Andreas Resch: Maximilian Maria Kolbe, Raimund

MAXIMILIAN MARIA KOLBE
(Raimund)
(1894-1941)

PROFESSPRIESTER
DES ORDENS DER MINORITEN (KONVENTUALEN)

MÄRTYRER

Heilig: 10. Oktober 1982
Fest: 14. August

Der heilige MAXIMILIAN MARIA KOLBE wurde am 7. Januar 1894 als zweiter Sohn von Julius Kolbe und Anna Maria Dabrowska in Zdunska-Wola (Łodz) in Zentralpolen, damals unter russischer Besatzung, geboren und noch am gleichen Tag auf den Namen Raimund getauft. Die Eltern, Weber von Beruf, übersiedelten 1897 nach Pabianice, einer größeren Ortschaft, wo der dritte Sohn, Josef, zur Welt kam. Dort besuchte Raimund mit seinen Brüdern die Volks- und anschließend die Handelsschule. Es war zu der Zeit, als er die geheimnisvolle Aufforderung der Gottesmutter vernahm, Jesus über alles zu lieben, und zum ersten Mal so etwas wie eine Berufung zu Ordensleben und Priestertum verspürte. 1907 trat Raimund mit seinem älteren Bruder Franz im damals österreichischen Lemberg in das Seminar der Minoriten ein, wo er die humanistischen Studien absolvierte. Einige Zeit später folgte ihm sein Bruder Josef. Schließlich beschlossen auch die Eltern, in das Kloster einzutreten. Maria Kolbe ging 1908 zu den Benediktinerinnen von Lemberg, um dann 1913 als Terziarin zu den Felizianerinnen nach Krakau zu wechseln. Der Vater widmete sich dem Theologiestudium, starb jedoch während des Ersten Weltkrieges.

Nach Beendigung der humanistischen Studien fasste Raimund den Entschluss, sich im Minoritenorden Gott zu weihen. Am 4. September 1910 begann er unter dem Namen Maximilian das Noviziat und am 5. September 1911 legte er die einfachen Gelübde ab, verblieb aber noch ein Jahr in Lemberg, um seine humanistischen Studien zu vervollständigen. Zu Herbstbeginn 1912 wurde er nach Krakau gesandt, um im Seminar des Ordens das Philosophie- und Theologiestudium aufzunehmen. Kaum angekommen, schickte man ihn aber zur Ordens- und Priesterausbildung nach Rom, wo er von 1912 bis 1919 im „Collegio Serafico Internazionale“ wohnte. Dort legte er am 1. November 1914 die ewigen Gelübde ab. 1915 erlangte er das Doktorat in Philosophie, 1919 jenes in Theologie. Nach der Priesterweihe am 28. April 1918 feierte Kolbe tags darauf in der Kirche S. Andrea delle Fratte an jenem Altar, der an die Erscheinung der Immaculata vor Alfons von Regensburg erinnert, seine erste heilige Messe.

Die durch das abgeschlossene Studium mit Doktorat in Philosophie und Theologie erlangte spirituelle und theologische Ausbildung entfaltete in Kolbe eine tiefe Schau der Intention des göttlichen Willens. Diese Glaubensempfindungen und eifrigen Vorsätze, die er in dem Motto zusammenfasste „Alles in Christus erneuern durch die Immaculata“, bildeten die Grundlage der von ihm am 16. Oktober 1917 ins Leben gerufenen und mit Statuten versehenen katholischen Missionsbewegung Militia Immaculatae (Ritter der Unbefleckten, M.I.); sie waren auch der Sauerteig, der sein gesamtes spirituelles und apostolisches Leben bis hin zu seinem Martyrium aus Nächstenliebe beflügelte.

Am 23. Juli 1919 kehrte P. Maximilian nach Polen zurück, wo er sich trotz einer schweren Krankheit, die ihn wiederholt zu längeren Aufenthalten im Sanatorium von Zakopane zwang, eifrig der priesterlichen Seelsorge und der Verbreitung der M.I. widmete. Im gleichen Jahr erhielt er in Krakau vom Erzbischof die Erlaubnis zum Druck der „Inskriptionsbestätigung“ für die M.I., und er konnte aus der Schar der Gläubigen die ersten Ritter der Immaculata rekrutieren. 1922 begann er mit der Herausgabe des offiziellen Organs der M.I., Rycerz Niepokalanej („Ritter der Immaculata“), während in Rom der Kardinalvikar die M.I. kanonisch als „Fromme Union“ approbierte. In der Folge fand die M.I. immer mehr Mitglieder unter Priestern, Ordensleuten und Gläubigen vieler Nationen, die allesamt vom Programm der Bewegung und vom Ruf der Heiligkeit des Gründers eingenommen waren. In Polen erhielt P. Kolbe inzwischen die Erlaubnis, im Konvent von Grodno ein autonomes Verlagszentrum zu errichten, was ihm die Möglichkeit zu einer weitläufigeren Publikation und Verbreitung des „Ritters“ gab, um „die Immaculata in die Häuser einzuführen, damit die Seelen durch die Annäherung an Maria die Gnade der Bekehrung und der Heiligkeit erhielten“. Es war dies eine fünf Jahre währende Erfahrung geistigen und apostolischen Lebens. In der Zwischenzeit legte Kolbe das Fundament für ein weiteres Unternehmen. So begann er 1927 in der Nähe von Warschau mit dem Bau einer Konvent-Stadt, die er „Niepokalanów“ (Stadt der Unbefleckten) nannte. Dieses Niepokalanów nahm durch die zentrale Bedeutung, die man dem Gebet, dem christlichen Lebenszeugnis und der Lebendigkeit der apostolischen Arbeit beimaß, von allem Anfang an den Charakter einer authentischen „Franziskanischen Fraternität“ an. Die von P. Kolbe ausgebildeten und geführten Patres lebten nach der Regel des heiligen Franziskus im Geiste der Weihe an die Immaculata und betätigten sich gemeinschaftlich im Verlag und im Gebrauch anderer sozialer Kommunikationsmittel, um das Reich Gottes und die Verbreitung der Marienverehrung zu fördern. Niepokalanów wurde sehr bald zu einem wichtigen und fruchtbaren Zentrum für Berufungen, das in den Seminaren zunehmend mehr Anwärter auf das franziskanische Leben versammeln konnte, und zu einem Verlagszentrum, das mit ständig steigender Auflage den „Ritter“, diverse Kinder- und Jugendzeitschriften sowie andere Werke der Verkündigung und Bücher für die christliche Bildung herausgab.

Von Niepokalanów wie schon von Rom aus schweifte der Blick P. Kolbes, getrieben von der Liebe zu Christus und Maria, über die Welt. „Über die Immaculata zum Herzen Jesu – so unser Ordnungsruf… und da die Weihe von Niepokalanów unabdingbar ist, schließt sie das missionarische Ideal nicht aus. Wir wollen nicht nur uns selbst der Immaculata weihen, sondern möchten, das sich ihr alle Menschen der Welt weihen.“

1930 reiste P. Kolbe in den Fernen Osten. Im April erreichte er Nagasaki in Japan, wo er vom Bischof wohlwollend aufgenommen wurde und es nach nicht einmal einem Monat schaffte, den „Ritter der Immaculata“ in einer Auflage von 10.000 Exemplaren auf Japanisch herauszubringen. 1931 errichtete er an der Peripherie von Nagasaki eine neue Konvent-Stadt unter der Bezeichnung „Mugenzai no Sono“ (Garten der Immaculata), in der er die neue franziskanische Missionsgemeinschaft nach dem Muster von Niepokalanów organisierte und ausbildete. Dieser Schritt zeitigte schon bald erfreuliche Ergebnisse. Kolbe wollte in verschiedenen Teilen der Welt weitere „Städte der Immaculata“ errichten, musste jedoch 1936 nach Polen zurückkehren, um wieder die Leitung von Niepokalanów zu übernehmen. Zwischen 1936 und 1939 erlebte Niepokalanów die höchste Zahl an Berufungen und die größte Verbreitung der verlegerischen Aktivitäten. Nahezu 800 der Immaculata geweihte Brüder arbeiteten in Redaktion, Druckerei und Vertrieb der Bücher, Broschüren und Zeitschriften, unter denen der „Ritter“ mit einer Auflage von 750.000 und zuweilen einer Million Exemplaren sowie die „Kleine Zeitung“ hervorstachen, die werktags 130.000 Exemplare und an Feiertagen 250.000 Exemplare erreichte. In der Zwischenzeit hatte P. Maximilian auch Gelegenheit, sich dem Ausbau der Organisation der M.I. zu widmen, die bereits in aller Welt verbreitet war. 1927 war das 20. Jahr der Gründung, das Kolbe in Rom beging, wo er im Februar die Voraussetzungen für die Schaffung einer „Generalleitung der M.I.“ schuf. Am 1. September 1939 begann mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen der Zweite Weltkrieg. Die Verfolgung machte auch vor Niepokalanów nicht Halt. Am 19. September wurden P. Kolbe und 40 Mitbrüder, die bei ihm verblieben waren, verhaftet und abwechselnd in den Präventivlagern von Lamdsorf, Amstitz und Ostzeszow interniert. Am 8. Dezember konnten alle nach Niepokalanów zurückkehren.

Der neuerlichen Verhaftung vom 17. Februar 1941, gemeinsam mit vier weiteren betagten Patres, folgte die Inhaftierung im Kerker von Pawiak in Warschau, wo er die ersten Misshandlungen durch Nazischergen erfuhr. Am 28. Mai brachte man ihn mit 300 anderen Gefangenen in das berüchtigte Konzentrationslager von Auschwitz (Oswiecim). Alle erhielten einen Rock mit einer Nummer zugewiesen, jene von P. Kolbe war 16670. Er wurde zur Zwangsarbeit in den Block 14 gebracht. Als er an Lungenentzündung erkrankte, blieb er drei Monate im Spital, um dann wiederum in den berüchtigten Block 14 zurückzukehren.

Ende Juli 1941 gelang einem Gefangenen des Blocks die Flucht. Zur Vergeltung wurden zehn Gefangene der betreffenden Einheit zum Tod durch Verhungern verurteilt. Angesichts der Verzweiflung des unter ihnen befindlichen Unteroffiziers Franciszek Gajowniczek trat P. Kolbe vor und bot an, statt seiner zu sterben. Die Zehn wurden in den Block Nr. 13. gebracht. Am Ende der dritten Woche lebten nur noch wenige, darunter P. Kolbe. Am 14. August 1941 setzte die inhumane Grausamkeit seiner irdischen Existenz in Form einer Phenolspritze ein Ende. Am 15. August, dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, wurde sein Leichnam verbrannt. Der Ruf vom heiligmäßigen Leben und heroischen Sterben des P. Maximilian Kolbe verbreitete sich auf der ganzen Welt und erfuhr überall große Bewunderung.

Am 17. März 1971 wurde Maximilian Maria Kolbe von Papst Paul VI. seliggesprochen und am 10. Oktober 1982 von Papst Johannes Paul II. zum Märtyrer und Heiligen erklärt.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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