Andreas Resch: Olympija Olha Bidà und Gefährtinnen

OLYMPIJA OLHA BIDÀ
Professnonne
(1903-1952)
Fest: 28. Januar

LAURENTIJA HARASYMIV
Professnonne
(1911-1952)
Fest: 26. August

Kongr. der Schwestern
vom hl. Joseph

TARSYKIJA MAC’KIV
Professnonne
(1919-1944)
Fest: 18. Juli

Kongreg. der Dienerinnen von Maria Immaculata

Ukrain. Märtyrerinnen
Selig: 27. Juni 2001

Olympija Olha Bidà wurde 1903 im Dorf Cebliv in der Region Lemberg, Ukraine, geboren. Die Taufe fand in der griechisch-katholischen Kirche des hl. Damianus in Cebliv statt. Wenngleich es von ihrem Eintritt in die Kongregation der Schwestern vom hl. Joseph keine Unterlagen gibt, weiß man, dass sie damals sehr jung war. Nach dem Noviziat wurde Olympija zur Ausübung ihrer Tätigkeit nach Žužel in die Region Sokal’ geschickt, wo sich die Schwestern um die spirituelle Entwicklung der Jugend kümmerten. Sie gingen in die Familien und ersuchten die Eltern, ihnen ihre Kinder zu schicken, damit sie eine christliche Erziehung erhielten. Schwester Olympija war Lehrerin und Pförtnerin.
1930 wurde Olympija auf Mission in die Stadt Xyriv gesandt, wo sie Oberin einer kleinen Kommunität von drei Schwestern wurde. Sie führten ein intensives Gebetsleben und gründeten das sog. „Gebetsapostolat“ sowie ein Kinderheim. Olimpija war überzeugt, dass zur Entwicklung reifer Persönlichkeiten, die in der Gesellschaft Gutes tun sollten, eine christliche Bildung unabdingbar war.
Mit dem Einmarsch der Bolschewiken 1944 füllten sich die Kerker mit Gefangenen, die brutal misshandelt, gefoltert und umgebracht wurden. Die Schwestern setzten ihr Apostolat trotz steigender Gefahr fort. 1945 schlossen die Kommunisten der Reihe nach die Konvente. Diese Maßnahmen betrafen auch die Häuser der Kongregation der Schwestern vom hl. Joseph. Schwester Olympija begann ihre Pastoral nun im Geheimen, indem sie die Kinder auf die Erstkommunion vorbereitete und die Stelle von Priestern einnahm, die in Lagern und sowjetischen Kerkern verschwunden waren. Die Arbeit der Schwestern ging nicht unbeobachtet vor sich. Sie standen ununterbrochen im Visier des KGB und konnten nicht einmal auf die Straße gehen. Die Agenten setzten eine altbewährte Strategie ein: periodisches Eindringen in die Konvente der Schwestern, verbunden mit Durchsuchung und Beschlagnahmung. Im April 1950 wurden auch Sr. Olympija und Sr. Laurentija Harasymiv verhaftet, als sie gerade einem Verstorbenen das letzte Geleit gaben. Am 27. Mai wurde Olympija wegen „antisowjetischer Aktivitäten“ in das Lager von Kharsk, Provinz Tomsk in Sibirien, deportiert. Man zwang sie, ein Dokument zu unterzeichnen, in dem sie sich mit dem Urteil einverstanden erklärte. Am 12. Juni 1950 erwartete sie ein Gefangenentransport. Im Lager angekommen, teilten ihr die Behörden mit, dass sie von nun an dort ihr Leben fristen werde. Durch die Umstände im sibirischen Exil nahm ihre Gesundheit nicht wiedergutzumachenden Schaden. Schwester Olympija starb am 28. Januar 1952 im Alter von 49 Jahren im genannten Lager infolge Entbehrungen und verweigerter medizinischer Hilfe.

Laurentija Harasymiv erblickte das Licht der Welt am 17. August 1911 in Rudnyky, Region Lemberg, Ukraine. Ihr Vater Illja war Bauer, ihre Mutter eine gefragte Hebamme. Sie hatte sechs Geschwister. Dem Beispiel der Kongregation der Schwestern vom hl. Joseph des orientalischen Ritus folgend, die im Nachbardorf Veryn ansässig waren, beschloss auch sie, ins Kloster zu gehen.
Im Mai 1931 trat Leokadija in die Kongregeation der Schwestern vom hl. Joseph im Konvent von Cebliv ein. Der Einkehrtag zur Vorbereitung auf den Tag der Einkleidung wurde von P. Buls, einem belgischen Redemptoristen, geleitet. Am 8. Januar 1932 nahm Leokadija das Ordenskleid und wählte den Namen Laurentija. 1933 legte sie die ersten Gelübde ab und blieb ein weiteres Jahr in Cebliv, wo sie das Charisma ihres Instituts vertiefte. Die Schwestern vom hl. Joseph waren am 17. Februar 1884 vom hl. Sigismund Gorazdowski gegründet worden, um dessen Bildungs- und Hilfswerke fortzusetzen. Sie leiten heute noch eine Reihe von Kollegien und engagieren sich besonders in Katechese und Ausbildung.
Nach einem Jahr wurde Laurentija zusammen mit Sr. Olympija Bidà in die Stadt Xyriv geschickt, wo Letztere Oberin einer kleinen Gruppe von drei Schwestern wurde. Laurentija liebte Kinder und wurde daher dem Heim zugewiesen, das die Schwestern eröffnet hatten.
Als die Verfolgung der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche begann, „animierten“ die kommunistischen Behörden die Schwestern, Zivilkleider zu tragen, was diese jedoch ablehnten. Eine Verhaftung war somit unvermeidlich, doch hatten sie – obwohl sie sich der Situation voll bewusst waren – nicht die Absicht, das Dorf zu verlassen. So erinnert sich eine Zeugin: „Bevor sie festgenommen wurde, kam Laurentija, um Adieu zu sagen, und sie übergab uns ihr kleines Gebetbuch mit den Worten: „Wenn euer Sohn zur Erstkommunion geht, dann gebt ihm das!“
Im April 1950 wurde Laurentija Harasymiv zusammen mit Sr. Olympija Bidà, während sie in der Friedhofskapelle bei einer Beerdigung beteten, von Agenten des KGB verhaftet, in ein Auto verfrachtet und in das Gefängnis nach Boryslav gebracht. Es folgte die Deportation auf Lebenszeit nach Sibirien, in das Lager von Kharsk in der Provinz Tomsk. Laurentija erkrankte noch vor der Reise an Tuberkulose, die dann schließlich zum Tod führte. Es war ihre Mitschwester Olympija Bidà, die sie bis zu ihrem eigenen Tod pflegte, der einige Monate vor Laurentijas Ableben eintrat. Diese starb am 26. August 1952 im Alter von 42 Jahren ebenfalls im Lager von Kharsk.

Tarsykija Mačkiv wurde am 23. März 1919 im Dorf Xodoriv, Region Lemberg, Ukraine, geboren. Sie war das erste der vier Kinder von Maria Kuka und Roman Mačkiv. Bei der Taufe erhielt sie den Namen Olha Romanivna. Nach Beendigung der Volksschule besuchte sie das Gymnasium in Xodoriv und trat anschließend in die staatliche Gewerbeschule für Frauen in Lemberg ein, die als eine der besten Einrichtungen galt. Olha beschloss ihre Lehrzeit am 17. Juni 1937 mit dem Diplom als Lehrerin für Zuschneiden und Nähen. Da sie den Ruf zum Ordensleben verspürte, wollte sie in ein Kloster eintreten. Die Mutter, die sie zwar christlich erzogen hatte, war jedoch vehement dagegen und behinderte ihre Berufung. Dabei ging sie sogar so weit, ihr den Kirchenbesuch zu verbieten. Der Vater hingegen unterstützte sie.
Am 3. Mai 1938 trat Olha in die Kongregation der Dienerinnen von Maria Immakulata ein, die am 24. August 1892 von den Basilianerpatres Jeremias Lomnitsky und Kyrill Seletsky sowie der seligen Josaphata Michaëlina Hordáshevska mit dem Zweck gegründet worden war, Kinderheime zu errichten, Kranke zu betreuen, den Sonntag zu heiligen und Bildung unter das Volk zu bringen, indem sie christliche Tugenden und Arbeitseifer durch eigenes Beispiel vorlebten.
Nach sechs Monaten Postulat begann Olha am 4. November 1938 das Noviziat und nahm den Namen Tarsykija an. Am 5. November 1940 legte sie die ersten Gelübde ab. Sie bekam die Verantwortung für die Ausbildungswerkstätte des Klosters übertragen und lehrte in der Haushaltungsschule auch Zuschneiden und Nähen. Tarsykija hatte ein ausgeglichenes, fröhliches und hilfsbereites Wesen und betete viel. Die Zeit ihres Noviziats und die ersten Jahre nach den Gelübden fielen in die schwierige Periode des Zweiten Weltkriegs. Dies tat ihrer Berufung jedoch keinen Abbruch, sondern spornte sie vielmehr dazu an, sich ihrer Mission noch stärker zu widmen. Schon vor dem Einmarsch der Bolschewiken hatte sie vor ihrem Beichtvater das Gelübde abgelegt, ihr Leben für die Bekehrung Russlands und den heiligen katholischen Glauben in die Waagschale zu werfen.
Am Nachmittag des 17. Juli 1944 begann die sowjetische Offensive in Krystynopil (Polen). Die Schwestern mussten sich im Keller verstecken, den sie sich bereits unter dem Haus eingerichtet hatten. Die ganze Nacht über bis zum Morgen wurde gekämpft und bombardiert. Der mächtige Schuss einer Kanone traf das Haus, jedoch ohne zu explodieren. Zwei Bomben fielen auf die Stallungen und machten sie dem Erdboden gleich. Die fünfzig Schwestern in Haus und Keller waren auf das Schlimmste gefasst. Während sie am 18. Juli auf den Kaplan warteten, läutete die Glocke, und drei von ihnen liefen sogleich zur Pforte, wie Schwester Damjana erzählt: „Schwester Tarsykija war schneller als ich und kam als erste an die Pforte. Da fiel ihr plötzlich ein, dass sie den Schlüssel für das Tor nicht hatte. Sie drehte sich um und bat Schwester Maria um den Schlüssel. Justament in diesem Augenblick schoss ein Soldat mit der Maschinenpistole durch die Türklappe und traf Schwester Tarsykija am Kopf. Ich sah, wie sie zu Boden stürzte. Schwester Maria und ich konnten sie nicht gleich wegtragen, weil wir befürchteten, dass er weiterschießen würde. Stattdessen gingen wir in den Keller und erzählten den anderen, was mit Tarsykija passiert war. Schwester Olha Dykun trug den Postulantinnen auf, Tarsykija in den Keller zu tragen, wo wir dann feststellten, dass sie tot war.“
Wegen des Bombardements wurde sie im Klostergarten beerdigt und ruht nun auf Feld 21 des Friedhofs Lyčakivs’kyj in Lemberg, Ukraine.

Am 27. Juni 2001 wurden Olympija Olha Bidà, Laurentija Leokadija Harasymiv und Tarsykija Olha Mačkiv von Papst Johannen Paul II. in Lemberg seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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