Andreas Resch: Peter Calungsod

PETER CALUNGSOD
(ca. 1654-1672)

KATECHET

MÄRTYRER
DER PHILIPPINEN

Heilig: 21. Oktober 2012
Fest: 2. April

PETER CALUNGSOD aus der Region Visayas auf den Philippinen wurde um 1654 in Ginatilan (oder Na di Cebu) geboren. Über ihn ist sehr wenig bekannt. In allen erhaltenen Dokumenten findet sich sein Name lediglich in Bezug auf den Seligen Diego Luís de San Vitores aus der Gesellschaft Jesu, Superior der Mission der Marianen, der zusammen mit ihm ermordet wurde.

Es war eine Strategie der Jesuiten, die Visayas (die Zentralregion des Archipel der Philippinen, bestehend vor allem aus den Inseln Panay, Negros, Cebu, Bohol, Leyte und Samar) missionierten, junge Leute auszubilden, damit sie ihnen als Katecheten in den Missionen halfen. Über die Jugend versuchten sie „auch deren Eltern, Geschwister, Verwandte und die Bewohner nahezu der gesamten Region zu gewinnen, die am Katechismusunterricht, an der Beichte, der Kommunion und den spirituellen Begegnungen teilnahmen“.

1610 hatten die Inseln Samar, Leyte und Bohol jede für sich ein Knabeninternat. Auf der Insel Cebu hingegen leiteten die Jesuiten eine Grund- und Mittelschule für Knaben. Möglicherweise war es in einer dieser Bildungseinrichtungen, wo Peter Calungsod spirituell, kulturell und physisch heranreifte. Vielleicht studierte er den Katechismus, lernte in der Sprache von Visayas und in Spanisch zu lesen und zu schreiben, Noten zu lesen und zu singen, zu zeichnen und zu malen oder auch vorzutragen. Möglich, dass er dort gelernt hat, bei der lateinischen Messe zu ministrieren, die damals viel schwieriger war, weil sie nach dem Tridentinischen Ritus gefeiert wurde.

Es ist anzunehmen, dass Peter einer von vielen tüchtigen Studenten der Jesuiten war. Schon bald wurde er nämlich als einer der wenigen ausgewählt, die sich zwecks Gründung einer Mission in eine weit abgelegene und schwierige Gegend der Diözese von Cebu begaben: auf die im westlichen Pazifik gelegenen Inseln der Ladronen, wo den Chamorros das Evangelium verkündet werden sollte.

Das Leben auf diesen Inseln war hart, weil die Vorräte für die Mission nie regelmäßig eintrafen, der Dschungel praktisch undurchdringlich war, die Felsenriffe nur unter großen Schwierigkeit erklommen werden konnten und die Inseln häufig von verheerenden Stürmen heimgesucht wurden. Allen Widrigkeiten zum Trotz hielten die Missionare jedoch stand und die Mission wurde mit vielen Bekehrungen gesegnet. Kirchen wurden errichtet und Schulen eröffnet. Die Inseln wurden in der Folge von den Missionaren auf den Namen „Marianen“ getauft – zu Ehren der Seligen Jungfrau Maria und der regierenden Königin von Spanien, Mariana, der Wohltäterin der Mission. Der Eifer der Missionare und die Zahl der Bekehrungen erregten jedoch den Zorn eines Chinesen namens Stanglay Choco und der „Macanjas“, einer Art Zauberer, welche jene Unruhen auslösten, die dann 1671 in den sog. „Großen Krieg von Guam“ mündeten, der 40 Tage andauerte. Unter Hinweis auf bestimmte Traditionen, in denen der Ahnenkult eine vorrangige Stellung einnahm, schrieben sie die Dürre, die über die Region hereingebrochen war, dem Umstand zu, dass sich die Menschen der von den Jesuiten gepredigten Religion angeschlossen hatten. Sie versprachen Wohlstand, Regen und reiche Ernte, falls die Bewohner zu ihren alten Bräuchen zurückkehrten und den von den Missionaren gepredigten christlichen Glauben verwarfen. Zu guter Letzt wurde noch das Gerücht verbreitet, das Taufwasser der Missionare sei vergiftet. Und da einige der Kinder der Chamorros, die getauft wurden, als sie schon krank waren, daraufhin starben, glaubten viele den Verleumdern und wurden schließlich abtrünnig. Die üble Kampagne Chocos wurde schon bald von ein paar abergläubischen Eingeborenen und durch unmoralische Bräuche unterstützt – die Macanjas (Zauberer) und die Urritaos (jugendliche Prostituierte) begannen gemeinsam mit den Abtrünnigen die Missionare zu verfolgen.

Die Situation wurde immer prekärer, weil die Neugetauften, die sich insgeheim wieder von den Missionaren abwandten, immer zahlreicher wurden – und dies trotz strömenden Regens, der gerade in dem Augenblick niederging, als Pater de San Vitores, den man auf die Probe gestellt hatte, in seiner Predigt die Falschheit der Argumente der Zauberer aufzeigte. Dieser Umstand verhärtete deren Gemüter aber nur noch mehr.

Zum denkwürdigsten Gewaltausbruch kam es am 2. April 1672, der damals mit dem Samstag vor dem Passionssonntag zusammenfiel. Gegen sieben Uhr morgens kamen Peter, damals ca. 17 Jahre alt, und der Obere der Mission, Pater Diego Luís de San Vitores, in das Dorf Tomhom auf der Insel Guam. Dort erfuhren sie von der eben erfolgten Geburt eines Mädchens und so gingen sie zu Matapang, dem Vater des Kindes, um ihn zu ersuchen, ihnen die Kleine zur Taufe zu bringen. Matapang, früher Christ und ein Freund der Missionare, der aber – nachdem ihm P. Diego viel geholfen und ihm sogar das Leben gerettet hatte – wieder abtrünnig geworden war, lehnte die Taufe seiner Tochter rigoros ab. Um ihm etwas Zeit zu geben, damit er sich wieder beruhigen konnte, versammelten P. Diego und Peter die Kinder und Erwachsenen des Dorfes am nahegelegenen Strand und begannen mit ihnen die Wahrheiten des katholischen Glaubens zu meditieren. Matapang luden sie ein, sich ihnen anzuschließen. Dieser aber begann zu schreien und wetterte, dass er zornig auf Gott und der christlichen Unterweisungen überdrüssig sei.

Entschlossen, die Missionare zu töten, entfernte er sich und suchte für sein Vorhaben einen Helfer aus dem Dorf zu gewinnen, einen Mann namens Hirao, der kein Christ war. Dieser weigerte sich zunächst – zu gut war ihm die Freundlichkeit der Missionare gegenüber den Eingeborenen noch in Erinnerung. Als ihn Matapang aber als Feigling bezeichnete, fühlte er sich beleidigt und sagte zu. In der Zwischenzeit, während der kurzen Abwesenheit Matapangs von seiner Hütte, hatten Pater Diego und Peter mit Erlaubnis der Mutter beschlossen, das Mädchen zu taufen. Als Matapang davon erfuhr, wurde er noch wütender. Zuerst schleuderte er Lanzen gegen Peter. Dieser wich den Wurfspeeren mit einer bemerkenswerten Behendigkeit aus. Zeugen sagten aus, dass Peter in seiner Wendigkeit alle Möglichkeit zur Flucht gehabt hätte, doch wollte er Pater Diego nicht allein lassen. Jene, die Peter persönlich kannten, bemerkten, dass er den stolzen Angreifern gegenüber im Vorteil gewesen wäre, hätte er zu seiner Verteidigung nur irgendeine Waffe zur Verfügung gehabt, denn er war ein sehr mutiger Junge. Doch erlaubte es Pater Diego seinen Gefährten nicht, Waffen zu tragen. Schließlich wurde Peter von einem Speer in die Brust getroffen und stürzte zu Boden. Sofort warf sich Hirao auf ihn und setzte seinem Leben mit einem Schlag seines Krummsäbels auf den Kopf ein Ende. Pater Diego gab ihm noch die sakramentale Lossprechung. Dann verschied Peter Calungsod – am 2. April 1672 – im Alter von 17 Jahren.

Peter Calungsod gab sein Leben, um den Missionar P. Diego de San Vitores, den Apostel der Marianen, zu verteidigen. Getrieben von der Verantwortung eines echten Christen und getreu den Worten des Herrn: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage“ (Joh 15,13-14), ertrug er alle Schmähungen und die Schmerzen des Martyriums, anstatt zu fliehen und sich mit Waffen zu verteidigen. Peter bekannte seinen Glauben bis in den Tod mehr durch das Beispiel als durch Worte.

Matapang nahm Pater Diego das Kruzifix weg, durchbohrte ihn mit einer Lanze und Hirao versetzte ihm mit dem Säbel einen Hieb auf den Kopf. Pater Diego fiel zu Boden und stöhnte noch: „Matapang, Gott möge sich deiner erbarmen!“ Dann entkleideten die Mörder die Körper von Peter und Pater Diego, schleppten sie an den Strand, befestigten schwere Blöcke an ihren Beinen, hoben die Leichen dann auf eine Barke und warfen sie in die Tiefen des Meeres. Die sterblichen Überreste konnten nie geborgen werden.

Als die Gefährten aus der Mission von Peters Tod erfuhren, riefen sie: „Was für ein glücklicher Junge! Wie reich wurden ihm doch seine vier Jahre beständigen Dienstes an Gott und in dieser schwierigen Mission vergolten! Er ist zum Vorläufer unseres Obern, Pater Diego, im Himmel geworden!“ Sie hatten Peter als einen Jungen von edlem Charakter, als tüchtigen Katecheten, treuen Diener und aufrechten Katholiken in Erinnerung, der mit der Standhaftigkeit seines Glaubens bis zum Tod den Beweis eines guten Soldaten Christi erbrachte, indem er seinen Teil des Leidens annahm (vgl. 2 Tim 2, 3).

P. Diego Luís de San Vitores wurde am 6. Oktober 1985 seliggesprochen. Seine Seligsprechung war es, welche die Erinnerung an Peter Calungsod als Beispiel der Treue bis in den Tod ans Licht unserer Tage brachte.

Am 21. Oktober 2012 wurde Peter Calungsod von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen, nachdem ihn Papst Johannes Paul II. am 5. März 2000 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Benedikts XVI. 2005 – 2012. Innsbruck: Resch, 2013, XII, 204 S., 48 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-096-4, Ln, EUR 25.90 [D], 26.60 [A]

Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at