OSCAR ARNULFO ROMERO GALDÁMEZ
(1917-1980)
ERZBISCHOF
MÄRTYRER
Heilig: 14. Oktober 2018
Fest: 24. März
OSCAR ARNULFO ROMERO GALDÁMEZ wurde am15. März 1917 in bescheidenen Verhältnissen in Ciudad Barrios in El Salvador geboren. Nachdem er den Wunsch geäußert hatte, Priester zu werden, erhielt er seine erste Ausbildung im Seminar in San Miguel (1930). Seine Oberen, die seinen Hang zum Studieren und seine Eignung für die Kirchendisziplin erkannten, schickten ihn nach Rom, wo er in den Jahren 1937 bis 1942 an der Theologischen Fakultät der Päpstlichen Universität Gregoriana seine akademische Ausbildung mit dem Bakkalaureat und dem Lizenziat abschloss und sich für das Doktoratsstudium inskribierte.
Am 4. April 1942 wurde Romero zum Priester geweiht und arbeitete einige Jahre als Pfarrer. Anschließend wurde er Sekretär des Bischofs von San Miguel, Angel Machado, und dann zum Sekretär der Bischofskonferenz von El Salvador berufen.
Am 25. April 1970 wurde er zum Weihbischof von San Salvador ernannt, die Bischofsweihe empfing er am 21. Juni 1970 von Erzbischof Girolamo Prigione, dem Apostolischen Nuntius in El Salvador. Er wurde so zum Hauptmitarbeiter von Luis Chávez y González, einem der Protagonisten der zweiten lateinamerikanischen Bischofskonferenz in Medellín (1968).
Am 15. Oktober 1974 wurde Romero zum Bischof von Santiago de María in El Salvador, einer der ärmsten Regionen des Landes, ernannt. Der Kontakt mit dem realen Leben der Bevölkerung, in bitterer Armut lebend und der grausamen Unterdrückung durch das Militär ausgesetzt, das die ärmste Bevölkerungsschicht der Ausbeutung durch die lokalen Großgrundbesitzer preisgab, führte bei Romero zu einer grundlegenden Änderung in den theologischen Überzeugungen und der pastoralen Wahl, auch dank des Einflusses des Jesuiten Jon Sobrino, eines Hauptvertreters der Befreiungstheologie.
Die zunehmenden Verbrechen gegen ihm nahestehende Personen und Mitarbeiter veranlassten ihn dazu, die im Land wütenden Gewaltexzesse anzuprangern. Die Ernennung zum Erzbischof von San Salvador am 3. Februar 1977 war von der lokalen herrschenden Klasse aufgrund der in Glaubensangelegenheiten als konservativ eingeschätzten Haltung Romeros mit Genugtuung aufgenommen worden. Und doch: Ein erstes Indiz seiner pastoralen Linie – die von Seiten der Armen voll geteilt wurde und zu den Familien, die Romero unterstützten, weil sie in ihm einen Verteidiger des politischen und wirtschaftlichen Status quo sahen, in vollem Kontrast stand – zeigte sich bei der Feier zur Amtseinführung des Erzbischofs, die am 3. Februar 1977 in äußerster Schlichtheit und ohne die traditionelle Einladung an die staatlichen und militärischen Autoritäten erfolgte. Romero schlug sogar das Angebot zur Errichtung eines bischöflichen Palastes aus und wählte stattdessen ein kleines Zimmer in der Sakristei der Kapelle des Spitals der Göttlichen Vorsehung, in dem die unheilbaren Krebspatienten untergebracht waren.
Der Tod des Jesuiten Rutilio Grande, seines Freundes und Mitarbeiters, der zusammen mit zwei Katechumenen nur einen Monat vor seinem Einzug in die Diözese ermordet wurde, war der Auslöser für Romeros prophetische Ankündigung, der zu einem hohen Blutzoll in der salvadorianischen Kirche führte. Auf Veranlassung der Regierungspartei profanierte und besetzte das Militär die Kirchen, wie in Aguilares, wobei mehr als 200 Gläubige ums Leben kamen. Der Erzbischof verlangte eine eingehende Untersuchung der Vergehen und verweigerte die Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Amtseinsetzung von Präsident Carlos Humberto Romero im darauffolgenden Juli.
Erzbischof Romeros vom Diözesanradio übertragene Katechesen und Predigten wurden auch im Ausland gehört, so dass die durch den Bürgerkrieg ausgelöste prekäre Situation des Landes allgemein bekannt wurde. Seine wachsende Popularität in El Salvador und in ganz Lateinamerika sowie die Nähe des Volkes standen in Kontrast zur Opposition von Teilen des Episkopats und vor allem zum Argwohn von Papst Paul VI. Bei einer Audienz am 24. Juni 1978 sagte Romero: „Ich beklage, Hl. Vater, dass in den mir hier in Rom über meine pastorale Führung vorgebrachten Einwänden eine negative Interpretation vorherrscht, die sich exakt mit den starken Kräften deckt, die in meiner Erzdiözese meine apostolischen Bemühungen zu untergraben und in Verruf zu bringen versuchen.“
Laut den Dokumenten des Seligsprechungsverfahrens, die in den ersten Monaten des Jahres 2018 bekannt wurden, vertrat ein Teil des salvadorianischen Episkopats die Ansicht, dass Romero „heterodox, verrückt und schwer geisteskrank und seinen Beratern, vor allem den Jesuiten, hörig“ sei – „ein gefährlicher Mann, der gestoppt werden“ müsse. Monsignor Gerada setzte sich ausdrücklich für seine Entfernung ein, während Paul VI. ihn im April 1977 seiner Unterstützung versicherte, da er ihn für einen authentischen Vertreter des Konzils hielt.
Der Befreiungstheologie gegenüber (der er eine Theologie der ganzheitlichen Erlösung entgegensetzte) war Romero kritisch eingestellt, weil er in ihr eine Politisierung des Glaubens sah, welche die Übernatürlichkeit des Christentums ad absurdum führte. Dennoch war er weder blind noch taub, was die Massaker anbelangte, die Großgrundbesitzer, multinationale Unternehmen und amerikanischer Geheimdienst unter den armen Menschen in Salvador, seinem christlichen Volk, anrichteten. Seine Anprangerung der von den Großgrundbesitzern und den amerikafreundlichen Militärs aufgezwungenen sozialen Ungerechtigkeit gründete auf einem Antiliberalismus, der mit dem sozial-katholischen Lehramt völlig konform ging. Die Unterstützung des neuen Papstes, Johannes Paul II., blieb ihm versagt, der die großen pastoralen Fähigkeiten Romeros und dessen Treue zum Evangelium zwar hoch schätzte, aber aus Angst vor einer eventuellen Verflechtung mit politischen Ideologien übervorsichtig agierte – im Falle des ausgesprochen strenggläubigen Romero völlig unbegründet – und so zu Diskrepanzen zwischen Lateinamerika und dem Heiligen Stuhl führte.
1979 kam es zu einer dramatischen Begegnung zwischen Romero und Papst Johannes Paul II., der eine apostolische Untersuchung ankündigte. Der Bischof brach dabei in Tränen aus, weil er sich vom Oberhaupt der Katholischen Kirche fallen gelassen fühlte, der sich mit seinen Gegnern außerhalb wie innerhalb der salvadorianischen Kirche zu verbünden schien. Als Romero fünf Monate später wieder nach Rom kam, ermutigte ihn der Pontifex, gebot ihm, weiterzumachen, und sagte, dass er für ihn, den Stellvertreter Christi beim Volk von San Salvador, beten werde.
Am 2. Februar 1980 erhielt Romero in Löwen, Belgien, für seinen Einsatz als Verteidiger der Armen das Ehrendoktorat. Am 23. März d. J. forderte der Erzbischof die Offiziere und Streitkräfte öffentlich dazu auf, Anweisungen, die gegen die christliche Moral verstießen, nicht auszuführen. Er sagte: „Ich möchte an die Angehörigen der Streitkräfte und im Besonderen an die Verantwortlichen der Nationalgarde, der Polizei und der Kasernen folgenden Appell richten: Brüder, ihr gehört zu unserem Volk, ihr tötet eure eigenen Brüder unter den Bauern. Doch wenn ein Mensch euch befiehlt zu töten, dann muss das Gesetz Gottes höher stehen, das da lautet: Du sollst nicht töten! Kein Soldat ist verpflichtet, einem Befehl zu gehorchen, der dem Gesetz Gottes widerspricht. Ich flehe euch an, ich ersuche euch inständig im Namen Gottes: Setzt der Repression ein Ende!“
Dieser Aufruf an Armee und Polizei war das auslösende Ereignis für die Reaktion der führenden Klasse. Als unmittelbare Antwort veröffentlichten die regimetreuen Presseorgane ein Bild von Papst Johannes Paul II., begleitet von einer Aussage des Pontifex, die als Warnung zu verstehen war: „Wehe den Priestern, die in der Kirche Politik machen, denn die Kirche ist für alle da!“
Am Tag darauf, Montag, 24. März 1980, wurde Romero, während er in der Kapelle des Spitals von der Göttlichen Vorsehung die hl. Messe feierte, im Auftrag von Roberto D’Aubuisson, dem Anführer der rechtskonservativen Partei ARENA (Alianza Republicana Nacionalista), von einem gedungenen Mörder erschossen. In der Homilie hatte Romero seine Anklage gegen die Regierung von El Salvador bekräftigt, welche die Karten der Minenfelder täglich auf den letzten Stand brachte, indem sie Kinder vorschickte, die durch die Explosionen in Stücke gerissen wurden. Der Todesschütze gab nur einen einzigen Schuss ab, welche die Halsschlagader traf, als Romero bei der Wandlung die Hostie emporhob.
Am 14. Oktober 2018 wurde Oscar Romero auf dem Petersplatz in Rom heiliggesprochen, nachdem er am 24. Mai 2015 von Kardinal Angelo Amato im Auftrag des Papstes in San Salvador seliggesprochen worden war.