Andreas Resch: Peter Poveda Castroverde

PETER POVEDA CASTROVERDE
(1874-1936)

PRIESTER
UND GRÜNDER
DES
THERESIANISCHEN INSTITUTS

MÄRTYRER

Heilig: 4. Mai 2003
Fest: 28. Juli

PETER POVEDA CASTROVERDE wurde am 3. Dezember 1874 in Linares (Jaén), Spanien, geboren, am 10. Dezember auf den Namen Peter getauft und am 5. April 1875 gefirmt. Er war das erste von sechs Kindern der Eheleute José Poveda und Maria Linarejos.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte Peter im Schoß der Familie, zur Schule ging er im Ort. Am 25. September 1886 begann er mit dem Kurs für das Bakkalaureat. Als er jedoch zunehmend die Berufung zum Priestertum verspürte, erhielt er mit 15 Jahren am 25. Oktober 1888 vom Vater die Erlaubnis, in das Seminar von Jaén einzutreten, sofern es ihm gelänge, zugleich mit den kirchlichen Studien auch das Lyzeum abzuschließen. Nach Beendigung des Bakkalaureat-Kurses begann er im Oktober 1890 mit dem Studium der Philosophie. Am 27. September 1893 machte er in Baeza die Prüfungen zum Bakkalaureat und belegte im Oktober desselben Jahres, ebenfalls in Jaén, den Kurs für Theologie.

Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten in der Familie übersiedelte Poveda am 30. September 1894 in das Seminar von Guadix (Granada), wofür ihm der Diözesanbischof ein Stipendium gewährt hatte. Hier erhielt er am 11. Mai 1895 die niederen Weihen; ab Juni des Jahres wohnte er als Privatsekretär des Bischofs im bischöflichen Palast. Am 4. April 1896 wurde Poveda zum Subdiakon geweiht, anschließend begann er im Seminar zu unterrichten. Nach der Priesterweihe am 17. April 1897 setzte er den Unterricht im Seminar und das Theologiestudium fort. Im September 1900 erlangte er in Sevilla das Doktorat in Theologie, im April 1901 wurde er zum Hausprälaten und zum Spiritual des Seminars ernannt. Während dieser Jahre intensiver Arbeit, der Ausbildung und des Studiums begann sich Poveda der sozialen Probleme der Bewohner der Höhlen bewusst zu werden, die in die Hügel um die Stadt herum gegraben wurden. Ab 1902 half er neben seiner täglichen Arbeit, im humanen wie im christlichen Sinn, auch noch den Höhlenbewohnern. Er hielt für sie die Fastenpredigten, die er jeweils mit einer feierlichen Generalkommunion abschloss.

Mit Hilfe öffentlicher und privater Mittel errichtete er Schulen für Mädchen und Knaben und eröffnete im Oktober 1902 in Anwesenheit des Bischofs von Guadix den ersten Schulpavillon. Gleichzeitig realisierte er inmitten dieser Menschen ein wichtiges humanitäres und erzieherisches Werk für die berufliche und christliche Bildung. Durch seine Vorgehensweise begannen sich die Behörden und Kulturzentren für das Problem zu interessieren. In der Zeitung El Accitano erschienen Artikel über die Höhlen mit der Einladung zur Mitarbeit an dem von Poveda zugunsten der Ärmsten initiierten Gemeinschaftswerk. Im Februar 1904 wurde Poveda von den zivilen Behörden von Guadix zum Ehrenbürger und Lieblingssohn ernannt. Doch im September desselben Jahres verbot ihm der Bischof, sich für die von ihm errichteten und organisierten Höhlenschulen einzusetzen, und am 11. Februar 1905 wurde Poveda schließlich gezwungen, Guadix zu verlassen. Er ging nach Madrid und anschließend nach Granada, um dann erneut nach Madrid zurückzukehren. Vom 8. September 1905 bis zum 2. August 1906 wohnte er in seinem Heimatdorf Linares. Am 29. September 1906 wurde er schließlich zum Kanoniker des Heiligtums von Covadonga (Asturien) ernannt, einem historischen Marienwallfahrtsort in der Bergregion Nordspaniens.

All diese Erfahrungen, die ihn zu einem ständigen Ortswechsel nötigten, beeinträchtigten jedoch in keiner Weise sein Verhalten als treuer Diener des Herrn. Offen für alles um ihn herum, veröffentlichte er Bücher und Broschüren für die Katechese der Pilger. Gleichzeitig verfolgte er mit besonderer Aufmerksamkeit die soziale Dimension des erzieherischen Faktors inmitten der sich rasch ändernden Welt und identifizierte sich mit dem erzieherischen Ideal.

Im Juni 1911 gründete Poveda in Gijòn eine Lehrerakademie und im Dezember desselben Jahres in Oviedo die erste Akademie für Lehrerinnen, die als Wiege des damals aufkeimenden Theresianischen Instituts angesehen wird. Zu diesem Zweck veröffentlichte er Ensayo de proyectos pedagógicos para la fundación de una Institución Católica de Enseñanza (1911, mehrere Auflagen), Simulacro pedagógico (1912 und 1913), Diario de una fundación (1912) und Alrededor de un proyecto (1913). Im März 1912 rief er in Linares die zweite Lehrerinnenakademie ins Leben. Zugleich initiierte er in Oviedo eine Bewegung zur Schaffung von Akademien und pädagogischen Zentren, die als Teil eines breit angelegten Planes für die humane und christliche Bildung gedacht waren.

Am 3. Juli 1913 wurde Poveda zum Kanoniker der Kathedrale von Jaén ernannt. Dort erwarb er das Lehrerdiplom und arbeitete als Professor am Seminar und an der Lehrerbildungsanastalt. Im Februar 1914 bestimmte ihn der König zum wahlberechtigten Kanoniker des Wohltätigkeitsausschusses der Provinz. Im gleichen Jahr wurde er zum Physiklehrer am Seminar von Jaén ernannt, unter die Mitglieder der Pressegesellschaft aufgenommen, zum Lehrer für Religion und Moral an der Lehrerinnenbildungsanstalt und zum Spiritual des Katechetischen Zentrums von Jaén bestellt. Im Juni des Jahres machte er in Granada das Diplom des Volksschullehrers und gründete in Madrid das erste universitäre Studentinnenheim Spaniens. All diesen Zentren schlug Poveda als Lebensstil den der ersten Christen vor und als Bezugspunkt Theresia von Jesus. Auf diese Weise konstituierte sich das Theresianische Institut, das in diverse Gruppen unterteilt und in verschiedenen Bereichen von Kultur und Gesellschaft präsent war; 1917 erreichte Poveda dessen kirchliche und staatliche Anerkennung.

1921 zum Königlichen Kaplan ernannt, übersiedelte Poveda nach Madrid. Auch dort hatte er verschiedene Aufgaben. So nahm er beispielsweise 1922 an der Zentralkommission gegen den Analphabetismus teil. Seine Haupttätigkeit bestand weiterhin darin, das von ihm 1911 gegründete Werk voranzutreiben, und zwar in Form einer einfachen Gruppe aus Mitarbeitern und Lehrpersonal, die seinen Einsatz unterstützten. Diese Gruppe zog zunehmend weitere Kreise und formierte sich zu einer Gesellschaft von Laien innerhalb des Theresianischen Instituts, welche in Form von organisierter Mitarbeit die christlichen Fachkräfte aus Erziehung und Kultur versammelte. Nach der Approbation als Verein auf nationaler Ebene im Jahre 1917 erhielt die Gesellschaft am 11. Januar 1924 die päpstliche Approbation als „Unio Pia“.

Aufgrund der steigenden Zahl der Universitätsstudenten begann sich Poveda für diesen Bereich zu interessieren. Er eröffnete neue Studentenheime und Vereine und beteiligte sich sogar an einem Projekt zur Schaffung einer Katholischen Universität in Spanien. Ferner beschäftigte er sich mit dem Schulwesen in ländlichen Gegenden und arbeitete an der Förderung dortiger Schulen mit, die dann auch tatsächlich in einigen der ärmsten Regionen eröffnet wurden. 1927 nahm er an der Gründung der Accademia del Divin Maestro in Madrid teil, und 1929 willigte er ein, unter die Gründungsmitglieder der F.A.E. (Föderation der Freunde des Lehrberufs) aufgenommen zu werden. Wenngleich er im Theresianischen Institut keine leitende Stellung bekleidete, widmete er sich in den letzten Jahren seines Lebens intensiv dessen Entwicklung und Konsolidierung. Darüber hinaus intensivierte er die Beziehungen des Instituts mit internationalen Organisationen und stärkte dessen Präsenz in anderen Ländern wie Chile (1928) und Italien (1934). Dabei konnte er auf die wertvolle Mitarbeit der Dienerin Gottes Josefa Segovia Morón zählen, die sich von Anfang an für das Werk einsetzte und dessen erste Generalleiterin wurde.

Die dem Theresianischen Institut gewidmeten Schriften handeln vom christlichen Leben, dem einige wesentliche Ideen zugrunde liegen: der Bezug auf Gott als höchster Horizont; die Inkarnation als Fundament jedweden Einsatzes zur Förderung des Menschen und für die Entwicklung der Geschichte; die Person Christi als Weg zur vollen Verwirklichung des Menschen; die Möglichkeit der Förderung der Wissenschaft, der Kultur und allen authentischen Fortschritts, ausgehend vom Glauben und ohne Verzicht desselben.

Inzwischen hatte sich die politische Situation in Spanien radikal geändert. Am 14. April 1931 wurde die Zweite Republik ausgerufen, der Religionsunterricht war nicht mehr an allen Schulen verpflichtend. Am 13. Mai desselben Jahres wurde es zur Pflicht, die Kreuze aus den Schulen zu entfernen; am 1. Oktober 1932 wurden die Lehrenden mit dem Verbot belegt, in Konventen oder Häusern des Theresianischen Instituts zu wohnen; am 2. Juni 1933 kam das Gesetz gegen die religiösen Kongregationen zur Anwendung und am 26. Juni 1936 jenes gegen die kongregationseigenen Schulen. Am 27. Juli 1936 wurde Peter Poveda Castroverde im Haus in der Via Alameda von Milizionären verhaftet und am 28. Juli tot aufgefunden – ermordet auf dem Friedhof im Osten von Madrid. Auch wenn die Mörder namentlich nicht bekannt sind, steht fest, dass es sich um Angehörige der Miliz handelte. Und wie ein Zeuge sagt: „Sie haben ihn nicht nur umgebracht, weil er Priester war, sondern auch weil er einen Teil des katholischen Schulwesens verkörperte, der den Interessen des Laizismus, der Kirchenfeinde, die damals an der Macht waren, im Wege stand.“ Poveda wurde auf dem Friedhof von San Lorenzo beerdigt. 1965 wurden die sterblichen Überreste dann endgültig in der Kapelle des Centro de Espiritualidad Santa Maria, Los Negrales, St. Luis, 10, Madrid, Spanien, beigesetzt.

Am 4. Mai 2003 wurde Peter Poveda Castroverde von Papst Johannes Paul II. in Madrid heiliggesprochen, der ihn am 10. Oktober 1993 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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