Andreas Resch: Nazaria Ignazia March Mesa


NAZARIA IGNAZIA MARCH MESA
(1889-1943)

GRÜNDERIN
DER KONGR. DER MISSIONARINNEN VOM
KREUZZUG DER KIRCHE

Heilig: 14. Oktober 2018
Fest: 6. Juli

NAZARIA IGNAZIA MARCH MESA wurde am 10. Januar 1889 als viertes Kind von José Alejandro March y Reus und Nazaria Mesa Ramos in Madrid, Spanien, geboren. Von den 18 Kindern der Familie überlebten nur zehn. Nazaria war ein sehr zartes Baby, dessen Leben an einem seidenen Faden hing, weshalb die Kleine noch am Tag der Geburt gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Amparo getauft wurde. Am 11. April des Jahres fand dann in der Pfarrkirche die offizielle Tauffeier statt.

Mit neun Jahren, als sich Nazaria in dem von den „Comendadoras del Espiritu Santo“ geführten Internat in Sevilla auf die Erstkommunion vorbereitete, hörte sie erstmals eine innere Stimme, die ihr befahl: „Nazaria, folge mir nach!“ Und sie antwortete: „Ich werde Dir nachfolgen, o Herr, soweit dies ein Mensch vermag.“ An diesem Tag weihte sie sich Christus und bekräftigte dies, als sie elf war, durch ein Gelübde. Nazaria träumte davon, Jesuitenmissionarin zu werden. Gemeinsam mit ihren Gefährtinnen gründete sie eine Gemeinschaft, denen sie die Bezeichnung „Geheime Missionarinnen“ gab und die durch Gebet und Opfer zum Heil der Missionen arbeiteten.

Als sie das Internat im Alter von etwa 16 Jahren verließ, lernte sie die Verlockungen der Welt kennen. Ihr äußerst sympathisches Wesen zog die Blicke der jungen Männer auf sich. Nazaria fühlte sich geschmeichelt und verspürte den Wunsch, frei zu sein. Der Ruf des Herrn war jedoch stärker und so schrieb sie einige Jahre später: „Mit sieben Jahren, als die Vernunft langsam die Oberhand gewann, habe ich Dich kennen gelernt und seit damals liebe ich Dich.“ Gestärkt durch das Sakrament der Firmung ging sie siegreich aus diesem Kampf hervor und weihte sich von dem Augenblick an ohne jeden Vorbehalt und auf ewig Christus, indem sie ihren Vorsatz, Ihm so unmittelbar als möglich zu dienen, bekräftigte.
Aufgrund finanzieller Rückschläge übersiedelte die Familie March Mesa 1906 nach Mexiko. Während des Umzugs machte Nazaria die Bekanntschaft der „Kleinen Schwestern für die Alten und Verlassenen Menschen“, die sie mit ihrer Einfachheit, Bescheidenheit und Opferbereitschaft für die Armen beeindruckten, und so trat sie am 7. November 1908 in deren Kongregation ein. Im Anschluss an das Postulat wurde sie in das Noviziat nach Spanien geschickt. Am 15. Oktober 1911 legte sie die ersten Gelübde ab.

Ein Jahr später wurde sie gemeinsam mit neun Mitschwestern nach Oruro in Bolivien geschickt, um dort ein Altenhospiz zu gründen. Mehr als 12 Jahre widmete sich Nazaria der Altenbetreuung, wobei sie die Aufgaben einer Sakristanin, Köchin, Pförtnerin, Sekretärin und stellvertretenden Superiorin wahrnahm. Geldmangel veranlasste sie, als Bettlerin durch die Dörfer zu ziehen, um für ihre betagten Schützlinge Unterstützung zu bekommen. Auf diese Weise erfuhr sie auch, wie es um die Kirche Boliviens in Wirklichkeit stand. Als sie 1920 an geistlichen Exerzitien teilnahm, glaubte sie zu „sehen“, das Jesus jemanden suchte, und bei einer anderen Gelegenheit vernahm sie die Worte: „Nazaria, du wirst eine Gründung vornehmen, und dieses Haus wird dein erstes Kloster sein.“
So verschrieb sie in ihrem apostolischen Eifer 1924 ihr Leben der Kirche von Bolivien. Gleichzeitig glaubte sie zunehmend, zur Gründung einer religiösen Gemeinschaft berufen zu sein, mit dem Ziel, das Reich Christi an der Seite des Papstes und der Bischöfe durch Missionen und andere apostolische Werke auszuweiten. „Ich fühlte, wie der Hl. Geist über mich kam und dass das Werk getan war. Eine tiefe Gewissheit durchströmte meine Seele; ich spürte den Glauben der Märtyrer in mir und verließ das Tribunal so, wie sie es sicher auch verlassen hatten – bereit, mein Leben hinzugeben, mein Blut zu vergießen, um das päpstliche Banner hochzuhalten und eine Schwadron heiligmäßiger Seelen zu formieren, die gemeinsam mit Papst und Bischöfen für die heilige Kirche kämpften.“ Sie teilte ihre Überzeugung dem Vertreter des Papstes in Bolivien, Msgr. Filippo Cortesi, mit, der ihr im Einverständnis mit der kirchlichen Hierarchie des Landes den Segen erteilte. Und so wurden auf seine Initiative hin die nötigen Vorbereitungen für die Gründung der Missionarinnen des Kreuzzugs der Kirche getroffen.

Am 16. Juni 1925 verließ Mutter Nazaria endgültig ihr Institut. Am 8. September 1925 gründete sie mit zwei Gefährtinnen in tiefster Armut das Institut der Missionarinnen vom Kreuzzug der Kirche (Abb. 6, S. 307). Sogleich schlossen sich ihr weitere Gefährtinnen an und gemeinsam begaben sie sich in die Dörfer, Städte und Unterkünfte der Bergarbeiter, um allerorts die Frohbotschaft des Evangeliums zu verkünden und durch ihr Beispiel zu wirken. Von den Aktivitäten der Neugründung sind besonders zu nennen: die Pfarrkatechese, die Vorbereitung der Kinder auf die Erstkommunion, die Gefangenenbetreuung und der Dienst an den Alten und Bedürftigen. So eröffnete Nazaria gleich zu Beginn Mensen für die Arbeitslosen, setzte sich für die gesellschaftliche Besserstellung der Frau ein und widmete sich immer und überall bevorzugt den Armen.

Wie alle Werke Gottes hatte auch Nazarias Institut anfangs mit finanziellen Problemen zu kämpfen und war voller Widersprüche. Viele konnten dieses Novum nicht verstehen, das so gar nicht den traditionellen Modellen entsprach. Andere wiederum begriffen sehr wohl und unterstützten die Schwestern, sahen sie doch in dieser Neugründung einen Fingerzeig Gottes. All das bescherte Mutter Nazaria Ignazia Freud und Leid zugleich, sodass sie trotz aller Schwierigkeiten und Verfolgungen nicht kapitulierte. Am 12. Februar 1927 erfolgte die kanonische Errichtung der Neugründung als diözesane Kongregation der Schwestern vom Kreuzzug der Kirche, die der Bischof von Oruro, Msgr. Abel I. Antezana, als „das erste zarte und legitime Kind der bolivianischen Kirche“ bezeichnete.

Der Geist des Instituts und seine Mission werden von Mutter Nazaria durch folgendes Programm umrissen: „Unser Geist ist Kampfbereitschaft, Glaube, Mut, bedingungslose Liebe, Liebe vor allem zu Christus und in Christus für alle; mit den Armen teilen, die Trauernden trösten, den Gefallenen die Hand reichen; die Töchter des Volkes unterweisen, mit dem Volk das Brot teilen. Das heißt, das ganze Leben hingeben, ganz für Christus, die Kirche und die Seelen da sein.“ „In der Liebe zu und der Zusammenarbeit mit der Kirche bei ihrer Aufgabe, allen das Evangelium zu verkünden, besteht unser Leben, das ist unser Wesen.“ Diesem Geist der Liebe entsprangen einige hervorragende Initiativen. Als 1931 in Chile die Salpetergruben geschlossen wurden, was eine hohe Arbeitslosigkeit nach sich zog, führte Mutter Nazaria die sog. „Volksmensen“ ein. In ihren Schriften bestätigt sie: „Bei unserer Armenspeisung geben wir zwischen morgens und abends 1200 Mahlzeiten aus.“

Zweimal entkam sie nur knapp dem Martyrium. 1932 brachte sie eine grausame Verfolgung, die antikirchliche Kräfte gegen sie initiiert hatten, in Lebensgefahr. Während des Krieges zwischen Bolivien und Paraguay (1933 – 1935) betreuten Mutter Nazaria und ihre Schwestern die Soldaten, um sie im Glauben zu stärken; sie halfen den Verwundeten und kümmerten sich um die Waisen. 1934 gründete sie die erste Frauengewerkschaft mit der Bezeichnung „Katholischer Arbeiterinnen-Verein“. Im gleichen Jahr ging sie nach Rom, wo sie um das Decretum Laudis ansuchte, das sie im April 1935 erhielt. In Rom nahm sie an der Seligsprechung der Märtyrer von Paraguay teil, wobei ihr eine Gnade zuteil wurde, über die sie in ihren Tagebüchern berichtet: „Die Gnade des Martyriums für die heilige Kirche hatte etwas Göttliches für mich und nicht nur für mich, sondern für den gesamten Kreuzzug der Kirche, der um mich herum geführt wurde….“ Diese Gnade wurde ihr, allerdings ohne Blutvergießen, während des Spanischen Bürgerkrieges zuteil, als sie sich 1936 plötzlich mehreren Soldaten gegenübersah, die bereit waren, sie und ihre Schwestern zu erschießen: „Wie wir da standen, eine nach der andern, darauf gefasst, erschossen zu werden…, bediente sich der Herr zu unserer Rettung einer Fahne aus Uruguay. Wir waren untröstlich, dass die ersehnte Krone des Martyriums an uns vorübergegangen war!“

In ihrem kurzen Leben gründete Mutter Nazaria Häuser in Bolivien, Argentinien, Uruguay und Spanien, getragen von der brennenden Liebe zu Gott, der Kirche und dem Papst. Die Liebe zu Christus und der Kirche verwandelte ihr Wesen. Ein Ereignis vom 27. Juni 1943 bewegte sogar die Ärzte. Als Nazaria nach mehreren Stunden aus dem Koma erwachte, ging ein Licht von ihr aus, sie sang das Te Deum und sagte: „Ich habe zwei Tage im Himmel gelebt. Unsere Worte reichen nicht aus, um das zu beschreiben.“ Erschöpft und von ihrer inneren Liebe aufgezehrt empfahl sie am 6. Juli 1943 um 11.00 Uhr in Buenos Aires ihren Geist schließlich in die Hände des Herrn. Die Beisetzung erfolgte im Mausoleum der Mägde des Heiligsten Herzens Jesu auf dem Friedhof Chacarita in Buenos Aires.

1957 wurden die sterblichen Überreste von Nazaria Ignazia zunächst in das damals in Buenos Aires befindliche Generalatshaus übertragen und dann 1972 nach Bolivien gebracht, wo sie nunmehr neben der Kapelle Jesus von Nazareth, calle Soria Galvarro Nr. 1746, Oruro, ruhen.

Die endgültige kirchliche Anerkennung der Kongregation erfolgte am 9. Juni 1947 unter der Bezeichnung „Missionarinnen vom Kreuzzug der Kirche“.

Nachdem Nazaria Ignazia March Mesa am 27. September 1992 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen worden war, sprach sie Papst Franziskus am 14. Oktober 2018 heilig.