Andreas Resch: Peter Friedhofen

PETER FRIEDHOFEN
(1819-1860)

GRÜNDER
DER BARMH. BRÜDER
VON MARIA HILF

Selig: 23. Juni 1985
Fest: 21. Dezember

PETER FRIEDHOFEN wurde als sechstes von sieben Kindern des Peter Friedhofen und der Anna Maria Klug am 25. Februar 1819 in Weiters­burg bei Vallendar (Koblenz), Deutschland, geboren. Im darauffolgenden Jahr starb der Vater und acht Jahre später die Mutter. Zurück blieben sechs Waisen in einem wahrhaft erbärmlichen Zustand, so dass die Gemeinde Vallendar für den Unterhalt der Kinder aufkommen musste. Eine gutherzige Frau aus dem Dorf kümmerte sich um die drei Jüngsten. Die Armut erlaubte Peter nicht ein­mal den regelmäßigen Besuch der Volksschule.

Mit 13 Jahren empfing er die Erstkommunion und suchte seinen Bruder Jakob in Ahrweiler auf, der dort Schornsteinfeger war, um von ihm diesen Be­ruf zu erlernen. Mit 18 Jahren war er ebenfalls Schornsteinfeger. Durch seinen Einsatz und sein ernsthaftes Bemühen brachte er es 1842 zum Rauchfang­kehrermeister von Vallendar.

Betroffen von der religiösen Gleichgültigkeit der Jugend begann der junge Schornsteinfeger in getrennten Gruppen Jungen und Mädchen um sich zu scha­ren, belebte die Aloysius-Bruderschaften, gründete deren neue und verfasste ei­gene Statuten. Auf den Dächern sang er Marienlieder und wenn er irgendwo auf der Straße eine Gruppe Jugendlicher entdeckte, gab er ihnen ein Zeichen, damit sie sich ihm zumindest im Refrain anschlossen. Den Beruf des Kaminfegers konnte Friedhofen allerdings, bedingt durch ein langwieriges Lungenleiden, nur drei Jahre lang ausüben.

1845 begab er sich nach Wittern in Holland, wo er Gast im Noviziatshaus der Redemptoristen war. Sein ganzes Leben lang erinnerte er sich an den Enthusi­asmus in Wittern und legte sich daraus seinen eigenen Lebensplan zurecht. Möglicherweise wäre er dort geblieben oder wieder dorthin zurückgekehrt, doch starb am 27. Oktober sein Bruder Jakob, und Peter erachtete es als seine Pflicht, sich um dessen schwangere Frau und die elf Waisen zu kümmern, wenngleich er beim Bürgermeister von Vallendar bereits seine Kündigung ein­gereicht hatte, weil das Lungenleiden sich zu verschlechtern drohte. Nunmehr mit der Situation seiner Schwägerin konfrontiert, unterschrieb er einen neuen Vertrag bei der Gemeinde Ahrweiler und übernahm die Stelle des Bruders als Schornsteinfeger.

Gleichzeitig protestierten einige Mitglieder der Aloysius-Bruderschaften ge­gen seine Strenge, die sie als übertriebene Härte bezeichneten. Friedhofen aber wurde nicht müde, die Jugend zu einem regelmäßigen Empfang der Sakramente anzuhalten und gründete zu diesem Zweck schließlich eine nach dem hl. Aloysi­us von Gonzaga benannte Vereinigung. Am 2. Juli 1847 empfing der Bischof von Trier eine Abordnung der Bruderschaft unter Leitung von Friedhofen und approbierte im Zuge dessen die von ihm erstellte Lebensregel.

Dennoch fühlte sich Friedhofen von dieser Arbeit nicht gänzlich ausgefüllt und hatte das Empfinden, zu einem beständigeren und engagierteren Leben be­rufen zu sein. Vom Sekretär des Bischofs, dem Priester Anton Liehs, ermutigt, der Friedhofens sehnlichen Wunsch nach Vollkommenheit erkannte, begann er 1848 nach der Schenkung eines Grundstücks in Weitersburg und dem Erhalt von Geldspenden mit der Errichtung eines Hauses, um sein religiöses Ideal in der Betreuung der Kranken zu verwirklichen.

Der von Liehs unterrichtete Bischof von Trier glaubte in Friedhofen die ge­eignete Person zu sehen, um den Orden der Celliten — in der Krankenpflege täti­ge Ordensleute, genannt Barmherzige Brüder — zu erneuern und beauftragte ihn und seinen Gefährten Karl Marchand, bei den Celliten in Aachen ein Jahr als Novizen zu verbringen, um sich deren religiösen Lebensstil anzueignen und sich in der Krankenpflege auszubilden.

Friedhofen ging also nach Aachen, um sein Noviziat zu machen, doch fand er dort nicht jene Innerlichkeit und jenen Eifer vor, den er sich erträumte. So schrieb er bereits am 7. März 1850 an Anton Liehs, seinen Spiritual, was er wollte, nämlich: „neues Feuer, neuen Geist, neuen Ansporn… Ich möchte den Kranken helfen, und dies soll wiederum mir helfen, mich inniger mit Christus zu verbinden und auch die hartnäckigsten Sünder zu bekehren“.

Am 16. Juni erläuterte er dann sein konkretes Programm: „Verehrter Pater, ich beabsichtige — so wie die hl. Theresia — ein vollkommen neues Werk zu gründen. Es soll eine Marienkongregation entstehen; wir wollen den Namen Mariens wählen und uns Barmherzige Brüder Mariens oder Brüder von Maria Hilf nennen“. Der Bischof gelangte schließlich zu der Überzeugung, dass das in Zusammenhang mit der napoleonischen Invasion heruntergekommene Institut nicht der geeignete Ort für ihn sei, und so eröffnete Friedhofen nach Beendi­gung des Noviziats am 16. November 1850 sein Kloster in Weitersburg.

Die Freude, sich im eigenen „bescheidenen, aber sauberen“ Haus zu befin­den, währte nur kurz, weil sein Gefährte Karl Marchand innerhalb wie außer­halb des Klosters beanstandete, Friedhofen besitze nicht die nötige Kultur für einen Oberen und man müsse einen Bruder aus Aachen holen, um seinen Platz einzunehmen. Der Einwand hatte Folgen, denn besonders belesen war Friedhofen in der Tat nicht.

Am 15. Februar 1851 verlegte Friehofen seinen Sitz nach Koblenz, wo er fast zwei Jahre lang in einem kleinen Haus wohnte. Am 25. März 1851 erfolgte die Einkleidung und mittels Dekret vom 28. Februar 1852 durch Bischof Arnoldi die kanonische Errichtung der neuen Kongregation der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf. Der Bischof gestattete erstmals die Ablegung von Gelübden, er­legte den Mitgliedern eine Lebensregel auf, präzisierte ihre Aufgabe in der Krankenbetreuung und ernannte den Pfarrer der Liebfrauengemeinde von Koblenz, Philipp De Lorenzi zum kirchlichen Kommissar. Ordensregel und Or­denskleid mussten jenen der Barmherzigen Brüder von Aachen entsprechen.

Die Urheberschaft Friedhofens wurde bekämpft und war Grundlage langer leidvoller Erfahrungen. Um die Regel den besonderen Bedürfnissen der Mitbrüder anzupassen, schrieb der Selige zusätzlich noch seine geistlichen In­struktionen. Als De Lorenzi 1856 die Statuten der Kongregation erstellte, mach­te er sich, in Übereinstimmung mit Friedhofen, die Erfahrungen der Barmher­zigen Brüder zunutze und fügte den gesamten Text der geistlichen Instruktio­nen Friedhofens ein.

Die vom Bischof genehmigte Professfeier fand am 14. März 1852 in der Pfarrkirche statt. Von jenem Tag an signierte Friedhofen als „Oberer“ der Barmherzigen Brüder und verblieb in diesem Amt bis zu seinem Tod.

Das kleine Haus platzte wegen der vielen Mitglieder und der Kranken, die es aufnehmen musste, bald aus allen Nähten. Daher übersiedelte die Gemein­schaft am 28. Dezember 1852 in ein viel geräumigeres Haus in derselben Stadt. Friedhofens Verantwortung wurde immer größer, doch ließ sich diese dank des persönlichen Einsatzes von Pfarrer Philipp De Lorenzi, der Bruder, Vater, Öko­nom, Lehrer und Beichtvater der Kommunität in einem war, bewältigen. Offizi­ell war er bischöflicher Kommissar.

Das Institut gedieh und bereits 10 Jahre nach der Gründung verfügte Bruder Friedhofen über 40 Brüder, die in vier verschiedenen Klöstern – Koblenz, Trier, Kyllburg und Luxemburg – ernsthaft an ihrer persönlichen Vervoll­kommnung arbeiteten und sich liebevoll um die Kranken kümmerten.

Friedhofen selbst ging es gesundheitlich aber nicht gut. Im Verlauf seines Le­bens musste er wiederholt physische Schmerzen ertragen und besonders von 1843 an machte ihm ein schweres Lungenleiden zu schaffen. Ab 1857 hatte er jeden Winter Probleme und er konnte nicht einmal mehr die Brüder besuchen, die außerhalb von Koblenz wohnten. Er musste schon zur Feder greifen, um den Seinen zu Ostern und zu Neujahr zu gratulieren. Auf diese Weise entstan­den sieben Rundbriefe.

Den Winter des Jahres 1859/60 verbrachte er größtenteils in der Krankenab­teilung, wo er die Zeit nützte, um seine Empfehlungen zu schreiben. Am 25. Ja­nuar 1860 schrieb er seinen Namen unter die Einführung eines Büchleins, das die Herausgeber als „Geistiges Vermächtnis“ bezeichneten, weil es seine reli­giösen Erfahrungen enthält, seine Sorge um die Heiligkeit und die Arbeit der Brüder, seine Betrachtung und Anbetung Gottes, der sich hinter der Schönheit und Liebe in allen Dingen verbirgt.
Friedhofens Gesundheitszustand verschlechterte sich und in den frühen Morgenstunden des 21. Dezember 1860 verschied er im Herrn. Eine nie gese­hene Menschenmenge erwies ihm die letzte Ehre. Sein Grab wurde von Kaise­rin Augusta mit einem großen Steinkreuz bedacht.

Am 27. Juli 1928 wurden seine sterblichen Überreste nach Trier überführt und in der Kapelle von Maria Hilf, Nordallee 1, beigesetzt.

Am 23. Juni 1985 wurde Peter Friedhofen von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 1). XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-4, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]

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