Andreas Resch: Oleksa Zaryckyj und Gefährten

OLEKSA ZARYCKYJ, Priester
(1912-1963)
Fest: 30. Oktober

OMELJAN KOVČ, Priester
(1884-1944)
Fest: 25. März

PETRO VERHUN, Priester
(1890-1957)
Fest: 7. Februar

ROMAN LYSKO, Priester
(1914-1949)
Fest: 14. Oktober

UKRAINISCHE MÄRTYRER

Selig: 27. Juni 2001

Oleksa Zaryckyj wurde am 17. Oktober 1912 im Dorf Bilče, Distrikt Medyniči, Region Lemberg, Ukraine, geboren. Nach Volksschule und Höherer Schule trat er in die Theologische Akademie in Lemberg ein, wo er bis 1934 studierte und seine Priesterberufung zur Reifung gelangte. Tatsächlich galt er, was die Priesterausbildung betraf, aufgrund seiner Leistungen als einer der vielversprechendsten Schüler. Am 7. Juni 1936 wurde Zaryckyi zum Priester für die Großerzdiözese Lemberg geweiht. Anschließend wirkte er als Pfarrer in den Dörfern Strutyn und Zarvanytsia, wobei er auf allen Ebenen ein Klima tiefer Religiosität verbreitete und sich in besonderer Weise der Erziehung der Jugend annahm. Für die Kleinsten rief er ein Kinderasyl ins Leben.
Mit dem Einmarsch der Sowjets 1939 war er gezwungen, sein Haus in Strutyn zu verlassen, woraufhin er sich in das Dorf Rjasna Ruska bei Lemberg zurückzog. Die Regierung verbot ihm schließlich den Katechismusunterricht, doch ließ sich Zaryckyi nicht einschüchtern und hielt seinen Unterricht im Geheimen ab, wobei er dazu ermunterte, den Glauben an Christus niemals zu verraten. So ließ er auch den Termin verstreichen, der ihm gesetzt worden war, um den Übertritt zur orthodoxen Kirche zu besiegeln. Dies hatte er jedoch schon früher abgelehnt. Seine Verhaftung kam daher für niemanden überraschend. Sechs Monate brachte er im Gefängnis von Solotschiw zu. Nach Lemberg überführt, wurde er äußerst brutalen Verhören unterzogen, dabei auch mit Teer übergossen und lange in eiskaltes Wasser getaucht. Da man ihn als „politischen Dissidenten“ betrachtete, verurteilte ihn der Sonderrat beim Innenministerium der Sowjetunion am 29. Mai 1948 zu acht Jahren Lagerhaft. Anfangs wurde er in die Region von Irkutsk geschickt, wo er Bäume schneiden musste. Anschließend nach Mordwinien überstellt, musste er stets die schwersten Arbeiten verrichten. Den Großteil seiner Gefangenschaft verbrachte er in Gegenden Sibiriens und in Karaganda in Kasachstan. Am 10. April 1956 kam Zaryckyi aufgrund einer allgemeinen Amnestie frei, kehrte nach Halyčina zurück und fuhr von dort aus wieder nach Karaganda, um die Untergrundgemeinde der Gläubigen zu organisieren. Am 9. Mai 1962 wurde er neuerlich verhaftet und am 30. Juni 1962 wegen „Landstreicherei“ zu weiteren zwei Jahren Kerker verurteilt. Er starb am 30. Oktober 1963 im Alter von 51 Jahren im Lagerspital von Dolynka (Karaganda, Kasachstan) infolge einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung, die sich durch Gewebenekrosen verkomplizierte. Im April 1964 gelang es einem Bruder, den Ort seiner Beisetzung in der Nähe der Kirche von Rjasna Ruska bei Lemberg zu identifizieren. Er legte Oleksa ein kleines Kreuz auf die Brust und stellte auf dem Grab ein großes Eisenkreuz auf.

Omeljan Kovč wurde am 20. August 1884 als Sohn eines griechisch-katholischen Pfarrers in Kosmač geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des staatlichen Gymnasiums von Lemberg wurde er an das Ukrainische Kolleg nach Rom geschickt, um an der Universität Urbaniana Philosophie und Theologie zu studieren. 1911 zum Priester geweiht, übte er sein Amt zunächst in Halyčina und anschließend als Freiwilliger unter den ukrainischen Emigranten in Bosnien aus. 1919 wurde er Militärkaplan bei der ukrainischen Armee. Von 1922 bis 1941 wirkte er als Pfarrer von Peremyšljany. Kovč war ein Priester voll des christlichen Eifers. So gelang es ihm, Mittel für die Restaurierung und den Wiederaufbau von Kirchen zu sammeln, für die Gründung einer Agrargenossenschaft sowie für die Errichtung einer Anlaufstelle der Organisation „Prosvita“, die sich dem Kampf gegen den Analphabetismus verschrieb und sich für die Bildung der Landbevölkerung einsetzte. Alljährlich organisierte er Konferenzen zur Eucharistie, Wallfahrten und auch Diskussionen verschiedenster Art. Den Obrigkeiten missfiel jedoch seine pastorale Tätigkeit, nicht zuletzt wegen seiner großen rhetorischen Fähigkeiten. Daher wurde sein Haus des Öfteren durchsucht und er selbst mindestens 20-mal abgeholt und eine Zeit lang eingesperrt, um seinen seelsorglichen Eifer zu bremsen. Kovč war verheiratet und hatte sechs Kinder. Zudem beherbergte er einige Waisenkinder, die er nach dem Tod von deren Eltern in sein Haus aufnahm. In Juni 1941 führten die Agenten des KGB in Peremyšljany eine Massenverhaftung durch. Im Zuge der deutschen Okkupation 1941 tat Kovč alles, um den Antisemitismus zu bekämpfen. Er half den Juden, wo er nur konnte, und rettete vielen das Leben; wenn sie es wünschten, spendete er ihnen auch die Taufe. Aus diesem Grund wurde er verhaftet und in ein Gefängnis in Lemberg gesperrt. Die Nazis versprachen ihm die Freiheit, sofern er es unterlassen würde, den Juden zu helfen, doch Kovč lehnte ab. Nach seiner Verhaftung am 30. Dezember 1942 kam er in das berüchtigte Gefängnis von Lemberg. Im August 1943 wurde er in das Konzentrationslager Majdanek verlegt und dort der Feldküche zugewiesen. Nachdem ihm zu Ohren gekommen war, dass seine Angehörigen für seine Freilassung alle Hebel in Bewegung setzten, teilte er ihnen mit: „Ich bitte euch, das nicht zu tun. Gestern haben sie 50 Personen hingerichtet. Wenn ich nicht hier wäre, wer sollte dann helfen, all das Leid zu ertragen?!“ Zur Erfahrung der Gemeinschaft im Leiden in Majdanek sagte er: „Außer dem Himmel ist dies der einzige Platz, an dem ich sein möchte. Hier sind wir alle gleich: Polen, Juden, Ukrainer, Russen, Letten und Esten. Hier begegne ich Gott, Ihm, der für alle gleich ist, trotz der unterschiedlichen Religionen, die es hier gibt.“
Omeljan Kovč starb am 25. März 1944 im Lager Majdanek. In einem Brief an die Seinen schrieb er: „Betet für jene, die dieses Lager und dieses System aufgebaut haben. Sie bedürfen nur des Gebets… Herr erbarme dich ihrer.“ Sein Leichnam wurde nie identifiziert.

Petro Verhun wurde am 18. November 1890 in der Stadt Horodok, Region Lemberg, Ukraine, geboren. Die Gymnasialstudien konnte er nicht beenden, weil er dem Vater in der Tischlerei helfen musste. 1909 meldete er sich als Freiwilliger zum österreichischen Militär und nach dem Untergang des österreichisch-ungarischen Kaiserreiches trat er in das ukrainische Heer ein, wo er Unteroffizier wurde. 1920 nahm Verhun die Studien wieder auf und inskribierte an der Theologischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag. Er studierte auch Philosophie in der Ukraine. Am 30. Oktober 1927 wurde er zum Priester der Großerzdiözese Lemberg geweiht und zum Verantwortlichen für die in Deutschland lebenden ukrainischen Katholiken mit Sitz in Berlin ernannt. 1930 verfasste er eine kleine geschichtliche Studie zum Stand der Kirche in der Ukraine. 1933 redigierte er ein „Memorandum“, um seine Position in Bezug auf die Hungersnot kundzutun, die, organisiert vom Sowjetregime, zur Vernichtung der Ukraine beitrug, indem die Bevölkerung ausgerottet wurde. Im darauffolgenden Jahr verhinderte die Intervention des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Eugenio Pacelli, des späteren Papstes Pius XII., dass Verhun ausgewiesen wurde. 1937 verlieh ihm Pius XII. den Titel „Monsignore“ und am 23. November 1940 ernannte er ihn zum Apostolischen Visitator der ukrainischen Katholiken in Deutschland. Verhun gründete Pfarreien und unterstützte Schulen sowie Bildungsvorhaben und verlegerische Initiativen. Am 29. April 1945 marschierte die Rote Armee in Berlin ein und am 22. Juni 1945 wurde Verhun dort vom russischen Geheimdienst verhaftet und zu acht Jahren Zwangsarbeit im Lager in der Nähe von Inta und Workuta verurteilt. Während der ständigen Verhöre wurde er brutal geschlagen. 1952 enthaftet, verbrachte er seine letzten Lebensjahre im Dorf Angarsk (Krasnojarsk, Sibiren). Nachdem er bereits seit geraumer Zeit unter Blutungen litt, wurde er 1954 am Magen operiert. Da er sich sehnlichst wünschte, in einem Kloster zu leben, gelang es ihm am 23. März 1956, den Benediktinermönchen von Niederaltaich einen Brief zu schicken, worin er um die Aufnahme in den Konvent als Klosterbruder bat. Am 7. Februar 1957 starb Verhun in Angarsk im Alter von 67 Jahren. Sein Grab befindet sich im Kerker im Gebiet von Krasnojarsk bei Archangelsk.

Roman Lysko erblickte das Licht der Welt am 14. August 1914 in der Stadt Horodok, Region Lemberg. Da er auf wissenschaftlichem Gebiet arbeiten wollte, publizierte er schon während des Theologiestudiums viel beachtete Artikel in der Zeitschrift Nyva. 1938 heiratete er Neonila Huniovska und am 28. August 1941 wurde er zum Priester der Großerzdiözese Lemberg geweiht. 1944 wurde er Pfarrer im Dorf Belzec. Nach seiner Weigerung, zur russisch-orthodoxen Kirche überzutreten, wurde er am 9. September 1949 verhaftet und in Lemberg eingekerkert. Bald darauf erhielt die Familie keine Nachricht mehr von ihm. Nach unzähligen Versuchen wurden seine Angehörigen dann schließlich am 20. Februar 1956 von den kommunistischen Behörden in Moskau unterrichtet, dass Lysko am 14. Oktober 1949 im jungen Alter von 35 Jahren in einem Gefängnis der Stadt Lemberg an „Herzlähmung“ gestorben sei. Einige Häftlinge gaben allerdings zu Protokoll, dass er von den Gefängniswärtern brutal geschlagen und misshandelt wurde. Sein Grab ist nicht bekannt.

Am 27. Juni 2001 wurden Oleksa Zaryckyj, Omeljan Kovč, Petro Verhun und Roman Lysko von Papst Johannes Paul II. in Lemberg seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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