Andreas Resch: Maria von Jesus Deluil-Martiny


MARIA VON JESUS
DELUIL-MARTINY
(1841-1884)

GRÜNDERIN
DER KONGREGATION DER TÖCHTER DES HERZENS JESU

Selig: 22. Oktober 1989
Fest: 27. Februar

MARIA VON JESUS DELUIL-MARTINY wurde am 28. Mai 1841 als Tochter des Advokaten und Verwalters der Hospize der Nächstenliebe, Paul Deluil-Martiny, und Anaïs des Solliers, Großnichte der Ehrw. Anna Magdalena Remuzat (1696-1730) in Marseille, Frankreich, geboren und am Tag darauf auf den Namen Maria Karolina Philomena getauft. Ihr folgten noch ein Bruder namens Julius und drei Schwestern mit Namen Amelia, Clementia und Margarete.

Von ihrer Familie christlich erzogen, erlebte sie schon von klein auf Momente glühenden Eifers, so anlässlich ihrer Erstkommunion am 22. Dezember 1853 und bei der Firmung am 29. Januar 1854. Ihre Mutter brachte ihr die Herz Jesu-Verehrung nahe. Zu Hause lernte Maria auch lesen und schreiben und mit außergewöhnlichem Erfolg sogar Latein. Sie hatte einen sehr lebhaften Charakter und zeichnete sich durch eine überdurchschnittliche Intelligenz aus.

Im Alter von acht Jahren wechselte sie in das Pensionat im Kloster Maria Heimsuchung in Marseille, wo sie ihre ersten Studien absolvierte. Als die Visitandinerinnen den hl. Eugen de Mazenod, Erzbischof von Marseille, auf ihre Lebhaftigkeit hinwiesen, erwiderte dieser mit prophetischem Weitblick: „Keine Angst… das sind Kindereien… Ihr werdet sehen, eines Tages wird sie die hl. Maria von Marseille sein.“ Ihre beiden letzten Ausbildungsjahre verbrachte Maria als Zögling im Kloster S. Coeur de la Ferrandière in Lyon, wo sie die höheren Studien mit Erfolg abschloss. Vor ihrer Heimkehr nahm sie noch an geistlichen Exerzitien teil; in dieser Zeit verspürte sie eine klare Berufung zum Ordensleben. Maria war nunmehr 17 Jahre alt. Im Mai 1858 begab sie sich nach Ars, um den dortigen Pfarrer Jean-Baptiste-Marie Vianney zu konsultieren, der ihr allerdings bezüglich Umsetzung ihrer Berufung eine lange Wartezeit prophezeite. Nachdem sie die von ihren Eltern vorgeschlagene Eheschließung abgelehnt hatte und ihre Geschwister Clementia, Margarete, Amelia und Julius nacheinander starben, sah sie sich zunehmend gezwungen, für Vater und Mutter zu sorgen. Trotz dieser familiären Belastung wollte Maria ihre inzwischen erkrankte Mutter bei allen Werken der Nächstenliebe ersetzen. Von der Gründerin der Ehrenwache des hl. Herzens Jesu, Sr. Maria vom hl. Herzen Bernaud vom Kloster der Heimsuchung in Bourg-en-Bresse dazu eingeladen, wurde sie 1864 zur eifrigsten Fördererin des ein Jahr zuvor entstandenen und dann am 26. November 1878 in Erzbruderschaft errichteten Werkes und beteiligte sich aktiv an dessen Verbreitung.

Das war aber nur der Anfang ihrer Mission. Nach und nach nahm der göttliche Plan zunehmend konkretere Formen an, so wie es ihr der hl. Daniel Comboni, der Apostel Nordafrikas, prophezeit hatte. Im Dezember 1866 unterstellte sich Maria der geistlichen Führung des Jesuiten Johannes Calage, der sie von nun an auf ihrem Lebensweg begleitete. 1867 wurde der Wunsch, sich ganz Gott zu weihen, immer stärker, und so legte sie am 8. Dezember 1869 das Gelübde immerwährender Keuschheit ab. Im Zuge verschiedener innerer Turbulenzen, die sie in Bourg und in S. Giniez erlebte, begann sich ihre Berufung klar abzuzeichnen: ein Leben in beständiger Hingabe an Jesus im Altarsakrament. Sie war überzeugt, dass Jesus ein Werk erhoffte: „die Anbetung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit über Jesus in Gestalt der geweihten Hostie, den einzig wahren und würdigen Verehrer der göttlichen Majestät“. Die Träger des Werkes sollten sich mit Ihm, Priester und Opfer, zu einer einzigen Stiftung verbinden, um für die hl. Kirche, das Priesteramt und die Seelen die Früchte der Erlösung zu erlangen. Als Vorbild sollte die Jungfrau Maria dienen, die in mütterlicher Liebe mit dem Opfer Jesu auf dem Kalvarienberg verbunden war. „Seit einiger Zeit“, schreibt Maria, „scheint unser Herr in meiner Seele einen Altar errichtet zu haben, wo er sich dem Vater und der Allerheiligsten Dreifaltigkeit unaufhörlich darbringt. Er möchte, dass sie sich vor diesem Altar einfindet, in Seiner Gegenwart, in ständiger Anbetung, und sich damit bescheidet, Ihn zu betrachten und sich mit den göttlichen Taten zu vereinen, die Er vollbringt.“ Von daher rührte ihr Wunsch, sich als Opfer darzubringen, um Gott die erhoffte Ehre zu erweisen.

Ermutigt von ihrem Spiritual, P. Calage, folgte Maria der Einladung von Msgr. Van den Berghe, mit dem sie seit geraumer Zeit in Kontakt war, die Gründung ihres Werkes in Belgien vorzunehmen. Am 17. Juni 1873 begab sie sich auf eine Wallfahrt nach Paray-le-Monial und am 20. Juni gründete sie zusammen mit vier Schwestern und vier Postulantinnen das erste Kloster der Kongregation der Töchter des Herzens Jesu (Abb.) in Berchem-Anversa. Es war dies der Beginn einer neuen kontemplativen Ordensgemeinschaft und Maria erhielt den Namen Mutter Maria von Jesus. Im Juli 1875 verfasste sie die Konstitutionen mit dem besonderen Ziel, „auf die so verkannte Liebe dieses göttlichen Herzens nach besten Kräften zu antworten“, und in der Absicht, „dem Herzen Jesu, Priester und Opfer, im Allerheiligsten Altarsakrament, ewige Wiedergutmachung zu bieten für die der göttlichen Majestät zugefügten unsäglichen Schmähungen“, „dem Herzen Jesu unaufhörlich zu danken für die vielen verkannten Wohltaten, die große Barmherzigkeit gegenüber den Sündern und vor allem für die den Priestern und Ordensleuten zuteil gewordenen besonderen Gnaden; und schließlich mit dem Ziel, besondere Gebete darzubringen, um „die Ankunft des Reiches Christi zu erflehen, die Auslöschung der geheimen Gesellschaften und ganz besonders die stete Vervollkommnung und Heiligung des katholischen Priestertums und der religiösen Orden“, die allesamt in der Jungfrau Maria „am Fuße des Kreuzes“ vereinigt sind, welche „der göttlichen Gerechtigkeit zur Errettung der Welt das kostbare Blut ihres göttlichen Sohnes“ dargeboten hat.

Die von Sr. Maria von Jesus angenommene Regel war jene des hl. Ignatius, mit den entsprechenden Adaptationen. Die so abgefassten Konstitutionen erhielten ihre erste Approbation am 2. Februar 1876 von Kardinal Deschamps, der – nachdem er Maria zum ersten Mal gesehen hatte – von ihrer Intelligenz und Liebenswürdigkeit dermaßen beeindruckt war, dass er sie „die Theresia unseres Jahrhunderts“ nannte. Maria war tatsächlich eine umsichtige und weise Oberin. Die religiöse Gemeinschaft nahm an Zahl und Tugenden rasch zu. Bereits am 15. Juni 1877 wurde ein weiteres Haus in Aix eröffnet.

Am 17. August 1878 wurde in Berchem-Anversa das basilikale Heiligtum eingeweiht, welches das katholische Belgien zu Ehren des Herzens Jesu errichtet und den Töchtern des Herzens Jesu anvertraut hatte, die dort noch am gleichen Tag mit der Anbetung begannen. Einige Tage später, am 22. August, legte Mutter Maria von Jesus zusammen mit den Gefährtinnen der ersten Stunde die ewigen Gelübde ab. Um die Verbundenheit ihrer Töchter während des Sühnegebets der Kirche zu fördern, ordnete sie an, dass diese sich jede halbe Stunde vor dem in ihren Häusern ausgesetzten Allerheiligsten Altarsakrament abwechselten und im Geiste dem hl. Messopfer beiwohnten, das zu jeder Zeit in irgendeinem Teil der Welt dargebracht wurde.

1876 verlor Maria kurz hintereinander ihren Vater und die Mutter, die vor ihrem Tod noch den Wunsch geäußert hatte, dass auf dem Boden von „La Servianne“ nahe Marseilles ein Haus gegründet werde. Diesem letzten Wunsch ihrer Mutter entsprechend eröffnete Maria am 24. Juni auf dem mütterlichen Grundstück La Servianne ein drittes Haus, in dem sie das Noviziat einrichtete. An dem Tag, an dem auf diesem alten Familienbesitz die erste Messe gefeiert wurde, rief sie aus: „Mein Gott, eines Tages wirst Du hier verherrlicht werden!“ Und in der Tat war dies der Ort, an dem sie dem Herrn den höchsten Beweis ihrer Liebe erbringen sollte.

„Liebe verbindet sich mit Liebe, Opfer mit Opfer, und dieses schreit nach Blut, dem Blut des Herzens… .“ Als höchsten Beweis dieser Liebe gab sie sogar ihr Leben hin: „Wenn mein armseliges Leben dazu beitragen kann, Deinem Herzen die Seelen zuzuführen, nach denen Du dürstest, und Deine heiligen Altäre mit lebendigen Hostien zu bedecken, so nimm es!“ In einem Brief an Leo XIII. äußerte sie die Bitte, sie dem Herrn als Opfer nach seinen Intentionen anzubieten. Der Herr zeigte sich geneigt, das Angebot anzunehmen. Am Aschermittwoch, den 27. Februar 1884, wurde Maria von Jesus Deluil-Martiny im Haus von „La Servianne“ von Louis Chave ermordet, der in einer hochherzigen Geste als Klostergärtner aufgenommen worden war, durch die Lektüre anarchistischer Zeitschriften aber in Hass gegen alles Religiöse entbrannte. Nachdem man Maria in die Krankenabteilung gebracht hatte, erhob sie ihre Seele zum Herrn mit den Worten: „Ich vergebe ihm … um des Werkes willen! … um des Werkes willen!“

Ihre sterbliche Hülle, die zunächst im Familiengrab auf dem Friedhof von St. Peter beigesetzt worden war, wurde am 11. November 1899 in das Grab der Töchter des Herzens Jesu übertragen, am 21. Oktober 1906, nach Belgien gebracht und in einer Urne unter dem Altar des heiligen Herzens Jesu in der Basilika von Berchem-Antwerpen, Belgien, bestattet. Nun ruhen ihre Gebeine im Mutterhaus in Rom, Via dei Villini, 34.

Das von ihr gegründete Institut erhielt seine endgültige Approbation 1896.

Am 22. Oktober 1989 wurde Maria von Jesus Deluil-Martiny von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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