NUNO ÁLVAREZ PEREIRA
(1360-1431)
PORTUG. KRONFELDHERR, GRAF und OBLATE DER KARMELITEN
Heilig: 26. April 2009
Fest: 1. November
NUNO ÁLVAREZ PEREIRA wurde als uneheliches Kind von Álvaro Gonçalves Pereira, Prior des Johanniterordens des hl. Johannes von Jerusalem, und Iria Gonçalves do Carvahal am 24. Juni 1360 in Cernache do Bonjardim, Sertã, Portugal, geboren. Etwa ein Jahr nach der Geburt wurde das Kind per königlichem Dekret legitimiert und wuchs so im Schoß der Familie unter der typisch ritterlichen Erziehung der Sprösslinge von Adelsfamilien der damaligen Zeit auf. Mit 13 Jahren wurde Nuno an den Hof von Ferdinand I. aufgenommen und als Page der Königin Leonor schon bald zum Ritter geschlagen.
Mit 16 Jahren heiratete er am 15.08.1376 auf Verfügung des Vaters eine junge reiche Witwe namens Leonor de Alvim. Der Ehe entsprangen drei Kinder, zwei Buben, die noch im zarten Kindesalter starben, und ein Mädchen namens Beatriz.
Als König Ferdinand I. am 22. Oktober 1383 ohne männliche Nachkommenschaft starb, kämpfte sein Halbbruder Johann von Avis um die lusitanische (portugiesische) Krone, die ihm vom König von Kastilien streitig gemacht wurde, der die Tochter des verstorbenen Königs geheiratet hatte. Nuno schlug sich auf die Seite Johanns, der ihn zum Oberbefehlshaber des Heeres machte. Nuno führte daraufhin das portugiesische Heer in verschiedenen Auseinandersetzungen zum Sieg. In der Schlacht von Atoleiros am 6. April 1384 besiegte er den kastilischen König, der sich mit seiner Niederlage allerdings nicht abfinden konnte. Das inzwischen fünfmal so große Heer Kastiliens griff Portugal erneut an. So kam es am 14. August 1385 zur berühmten Schlacht von Aljubarrota, die Nuno zum unvergesslichen Nationalhelden machen sollte. Obwohl der Gegner Kastilien den Portugiesen sowohl zahlenmäßig als auch in der Ausrüstung überlegen war, gelang es dank des militärischen und taktischen Genies von Pereira Kastilien mit Hilfe englischer Bogenschützen zu schlagen. Mit diesem Sieg waren die kastilischen Ansprüche auf Portugal dauerhaft abgewehrt. Johann von Avis, der Großmeister der Johanniter war, wurde von der Cortes, dem portugiesischen Adelsparlament, als Johann I. zum König von Portugal ausgerufen. Nuno überhäufte der dankbare König mit Ehren und materiellem Besitz und ernannte ihn zum Grafen. So wurde dieser zum mächtigsten Vertreter des portugiesischen Adels und ein geschätzter Ratgeber des Königs, der Verantwortung und Loyalität hochhielt, was er auch in kriegerischen Zeiten unter Beweis stellte.
Pereira war aber nicht nur ein intelligenter Militärstratege. Er vertraute sein Handeln und sein Leben ganz dem Willen Gottes an, stets begleitet von einer echten und tiefen Spiritualität. Er war überzeugt, dass ein Soldat umso tapferer ist, je mehr er seine Leidenschaften besiegt, und dass wer diese engelsgleiche Tugend nicht übe, wenn er in die Schlacht zieht, dem Feind den halben Sieg schon geschenkt habe.
Den Kernpunkt seines Innenlebens bildete die Liebe zur Eucharistie und zur allerseligsten Jungfrau Maria. Vor allem in der Eucharistie sah er die Kraftquelle für all sein Tun: „Wer immer mich in der Schlacht besiegt sehen will, der sollte mich von diesem heiligen Mahl trennen, in dem Gott selbst das Brot der Stärke und Kraft verleiht.“
Als glühender Marienverehrer fastete er vor Marienfesten jeweils am Mittwoch, Freitag und Samstag. Jeden Tag nahm er an der hl. Messe teil, obwohl er nach den damaligen Vorschriften die Kommunion nur an den großen Festtagen empfangen durfte. Das Banner, das er als persönliches Abzeichen wählte, trug das Bild des Kreuzes, der Muttergottes und der heiligen Ritter Jakob und Georg. Er ließ auf seine Kosten zahlreiche Kirchen und Klöster bauen, darunter den Karmel von Lissabon und die Kirche „Heilige Maria vom Sieg“ in Batalha.
Nach dem Tod seiner Frau 1387, mit der zusammen er Ahnherr der portugiesischen Braganza-Dynastie geworden war, welcher mütterlicherseits auch die letzte österreichische Kaiserin Zita entstammte, wollte er keine neue Ehe mehr eingehen und stattdessen ein gänzlich Gott und Maria geweihtes Leben führen. Nach Abschluss des Friedensvertrages schenkte er den Heimkehrern einen Großteil seiner Güter, von denen er sich vollkommen trennte. Das Amt des Oberbefehlshabers der portugiesischen Armee bekleidete er bis 1422 und blieb so ein Garant für den inneren Frieden Portugals.
In besagtem Jahr gründete er, einem Gelübde folgend, in Lissabon ein Karmeliterkloster, dessen Ruine heute eine berühmte Sehenswürdigkeit der portugiesischen Hauptstadt ist. Als er dann dort am 15. August 1423 unter dem Namen Fra Nuno di S. Maria als Oblate eintrat, war dies für den Hof und ganz Portugal ein Schock, wusste man sich doch unter ihm als Oberbefehlshaber der Armee in Sicherheit. Im Kloster verrichtete Nuno auf eigenen Wunsch hin die niedrigsten Dienste.
Getrieben von der Liebe zu Christus, Maria und den Heiligen nahm er Abschied von den Waffen, den Gütern und der Macht, um sich der von der Regel des Karmel empfohlenen Spiritualität hinzugeben. Nuno legte auch alle Ehrentitel ab, darunter den des Kronfeldherrn. „Der Kronfeldherr ist tot, er wurde in einem Heiligtum begraben“, begründete er seinen Schritt.
Auf diese Weise vollzog er einen radikalen Wandel in seinem Leben, der einen Glaubensweg zu Ende führte, auf dem er schon immer unterwegs gewesen war. Obwohl ein hervorragender Soldat und ein großer Anführer, ließ er es nie zu, dass diese persönlichen Begabungen dem Wirken Gottes gegenüber die Oberhand bekamen. Daher versuchte er stets, diesem keine Hindernisse entgegenzustellen und ahmte so Maria nach, die sich ganz dem Dienst an ihrem göttlichen Sohn hingab. Seine Verehrung für die Gottesmutter ging so weit, dass er seine Siege öffentlich ihr zuschrieb.
Um schließlich auch von aller weltlichen Ehrbezeugung Abschied zu nehmen, wollte er sein irdisches Leben in einer Kommunität außerhalb Portugals beenden, doch der Sohn des Königs, Duarte, hinderte ihn daran. Niemand konnte ihm jedoch verwehren, sich zugunsten des Konvents dem Almosen zu widmen und vor allem den Armen, denen er weiterhin auf jede nur erdenkliche Weise zu dienen und zu helfen versuchte. Für sie organisierte er eine tägliche Speisenausgabe und hatte immer ein offenes Ohr für ihre Anliegen.
Nuno Álvares Pereira starb am Ostersonntag, den 1. April 1431, im Ruf der Heiligkeit, als er die Leidensgeschichte nach Johannes las und gerade die Worte „Siehe deine Mutter!“ gesprochen hatte. An der Beisetzung in dem von ihm gegründeten Kloster nahm der gesamte königliche Hof teil.
Vom Volk wurde er umgehend als Heiliger verehrt. Schon bald setzte ein reger Pilgerstrom zu seinem Grab ein, wo die Menschen um seine Fürsprache in ihren Nöten baten. Es entstanden zahlreiche Publikationen, welche die Tugenden des „Santo Condestável“ (Heiliger Kronfeldherr) priesen.
Doch wenngleich der Ruf der Heiligkeit von Fra Nuno andauerte, ja, sich durch zahlreiche angebliche Wunder und Gebetserhörungen mit der Zeit sogar verstärkte, gestaltete sich das Procedere des Heiligsprechungsverfahrens umso schwieriger. Dieses wurde zwar von den portugiesischen Herrschern und dem Orden der Karmeliten schon sehr früh in die Wege geleitet, doch stieß es auf zahlreiche äußere Hindernisse. Erst 1894 gelang es dem damaligen Postulator der Karmeliten, P. Anastasio Ronci, das Verfahren zur Anerkennung des Kultes seit unvordenklichen Zeiten von Nuno einzuleiten, um seinen Kult als Seliger kirchlich bestätigt zu bekommen. Diese Bestätigung, die einer Seligsprechung gleichkommt, erfolgte trotz der schwierigen Zeiten am 23. Dezember 1918 mit dem Dekret Clementissimus Deus durch Papst Benedikt XV.
Auch die Reliquien wurden mehrmals aus dem Ursprungsgrab in die Kirche des Karmel übertragen, bis 1961, anlässlich des sechshundertsten Jahrestages seiner Geburt, eine große Wallfahrt des wertvollen silbernen Reliquiars mit den Reliquien abgehalten wurde. Kurze Zeit später wurde das Reliquiar gestohlen und die Reliquien wurden nie mehr gefunden. An ihre Stelle kamen ein paar Knochen, die bereits anderswo aufbewahrt wurden.
Das Auffinden der ursprünglichen Grabesstelle im Jahre 1996 mit einigen Knochenfragmenten, die mit den bereits bekannten Reliquien übereinstimmten, entfachte neuerlich den Wunsch, den Seligen Nuno so rasch als möglich unter den Heiligen der Kirche zu wissen.
Der Generalpostulator der Karmeliten, P. Felipe M. Amenós y Bonet, erreichte die Wiederaufnahme des Verfahrens, das in der Zwischenzeit durch ein angebliches Wunder bereichert worden war, welches sich 2000 ereignete. Am 13. Juli 2003 wurde der Diözesanprozess zur Prüfung des heiligmäßigen Verhaltens und zum Aufzeigen der heroischen Tugenden des Seligen Nuno durch Zeugnisse der Heiligkeit und Sammlung sämtlicher Dokumente im Zusammenhang mit dem Verfahren eröffnet.
Nach den entsprechenden Befragungen hat dann Benedikt XVI. die Veröffentlichung des Dekrets über das Wunder zur Heiligsprechung verfügt. Im Konsistorium vom 21. Februar 2009 legte er fest, dass der Selige Nuno in das Verzeichnis der Heiligen eingetragen werde. Die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XVI. erfolgte am 26. April 2009.
Das Gedächtnis wurde auf den 1. November gesetzt. In Portugal wird es am 6. November gefeiert.
RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Benedikts XVI. 2005 – 2012. Innsbruck: Resch, 2013, XII, 204 S., 48 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-096-4, Ln, EUR 25.90 [D], 26.60 [A]
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