersiedlung der Taubstummen nach Bourg-la-Reine erlitt er genau am Morgen seiner Rückkehr nach Gramat, am 17. Dezember, eine Gehirnblutung. Als er nach sechs Wochen wieder genesen war, wurde er nach Gramat gebracht, wo er sich noch etwas erholte und acht Monate lang ein beharrliches Beispiel der völligen Unterwerfung unter den göttlichen Willen bot, indem er in Stille litt und jene Liebe ausstrahlte, die der Herr seinem Herzen in so reichem Maße eingegossen hatte.
Am 8. September 1861 kam es zu einem zweiten Anfall und am 9. September 1861 beschloss Bonhomme seinen irdischen Lebensweg in Gramat im allgemeinen Ruf der Heiligkeit. Er wurde vorläufig auf dem dortigen Friedhof beerdigt, von wo er dann 1864 in ein Grabmal im Garten des Mutterhauses der Kongregation der Soeurs de Notre Dame du Calvaire, 33, avenue Louis Mazet, Gramat, Frankreich, überführt wurde.
Am 23. März 2003 wurde Peter Bonhomme von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]
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