PAUL PETER GOJDIČ
(1888-1960)
BISCHOF VON PREŠOV
BASILIANERORDEN
DES HL. JOSAPHAT
Selig: 4. November 2001
Fest: 17. Juli
PAUL PETER GOJDIČ wurde am 17. Juli 1888 in Ruské Pekl’any bei Prešov in der Slowakei als Sohn des griechisch-katholischen Priesters Štefan Gojdič und der Anna Gerberyová geboren. Bei der Taufe am darauffolgenden 23. Juli erhielt er den Namen Peter. Mit Beginn des Jahres 1890 übersiedelte die Familie nach Cigel’ka, wo Peter die ersten zwei Jahre der Volksschule besuchte, das dritte besuchte er dann in Bardejov, das vierte in Prešov. Dort absolvierte er auch die Gymnasialstudien, die er 1907 mit dem Abitur abschloss. Seinem inneren Ruf zum Priestertum folgend begann er in Prešov Theologie zu studieren. Aufgrund der ausgezeichneten Ergebnisse schickte man ihn nach einem Jahr zur Fortsetzung der Studien an die Universität von Budapest. Als er dort noch Seminarist war, sagte sein Spiritual: „Das Leben ist nicht schwer, aber es ist sehr ernst“ – Worte, die ihn ein Leben lang begleiteten. Die Ferien verbrachte Gojdič zu Hause, wo er den Eltern in Haus und Hof half.
Wie es damals in der Eparchie von Prešov der Brauch war, gingen die Theologie-Absolventen vor der Priesterweihe die Ehe ein. Peter entschied sich dafür, die Priesterweihe als Zölibatärer zu empfangen. Die Eltern waren zunächst sehr überrascht, gaben aber ihre Zustimmung. Nach Beendigung der Studien wurde er am 27. August 1911 in Prešov zusammen mit seinem verheirateten Bruder Kornel zum Priester geweiht. Nach der Priesterweihe trat Gojdič in seiner Pfarrei bei seinem Vater als stellvertretender Pfarrer seinen Dienst an. Er wurde dann zum Präfekten des eparchialen Konvikts von Prešov ernannt, wo er bis zum 1. Juli 1914 blieb, als er zum Protokollreferenten und zum Archivar in der Diözesankurie bestimmt wurde. Anfang 1917 wurde er als Pfarrer-Stellvertreter zudem mit der spirituellen Betreuung der Gläubigen von Sabinov betraut. Dorthin begab er sich jeden Sonn- und Feiertag und ließ in der Zeit seiner Tätigkeit die Kirche von berühmten Künstlern ausmalen.
Nach dem Ersten Weltkrieg entstand auf der Grundlage der Verträge zwischen den Weltmächten die Tschechoslowakische Republik und Gojdič wurde 1919 die Leitung des bischöflichen Amtes übertragen. In dieser Funktion und vor allem zu einer Zeit, in der der Bischofssitz vakant war, eröffneten sich ihm somit hoffnungsvolle Perspektiven. Dennoch beschloss er, zur allgemeinen Verwunderung, sich zurückzuziehen und trat dann am 20. Juli 1922 in Černečia Hora bei Mukačevo in den Orden des heiligen Basilius des Großen ein, wo er nach der Einkleidung am 27. Januar 1923 den Namen Paul (Pavel) annahm. Er schreibt: „Ich vernahm den Ruf zum Ordensleben… Was darf ich mir in der Welt erwarten? Vielleicht die Bischofswürde? Weder strebe ich diese an noch fühle ich mich ihrer würdig.“ Am 10. März legte Gojdič die zeitlichen Gelübde ab. Zur damaligen Zeit wanderten viele orthodox Gläubige von Russland in die Tschechoslowakei aus. Die Basilianer wurden daher ersucht, ihnen die Volksmissionen zu predigen. Auch P. Gojdič wurde dazu entsandt.
Mitte 1924 wurde Gojdič zum Präfekten des Studentats von Užhorod ernannt, wobei er gleichzeitig auch das Amt des stellvertretenden Oberen übernahm. Sein Wirken als Spiritual nicht nur der Studenten, sondern auch der Intellektuellen erfuhr große Resonanz, sodass am 27. September 1926 die Ernennung zum Apostolischen Administrator der Eparchie von Prešov folgte. P. Gojdič, der kirchliche Würden ablehnte, wandte sich mit der Bitte an Pius XI., seine Ernennung zu widerrufen, da er ihrer nicht würdig und noch ohne ewige Gelübde sei. Die Nuntiatur in Prag teilte ihm mit, dass das Ernennungsdekret mit der nötigen Dispens ausgehändigt worden sei. Am 28. Oktober 1926 legte Gojdič die ewigen Gelübde ab und stellte beim feierlichen Einzug in die Kathedrale von Prešov am 20. Februar 1927 sein apostolisches Programm vor: „Mit der Hilfe Gottes will ich zum Vater der Waisen, zur Stütze der Armen und zum Tröster der Betrübten werden.“
Kurze Zeit später, am 7. März 1927, wurde er zum Titularbischof von Harpasa (Ecclesiae Harpasenae – Kleinasien) ernannt. Die Bischofsweihe erfolgte am 25. März 1927, dem Fest Maria Verkündigung, in der Basilika S. Clemente in Rom. Am 29. März wurde Gojdič von Papst Pius XI. in Privataudienz empfangen, der ihm ein goldenes Kreuz mit den Worten überreichte: „Dieses Kreuz ist nur ein schwacher Abglanz für die schweren Kreuze, die Gott dir, mein Sohn, in deinem bischöflichen Dienst auferlegen wird.“
Als Bischof setzte sich Gojdič für die Förderung des spirituellen Lebens der Priester und Gläubigen ein. Er war sehr bedacht auf die rechte Feier der Liturgie und der kirchlichen Feste, errichtete neue Pfarreien und ließ ein Waisenhaus bauen. Von besonderer Tragweite waren auch seine Aktivitäten im schulischen Bereich. So gründete er 1936 das griechisch-katholische Gymnasium in Prešov, unterstützte zudem die Lehrerbildungsakademie, das Seminar, die Konvikte usw. Auf jede nur erdenkliche Weise war er mit der Veröffentlichung geistlicher Literatur befasst, so z.B. mit der Herausgabe der Zeitschrift Blahovistnik, Da prijdet carstvije Tvoje (Dein Reich komme) sowie verschiedener Gebetsliteratur und Ähnlichem über den Verlag PETRA. Aufgrund seines wohlwollenden, aufmerksamen und mildtätigen Verhaltens dem Volk gegenüber wurde ihm der Beiname „Mann mit dem goldenen Herzen“ verliehen. Weitere wichtige Aspekte seines Amtes waren die Anbetung der Allerheiligsten Eucharistie, die Verehrung des Herzens Jesu und der Gottesmutter.
Am 13. April 1939 wurde Gojdič zum Apostolischen Administrator von Mukačevo in der Slowakei ernannt. Bei der schwierigen Situation des slowakischen Staates war seine Person den Repräsentanten der damaligen Regierung ein „Dorn im Auge“, weshalb er auf das Amt verzichtete. Der Papst würdigte seine Initiativen und lehnte nicht nur seine Verzichtserklärung ab, sondern ernannte ihn zum regulären Bischof von Prešov. So wurde Gojdič am 8. August 1940 in Prešov feierlich inthronisiert und dann am 15. Januar 1946 in der Jurisdiktion über die Griechisch-Katholischen in der Tschechoslowakei bestätigt.
Die vielversprechende Entwicklung des religiösen und spirituellen Lebens der Eparchie während seiner Zeit als Bischof wurde schließlich durch die Kriegsereignisse und vor allem durch die Machtergreifung der Kommunisten 1948 unterbrochen. Deren ideologische Ausrichtung ließ vor allem einen Kampf gegen die griechisch-katholische Kirche erahnen. Bischof P. Gojdič widersetzte sich dem Druck, die Griechisch-Katholischen zum Übertritt zur Orthodoxie zu bewegen, was von der kommunistischen Partei und vom Staatsapparat forciert wurde, wenngleich er wusste, damit Verfolgung, Gefängnis und sogar den Tod zu riskieren. Zusehends wurde Gojdič vom Klerus und den Gläubigen isoliert. Doch obwohl man ihn sehr unter Druck setzte, dem katholischen Glauben abzuschwören und die Einheit mit dem Papst zu brechen, lehnte er alle Angebote ab.
Bald darauf kam es zum traurigsten Ereignis in der Geschichte der griechisch-katholischen Kirche, zur sogenannten „Operation P“, die am 28. April 1950 im Sobor (Konzil) von Prešov gipfelte, wodurch der Staat die griechisch-katholische Kirche für gesetzwidrig erklärte und jegliche Aktivität verbot. Bischof Paul Gojdič wurde am 15. Juli 1950 verhaftet und am folgenden 17. Juli, seinem 62. Geburtstag, dem Gefängnis von Pressburg übergeben. Um den 20. September 1950 wurde er in das gefürchtete Gefängnis von Ruzyň in Prag überstellt, wo das Verhör begann.
In einem Schauprozess gegen die sogenannten „hochverräterischen“ Bischöfe (Vojtaššák, Buzalka und Gojdič) vom 11. bis 15. Januar 1951 wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe, zu einer Geldstrafe über zweihunderttausend Kronen und zum Verlust sämtlicher Bürgerrechte verurteilt. Es folgten die Verlegung von einem Gefängnis in das andere, körperliche und seelische Misshandlungen, Erniedrigungen sowie schwerste und entwürdigende Arbeiten. Gojdič aber beklagte sich nie, nützte jeden verfügbaren Augenblick zum Gebet und feierte heimlich die heilige Liturgie. Infolge der von Staatspräsident A. Zápotocký 1953 erlassenen Amnestie wurde seine lebenslange Gefängnisstrafe auf 25 Jahre reduziert. Gojdič hätte den Kerker nur um den Preis des Verrats seiner Treue zur Kirche und zum Heiligen Vater verlassen können. Anlässlich des 70. Geburtstages schickte dem Inhaftierten auch Pius XII. ein Telegramm, in dem er versicherte, seinen heroischen Sohn nicht zu vergessen. Dies war für Gojdič einer der schönsten Tage während der Haft.
Ein großer Wunsch von ihm war schließlich, gestärkt durch die Sakramente an seinem Geburtstag zu sterben. Beide Wünsche gingen in Erfüllung. Pater Alojz Vrána nahm ihm die Beichte ab und ein Zeuge der letzten Augenblicke seines Lebens berichtet: „Ich klopfte um den Gefängniswärter, damit er den Arzt rufe, und habe P. Vrána geweckt. Als dieser sich dem Bett des Bischofs näherte, bemerkte er: ,Er liegt im Sterben… Beten wir alle gemeinsam für den Sterbenden.‘ Es dauerte ziemlich lange, bis der diensthabende Wärter mit dem Arzt kam, der jedoch nur mehr den bereits eingetretenen Tod feststellte.“ Bischof Gojdič starb am 17. Juli 1960 – und somit an seinem Geburtstag, wie er es sich gewünscht hatte – um 0.20 Uhr auf der Krankenstation des Gefängnisses von Leopoldov (Slowakei) an Lungenkrebs. Zunächst auf dem Gefängnisfriedhof unter der Kerkernummer 681 beigesetzt, wurden seine sterblichen Überreste dann am 29. Oktober 1968 nach Prešov überführt, wo sie in der Kapelle der griechisch-katholischen Kathedrale St. Johannes des Täufers in einem Sarkophag ruhen.
Am 4. November 2001 wurde Paul Peter Gojdič von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Resch, Andreas: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]
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