Andreas Resch: Paula Montal Fornés

PAULA MONTAL FORNÉS
(1799-1889)

GRÜNDERIN
DES INSTITUTS DER
TÖCHTER MARIENS
SCHWESTERN DER
FROMMEN SCHULEN

Heilig: 25. Nov. 2001
Fest: 26. Februar

PAULA MONTAL FORNÉS wurde am 11. Oktober 1799 in Arenys de Mar, Provinz Barcelona/Diözese Gerona, Spanien, als Toch­ter von Ramón Montal und Vincenza Fornés, beide verwitwet, geboren und noch am gleichen Tag auf den Namen Paula getauft. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Im elterlichen Haushalt lebten aber auch noch vier Kinder aus erster Ehe des Vaters, eines erfahrenen Seilfabrikanten.

Aufgrund der politischen Umstände in Spanien, das sich mit Frankreich und England im Krieg befand, und wegen der damit verbundenen Auswirkungen auf Arenys de Mar verschlechterte sich die ohnehin bescheidene Wirtschafts­lage der Familie noch zusätzlich. So verbrachte Paula ihre Kindheit mit dem Besuch einiger sog. „costures“ (Nähschulen), wo sie lesen und schreiben lernte, Religionsunterricht erhielt, vor allem aber in der Kunst des Stickens unterwiesen wurde.

Als Paula mit zehn Jahren den Vater verlor, musste sie, die älteste Tochter, als Stickerin und Spitzenmacherin arbeiten, um so gemeinsam mit der Mutter für den Unterhalt der jüngeren Geschwis­ter zu sorgen. Nebenbei engagierte sie sich als Mitglied der Rosenkranzbruderschaft und der Kongregation der Addolorata aktiv in der Pfarrseelsorge und half bei der Katechese der Kinder und Jugendlichen. Mit ihnen erstellte sie kurze katechetische Lehrstücke. Damals war es auch, dass sie aus eigener Erfah­rung und durch ihre Gefährtinnen als große Herausforderung für die Kirche die um­fassende christliche Erziehung der Kinder und Jugendlichen erkannte, ebenso wie die Förde­rung der Frau; sie fasste daher den Entschluss, ihr Leben zur Gänze dieser Aufgabe zu widmen.

Nach Überwindung der politischen und sozialen Schwierigkeiten übersie­delte Montal Fornés 1829 gemeinsam mit ihrer Freundin Inés Busquets von Arenys de Mar nach Figueras (Gerona), um dort ihre erste Mädchenschule zu eröffnen, mit einem Unterrichtsplan, der viel umfassender war, als es die damals geltenden Gesetze vorschrieben. Sie verwirklichte dieses von intensivem erzieherischen Einsatz getragene Projekt von 1829 bis 1842 durch die Ausarbeitung umfangreicher Lehrpläne, die auf eine ganzheitliche christ­liche Erziehung der Mädchen abzielten. Auf diese Weise unterband sie die diskriminierende Behandlung der weiblichen Jugend im damaligen Ausbildungssystem und kam damit den staatlichen Gesetzen um Jahrzehnte zuvor. Hierin zeigte sich ganz klar ihre Berufung zur christlichen Erzieherin nach dem Vorbild der Piaristen und zur Gründerin.

In Figueras organisierte sie auch das spirituelle Leben ihrer Gefährtinnen, Inés Busquets, Felicia Clavell, Francisca de Domingo und Margherita Molinet, die unter ihrer Füh­rung in Gemeinschaft lebten. So entstand 1829 die Kongregation der Töchter Mariens, Schwestern der Frommen Schulen mit dem Ziel, sich den Frommen Schulen der Piaristen anzugliedern und nach der Spiritu­alität und den Regeln des hl. Joseph von Calasanz zu leben, wenngleich die politischen Umstände gegen ein Gemeinschaftsleben sprachen. Montal wurde so zur Gründerin der ersten spanischen Kongregation, die sich im 19. Jahrhundert ausschließlich der christlichen Erziehung widmete.

1842 gründete sie in ihrer Heimatstadt Arenys de Mar eine zweite Schule nach dem gleichen Muster wie in Figueras, wobei sie die Bedeutung der Eltern als Mitarbeiter der Lehrkräfte bei der erzieherischen Arbeit besonders hervorhob. Vier junge Frauen schlossen sich der Gruppe an.

1846 folgte die Gründung von Sabadell (Barcelona) mit dem klaren Ziel, in Kontakt mit den Piaristen zu treten, mit deren Charisma sie sich spätestens ab 1837 voll identifizierte. Hier erhielt Montal, was sie sich seit der Zeit in Figueras gewünscht hatte: die Eingliederung ihres kleinen Werkes in die Frommen Schulen. Pater Hyazinth Felíu, apostolischer Kommissar der Piaristen, nahm die jungen Frauen mit Freuden auf, übergab ihnen die Konstitutionen des hl. Joseph von Calasanz und vertraute sie zur Unterweisung P. Augustin Casanovas an, den der Bischof von Barcelona später zum General der aufstrebenden Kongregation machte.

Am 2. Februar 1847 legte Paula gemeinsam mit ihren drei ersten Gefährtinnen, Inés Busquets, Felicia Clavell und Francisca de Domingo, ihre Profess als Tochter Mariens, Schwester der Frommen Schulen, ab. Dennoch wurde sie im Kapitelbeschluss vom 14. März 1847 konträr zu dem, was man ihr vorgeschlagen hatte, und entgegen jeder Logik weder zur Generaloberin noch zur Generalkonsultorin gewählt. Die Aufgabe fiel Felicia Clavell zu. Doch ob­wohl Montal die Leitung der Gruppe entzogen wurde, oblag ihr als Gründerin weiterhin die Verantwortung.

Die Schwestern erwiesen sich als Vorkämpferinnen im Bereich der Mädchenausbildung. Von 1849 bis 1859 kam es durch Montals unmittelbare Initiative sowohl geographisch als auch zahlenmäßig zu einer raschen Verbreitung der Kongregation. Persönlich realisierte sie die Gründungen von Igualada (Barcelona) 1849, Vendrell (Tarragona) 1850 und Masnou (Barcelona) 1852. Bei den Gründungen von Gerona 1853, Blanes (Gerona) 1854, Barcelona 1857 sowie Söller (Mallorca) 1857 half sie tatkräftig mit.

1851 approbierte der Bischof die Regeln des Instituts und der Integrationsprozess der Töchter Mariens, Schwestern der Frommen Schulen er­reichte 1853 seinen Höhepunkt mit der Veröffentlichung der ersten Konsti­tutionen, die ein getreues Abbild jener des hl. Joseph von Calasanz darstellten, jedoch den neuen Zeitumständen und der damaligen Situation der Frauen angepasst wurden.

Von 1852 bis 1859 war Montal Fornés Novizenmeisterin in Sabadell. In diesem Zeitraum legten 90 Novizinnen ihre Gelübde ab. Ganz allgemein fungierte sie von 1829 bis 1859 als Ausbildnerin der ersten 130 Schwestern der Kongregation.

Am 15. Dezember 1859 gründete sie auf Einladung ein Kolleg in Olesa de Montserrat (Barcelona), wo sie für den Rest ihres Lebens blieb und in­nerhalb des kleinen Aktionsbereiches, der ihr auf Gehorsam zugewiesen war, eine rege Tätigkeit entfaltete: innerhalb der Gemeinschaft und bei den Kindern von Olesa de Montserrat, als Oberin des Hauses bis 1883 und anschließend als einfaches Mitglied der Kommunität. Es war dies ihre bevorzugte Gründung, in der sie sich um ein familiäres Klima bemühte, wo Frohsinn zu intensiver schulischer Arbeit und einer tief christlichen Ausbildung der Schülerinnen anspornte. Hier setzte sie auch all ihr Bemühen zur Förderung des spirituellen Wohlergehens der Schwestern der Kommunität um, getragen von Verständnis und einem echten humanen Empfinden. Sie zeichnete sich besonders durch ihren Gebetsgeist, die Liebe zu den Armen und die Treue zur Observanz der Konstitutionen und Regeln aus. Darüber hinaus nahm sie zutiefst Anteil an all den Problemen und Freuden der Kongregation, indem sie sowohl in ihr eigenes Wirken als auch in das der übrigen Schwestern das Zeugnis eines gottgeweihten Lebens in Erzieheungsaufgaben und, in ihren letzten Lebensjahren, eines intensiven und vertrauensvollen Gebets hineinlegte.

In Olesa de Montserrat erreichte sie auch die Nachricht von der päpstlichen Approbation des Instituts durch das Decretum laudis Pius’ IX. am 9. Mai 1860. Isabella II. ratifizierte das Institut als Lehrkongregation per königlichem Er­lass vom 19. Juni 1865. Pius IX. approbierte am 18. Juli 1870 vorläufig die Konstitutionen, während die endgültige Approbation durch Leo XIII. am 7. Januar 1887 erfolgte.

Die dreißig Jahre in Olesa de Montserrat waren heilig- und tugendmäßig die reichhaltigsten ihres Lebens, das in den letzten Jahren durch verstärktes Gebet und ein Geflecht von Hoffnungen angesichts der Widrigkeiten, Leiden und altersbedingten Krankheiten geprägt war.

Ihr langes Leben lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Berufung zur Liebe und zum Dienst an den Mädchen und jungen Frauen durch christliche Erziehung und Förderung ihrer menschlichen Entfaltung. Das erzieherische Werk war praktischer Ausdruck ihrer Liebe und Hingabe an Gott, ihres Lebens in der Nachfolge Christi, in der konkreten Berufung als Tochter Mariens von den Frommen Schulen.

Langsam nahmen ihre Kräfte ab, bis sie schließlich am 26. Feb­ruar 1889 im Alter von 89 Jahren im Zuge einer schmerzhaften Erkrankung in Olesa de Montserrat friedlich im Herrn entschlief, nachdem sie noch mit klarer Stimme und leuchtendem Blick, der auf einen bestimmten Punkt fixiert war, ausgerufen hatte: „Oh himmlische Mutter!“

Bei ihrem Tod umfasste die von ihr gegründete Kongregation der Töchter Mariens, Schwestern der Frommen Schulen (Piaristinnen) 346 Schwestern, die das piaristische Charisma, das ihnen ihre Gründerin vererbt hatte, in neunzehn Häusern verstreut in ganz Spanien lebten. Ihr erzieherisches Werk wird heute in der Kirche vor allem durch mehr als 800 Schwestern, verteilt auf 112 Kommunitäten, fortgesetzt, die mit ca. 30.000 Schülern in 19 Nationen auf vier Kontinenten für die Förderung der Frau arbeiten, auf dass die „Kultur der Liebe“ Wirklichkeit werde.

Die sterblichen Überreste von Paula Montal Fornés ruhen in der Kapelle des Colegio Religiosas Escolapias in Olesa de Montserrat, Spanien.

Am 25. November 2001 wurde Paula Montal Fornés vom hl. Joseph Calasanz durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen, der sie am 18. April 1993 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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