Andreas Resch: Mathilde vom Hl. Herzen Jesu Téllez Robles

MATHILDE VOM
HL. HERZEN JESU TÉLLEZ ROBLES
(1841-1902)

GRÜNDERIN
DER KONGREGATION D. TÖCHTER MARIENS,
MUTTER DER KIRCHE

Selig: 21. März 2004
Fest: 17. Dezember

MATHILDE VOM HL. HERZEN JESU TÉLLEZ ROBLES wurde am 30. Mai 1841 in Robledillo de la Vera, Cáceres, Spanien, geboren und am darauffolgenden Tag auf den Namen Mathilde getauft. Sie war das zweite von vier Kindern des Felix Téllez Gómez und seiner Frau Basilea Robles Ruiz. Da der Vater Notar und öffentlicher Beamter war, wechselte die Familie, um ihm zu folgen, mehrmals den Wohnort. Ihre erste Ausbildung absolvierte Mathilde in einer Privatschule. Gleichzeitig erhielt sie in der Familie eine kulturelle Grundschulung, wie es ihrem sozialen Stand entsprach, und eine hervorragende religiöse Bildung, vor allem von Seiten der Mutter.
Im November 1851 ließ sich die Familie endgültig in Béjar (Salamanca) nieder, einer Stadt, die wegen ihrer Textilindustrie von erheblicher Bedeutung war. Die mittlerweile zehnjährige Mathilde traf schon damals ihre tiefgreifende und definitive Entscheidung für Christus, indem sie beschloss, sich ganz ihm zu schenken und Herzen zu suchen, die ihn liebten. Während die Mutter sie in ihrem Bemühen stets unterstützte, zwang sie der Vater, dem für seine Tochter eine rosige Zukunft als verheiratete Frau vorschwebte, zum Einstieg in das gesellschaftliche Leben, wobei er auch die Zeit einschränkte, die sie in der Kirche verbringen wollte. Mathilde fügte sich im Gehorsam und nahm am gesellschaftlichen Leben teil, wo sie ihren ganzen jugendlichen Charme ausspielte. Dennoch war ihre Neigung für die Dinge Gottes offenkundig und schließlich ließ sie der Vater, von ihrer Beharrlichkeit besiegt, den von ihr gewählten Weg gehen.

Mathilde führte fortan ein noch intensiveres spirituelles Leben. Ihre Verehrung der Mutter Gottes brachte sie zu einer tiefen Innerlichkeit mit Jesus in der Eucharistie, die sie leidenschaftlich liebte. Selbst „mitten im Winter brannte ich, wenn ich mich dem Tabernakel näherte“, äußert sie in ihren Schriften. Ihre apostolische Tätigkeit steigerte sich zunehmend. 1864 wurde sie im Alter von 23 Jahren zur Präsidentin der soeben in Béjar gegründeten Gesellschaft der Töchter Mariens gewählt und kurz darauf zur Aufsichtsschwester der Vinzenzkonferenzen ernannt. In ihrem glühenden Wunsch, Herzen für Jesus zu gewinnen, rief sie vor dem Tabernakel aus: „Mein Herr, geliebter Jesus! Die Welt ist voller Nöte. Alle haben ein Herz. Ich gehe, um so viele wie möglich davon zu dir zu bringen.“

Kontemplation und Aktion verbindend, erging sich Mathilde jahrelang in intensiven apostolischen Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen, Armen und Kranken; sie arbeitete mit den Töchtern Mariens, unterrichtete den Katechismus in den Sonntagsschulen, führte Ehevorbereitungskurse durch und begleitete die Jugendlichen in ihrer Berufung zum Ordensstand. Freudig durchquerte sie die Stadt nach allen Richtungen, um den Kranken und Bedürftigen Trost und Hilfe zu bringen, „und dabei ihren geliebten Jesus in der Person ihrer Armen zu besuchen“.

Stets kontemplativ in der Aktion, war die Eucharistie ihre Kraft, der Tabernakel ihre Zuflucht während der ausgedehnten Stunden des Gebets und die Madonna ihre Führerin, Lehrmeisterin und unzertrennliche Gefährtin.

Bereits als Jugendliche vernahm Mathilde den Ruf zum Ordensleben und schon damals erhielt sie vor dem Tabernakel die Eingebung, ein Ordensinstitut zu gründen. Dies teilte sie am 4. Mai 1874 Pius IX. in einem Brief mit. Ihr Vater aber stellte sie nochmals auf die Probe, indem er sie wegen des in Spanien herrschenden antiklerikalen politischen Klimas daran hinderte, ihrer Berufung zu folgen. Mathilde litt in Stille, betete und wartete. Dabei wurde sie von ihrem Spiritual, Don Manuel dell’Oliva, einem philippinischen Priester, gestützt, bis ihr der Vater schließlich die ersehnte Vollmacht gab. Sofort bereitete sie alles vor, um mit sieben jungen Frauen der Töchter Mariens, die sich bemüht hatten, ihr ihm Ordensleben nachzufolgen, die Gründung in die Wege zu leiten. Am 19. März 1875, dem Fest des hl. Josef, sollten sich alle zur Eucharistiefeier in der Pfarrkirche Santa Maria einfinden und von dort zum eigens dafür vorbereiteten Haus ziehen, um das Gemeinschaftsleben aufzunehmen. Doch von den sieben, die sich ursprünglich bereit erklärt hatten, kam nur eine: Maria Briz. Trotz dieser harten Prüfung ließ sich Mathilde nicht entmutigen. Gestärkt mit dem Brot der Eucharistie begab sie sich mit ihrer Gefährtin voller Freude und Heldenmut zum „Häuschen Nazareth“, wie es Mathilde von den Geliebten Jesu nannte – eine Bezeichnung, die dann in die aktuelle umgewandelt wurde.

In besagtem Haus versuchten sie, die Heilige Familie von Nazareth nachzuahmen, indem sie mit viel Liebe und Freude in Sammlung und Gebet, in Demut und Armut lebten, ohne auf menschliche Hilfe rechnen zu können, und ihr ganzes Vertrauen in die Vorsehung setzten. Ein Tabernakel befand sich noch nicht im Haus, doch begleitete sie ein Marienbild, vor dem sie beteten und dem sie alles anvertrauten. Wenige Tage später nahmen sie, die kontemplatives und aktives Leben stets in Einklang brachten, eine Gruppe von Waisenkindern auf. So fingen sie an, sich der Unterweisung armer Kinder und der Hauskrankenpflege zu widmen. Langsam begann ihr evangelisches Zeugnis auch auf einige junge Frauen zu wirken, die sich ihnen anschließen wollten, ungeachtet der Kritik jener, welche die Gründung für eine pure Verrücktheit hielten.

Am 23. April 1876 kam es zu einer provisorischen Anerkennung des von den „Geliebten Jesu und den Töchtern von Maria Immakulata“ bezeichneten Werkes durch Msgr. Pietro Casas y Souto. Am 20. Januar 1878 legten Mathilde und Maria dann in Plasencia das Ordenskleid an.

Ende März 1879 übersiedelten die Schwestern nach Béjar in Don Benito (Badajoz), wo sie das Noviziat errichteten, Waisenkinder aufnahmen, werktags wie sonntags Unterricht gaben, die Kranken zuhause pflegten und den Armen beistanden. In der Gemeinschaft atmete man den Geist von Nazareth und das gesamte Leben spielte sich um den Tabernakel ab, vor dem die Schwestern abwechselnd jeden Tag mehrere Stunden verbrachten. Auch die Mutter Gottes wurde besonders verehrt. Am 19. März 1884 errichtete derselbe Bischof das Werk kanonisch als religiöses Institut diözesanen Rechts und am 29. Juni des Jahres legte die Gründerin zusammen mit anderen Mitschwestern die Ordensprofess ab.

Im darauffolgenden Jahr wurde die Stadt von einer schrecklichen Choleraepidemie heimgesucht. Mutter Mathilde und sämtliche Mitschwestern widmeten sich in heldenhafter Weise der liebvollen Pflege der Kranken. Ihre außergewöhnliche Nächstenliebe im Sinne des Evangeliums rief in der Bevölkerung große Bewunderung hervor. Schwester Maria Briz starb durch Ansteckung und Mutter Mathilde eröffnete zur Erinnerung an sie ein Spital für die Armen.

1889 begann die Ausweitung des Instituts mit einer Gründung in Cáceres, weitere Gründungen folgten in den kommenden Jahren in Trujillo, Béjar, Villanueva de Córdoba, Almendralejo, Los Santos de Maimona und Vilaverde de Burgillos – stets unter dem Stern eines völligen wirtschaftlichen Desinteresses. Aber die Vorsehung irrt nie! Es mangelte nicht an allerlei Prüfungen und Schwierigkeiten, doch hatte dies keinerlei Bedeutung. Aus der tiefen eucharistischen Erfahrung von Mutter Mathilde erwuchsen ihr Eifer zur Evangelisierung und die glühende Liebe, die alle bewunderten. „Das ganze Leben sei ein Akt der Liebe!“, pflegte sie zu den Mitschwestern zu sagen. Ihr mütterlicher Einsatz vermehrte sich mit der Gründung neuer Kommunitäten, sie war der Ansporn des Werkes, die lebendige Regel. Ihre Einfachheit, Klugheit, Güte und unverwechselbare Freude zogen alle in den Bann. Arme und Reiche kamen vertrauensvoll zu ihr, hatte sie doch für alle eine Aufmerksamkeit, einen Rat und ein Lächeln parat.

Mit gerade einmal 61 Jahren hatte ihr Organismus aufgrund der Leiden, der intensiven Arbeit und der Krankheiten schon sehr abgebaut. Mathilde ahnte, dass die Stunde der endgültigen Vereinigung mit Gott unmittelbar bevorstand. Und, in der Tat, als sie am Morgen des 15. Dezember 1902 wegen einer Reise bereits zeitig das Haus verließ, erlitt sie einen schweren Schlaganfall. In den frühen Morgenstunden des 17. Dezember starb sie, umgeben von ihren geistlichen Töchtern, in tiefem Frieden in Don Benito. Die ganze Stadt verband sich in ihrer Trauer mit den Ordensschwestern. An der Beerdigung nahmen viele Menschen aus allen sozialen Schichten teil. Vor allem die Armen „beweinten sie als eine exzellente Mutter“. Der Leichnam wurde zunächst auf dem Friedhof von Don Benito beigesetzt. Am 19. Oktober 1923 wurde er dann zunächst in die Kirche der Kommunität und 1962 in das eigens für die Gründerin errichtete Mausoleum übertragen.

Gemäß dem Vermächtnis der Gründerin lebt das Institut von Mutter Mathilde weiterhin ihr Charisma, das die Eucharistie und Maria als Mutter und Lehrmeisterin zum Mittelpunkt hat. Am 6. Mai 1941 erfolgte die endgültige Anerkennung durch den Heiligen Stuhl. Gegenwärtig verrichten die Töchter Mariens, Mutter der Kirche (so die Bezeichnung seit 1965), ihre Mission der Evangelisierung in Spanien, Portugal, Italien, Venezuela, Kolumbien, Peru und Mexiko durch Heime und Internate zur Aufnahme von Kindern und ausgegrenzten Jugendlichen, durch Kollegien und Schulen, die allen Familien und den Ausgeschlossenen offenstehen, durch Sanitätsgemeinschaften zur Pflege der Kranken, verlassenen Alten, Landstreicher, Alkoholiker usw., durch Gebetsgemeinschaften, Gästehäuser und Kommunitäten für die ländliche Seelsorge und die Mitarbeit in den Pfarreien.

Am 21. März 2004 wurde Mathilde vom Heiligen Herzen Jesu Téllez Roblés von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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