Andreas Resch: Nicolas Bunkerd Kitbamrung


NICOLAS BUNKERD KITBAMRUNG
(1895-1944)

DIÖZESANPRIESTER

MÄRTYRER VON THAILAND

Selig: 5. März 2000
Fest: 12. Januar

NICOLAS BUNKERD KITBAMRUNG wurde am 31. Januar 1895 im Distrikt von Nakhon Chaisri, Provinz Nakhon Pathom, damals Mission von Bangkok, ca. 30 km von der thailändischen Hauptstadt entfernt, geboren. Sein Vater, Joseph Poxang, ging am 20. November 1893 mit Agnes Thiang eine katholische Ehe ein. Bei der Taufe am 5. Februar 1895 erhielt der Kleine den Namen Benedikt, der nur im Taufschein aufscheint; ansonsten wurde er immer Nicolas genannt.

Er war der Erstgeborene von sechs Kindern und wurde in Verbindung mit den Missionaren der Auslandsmission von Paris christlich erzogen. Nicolas diente nicht nur als Ministrant bei der heiligen Messe, sondern hatte auch einen unzugänglichen Charakter. Er mied schlechte Gefährten und wählte selbst seine Gefährtinnen mit Bedacht aus. Mit 13 Jahren wurde er 1908 in das Kleine Seminar vom Heiligsten Herzen Jesu nach Bang Xang geschickt, wo er die Mittelschule besuchte und sich auch mit Jugendkatechese befasste. Nach Abschluss der Kurse erfolgte 1920 die Aufnahme in das Große Seminar von Penang, das damals ein internationales Zentrum für theologische Studien war und nun auch Sitz der Suffragandiözese von Kuala Lumpur (Malaysia) ist; auf dieser Insel hatte er Gelegenheit, unter den Kollegen auch Studenten aus Burma kennenzulernen.

Während seiner sechsjährigen Ausbildungszeit konnte Nicolas seine intellektuellen Fähigkeiten und seine Charakterstärke unter Beweis stellen. Er war bei guter Gesundheit, hatte ein gutes Benehmen und bestach durch ausgezeichnete Prüfungserfolge. Willensstark, aber in seiner Art auch leicht verletzlich, bat er die Oberen, ihm dabei zu helfen, sich zu bessern. Wann immer sie ihn ermahnten, versuchte er, in sich zu gehen. 1924 wurde er zu den niederen Weihen zugelassen und 1925 zum Subdiakonat und Diakonat. Zur Priesterweihe kehrte er in die Heimat zurück. Dort wurde er am 24. Januar 1926 zusammen mit vier anderen Gefährten in der Kathedrale von Maria Himmelfahrt in Bangkok zum Priester geweiht.

Anschließend begann der wichtige Abschnitt seiner pastoralen und missionarischen Tätigkeit. Zuerst wurde er als Kaplan des Missionars der Auslandsmissionen von Paris, P. Durand, nach Bang-Nok-Khnuek geschickt. Im Oktober 1927 trafen sich dort zur Gründung der salesianischen Missionen etwa zwanzig junge Kleriker, Studenten der Philosophie, begleitet von einigen Priestern, darunter P. Gaetano Pasotti. Nicolas sorgte für das Erlernen der Thai-Sprache und für den Katechismusunterricht: „Die Seminaristen des zweiten philosophischen Jahres bekommen jeden Tag eine halbe Stunde Katechismusunterricht durch P. Nicolas.“ Gleichzeitig betrieb er eine ausgedehnte Seelsorge. Am 1. Januar 1928 wurde die gesamte Mission von Bang-Nok-Khnuek den Salesianern überlassen und 1929 wurde Nicolas, unter der Leitung des französischen Missionars P. Mirabel, als Vikar für Phitsanulok bestimmt. Er engagierte sich in der Pfarrseelsorge und lernte Chinesisch. Laut einigen Zeugen „schätzten ihn die Pfarrangehörigen sehr“. Von dort dehnten er und P. Mirabel die Mission in den Norden von Thailand aus und er konzentrierte seine persönlichen Bemühungen auf Lampang, wobei er sich vor allem um jene Katholiken kümmerte, die von der Praxis des christlichen Lebens und der Teilnahme an den Sakramenten aus verschiedenen Gründen abgegangen waren. Das Territorium, das er zu durchwandern hatte, war größtenteils unerforschtes Gebiet und reichte von der Grenze zu Laos bis nach Birma. Es war dies eine schwierige Aufgabe, die er aber gerne wahrnahm.

1931 wechselte Don Nicolas gemeinsam mit P. Mirabel neuerlich nach Norden, nach Chiang Mai, wo er eine Kapelle errichtete. Von dort aus begab er sich ständig auf Wanderschaft, wobei er sich in besonderer Weise um die Ausbildung und Unterstützung der Katechisten in Wiang Phrao, Chiang Dao, Wiang Pa Pao, Lampang, Nan, Chiang Rai und Chiang Mai kümmerte. Von Frankreich aus, wohin sich P. Mirabel zurückgezogen hatte, bezeichnete dieser Nicolas als „aktiv, eifrig, fromm“. Er hatte ihn als Person in Erinnerung, die mit vollem Einsatz arbeitete und bereit war, die eigene Meinung zu verteidigen, wenngleich ohne Bitterkeit. Er sprach von einer totalen Hingabe für die Pfarrmitglieder, die so weit ging, dass er diese praktisch als seine Familie ansah.

1937 wurde Nicolas ein viertes Mal versetzt, und zwar als Pfarrer in den Bezirk Khorat. Er war damals 42 Jahre alt, als Mensch und Priester gereift, und konnte bei der Rückführung fernstehender Katholiken ausgezeichnete Erfolge verbuchen. Unvermittelt machte er sich auf den Weg, um den Leuten, vor allem den Kindern, Religionsunterricht zu erteilen, um diejenigen Katholiken zu treffen, die sich von der Kirche entfernt hatten, und um Exerzitien zur Glaubensvertiefung zu organisieren. Er wusste sehr wohl um die physischen und finanziellen Schwierigkeiten, die für die Katholiken mit der Glaubensausübung verbunden waren – wie z.B. die räumliche Distanz von der Kirche; die Notwendigkeit, zwecks besserer Arbeitsmöglichkeiten den Standort zu wechseln und dabei die eigenen Kinder der Obhut von Nicht-Christen zu überlassen, und nicht zuletzt der Widerstand seitens heidnischer Familienangehöriger. Nicolas versuchte diese Situationen auf praktische Weise anzugehen, wobei er sich auch bemühte, die Menschen von ihren Schulden zu befreien. Er handelte nicht aus purem Idealismus, sondern durchaus mit gesundem Menschenverstand. Seine Landsleute beschreiben ihn als einen Mann, der „stundenlang in der Kirche“ betete, der „viele Seelen für den Himmel rettete“ und „der in seiner priesterlichen Berufung treu bis zum Tode war“. So erzählt einer von den Alten: „Er war ein eifriger und frommer Priester, ein glühender Marienverehrer, der immer und überall den Rosenkranz betete. Er hatte auch Freude daran, den Menschen zu helfen: Als er einmal auf Reisen war, sah er einige arme Dorfbewohner ohne Kleider. Da zerschnitt er einfach einen Teil seiner eigenen Gewänder und gab sie ihnen.“

Von 1938 bis 1941 dehnte Nicolas seinen missionarischen Tätigkeitsbereich auch auf die nahegelegene Pfarre von Non-Kaew aus. Während er dort mit umfangreichen pastoralen Aufgaben befasst war, brach der Indochinakrieg aus, in den auch Thailand verwickelt war und der eine heftige Xenophobie auslöste. Unter anderem entstand eine neue, streng nationalistische Partei, die Thai Blood Groups, die nach jedem nur erdenklichen Grund suchte, um die Kirche anzugreifen. So trat man an die Obrigkeiten heran und behauptete, die Katholiken würden für den Sieg der Franzosen über das thailändische Volk beten, und es wurde ihnen geglaubt.

Nicolas, bekannt für seinen Eifer und Einsatz zur Ehre Gottes, wurde in diesen Hass hineingezogen. Als er am Dreikönigsmorgen die Glocken läutete, um die Menschen zur Messe zu versammeln, war dies Grund genug, ihn zu verhaften, weil er die Regel verletzt habe, nach der Glockengeläute verboten war. Tatsächlich stand in dieser Regel, dass es nicht erlaubt war, die Glocken bei Nacht zu läuten. Dennoch schritten die Obrigkeiten zur Verhaftung, wobei sie Nicolas der Spionage zugunsten der Franzosen beschuldigten. Am 12. Januar 1941 nahmen sie ihn in seiner Kirche in Ban Han gefangen, sperrten ihn in das Bezirksgefängnis und 40 Tage später in das Militärgefängnis der Hauptstadt. Dort musste er falsche Anschuldigungen, einen ungerechten Prozess, Freiheitsberaubung, physische Schmerzen und eine ablehnende Haltung hinnehmen, was jedoch auch die Möglichkeit bot, Gesten des Verzeihens, der Vornehmheit und des Mutes zu setzen. Es wurde ihm zudem ein anderer Missionsbereich angeboten, und zwar die gefangenen Katholiken und auch die vielen Nicht-Christen.

Als Nicolas mit den anderen im Kerker war, versuchte er alle zu trösten. „Er ermunterte uns, den Willen Gottes anzunehmen. Es lag an Gott, eine Entscheidung zu treffen. Die Glückseligkeit werde bald kommen“, schrieb ein Gefangener. „Wenn ihm seine Verwandten Essen brachten, teilte er dieses mit den anderen Gefangenen, vor allem mit den Ärmsten unter ihnen.“ Und er lehrte alle, die sich bei ihm befanden, den Katechismus. „Er betete und versammelte uns dann zur Katechese. Er erzählte uns die biblischen Geschichten, von Adam und Eva, von den Patriarchen… Das machte er jeden Tag.“ Er sprach auch die nicht-christlichen Gefangenen an und bekanntlich gelang es ihm, 68 von ihnen im Glauben zu unterweisen und zu taufen. Auch als Gefangener blieb er immer Priester und kam seinem Amt in vorbildlicher Weise nach.

Wegen seiner seelsorglichen Aktivitäten im Gefängnis musste er Verfolgungen und Misshandlungen seitens der Behörden erleiden. Einige Zeugen sagten aus, dass er ständig gezwungen wurde, Unmengen an Blut zu spenden, das für Transfusionen an den verwundeten Soldaten verwendet wurde. Es war ihm nicht erlaubt, Besuche zu empfangen, weder des Bischofs noch seiner Angehörigen. Das Brevier und die übrigen Bücher wurden ihm weggenommen. Als er schwer erkrankte, erhielt er kaum medizinische Hilfe. Er wurde sogar bewusst in die Abteilung der Tuberkulosekranken gesteckt, in der geheimen Absicht, dass er sich anstecke – wegen seines Apostolats unter den Gefangenen und um seinen Tod zu beschleunigen.

Don Nicolas war ein gesunder Mann, aber aufgrund der Unterernährung, der mangelnden Hygiene und dem Ausgeliefertsein an diese ansteckende Krankheit starb er am 12. Januar 1944 an Tuberkulose, die er sich im Kerker zugezogen hatte, weil man ihm eine angemessene Behandlung absichtlich vorenthielt.

Sein Grab befindet sich in der Maria Himmelfahrts-Kathedrale, Charoenkrung 40, Bangrak, Bangkok, 10500, Thailand.

Am 5. März 2000 wurde Nicolas Bunkerd Kitbamrung von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at