Andreas Resch: Markus Krizevcanin, Stephan Pongrácz, Melchior Grodziecki

MARKUS KRIZEVCANIN
Kanoniker von Esztergom

STEPHAN PONGRÁCZ
MELCHIOR GRODZIECKI

Professpriester der
Gesellschaft Jesu

MÄRTYRER († 1619)

Heilig: 2. Juli 1995
Fest: 7. September

An der Schwelle zum 16. Jahrhundert standen das Königreich Ungarn und der Katholizismus dort vor schwierigen Problemen. Das Land war in drei Teile geteilt: Davon nahm das Osmanische Reich ein Drittel ein; Transsylvanien konstituierte sich in einem autonomen Prinzipat; das Königreich reduzierte sich auf den östlichen Streifen des Landes und die heutige Slowakei. Die Protestanten, die am Ende des Jahrhunderts in der Mehrheit waren, beobachteten argwöhnisch das
Wiedererstarken der katholischen Kirche und suchten dies auf jede nur erdenkliche Weise zu verhindern. Gabor Bethlen, der kalvinistische Fürst Transsylvaniens, der sich die Wirrnisse des Dreißigjährigen Krieges zunutze machte, eroberte 1619 einen Großteil des Königreiches; im Verlauf dieser Operation starben in der Stadt Košice (in der heutigen Slowakei) drei katholische Priester den Märtyrertod: der Kanoniker Markus Krizevcanin und die Jesuiten Stephan Pongrácz und Melchior Grodziecki.

Von den drei Märtyrern existiert kein gesichertes authentisches Schriftstück. Sie gehörten von Jugend auf der Marianischen Kongregation an, übten vier bis fünf Jahre das Priesteramt aus und starben aufgrund ihres katholischen Glaubens einen grausamen Tod. Dies sind die wichtigsten Stationen ihres Lebens, die uns einen Einblick in ihre Spiritualität erlauben. Der hl. Pius X. fasste dies im Breve ihrer Seligsprechung mit den Worten des hl. Paulus zusammen: „Denn Euch wurde die Gnade zuteil, für Christus da zu sein, also nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch seinetwegen zu leiden“ (Phil 1, 29).

MARKUS STEFANUS KRIIZEVCANIN (CRISINUS)

Der heilige MARKUS STEFANUS KRIIZEVCANIN (CRISINUS) wurde 1588 in Krizevci (Crisio), Kroatien, in einer vornehmen kroatischen Familie geboren. Seine Studien absolvierte er am Jesuitenkolleg in Wien und dann in Graz, wo er das Doktorat in Philosophie erlangte. Anschließend war er von 1611 bis 1615 Schüler am germanisch-ungarischen Kolleg in Rom und Student der Universität Gregoriana. Als solcher war er daher ehemals Student der Gesellschaft Jesu und Gefährte jener, die schließlich mit ihm gemartert wurden.
Nach der Priesterweihe in Rom und nach Beendigung der Studien kehrte er nach Kroatien zurück, wo er mit Eifer in der Seelsorge tätig war. 1616 berief ihn Kardinal Pàzmàny in seine Erzdiözese Esztergom (Strigonia) und ernannte ihn zum Professor und Rektor des Seminars von Trnava (Tyrnau). 1617 wurde Krizevcanin zum Kanoniker von Esztergom (jedoch mit Sitz in Trnava, wohin die Metropolitan-Kurie wegen der Türken übersiedelt war) und 1618 zum Erzdiakon des Distrikts von Komarno ernannt. Anfang 1619 beauftragte ihn das Kapitel mit der Verwaltung der Güter der aufgehobenen Benediktinerabtei von Krasna (Széplak) bei Košice (Kaschau). Zum Zeitpunkt des Martyriums war er 31 Jahre alt.

MELCHIOR GRODZIECKI

Der heilige MELCHIOR GRODZIECKI wurde 1584 als Sohn einer Familie polnischer Herkunft, die in Schlesien und Mähren aktiv war, in Tĕšín (Teschen) in Schlesien (heute Tschechien) geboren. Sein Onkel Johannes war Bischof von Olmütz und Gründer des Noviziats der Jesuiten in Brünn. Melchior war (wie Krizevcanin) Schüler des Jesuitenkollegs in Wien. Mit 19 Jahren trat er in das Noviziat der Jesuiten ein, wo er auch Pongrácz kennenlernte. Nach Abschluss der philosophischen und theologischen Studien in Prag wurde er 1614 zum Priester geweiht und begann dort mit seiner Arbeit.

Der spekulativen Theologie zog er die Kontroverse, die Kasuistik und die Musik vor; er widmete sich der Erziehung der armen Jugend und dem Predigen. Ein drittes Probejahr erlaubten die Zeiten nicht. Nachdem er trotz allem im Dezember 1618 den Monat der geistlichen Exerzitien beendet hatte, wurde er als Kaplan der polnischen und böhmischen Soldaten, die Söldner des Kaisers waren, und der slowakischen Bevölkerung nach Košice geschickt. Die letzten Gelübde legte er weniger als drei Jahre vor seinem Tod ab. Beim Martyrium war er 35 Jahre alt.

STEPHAN PONGRÁCZ

Der heilige STEPHAN PONGRÁCZ, ein Abkömmling des ungarischen Adels, wurde 1582 auf Schloss Alvincz in Transsylvanien geboren. Während der klassischen Studien im Prinzipat Transsylvanien und im Jesuitenkolleg in Cluj (im heutigen Rumänien), einer von konfessionellen Spannungen gebeutelten Stadt, erlebte er schwierige, zugleich aber auch fruchtbare Jahre. Nach Abschluss der Studien trat Pongrácz 1602 in das Noviziat der Jesuiten in Brünn ein. Die ersten Ausbildungsjahre verbrachte er in Böhmen; in Prag absolvierte er die Studien der Philosophie und in Graz der Theologie.

Nach der Priesterweihe kehrte er als Studienpräfekt in das Kolleg von Humenné (heutige Slowakei) und vor allem als Prediger nach Ungarn zurück. 1619 wurde Pongrácz als Militärkaplan der ungarischen kaiserlichen Truppen und der wenigen katholischen Ungarn nach Košice geschickt. Dort war es auch, wo der kalvinistische Pastor, ein berühmter Prediger, über ihn klagte: Solange dieser Jesuit am Leben ist, kann die reformierte Religion auf keine ruhigen Tage hoffen. Beim Martyrium war Pongrácz 37 Jahre alt.

MARTYRIUM

Als Anfang 1619 die Armee des ungarischen Fürsten von Transsylvanien, des Kalvinisten Gabor Bethlen, den Krieg gegen den Kaiser begann, fanden die Jesuiten, die in Übereinkunft mit Bethlen von den lutherischen Böhmen bereits aus Böhmen und Mähren vertrieben worden waren, Asyl in Österreich, Polen und Ungarn. Beim Herannahen von Bethlens Armee verließ Pongrázc das Land und begab sich nach Košice, um gemeinsam mit Krizevcanin und Grodziecki den Katholiken der Stadt beizustehen. Die Belagerung von Košice erfolgte durch das Heer von Georg Rákoczi, des künftigen Fürsten von Transsylvanien, am 3. September 1619. Der katholische Herrscher von Košice wurde von seinen Söldnern verraten und die kalvinistische Bevölkerung lieferte ihn zusammen mit den drei Priestern, seinen Gästen, am 5. September 1619 an Rákoczi aus. Die drei Geistlichen wurden im Haus des Königs, in dem sie wohnten, eingeschlossen. Drei Tage lang erhielten sie nichts zu essen und zu trinken. Der Kommandant bot dem Kanoniker die Freiheit an, unter der Bedingung, dass er zum Kalvinismus übertrete – ohne Erfolg. Am Abend des 6. September verlangten die Soldaten von den dreien ein Lösegeld – eine Forderung, die nicht erfüllt werden konnte. „Dann bereitet euch auf den Tod vor!“ – „Aber warum müssen wir sterben?“ – „Weil ihr Papsttreue seid!“ – „Gut, aus diesem heiligen Grund, sind wir bereit, sofort zu sterben!“ Die Soldaten hatten jedoch noch keine Ermächtigung für die Hinrichtung. Die drei Priester legten gegenseitig die Beichte ab und beteten mit lauter Stimme.

Der Großteil der Kalvinisten widersetzte sich der totalen Vernichtung, doch die Verurteilung der drei Priester wurde von allen begrüßt. Am darauffolgenden Tag, dem 7. September 1619, kam kurz nach Mitternacht neuerlich ein Hauptmann, begleitet von den Heiducken und dem kalvinistischen Pastor Alvinczi. Pongrácz, der die Tür öffnete, wurde niedergeschlagen und gefesselt. Man verlangte von den beiden Jesuiten, zum Kalvinismus zu konvertieren. Pongrácz hängte man an einen Balken der Zimmerdecke, entmannte ihn, schnürte ein Seil um seinen Hals und verbrannte ihn solange mit Fackeln, bis die Eingeweide heraustraten.
Grodziecki wurde von Messerstichen durchbohrt. Dem Kanoniker Krizevcanin machte man den Vorschlag, sich zu jenen zu gesellen, die sich durch ihr Bekenntnis zur „ungarischen Religion“ der „fremden Tyrannei“ (der Habsburger) widersetzten. „Gott, behüte mich davor, ein Feind derer zu sein, die für das Wohl der Heimat arbeiten!“ Als Krizevcanin das hörte, erschrak er, doch sollten die Heiducken sogleich begreifen, dass der Kanoniker nicht zu ihren Anhängern gehörte. Rasend vor Wut brannten sie ihn mit den Fackeln und schlugen ihm den Kopf ab. Grodziecki starb ebenfalls durch Enthauptung.

Bei Tagesanbruch zogen sich die Offiziere zurück. Die Soldaten fuhren fort, Pongrácz zu foltern. Als sie ihn schließlich für tot hielten, warfen sie die drei in eine Klärgrube. P. Pongrácz lebte noch etwa 20 Stunden; er betete mit lauter Stimme, wie dies alle drei während ihrer Folterung getan hatten.

Selbst die Protestanten der Stadt gestanden betroffen ein, dass diese drei eifrigen und gütigen Priester eine solch barbarische Behandlung nicht verdient hätten. Die Nachricht vom Martyrium verbreitete sich wie ein Lauffeuer und erschütterte das ganze Land. Fürst Bethlen zog es jedoch vor, sämtliche Bitten der Katholiken, die Leichen der Märtyrer gebührend bestatten zu dürfen, zu ignorieren. Sechs Monate später nahm die Gräfin Katalin Palffy seine Einladung zum Tanz nur unter der Bedingung an, dass sie den drei Märtyrern die höchsten Ehren erweisen dürfe. Die Reliquien befinden sich gegenwärtig in der Kirche der Ursulinen in Trnava (Tyrnau), Slowakei.

Am 15. Januar 1905 wurden Markus Kricevcanin, Stephan Pongrácz und Melchior Grodziecki von Papst Pius X. seliggesprochen und am 2. Juli 1995 von Papst Johannes Paul II. in Košice in der Slowakei heiliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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