Andreas Resch: Petrus Donders

PETRUS DONDERS
(1809-1887)

PROFESS-PRIESTER
DER KONGREGATION VOM ALLERHEILIGSTEN ERLÖSER
(REDEMPTORISTEN)

Selig: 23. Mai 1982
Fest: 14. Januar

PETRUS DONDERS wurde am 27. Oktober 1809 als Sohn des We­bers Arnold Dionysius Donders und der Petronilla Jacoba van den Brekel in Til­burg in Nordbrabant, Holland, geboren. Bei der Taufe erhielt er den Namen Petrus. Nachdem er in der Familie zu einem soliden christlichen Leben erzogen wurde, fühlte er sich schon mit fünf Jahren zum Priestertum berufen, verbun­den mit dem innigen Wunsch, sein Leben für das Heil der Seelen hinzugeben. Zwar besuchte er die Volksschule, doch zwang ihn die Armut der Eltern, die Schule aufzugeben und wie der Vater Weber zu werden. Am 14. November 1823 wurde er gefirmt. An seinem Arbeitsplatz fiel er durch seinen Fleiß und seine Frömmigkeit besonders auf, weshalb man ihn den hl. Petrillus nannte.

Der Wunsch, Priester zu werden, wurde immer stärker, so dass er — nach­dem er wegen eines Gebrechens vom Militärdienst befreit war — dem Pfarrer ei­nen Brief schrieb, in dem er seine Situation schilderte und um Hilfe bat. Die­ser, von seiner Ehrlichkeit und Berufung überzeugt, verschaffte ihm einen Platz im Kleinen Seminar mit dem Auftrag, sich zur Deckung seiner Stu­dienspesen der dortigen Schüler anzunehmen.

1832 konnte Donders mit 22 Jahren in das Kleine Seminar von Sint Michiels­Gestel eintreten, wobei er als Werkstudent die monatlichen Seminargebühren beglich. Aufgrund seines Alters, der ungenügenden Vorbildung und des tägli­chen Arbeitsaufwandes verlangte das Studium seinen ganzen Einsatz. Zuse­hends aber erkannten die Oberen des Seminars in Donders weit mehr als ledig­lich einen treuen und arbeitsamen Diener und man gestattete ihm, sich aus­schließlich seinen Studien zu widmen. Anfangs wurde er von seinen weitaus jüngeren Kollegen gehänselt, doch nach einer gewissen Zeit entdeckten auch sie, dass von ihm eine außergewöhnliche Kraft ausging. Und von da an began­nen sie ihn einen Heiligen zu nennen. Nach Beendigung der Studien im Kleinen Seminar stellte sich Donders auf Anraten des Seminarleiters bei den Franziska­nern, Jesuiten und Redemptoristen vor, wurde aber wegen seines Alters und seines geringen Studienerfolgs abgewiesen. Donders ließ sich jedoch nicht ent­mutigen und ging seinen Weg weiter in der Hoffnung, Missionar zu werden. Er empfahl sich der göttlichen Vorsehung und hatte die innere Sicherheit, dass er sein Ziel eines Tages erreichen würde.

Der Pfarrer von Tilburg und Prof. Van Someren, die von seinem tiefen Wunsch bewegt waren, beschlossen, Donders das Studium im Großen Seminar zu bezahlen. So konnte er schließlich am 4. Oktober 1837 in das Große Seminar von Herlaar und dann, am 16. Juli 1839, in jenes von Haaren eintreten. Genau zu der Zeit, 1839, weilte Mgr. Jakob Groof, Präfekt der Mission von Surinam in Südamerika, damals holländische Kolonie, zu Besuch im Seminar, um mit den Seminaristen über die Probleme seiner Mission zu sprechen und um deren per­sönliche Unterstützung zu bitten. So stellte ihm Prof. Van Someren schließlich Petrus Donders vor, dessen großer Wunsch es war, in die Mission zu gehen.

Groof nahm den Vorschlag an und lud Donders ein, gleich nach der Priester­weihe nach Surinam zu kommen.
Die theologischen Studien fielen Donders viel leichter als die humanisti­schen. Er folgte diesen mit großem Interesse, großer Zufriedenheit und mit Er­folg. Am 5. Juni 1841 wurde er mit 31 Jahren zum Priester geweiht. Dies war für Donders ein großer Freudentag. Die Priesterweihe machte es möglich, der Einladung von Mgr. Groof nach Surinam Folge zu leisten und dort seine Beru­fung als Missionar zu verwirklichen. Am 1. August 1842 reiste er aus Den Hel­der ab und traf am folgenden 16. September in Surinam ein.

Surinam, seit 1667 holländische Kolonie, war ein Küstenstreifen im Nord­osten Südamerikas. Die Hauptstadt Paramaribo besaß einen der wichtigsten Häfen des Gebiets, wo die Schiffe mit den Sklaven aus Afrika anlegten. Im Jah­re 1788 zählte die Kolonie 58.000 Sklaven, die auf 452 Plantagen verteilt wa­ren. Das außerordentlich heiße und feuchte Klima begünstigte das Auftreten vieler Krankheiten. Aus diesem Grunde blieb die Bevölkerung von Surinam zahlenmäßig immer beschränkt. So erreichte sie 1861 kaum 60.000 Personen, mit einer katholischen Gemeinde von ungefähr 12.000 Gläubigen, darunter nur etwa 3.500 Freie. Die 1863 dekretierte Abschaffung der Sklaverei gestaltete die seelsorgliche Arbeit wegen des Priestermangels — im Vikariat waren damals ge­rade noch fünf Priester — noch schwieriger. So schrieb der Internuntius in L’Aia am 6. März 1864 an die Kongregation Propaganda Fide: „Von den drei Kolonien des Königreiches wird jene von Surinam als die unglückseligste ange­sehen. Daher findet sich auch nur selten jemand, der den Mut hat, als Mis­sionar dorthin zu gehen.“
Dies war mehr oder weniger auch die Situation, die Donders bei seiner An­kunft 1842 vorfand. In den ersten 14 Jahren hatte er sein Arbeitsfeld in Para­maribo, wo er sich den ca. 2.000 dort lebenden Katholiken widmete. Von Zeit zu Zeit suchte er auch die Sklaven in den Plantagen und den Garnisonen auf den verschiedenen Militärstützpunkten sowie die Indianer und die Schwarzen auf. Sein pastoraler Einsatz kam vor allem während der Choleraepidemie 1843 und des noch schrecklicheren Gelbfiebers von 1851 zum Tragen. Nachdem er selbst angesteckt worden war und vier Wochen mit dem Tod gerungen hatte, sah man ihn, trotz der Einwände der Sanitäter, schon bald wieder inmitten der Sterbenden und Toten. Die Lage der Bevölkerung war schwierig, besonders aber jene der Sklaven, die Donders im Jahre 1846 mit folgenden Worten be­schrieb: „Ich würde gerne alles über die Situation der Sklaven erzählen, was ich mit eigenen Augen gesehen und aus Berichten gehört habe. Aber ich ziehe es vor, darüber zu schweigen, weil es jede Vorstellung übersteigt und es mich schaudert daran zu denken. Gerade deshalb will ich mich darauf beschränken, aus tiefer Empörung zu rufen: Wehe dir, Surinam, am Tag des Großen Ge­richts! Wehe! Wehe! Ja, tausendmal Wehe den Europäern, den Plantagenbesit­zern, Verwaltern, Aufsehern, all jenen, die Herrschaft über die Sklaven ausüben! Verdammt seien jene, die sich mit dem Schweiß und dem Blut der ar­men Sklaven bereichern, die keinen anderen Verteidiger haben als Gott!“
Einige Jahre später, von 1853 bis 1854, war Donders Apostolischer Provikar von Surinam und 1856 bot er sich freiwillig als Kaplan für die staatliche Aus­sätzigenkolonie Batavia an, wo er, abgesehen von zwei kurzen Unterbrechun­gen, 28 Jahre blieb, um sich um das physische und psychische Wohl der Betrof­fenen zu kümmern. Nur 1866 war er für einige Monate abwesend, als er um Eintritt bei den Redemptoristen der holländischen Provinz ersuchte, denen das Apostolische Vikariat von Surinam ein Jahr zuvor von Papst Pius IX. anver­traut worden war. Diesmal wurde er aufgenommen. Am 1. November 1866 wurde Donders eingekleidet und am 24. Juni 1867 legte er die Gelübde ab, um gleich darauf wieder zu seinen geliebten Leprapatienten zurückzukehren.

Bei den Redemptoristen fühlte er sich sofort heimisch, weil sie es als ihre Aufgabe sahen, den Armen die Frohbotschaft zu verkünden, und das machte Donders ja schon seit vielen Jahren. Außerdem konnte er als Angehöriger einer Kongregation Batavia öfter verlassen, um sich der Seelsorge unter den India­nern und Schwarzen zu widmen. Von den Indianern erwiesen sich die Aruachi und die Warros dem Evangelium gegenüber aufgeschlossener als die noch wil­den und atavistischen Traditionen verhafteten Kariben. Unter den Schwarzen in den Plantagen, die bereits durch das Freilassungsgesetz von 1863 aus den Fesseln der Sklaverei exlöst worden waren, fuhr P. Donders eine reiche Ernte ein. Auf großen Widerstand hingegen stieß er bei den Buschnegern, die sich ih­rer früheren Versklavung durch Flucht entzogen hatten. Doch konnte auch noch so großer Widerstand seinen Eifer nicht bezwingen, der ihn auf seinen zahlreichen Reisen über die Meere und auf den Flüssen, bei seinen Ausflügen in die Wälder, in größten Entbehrungen und selbst im Angesicht des Todes be­flügelte.

Daher könnte man P. Donders auch als den „Apostel der Indianer und Schwarzen“ bezeichnen. Doch gibt es einen Titel, der seine Aktivitäten unter al­len anderen heraushebt und sie unsterblich macht: „Apostel der Aussätzigen“. So sagte Kard. Wilhelm von Rossum, Präfekt der Kongregation Propaganda Fide: „Er behandelte sie, wie eine Mutter ihren Sohn behandelt… Er liebte sie um Jesu Christi willen und suchte in jedem von ihnen und mit allem und in al­lem ihre unsterblichen Seelen.“

Nach 45 Jahren seines Lebens in Surinam, unter Aussätzigen, Sklaven, Schwarzen und Indianern, starb P. Donders inmitten seiner Schützlinge in Ba­tavia am 14. Januar 1887, ohne seine Heimat je wieder gesehen zu haben und beweint als Apostel der Aussätzigen. Seine sterblichen
Überreste ruhen in der Kathedrale von Paramaribo und werden dort von Tausenden von Gläubigen verehrt.

Am 23. Mai 1982 wurde Petrus Donders von Papst Johannes Paul II. seligge­sprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 1). XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-4, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]

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