Andreas Resch: Nicéforus Díez Tejerina und 25 Gefährten


NICÉFORUS DÍEZ TEJERINA
e 25 compagni
(† zwischen 23. Juli und

23. Oktober 1936)

PRIESTER UND STUDENTEN
DER KONGREGATION VOM
LEIDEN JESU CHRISTI
(PASSIONISTEN)

SPANISCHE MÄRTYRER

Selig: 1. Oktober 1989
Fest: Tag des Martyriums

Das Martyrium der 26 Passionisten von Daimiel in der spanischen Region Mancha hat seinen Ursprung im kirchenfeindlichen Klima Spaniens nach Ausrufung der Republik 1931 und den Wahlen vom Februar 1936. In diesem Jahr begann der Bürgerkrieg, der Spanien bis 1939 in ein Meer von Blut tauchte.

Am 18. Juli 1936 brach in Marokko, das damals spanisches Protektorat war, eine Militärrevolte aus. Aufgrund von sozialem Chaos und Gewaltexzessen seitens extremistischer Kreise erhoben sich die Militärs gegen die republikanische Regierung in Madrid. Die Regierungsorganisationen der Volksfront bereiteten sich auf die Verteidigung vor. Im Glauben, dass die Kirche, das Militär und die Bevölkerung, die keine Unruhen wollte, die Aufständischen unterstützen würden, begannen sie mit der Verhaftung einer Reihe von Personen, von denen einige in dem allgemeinen Durcheinander von außer Kontrolle geratenen Gruppen ermordet wurden.

Auch die Passionisten von Daimiel wurden Opfer dieser Umwälzungen. Sie befanden sich im dortigen Kloster seit dem Jahre 1907 und widmeten sich der Seelsorge. Von 1917 an aber nahmen sie junge Studenten auf, die sich auf das Priesteramt vorbereiteten. Im Juli 1936 befanden sich dort 31 Ordensleute, von denen „nur“ 26 das Martyrium erlitten. Den übrigen fünf gelang es, im Kerker zu überleben und 1939 die Freiheit wiederzuerlangen. Unter den 26 genannten Personen befand sich auch Pater Niceforus, der seit Juli 1935 Provinzial war. Er kam am 13. Juli 1936 nach Daimiel und als er sah, dass seine Mitbrüder in großer Bedrängnis waren, beschloss er zu bleiben und gemeinsam mit ihnen der Gefahr ins Auge zu sehen.

Gegen Mitternacht des 21./22. Juli wurden die Ordensmänner, allen voran P. Niceforus, aus dem Kloster gejagt. Das Ereignis vorausahnend hatten sie sich in der Kirche versammelt, um ein letztes Mal zu beichten, die Kommunion zu empfangen und folgenden Appell des Provinzials zu hören: „Liebe Leidensgenossen, das ist unser Gethsemane! Die Natur – so war es auch bei Jesus – schaudert angesichts der kommenden Geschehnisse und ist geneigt zu verzagen. Jesus aber ist mit uns. Er ist es, der uns tröstet und hält. Schon bald werden wir bei Ihm sein. So fordere ich euch auf, Leute von Gethsemane, für Christus zu sterben!“ Zweihundert bewaffnete Männer trieben die Ordensbrüder in die tiefe Nacht hinaus. In kleine Gruppen aufgeteilt begannen sie ihren Leidensweg, um am Ende an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten den Märtyrertod zu erleiden. Ihr „Vergehen“ bestand einzig und allein darin, dass alle ihrer religiösen Berufung treu blieben.

MANZANARES, 23. Juli 1936

Die Gruppe von Manzanares setzte sich zusammen aus den Patres Niceforus Díez, Ildefonso García, Justinian Cuesta, Fulgentius Calvo und Onorino Carracedo; den Studenten Josef Estalayo, Epiphanius Sierra, Abilio Ramos, Euphrasius de Celis, Zacharias Fernández und den beiden Brüdern Thomas und Josef Maria Cuartero. Nach ihrer Ankunft in Manzanares wurden sie gezwungen, aus dem Zug zu steigen und die Nacht ohne Essen in der Zelle des Rathauses zu verbringen. Am Morgen brachte man sie zum Bahnhof und trieb sie durch die Straßen, wobei aus nächster Nähe auf sie geschossen wurde. Vier von den zwölf waren sofort tot, Niceforus gab man den Gnadenschuss. Die fünf Leichen wurden zum Friedhofsdepot transportiert, die Verwundeten ins Spital gebracht, wo Estalayo verblutete.

1) NICEFORUS DÍEZ (Niceforus von Jesus und Maria, laut Melderegister: Vinzenz Diéz Tejerina) wurde am 17. Februar 1893 als Sohn von Vinzenz Diéz Diéz und Balbina Tejerina Andérez in Herreruela de Castillería, Palencia, Spanien, geboren und am Tag darauf auf den Namen Vinzenz Julius getauft. Am 27. April 1906 ging er für ein Studienjahr nach Peñafiel, um dann in das Noviziat der Passionisten in Angosto (Alava) einzutreten. Am 13. März 1908 erhielt er das Ordenskleid der Passionisten, am 16. März 1909 legte er die Profess ab. 1910 ging er nach Toluca in Mexiko, um sich auf das Priestertum vorzubereiten. Aufgrund der Verfolgung der Orden setzte er seine Studien 1914 in den Vereinigten Staaten fort. Nach der Priesterweihe am 17. Juni 1916 in Chicago wurde er 1918 als Professor nach Santa Clara in Kuba geschickt und wirkte als Superior in Havanna, bis er 1932 als Konsultor nach Spanien zurückkehrte. Er eröffnete Häuser in Barcelona und Valencia.

1935 wurde er zum Provinzial gewählt. Da Volksmissionen aufgrund des sozialen Umfeldes schwierig geworden waren, gründete er die Zeitschrift El Làbaro, um das Andenken an die Passion zu fördern. Nach seiner ersten Visite in den Häusern Amerikas kehrte er nach Spanien zurück und ging am 13. Juli 1936 nach Daimiel, „um inmitten seiner Herde sein Leben hinzugeben“.

2) JOSEF ESTALAYO (Josef von den hl. Herzen), geb. 17. März 1915 in S. Martín de Perapertú (Palencia), Profess am 29. Oktober 1933, Student, 21 Jahre.

3) EPIPHANIUS SIERRA (Epiphanius vom hl. Michael), geb. 12. Mai 1916 in S. Martín de Perapertú (Palencia), Profess am 23. Oktober 1935, Student, 20 Jahre.

4) ABILIO RAMOS (Abilio vom Kreuz), geb. 22. Februar 1917 in Resoba (Palencia), Student, Ordensprofess am 23. Oktober 1935, 19 Jahre.

5) ZACHARIAS FERNÁNDEZ (Zacharias vom Allerhlst. Sakrament), geb. 24. Mai 1917 in Cintruénigo (Navarra), Student, Ordensprofess am 23. Oktober 1935, 19 Jahre.

6) FULGENTIUS CALVO (Fulgentius vom Herzen Mariä), geb. 16. Januar 1917 in Cubillo de Ojeda (Palencia), Student, 19 Jahre.

CARABANCHEL BAJO, 23. Juli 1936

Die Gruppe von Carabanchel bestand aus German Peréz, Philipp Valcovado, Anakarius Benito, Maurilius Macho, Julius Mediavilla, Josef Osés, Philipp Ruiz, Josef M. Ruiz und Laurin Proaño.

Am 22. Juli gegen 10.00 Uhr vormittags nahmen die genannten Personen den Zug nach Madrid, wurden jedoch angehalten und im Bus nach Malagon gebracht, um dort den Zug nach Madrid zu besteigen. Doch verließen sie diesen in den frühen Morgenstunden des 23. Juli in Carabanchel Bajo. Was dann geschah, ist durch ein Mädchen überliefert, das später ins Kloster ging, zum gegebenen Zeitpunkt aber in einer Menschenschlange auf das Öffnen der Geschäfte wartete, um ihre Brotration abzuholen, und so die Exekution hautnah miterlebte: „Es waren praktisch alles Jugendliche, nur zwei von ihnen schienen etwas älter. Keiner sprach ein Wort, keiner bewegte sich. Die Soldaten stießen einen gegen die Mauer eines bombardierten Hauses und exekutierten ihn ohne viel Worte. Unter dem Gejohle: ,Noch einen Stier! Noch einen Stier!‘ erschossen sie einen nach dem andern. Dann stiegen sie auf den Lastwagen, mit dem sie gekommen waren. Die Leichen blieben liegen, bis der Wagen der Gemeinde Madrid eintraf.“

7) GERMAN PÉREZ (German von Jesus und Maria), geb. 7. September 1898 in Cornago (Rioja). Profess am 5. Mai 1915, Studium in Daimiel und Rom, dort am 22. September 1933 in der Basilika der hl. Johannes und Paulus zum Priester geweiht. Nach Kuba beordert, blieb er auf der Insel bis 1935, als ihn die Kommunität von Daimiel zum Superior wählte. Aus einem Brief geht hervor, dass er über 3.000 Predigten hielt. Er war 38 Jahre alt.

8) PHILIPP VALCOVADO (Philipp vom hl. Herzen Mariä), geb. 26. Mai 1874 in S. Martín de Rubiales (Burgos). Profess am 3. Juni 1890 in Bilbao. Priesterweihe am 18. September 1897. Im Januar 1903 ging er nach Mexiko. 1910 wurde er zum Superior von Santa Clara gewählt, 1912 von Corella. Fünf Jahre später Rückkehr als Superior nach Santa Clara. Von 1920 bis 1926 Provinzkonsultor in Daimiel. Teilnahme am Generalkapitel 1925 und 1926 Rückkehr als Superior nach Santa Clara. Wiederum in Spanien, wirkte er als Studentenspiritual in Daimiel. Er war 62 Jahre alt.

9) MAURILIUS MACHO (Maurilius vom Kinde Jesu), geb. 15. März 1915 in Villafría (Palencia), Profess am 23. Oktober 1932, Student, 21 Jahre.

10) JOSEF OSÉS (Josef von Jesus und Maria), geb. 29. April 1915 in Peralta (Navarra), Profess am 29. Oktober 1933, Student, 21 Jahre.

11) JULIUS MEDIAVILLA (Julius vom hl. Herzen), geb. 7. Mai 1915 in La Lastra (Palencia), Profess am 29. Oktober 1933, Student, 21 Jahre.

12) JOSEF MARIA RUIZ (Josef Maria von Jesus in der Agonie), geb. 13. Februar 1917 in Puente la Reina (Navarra), Profess am 29. Oktober 1933, Student, 19 Jahre.

13) LAURIN PROAÑO (Laurin vom Gekreuzigten Jesus), geb. 14. April 1916 in Villafría (Palencia), Profess am 23. Oktober 1935, Student, 20 Jahre.

14) ANAKARIUS BENITO (Anakarius von der Immaculata), geb. 23. Februar 1906 in Becerril del Carpio (Palencia), Profess am 4. Dezember 1922, Koadjutor, 30 Jahre.

15) PHILIPP RUIZ (Philipp vom hl. Michael), geb. 10. März 1915 in Quintanilla de la Berzosa (Palencia), Profess am 23. Oktober 1932, Koadjutor, 21 Jahre.

URDA (TOLEDO), 25. Juli 1936

Die Gruppe bestand aus P. Peter Largo, dem Studenten Benito Solana und dem Bruder Felix Ugalde. Die drei waren querfeldein in Richtung Malagón unterwegs, um dann auf der Hauptstraße weiterzugehen. Auf einer Brücke über den Fluss Guardiana wurden sie von zwei Soldaten angehalten und in den Gemeindekerker von Malagón gebracht. Gegen fünf Uhr früh trieb man sie zum Bahnhof und zwang sie, in den Zug nach Urda zu steigen. Ein Beamter erinnert sich: „Alarmiert durch den Lärm, ging ich auf die Straße und sah, wie drei Männer weggebracht wurden, umringt von Soldaten mit angelegten Gewehren; einige Personen schrieen auf die Priester ein. Man forderte sie auf, die Hand nach Art der Kommunisten zur geballten Faust zu erheben, aber die drei weigerten sich. Daraufhin wurden sie erschossen und ihre Leichen blieben liegen, bis man sie mittags zum Friedhof brachte.“

16) PETER LARGO (Peter vom Herzen Jesu), geb. 19. März 1907 in Alba de los Cardaños (Palencia). Profess am 18. Oktober 1923. Studium in Daimiel und Saragossa, dort am 18. Juni 1932 zum Priester geweiht. Da er keinen Militärdienst abgeleistet hatte, musste er als Adjutant des Militärkaplans nach Marokko gehen. Ende 1935 kam er nach Daimiel. Er war 29 Jahre alt.

17) FELIX UGALDE (Felix von den Fünf Wunden), geb. 6. November 1915 in Mendigorría (Navarra), Profess am 29. Oktober 1933, Student, 21 Jahre.

18) BENITO SOLANA (Benedikt von der Madonna von Villar), geb. 4. Januar 1898 in Cintruénigo (Navarra), Profess am 29. Juni 1914, Koadjutor, 38 Jahre.

MADRID, 25. September 1936

Als Pater Bengoa und Bruder Leoz das Kloster verlassen mussten, befanden sie sich in keiner guten Verfassung, weshalb sie beschlossen, den Weg in Richtung Hauptstadt zu nehmen. Dort angekommen, fanden sie gemeinsam mit einigen Ordensleuten aus anderen Kongregationen Unterschlupf in einer Pension. Am 24. September 1936 wurden sie von Soldaten in das Seminar gebracht, das als Gefängnis diente und am 25. September in der Nähe eines Schachtes erschossen; ihre Leichen warf man zusammen mit denen von achthundert weiteren Opfern hinein.

19) JOHANNES PETER BENGOA (Johannes Peter vom hl. Antonius), geb. 19. Juni 1890 in Santa Agueda (Guipúzcoa). Profess am 9. November 1908. 1910 wurde er nach Mexiko geschickt, 1916 in Chicago zum Priester geweiht. 1918 ernannte man ihn zum Studentenpräfekten in Daimiel. 1920 kehrte er als Superior nach Toluca in Mexiko zurück. Von 1923 an arbeitete er in Corella und Saragossa; 1932 wurde er stellvertretender Superior in Daimiel. Er war 46 Jahre alt.

20) PETER LEOZ (Paul Maria vom hl. Joseph), geb. 16. Februar 1882 in Leoz (Navarra). Nach der Profess am 12. September 1909 wirkte er als Koadjutor in Corella und Daimiel. Er war 54 Jahre alt.

MANZANARES, 23. Oktober 1936

Die sechs Ordensmänner, die am 23. Juli schwer verletzt worden waren, wurden in das Spital gebracht. Es waren dies Ildefonso Garcia, Justinian Cuesta, Euphrasius de Celis, Onorino Carracedo, Thomas Cuartero und Josef M. Cuartero. Sie sollten so rasch als möglich wiederhergestellt werden, doch verzögerten die Ärzte die Bekanntgabe ihrer Genesung aus humanitären Gründen – im Bewusstsein, dass sie nach ihrer Entlassung aus dem Spital exekutiert würden.

Am Morgen des 23. Oktober wurden sie gezwungen, das Spital zu verlassen und einen Kleintransporter zu besteigen. Da sie in gutem Zustand waren, brachte man sie in die Hauptstadt. Der Wagen fuhr durch Daimiel, und P. Justinian grüßte durch die Fensterscheiben einige Passanten. Der Gouverneur ordnete die Erschießung an. Am gleichen Tag, noch bevor sie in Manzanares ankamen, befahl man ihnen, auszusteigen, woraufhin aus nächster Nähe das Feuer auf sie eröffnet wurde. Die Leichen brachte man zum Friedhof.

21) Anatol GARCÍA (Ildefonso vom Kreuz), geb. 15. März 1898 in Becerril del Caprio (Palencia). Profess am 29. Mai 1914, Studium in Daimiel und Rom. Am 7. Dezember 1924 Priesterweihe in Daimiel, anschließend Professor am Seminar von Saragossa; 1929 zum Superior von Corella gewählt; wirkte dann als Superior in Daimiel. 1935 verbrachte er einige Monate in Valencia und kehrte im Dezember nach Daimiel zurück. Er war 38 Jahre alt.

22) JUSTINIAN CUESTA (Justinian vom hl. Gabriel von der Schmerzensmutter), geb. 19. August 1910 in Alba de los Cardaños (Palencia). Profess am 29. September 1926, Studium in Daimiel und Saragossa, dort am 15. April 1934 zum Priester geweiht. Mit schriftstellerischem Talent gesegnet, leitete er die Zeitschrift Estudios und wurde anschließend als Professor für Griechisch nach Daimiel geschickt. Er war 26 Jahre alt.

23) EUPHRASIUS DE CELIS (Euphrasius von der Barmherzigen Liebe), geb. 13. März 1915 in Salinas de Pisuerga (Palencia), Profess am 23. Oktober 1932, Student, 21 Jahre.

24) ONORINO CARRACEDO (Onorino von der Jungfrau Maria), geb. 21. April 1917 in La Lastra (Palencia), Profess am 29. Oktober 1933, Student, 19 Jahre.

25) THOMAS CUARTERO (Thomas vom Allerhlst. Sakrament), geb. 22. Februar 1915 in Tabuenca (Saragossa), Profess am 29. Oktober 1933, Student, 21 Jahre.

26) JOSEF MARIA CUARTERO (Josef Maria von Jesus), Bruder von Thomas Cuartero, geb. 29. April 1918 in Tabuenca (Saragossa), Profess 23. Oktober 1935, Student, 18 Jahre.
Die Urne, die von jedem der 26 Märtyrer eine Reliquie enthält, befindet sich unter dem Hauptaltar der Kirche Cristo de la Luz in Daimiel, Spanien.

Am 1. Oktober 1989 wurden Nicéforus Díez Tejerina und seine 25 Gefährten von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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