Andreas Resch: Paulus Manna

PAULUS MANNA
(1872-1952)

PRIESTER
DES PÄPSTL. INSTITUTS FÜR DIE AUSWÄRTIGEN MISSIONEN

Selig 4. November 2001
Fest: 15. September

PAULUS MANNA wurde am 16. Januar 1872 als fünftes von sechs Kindern des Vincenzo Manna und der Lorenza Ruggero in Avellino, Italien, geboren und auf den Namen Paulus getauft. Nach dem Besuch von Volksschule und technischer Oberschule in Avellino und Neapel ging er nach Rom und verbrachte vier Jahre in der Società Cattolica Istruttiva. Während seines Philosophiestudiums an der Gregoriana trat er am 19. September 1891, fasziniert vom missionarischen Ideal, in das Seminar des Instituts für die Außenmissionen (heute P.I.M.E.) in Mailand ein, um Theologie zu studieren. Am 19. Mai 1894 wurde er im Mailänder Dom zum Priester geweiht.

Am 27. September 1895 machte sich Manna in die Mission von Toungoo nach Ostbirma auf; am 3. Oktober verließ er Italien von Triest aus auf dem Schiff „Imperatrix“. Einen Tag später schrieb er nach der ersten Messe, die er auf der Fahrt gelesen hatte, in einem Brief: „Der Unendliche ist auf das Unendliche herabgekommen.“ In Birma eingetroffen, machte Manna die ersten missionarischen Erfahrungen in Jadò; anschließend wurde ihm der Distrikt Momblò unter den Ghekhú anvertraut. Gesundheitliche Probleme zwangen ihn jedoch zweimal zur Rückkehr nach Hause – das erste Mal wegen Krankheit, das zweite Mal wegen anderer Behandlungen. Wiederum in Birma, konnte er nicht lange bleiben, und so fuhr er 1907 aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung endgültig in Richtung Heimat, ohne allerdings den missionarischen Eifer hinter sich zu lassen. Es war vielleicht der von der Vorsehung bestimmte Ruf zu einer viel größeren und wichtigeren Arbeit am Institut für die Außenmissionen, vielmehr in der Kirche zum Vorteil sämtlicher Missionen. Manna selbst sah sich als „gescheiterten Missionar“.

1908 wurde er zum Direktor der Zeitschrift Le Missioni Cattoliche (Die katholischen Missionen) ernannt, die er von einer Zwei-Wochen-Schrift zu einer Wochenschrift umfunktionierte. Von 1909 an widmete sich Manna über 40 Jahre mit ganzer Kraft und allen nur erdenklichen Mitteln der Verbreitung der missionarischen Idee in Volk und Klerus. Im gleichen Jahr veröffentlichte er die Broschüre I fedeli per gli infedeli (Die Gläubigen für die Ungläubigen) und das Buch Operari autem pauci – Riflessioni sulla vocazione alle Missioni estere (Der Arbeiter gibt es wenige – Reflexionen über die Berufung zur Auslandsmission). Letzteres wurde als „Feuerbuch“ bezeichnet, weil es regelrecht dem brennenden Herzen Mannas entsprang und, in verschiedenen Auflagen herausgegeben sowie in fünf Sprachen übersetzt, viele Seminaristen bewegte. In den kommenden Jahren folgten nach und nach die Almanacchi delle Missioni (Die Missionsalmanache), während sich Manna mit der Monatsschrift Propaganda Missionaria (Missionspropaganda), die schon bald eine Auflage von 160.000 Exemplaren erreichte, vor allem an das Volk wandte.

Zum Zwecke einer „möglichst gründlichen Lösung des Problems der Mitarbeit der Katholiken am Apostolat“ gründete er die „Missionsunion für den Klerus“, die Benedikt XV. 1916 approbierte und deren Verbreitung er in allen Diözesen Italiens anregte. Pius XII. nannte sie die „Lebensperle von P. Manna“ und erhob sie 1956 zur „Päpstlichen Missionsunion“, weil er überzeugt war, dass „solange nicht der Klerus ausgebildet und gewonnen werde, man umsonst darauf hoffen könne, dem Apostolat eine solide Basis zu geben“. Sein Grundsatz war, dass ein missionarischer Klerus das gesamte christliche Volk mit missionarischem Geist beflügeln sollte. Heute ist die Missionsunion für den Klerus in der ganzen katholischen Welt verbreitet und umfasst in ihren Reihen auch Seminaristen, Ordensmänner und -frauen sowie gottgeweihte Laien.

Für die Jugend veröffentlichte Manna 1919 die Zeitschrift Italia Missionaria, im Jahr darauf folgte La conversione del mondo infedele (Die Bekehrung der heidnischen Welt). 1921 eröffnete Manna auf Bitten der Kongregation Propaganda Fide zum Zwecke einer stärkeren missionarischen Entwicklung Süditaliens in Ducenta (Caserta) das Priesterseminar „Sacro Cuore“ für die Außenmissionen – ein Projekt, das ihm seit langem am Herzen gelegen war.

1924 wurde er zum Generaloberen des Instituts für die Außenmissionen in Mailand ernannt, das 1926 durch die Union mit dem Missionsseminar in Rom, der Intention Pius’ XI. folgend, zum Päpstlichen Institut für die Außenmissionen (P.I.M.E.) wurde.

1927 leitete Manna den Bau des theologischen Seminars in Mailand in die Wege und begab sich auf Besuch in die Missionen des Instituts nach Asien und Amerika sowie in andere Missionen. Die Früchte seiner Erfahrungen während dieser Reise legte er in dem Bericht „Osservazioni sul metodo moderno di evangelizzazione“ (Betrachtungen über die moderne Methode der Evangelisierung) vor, der zur Gänze auf dem Axiom „salus animarum suprema lex“ (Seelenheil ist oberstes Gebot) gründete und den er im Vertrauen einigen Kardinälen anbot, die vornehmlich in Richtung Mission arbeiteten.

1929 publizierte Manna Il Vincolo (Das Band), „eine interne Zeitschrift der Mitglieder des Päpstlichen Instituts für die Außenmissionen“. Darin wurden jeweils seine Rundbriefe, die den Missionaren regelmäßig zukamen, abgedruckt. Auf dem Generalkapitel 1934 gab er das Amt des Generaloberen ab und wurde Rektor des Seminars von Ducenta. In diesem Jahr fand auch der zweite internationale Kongress der Missionsunion des Klerus statt (der erste war 1922). Im Auftrag der Generalversammlung des P.I.M.E. von 1934 nahm Manna 1936 an vorderster Front an der Gründung der Missionarinnen der Immakulata teil.

1937 ließ er sich, nach der Ernennung zum Direktor des Sekretariats der Internationalen Missionsunion, in Rom nieder und leitete dieses bis 1941. Von den Werken, die er in dieser Zeit veröffentlichte, sei Il problema missionario e i sacerdoti (Das Missionsproblem und die Priester) von 1938 erwähnt, das viele Übersetzungen im Ausland erfuhr. 1941 publizierte Manna das Buch über die Einheit der Christen, I Fratelli separati e noi (Die getrennten Brüder und wir).

Nach Errichtung der P.I.M.E.-Provinz in Süditalien 1943 wurde Manna zum ersten Oberen ernannt und übersiedelte daraufhin nach Ducenta, wo er 1945 die Zeitschrift Venga il tuo regno (Dein Reich komme), eine Missionszeitschrift für die Familien, gründete, die er bis zu seinem Tod redigierte. 1950 veröffentlichte er Le nostre Chiese e la Propagazione del Vangelo (Unsere Kirchen und die Verkündigung des Evangeliums) zur Lösung des Missionsproblems. Die zweite, korrigierte und erweiterte Ausgabe erschien im März 1952. Dieses Buch wird als sein missionarisches Testament betrachtet, das auf einem tiefen Glauben an Christus fußt.

Nach Manna ist Jesus Christus alles für einen Missionar, weil „der nichts ist, wenn er nicht Jesus Christus personifiziert“. So pflegte er zu einem mit der Ausbildung seiner Schüler Beauftragten wiederholt zu sagen: „Lege in deinen Gesprächen mit den Schülern als Fundament der missionarischen Berufung die Liebe zu Jesus Christus. Mach verständlich, wie sehr Christus uns und die Menschen geliebt hat. Zeige ihnen Christus den Gekreuzigten!“

So ermunterte er in seinem Rundbrief vom September 1926 die Missionare dazu, „das Geheimnis der Passion und des Todes unseres Herrn als Gegenstand unserer Meditationen zu nehmen und daraus eine Regel zu machen… Diese Geheimnisse sind die wahre Quelle des apostolischen Eifers: im Gedenken des Leidens Jesu, des Kreuzes, der Demütigungen auf dem Kalvarienberg lernt man, die Seelen zu lieben und jedes Opfer anzunehmen, um ihr Heil zu erwirken. Ein Eifer, der nicht aus dem Mysterium des Kreuzes quillt, verflüchtigt sich… Verliebt in Jesus den Gekreuzigten, werden wir zweifelsohne zu großen Erlösern der Seelen“.

Verbunden mit dieser Einladung zur Betrachtung des Leidens Christi als Quelle der Kraft, um jede Widrigkeit zu ertragen, spricht er im gleichen Rundschreiben vor allem von der Eucharistie als „Paradies“ des Missionars: „Jesus ist alles für uns, und Jesus ist in der Eucharistie. Was kann uns also fehlen?… Macht aus der Messe euer Paradies: der Tabernakel sei der Magnet, der euch unwiderstehlich anzieht. Vor dem Tabernakel sollt ihr die schönsten Stunden eures Daseins und die nützlichsten eures Apostolats verbringen. Versammelt eure Neugetauften um ihn und ihr werdet sie mit Gewissheit besser machen.“

Darüber hinaus lädt Manna den Missionar zur täglichen Lektüre der Bibel und zum Leben in Einheit mit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ein, indem er betet: „Befriede meine Seele, mache aus ihr deinen Himmel, deine geliebte Wohnung und den Ort deiner Ruhe.“ Diesem trinitarischen Sicheinfühlen fügte er noch die Einladung zur Verehrung der Muttergottes und des Rosenkranzes hinzu, denn „unter allen Engeln und Heiligen gibt es ein Geschöpf, an das der Herr in besonderer Weise unsere Heiligung und unser Heil gebunden hat, und dieses Geschöpf ist die seligste Jungfrau Maria“.

Die Einheit mit Gott muss sich zu guter Letzt im Wohlwollen des Missionars ausdrücken, „welches das Leben schön und glücklich macht, weil es die praktische Übung der brüderlichen Nächstenliebe ist… Der Geist des Wohlwollens macht uns wahrhaft Gott ähnlich, denn wohlwollend sein heißt, das Beste von uns zu geben… Für uns Missionare muss das Wohlwollen vor allem eine Notwendigkeit darstellen, weil es in uns und unseren Brüdern jenen Zustand der Zufriedenheit erzeugt, der unabdingbare Voraussetzung ist, um für Gott große Dinge zu tun“. „Wo (der Geist gegenseitigen Wohlwollens) herrscht, schreitet man in der Heiligkeit fort… dort ergibt sich eine reiche Frucht an Seelen.“

Pater Manna starb am 15. September 1952 in Neapel. Seine sterblichen Überreste ruhen im Seminario Meridionale « Sacro Cuore » in Ducenta (Caserta).

Am 4. November 2001 wurde Paulus Manna von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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