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NIKOLAUS VON LONGOBARDI
(Johannes Baptist Saggio)
(1650 – 1709)
PROFESSBRUDER
DES ORDENS DER MINIMEN
(PAULANER)
Seligspr.: 17. August 1786 Heiligspr.: 23. Nov. 2014
Fest: 10. August
NIKOLAUS VON LONGOBARDI (Johann Baptist Saggio) wurde am 6. Januar 1650 in Longobardi, einer kleinen Ortschaft an der tyrrhenischen Küste, Italien, als Sohn des Landwirts Fulvio Saggio und der Aurelia Pizzini, Spinnerin, geboren. Er war das Erste von fünf Kindern. Bei der Taufe am 10. Januar erhielt er den Namen Johannes Baptist Klemens. Im Schoß der armen Bauersfamilie wurde Johannes zu einem verantwortungsbewussten und religiösen Leben erzogen, besuchte als Jugendlicher täglich die hl. Messe und ging jede Woche zum Beichten. Während der Feldarbeit hielt er neben der Hacke immer auch den Rosenkranz in der Hand. Lesen und schreiben konnte er aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie nur im Kloster lernen. So weckte der Besuch des Klosters der Minimen in ihm den Ruf zum Ordensleben.
Nach der Firmung am 3. Mai 1668 schloss sich Johannes als Terziar den Minimen der Kirche Assunta, genannt vom hl. Franziskus, an, wenngleich er weiterhin bis um das 20. Lebensjahr die bäuerliche Arbeit fortsetzte. Durch sein vornehmes und edles Verhalten und sein Zeugnis als christlicher Arbeiter gewann er viele Sympathien. Als er jedoch den Wunsch äußerte, bei den Minimen einzutreten und in den Spuren des hl. Franz von Paula zu wandeln, war seine Familie nicht gleich einverstanden, weil man dadurch eine wichtige Stütze zu verlieren glaubte. Johannes gehorchte seinen Eltern, wurde jedoch nach x-maligem Verneinen mit Blindheit geschlagen.
Angesichts dieser unmissverständlichen Botschaft gaben seine Eltern schließlich ihre Zustimmung zum Eintritt in den Orden der Minimen und Johannes Baptist erlangte sein Augenlicht wieder. Nach einem Jahr Noviziat legte er am 29. September 1671 die vier Gelübde der Keuschheit, der Armut, des Gehorsams und dauernden Fastens sowie das feierliche Versprechen der Treue zum Orden ab. Von diesem Augenblick an trug er den Namen Nikolaus. Er wurde daraufhin mit den Aufgaben eines Kochs, Speisemeisters, Gärtners und Bettelbruders betraut, zunächst im Konvent von Longobardi, dann in San Marco Argentano, Montalto Uffugo, Cosenza und Spezzano della Sila und letztlich, mit Zustimmung der Oberen, Mitbrüder und Gläubigen, in Paterno Calabro. 1677 berief ihn der Provinzial, P. Carlo Santoro, nach Paola zurück, damit er ihn bei den Konventbesuchen begleite. Im Mai 1679 wurde er der Kommunität von San Francesco ai Monti in Rom zugewiesen, um den Pfarrer der großen Pfarrei zu unterstützen und den Pfortendienst zu versehen. Dies bot ihm die Möglichkeit, den vielen Armen zu begegnen, sie zu trösten und ihnen in ihrer Not durch Wohltäter zu Hilfe zu kommen. Konnte er allerdings nicht helfen, wurde er mit den vulgärsten Ausdrücken beschimpft. Nikolaus aber ertrug alles in Geduld und Schweigen zur Sühne für seine Sünden. Die Pfarrangehörigen erkannten schon sehr bald, mit wie vielen Tugenden der Bruder, wenngleich klein von Gestalt und hager, aber stark und wendig bei der Arbeit, ausgestattet war. Alle suchten ihn auf, um ihm ihre Sorgen anzuvertrauen und sich seinem Gebet zu empfehlen, so auch Kardinal Mellini und Prinz Don Antonio Colonna. Der Ruf von seiner Katechese verbreitete sich sehr rasch in den römischen Vierteln. Es gab ein echtes Gedränge unter den Familien, die dem Bruder ihre Kinder zur religiösen Unterweisung anvertrauen wollten. Um vom Herrn und der Mutter Gottes die Befreiung Wiens von den Türken zu erlangen, unternahm er eine Fußwallfahrt nach Loreto. Dort fasste er zudem den Vorsatz, sein Leben noch mehr nach den apostolischen Räten auszurichten.
Da sich die Oberen des großen Zulaufs wegen um seine Tugenden sorgten, zogen sie ihn nach zehn Jahren aus Rom ab und schickten ihn mit Zustimmung von Papst Innozenz XII. 1683 nach Paola, wo er für zwei Jahre als Hilfssakristan eingesetzt wurde. Hier sorgte Nikolaus nicht nur für die Ordnung der Paramente, die Sauberkeit der Kirche und die Pflege der Altäre, sondern vor allem auch für eine Vertiefung seiner Anbetung des Allerheiligsten. Von dieser Zeit an verstärkten sich seine mystischen Erfahrungen, Ekstasen und Betrachtungen des Geheimnisses der Trinität. Sein Tag und sein Leben wurden zum Gebet und zur Gegenwart Gottes.
Im Herbst 1694 wurde Nikolaus in den Konvent von Longobardi zurückgeschickt, um Kirche und Kloster zu restaurieren und zu vergrößern. Er arbeitete mit den Maurern und besuchte die Familien der Umgebung, um die nötigen finanziellen und substanziellen Mittel aufzubringen. Viele stellten sich gern für eine Mitarbeit zur Verfügung, sodass die Kirche nach zwei Jahren fertiggestellt werden konnte.
1697 wurde Nikolaus wieder nach Rom versetzt, um im Konvent und in der Pfarrkirche von S. Francesco da Paola ai Monti den Pförtnerdienst zu versehen. Die Armen jubelten, weil sie sich noch gut an seine Tätigkeit erinnern konnten. Sie kamen zu jeder Stunde zum Konvent. Für sie bereitete er morgens die Suppe vor, die er dann mittags nach einem gemeinsamen Gebet verteilte. Um sich mit den Armen zu treffen, verzichtete er sogar einmal auf die angekündigte Audienz von Papst Clemens X. († 1721) im Quirinal und ein anderes Mal auf die Einladung der Familie Colonna-Pamphili mit den Worten: „Zu dieser Stunde erwarten mich die Armen Jesu Christi. Zu den Herren kann ich zu einer anderen Zeit gehen.“ Mit den Spenden, die er von Wohltätern oder beim Sammeln erhielt, besorgte er Kleider für die Witwen und Brautgeschenke oder verwendete das Geld zur Unterstützung armer Studenten und für in Not geratene Familien.
Im kanonischen Verfahren für die Seligsprechung wird bezeugt, dass Nikolaus neben vielen mystischen Erfahrungen auch die „Transverberation“ (Durchbohrung des Herzens) mit einem Feuerpfeil durch einen Engel erlebte und sah, wie Jesus ihm den „Ehering“ der Mystiker reichte.
Als der Hauptstadt der Christenheit im Jahre 1709 die Gefahr eines zweiten Sacco di Roma drohte, bot er sich dem Herrn als Opfer dar und nahm aktiv an den nächtlichen Anbetungen teil.
Schließlich erkrankte er an einer schweren Lungenentzündung und musste für längere Zeit das Bett hüten. Die Nachricht von seiner Erkrankung machte sein Zimmer zu einem regelrechten Wallfahrtsort für Adelige und Arme, Prälaten und Mitbrüder. aAlle kamen, um ihn zu grüßen.
Nikolaus wurde in das Krankenzimmer gebracht. Dort legte er bei einem Mitbruder eine Generalbeichte ab und verlangte nach den Krankensakramenten. Auf den Rat eines Priesters, sich nicht anzustrengen und statt langer Gebete nur innere Akte der Gottesliebe zu vollziehen, erwiderte er: „Ja, mein Vater, ich liebe mit dem ganzen Herzen und möchte eine brennende Kerze sein, um mich wie zum Opfer zur Ehre Gottes zu verzehren.“ Am 2. Februar 1709 empfing er die Krankensalbung und am folgenden Tag, nachdem er die Bitte um Gebet und Fürsprache von Papst Klemens XI. erhalten hatte, rief er mit dem Kreuz in der Hand „Paradies, Paradies!“ Dann übergab er, im Alter von 59 Jahren, seine Seele dem Herrn. An seiner Beerdigung nahmen so viele Menschen teil, dass der Leichnam drei Tage lang ausgestellt werden musste.
Der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich in Kalabrien und ganz Italien. Die sterblichen Überreste werden seit 1718 in der Kirche S. Francesco da Paola ai Monti verehrt.
Das Seligsprechungsverfahren wurde 1716 eingeleitet. Am 2. April 1786 wurden die beiden Wunder anerkannt und am 17. September 1786 wurde Nikolaus von Longobardi von Papst Pius VI. seliggesprochen.
Am 28. November 2013 erfolgte die Anerkennung des Wunders für die Heiligsprechung, woraufhin Papst Franziskus ihn am 23. November 2014 heiligsprach.