Andreas Resch: Peter Faber

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PETER FABER
(
1506 – 1546)

Professpriester
der Gesellschaft Jesu

Seligspr.: 5. September 1872 Heiligspr.: 17. Dezember 2013
Fest: 1. August

PETER FABER wurde am 13. April 1506 in Le Villaret bei Genf in Hochsavoyen geboren und erhielt in seiner bäuerlichen Familie eine gediegene christliche Erziehung. Die Eltern taten sich allerdings schwer, ihren begabten Hirtenjungen in die Schule zu schicken. Nach zwei Jahren Lateinunterricht kam er schließlich für neun Jahre in das Kolleg La Roche. Da er sich zum Priesterberuf hingezogen fühlte, konnte er 1525 trotz widriger Umstände am Collège Sainte-Barbe in Paris sein Studium beginnen. Das Zimmer teilte er sich mit Franz Xaver und von 1529 an auch mit Ignatius von Loyola, der ihm bei seinen spirituellen Problemen eine Stütze war. Nach Erlangung des Bakkalaureats in Recht kehrte Faber 1530 in die Heimat zurück.

1534 nahm Faber an den monatlichen geistlichen Exerzitien des Ignatius von Loyola teil und fasste dabei den Entschluss, ihm zu folgen. Im gleichen Jahr wurde er im Mai zum Priester geweiht. Am 15. August 1534 feierte er in der Märtyrerkapelle auf dem Montmartre die hl. Messe und legte mit Ignatius und fünf anderen Gefährten das berühmte Gelübde von Montmartre ab, nämlich in Armut zu leben, nach Jerusalem zu reisen und dem Papst die Treue zu schwören. Damit wurde der Grundstein für den späteren Jesuitenorden gelegt. Ihr Ziel war die Missionsarbeit unter den Moslems im Heiligen Land. Sollte sich dies als unmöglich erweisen, wollten sie sich dem Papst zur Verfügung stellen.

1536 wurde die Gruppe, unter Hintansetzung der Reise ins Heilige Land wegen des Krieges zwischen Venedig und den Türken, mit drei weiteren Gefährten bei Papst Paul III. vorstellig, um die Anerkennung des Ordens zu erreichen und sich in die Mission senden zu lassen. Der Papst betraute sie zunächst mit verschiedenen Aufgaben, so z.B. mit Unterricht an der Universität Sapienza in Rom. 1537 übersiedelte die Gruppe nach Venedig. Von diesem Jahr an bis 1539 unterrichtete Faber an der Sapienza Theologie und war als Prediger tätig.

1539 begleitete er im Auftrag des Papstes einen Kardinal nach Parma, wo er unermüdlich als Prediger und Beichtvater wirkte. Am 27. September 1540 genehmigte Papst Paul III. mit der Bulle Regimini militantis ecclesiae das bis 1762 geheime Grundstatut der Gemeinschaft (Constitutiones). Damit war diese als Orden anerkannt. Ignatius wurde zum ersten Oberen gewählt und leitete den rasch wachsenden Orden von Rom aus bis zu seinem Tod am 31. Juli 1556.

Ab 1540 war Faber Begleiter der Päpstlichen Legaten zu den Reichstagen und Religionsgesprächen in Deutschland und den Niederlanden. 1540 nahm er an Gesandtschaften des Geschäftsträgers von Kaiser Karl V. nach Spanien und Deutschland teil. 1541 ging er nach Deutschland. Dort wirkte er vor allem in der Stadt Worms, wo er sich an den Religionsgesprächen mit den Protestanten beteiligte, ebenso in Regensburg. Dabei zeigte sich Faber allen Versuchen gegenüber skeptisch, die Reformation in Deutschland durch militärische Lösungen oder Verhandlungen zu bewerkstelligen, um die Kirchenspaltung zu verhindern. Die entscheidende Antwort auf die Reformation war für ihn auch nicht im Theologischen zu geben, sondern durch eine Reform der Besinnung auf das Eigentliche: Wer katholisch bleiben wolle, müsse dazu entschlossen sein und diese Entscheidung durch Exerzitien bewusst zu einer inneren Erneuerung führen.

Im Juli 1541 legte Faber in der Alten Kapelle in Regensburg seine feierliche Profess ab. 1542 kehrte er nach einem kurzen Aufenthalt in Spanien wieder nach Deutschland zurück und wirkte in den Bistümern Speyer, Mainz und Köln vor allem als geistlicher Exerzitienmeister. Bei dieser Tätigkeit lernte er in Mainz den jungen Petrus Canisius kennen, der in Köln Theologie studierte und sich 1543 in Mainz bei Faber ignatianischen Exerzitien unterzog. An seinem 22. Geburtstag gelobte Canisius der Gesellschaft Jesu Gehorsam und wurde als erster Deutscher aufgenommen. Um ihn bildete sich 1544 in Köln eine erste Gemeinschaft von Jesuiten in Deutschland. Sein Erbe verwendete Canisius zum Aufbau der Kölner Niederlassung und für wohltätige Zwecke. Er sollte zu einer wichtigen Persönlichkeit der Gegenreformation werden.

In Deutschland machte Faber die Feststellung, dass die Hauptgründe für die Erfolge des Protestantismus im unmoralischen Verhalten in Teilen des Klerus und im fehlenden Glaubenswissen beim Volk lagen. Dies hatte weitreichende Folgen für die apostolische Ausrichtung des sehr jungen Jesuitenordens. Faber pflegte an den verschiedenen Orten seines Wirkens intensive geistliche Kontakte zu den Kartäusern, die seine Spiritualität mitprägten. Mit ihrer Hilfe und unterstützt von Canisius errichtete er in Köln die erste Niederlassung des Jesuitenordens auf deutschem Boden.

1542 und 1543 assistierte er, wie erwähnt, den päpstlichen Gesandten bei den Reichstagen. 1543 befand er sich auf Missionsreise in Löwen, Antwerpen und in Flandern. 1544 wurde er nach Portugal und Spanien gesandt. In Madrid erreichte Faber im April 1546 die vom Papst selbst gefertigte Ernennung zum Konzilstheologen. Auf seinem unmittelbar daraufhin eingeschlagenen Weg zum Konzil von Trient wurde er allerdings von einem heftigen Fieber befallen und erreichte am 17. Juli 1546 in schwer krankem Zustand Rom, wo er am 1. August 1546 in den Armen des Oberen Ignatius im Alter von 40 Jahren verstarb. Er wurde in der alten Jesuitenkirche in Rom beigesetzt. Bei der Errichtung der neuen Kirche gingen seine sterblichen Überreste verloren. 15 Jahre nach seinen Tod, 1561, wurde in seinem Geburtshaus eine Kapelle errichtet.
Peter Faber hinterließ ein Tagebuch, das sogenannte Memorial, mit Einsichten und geistlichen Erkenntnissen aus seiner Tätigkeit als Beichtvater und im geistlichen Gespräch, das erst Mitte des 20. Jahrhunderts durch den Jesuiten Michel de Certeau neu entdeckt und herausgegeben wurde. Faber schrieb darin in lateinischer und spanischer Sprache.

Peter Faber war von Zurückhaltung, Sanftmut und scharfem Intellekt geprägt. So schrieb der Prior der Kartause von Köln 1543, dass Faber mit seiner Liebenswürdigkeit auch verhärtete Herzen zu rühren wusste und durch seine Worte und Werke, welche die Liebe und Barmherzigkeit Gottes zum sündigen Menschen bezeugten, den nahezu erloschenen Glauben neu entfachen konnte.

Doktrinelle Auseinandersetzungen waren ihm fremd. Er war für die Menschen und für die Unterscheidung der Geister da: „Der Anrufung (der Engel und Heiligen) bediene ich mich, sooft ich besonders für diesen oder jenen Ort, dieses oder jenes Land beten will; ich rufe die Engel und Heiligen zu Hilfe, denen die besondere Sorge um die dort lebenden und verstorbenen Menschen anvertraut war oder ist.“ Im Einsatz der heiligen Engel für seine Seelsorgearbeit wird er schließlich ganz konkret. So schreibt er am 15. Juni 1542: „Am Oktavtag von Fronleichnam wünschte ich, mit dem Dechanten von Speyer in Verbindung zu treten, um ihm die Wohltat der Exerzitien zukommen zu lassen; doch konnte ich meinen Wunsch noch nicht in die Tat umsetzen, sondern ihn erst zum Gegenstand meines Gebetes machen… Es fiel mir auch ein, dass es (neben all den äußeren Schritten, die einer unternehmen kann) bei der Werbung um die Gunst eines Menschen von größter Wichtigkeit sei, große Andacht zu allen Schutzengeln zu pflegen; denn diese können uns die Menschen in mancher Hinsicht günstig stimmen und die Angriffe und Versuchungen der Feinde niederhalten.“

Auf sich selbst bezogen, schreibt Faber am 10. August 1542: „Ich hatte das gute Verlangen, ich möchte, wenn ich mich Gott unserem Herrn anempfehle und Ihm meine Bitten und Dankgebete vorbringe, nicht vergessen, als Mittler und Helfer Unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus, die Gunst des Hl. Geistes, Unsere Liebe Frau, die Guten Engel und den Tagesheiligen anzufen.“ Und er sagt: „Je mehr man sich mit Gott vereinigt, desto reicher ist der Segen, den Gott auf diese Arbeit ausgießt, in dessen Abhängigkeit und nach dessen Willen diese Arbeiten getan werden.“

Fünfzig Jahre nach seinem Tod wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet, doch wurde Peter Faber erst am 5. September 1872 durch Pius IX. seliggesprochen.

Am 17. Dezember 2013 trug ihn Papst Franziskus in Form einer „äquipollenten (gleichlautenden) Kanonisation“ in das Verzeichnis der Heiligen ein. Fabers Gedenktag ist der 1. August.