Andreas Resch: Maria vom Kreuz MacKillop

MARIA VOM KREUZ
MacKILLOP
(Maria Helena)
(18421909)

GRÜNDERIN
DER KONGR. DER
ST. JOSEF-SCHWESTERN
VOM HL. HERZEN JESU

Heilig: 17. Oktober 2010
Fest: 8. August

MARIA VOM KREUZ MacKILLOP wurde am 15. Januar 1842, kaum 50 Jahre nach Ankunft der ersten Europäer auf dem australischen Kontinent, als erstes von acht Kindern der aus Schottland stammenden Katholiken Alex MacKillop und Flora McDonald in Fitzroy (heute Melbourne), Victoria, Australien, geboren. Der Vater, der mehr als acht Jahre das Seminar besucht hatte, war ein tiefgläubiger Mann, aber impulsiv, wenig realistisch und hatte bei Geschäften keine glückliche Hand. Wenngleich sie sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation befanden und religiöser Unterstützung entbehrten, schafften es die MacKillops, ihre Erstgeborene bei den Barmherzigen Schwestern unterzubringen, wo sie eine gute Ausbildung und fundierte religiöse Erziehung genoss und schon bald einen Hang zur Frömmigkeit zeigte. Als intelligentes Mädchen von lebhaftem Charakter, aufgeschlossen und liebenswert, fühlte sie sich bereits in jungen Jahren dazu berufen, alles, was ihr lieb war, aufzugeben und nur mehr für Gott und die Armen zu leben, doch ließ dieses Leben der Armut im Dienste der Notleidenden und Ausgegrenzten bis zum 25. Lebensjahr auf sich warten, weil Maria sich vorher noch um ihre jüngeren Geschwister kümmern musste.

Trotz der finanziellen Schwierigkeiten hatte der Vater einen sehr positiven Einfluss auf Marias Entwicklung. Sie wurde gut ausgebildet und vorbereitet. Oft sprach sie von der Dankbarkeit, die sie ihren Eltern schuldete, welche ihre Bestrebungen ohne Vorbehalte teilten.

Nachdem sie in Melbourne gearbeitet hatte, ging Maria 1860, mit 18 Jahren, als Erzieherin nach Penola, einen kleinen Ort im heutigen Südaustralien. Dort traf sie in der Person des Pfarrers, P. Julian Tenison Woods, auf jenen Mann, dessen Name stets mit der Seligen in Verbindung gebracht werden sollte, und zwar im Zusammenhang mit der größten in Australien je unternommenen Initiative, der Gründung der St. Josef-Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu. Die meisten Familien in dieser riesigen Pfarrei waren arm und besaßen keinerlei Mittel, um die Ausbildung ihrer Kinder zu bezahlen. Der Pfarrer erblickte in der Berufung Marias eine von der Vorsehung geschickte Lösung für dieses Problem. Aus finanziellen Gründen musste Maria auch für ihre Familie arbeiten und begab sich zu diesem Zweck als Lehrerin nach Portland im Staat Viktoria, wo sie bis 1866 blieb. Dann kehrte sie nach Penola zurück, um die gewünschte Verantwortung für die geplante Schule zu übernehmen. Unterstützt von ihren beiden Schwestern Anna und Alexandra richtete Maria MacKillop 1866 in einer aufgelassenen Pferdestallung eine Art Schule ein. Dies gilt als das Gründungsdatum der Kongregation der St. Josef-Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu.

Schon bald schlossen sich ihr weitere junge Frauen an und es folgte die Eröffnung einer zweiten Schule. Als P. Woods 1867 zum Direktor des öffentlichen Unterrichtswesens in Adelaide ernannt wurde, berief er Maria mit ihrer kleinen Gruppe in die Hauptstadt, wo sich die St. Josef-Schwestern, die allgemein „Brown Josephites“ genannt wurden, zunehmend verbreiteten. 1868 erhielt deren von Woods eigenhändig abgefasste Ordensregel die bischöfliche Approbation.

Die Schwestern organisierten unentgeltlich Schulen, Waisenhäuser, Kinder- und Altenheime. Unglücklicherweise behaupteten zwei Schwestern aus dem Haus von Adelaide während Marias Abwesenheit, die gerade in Queensland weilte, Visionen zu haben und Eingebungen zu erhalten. Die Intervention des Bischofs beschwor ziemliche Unruhe herauf. Als Maria 1871 nach einem Jahr Aufenthalt in der fernen Mission Queensland zurückkehrte, verordnete ihr der inzwischen erkrankte Bischof auf Drängen ihrer erbittertsten Gegner die vollständige Isolation und forderte ihre uneingeschränkte Zustimmung zu einer von ihm vorbereiteten Reform der Ordensregel, womit die Einrichtung in ein Diözesaninstitut umgewandelt wurde.

Um dieses Vorhaben leichter umsetzen zu können, wurde im Namen des Bischofs von Adelaide beschlossen, dass Maria die Stadt verlassen solle. Als sie vor ihrer Abreise um eine Unterredung mit dem Bischof ersuchte, wurde ihre Anfrage als Verweigerung interpretiert und sie wurde wegen Ungehorsams exkommuniziert.

Maria hielt sich offiziell fünf Monate lang an diese Vorgaben, erhielt während dieser Zeit insgeheim aber die Kommunion von Priestern, die an ihre Unschuld glaubten und von der Ungültigkeit ihrer Exkommunikation überzeugt waren. Tatsächlich widerrief der Bischof, der sein Vorgehen bereute, diese eine Woche vor seinem Tod. Das änderte jedoch nichts an der Haltung der anderen Bischöfe, die der Errichtung eines religiösen Instituts mit einheitlicher Struktur und direkter Abhängigkeit vom Apostolischen Stuhl ablehnend gegenüberstanden.

In dieser Bedrängnis rieten ihr einige Priester, die ahnten, welch reiche Frucht das Institut hervorbringen würde, wenn es nur nach den Plänen Marias gestaltet würde, nach Rom zu gehen. Während ihre Schwestern die Arbeit wieder aufnahmen, begab sich Maria am 28. März 1873 auf gut Glück auf jene große Reise, um für das Institut größtmögliche Stabilität zu erlangen. An diesem Tag stach sie vom Hafen von Adelaide aus in See, um in Rom, wo sie wohlwollend aufgenommen wurde, Hilfe bei der Abfassung der Regel zu erbitten. Als sie nach einem Besuch der verschiedenen Heiligtümer Italiens und Frankreichs und einer Reise durch England am 21. April 1847 wieder nach Australien zurückkehrte, machte sie sich, wie empfohlen, an die Überarbeitung der seinerzeit von Woods abgefassten Ordensregel. Im Hinblick auf die Ausweitung des Instituts verwandte Maria ihre ganze Energie, focht schwere Kämpfe aus und legte, um ihre Schwestern an ihrem jeweiligen Wirkungsort zu ermutigen, ungeheure Entfernungen zurück.

1875 wurde sie zur Generaloberin gewählt, doch erlebte sie wegen der Treue zu den Instruktionen Roms große Angstmomente. Letztendlich erhielt sie 1888 von Leo XIII. die Approbation, der zudem verfügte, dass das Institut von einer in Sydney weilenden Generaloberin geleitet werde. Das Institut wurde jedoch vor allem in Bathurst und Brisbane stark bekämpft. Als Folge davon verabschiedeten sich die Schwestern aus beiden Diözesen, dennoch ließ Maria es niemals zu, dass auch nur eine von ihnen denen gegenüber, die ihrer Ordensregel wenig Respekt zollten, ein Wort des Missfallens äußerte. Sogar P. Woods distanzierte sich von dem Institut.

In den folgenden 30 Jahren setzte Mutter Maria ihre ganze Kraft dafür ein, die Kongregation in Australien und Neuseeland zu lenken, zu ermuntern und zu verteidigen. Sie schrieb Hunderte von Briefen und legte immense Entfernungen zurück, um den Schwestern, die in den entlegensten Gebieten in völliger Armut lebten, Mut zuzusprechen.

1883 traf Adelaide eine weitere Krise. Auf den Rat eines unversöhnlichen Feindes der Schwestern hin erklärte sich der neue Bischof vom Hl. Stuhl ermächtigt, in ihrer Angelegenheit eine Untersuchungskommission einzusetzen. Besagter Gegner setzte alles daran, die Persönlichkeit der Generaloberin in den Schmutz zu ziehen, das Institut zu unterdrücken und über das, was von ihm übrig blieb, die Kontrolle zu übernehmen. Der Bischof erklärte, dass Maria das Vertrauen ihrer Schwestern verloren habe, und forderte dieselbe auf, Adelaide zu verlassen.

Maria MacKillop gehorchte; sie brachte zwar ihre Überraschung zum Ausdruck, doch kam kein Wort der Bitterkeit über ihre Lippen. In aller Stille brach sie nach Sydney auf. Als der Erzbischof von Sydney, Kard. Moran, die Angelegenheit offiziell untersuchte, stellte sich heraus, dass der Bischof von Adelaide keinerlei Befugnis zur Einsetzung obengenannter Kommission besessen hatte.

Die Ankunft der Generaloberin in Sydney gab dem Institut neuen Auftrieb. Dennoch kündigte Kard. Moran 1885 an, dass in Hinkunft wieder Sr. Bernarda dieses Amt bekleiden werde. Sie hielt den Posten 13 Jahre, bis zu ihrem Tod. Weniger dieser Umstand als vielmehr die Unfähigkeit der neuen Generaloberin gab Mutter Maria Anlass zu Befürchtungen, die sich wohler in ihrer Haut fühlte, wenn sie ihre Missionen außerhalb Sydneys besuchte.

Nach diesem ständigen Auf und Ab wurde Maria 1899 ein weiteres Mal in das Amt der Generaloberin gewählt, das sie zehn Jahre, bis zu ihrem Tod, verwaltete. Im Mai 1902 erlitt sie einen Schlaganfall, dessen Folgen sie für den Rest ihres Lebens beeinträchtigten, wenngleich ihr Geist intakt blieb. Weiterhin inspirierte und ermutigte sie alle in ihrem näheren Umfeld. In den letzten Lebensjahren dauerten die Beschwerden ohne Unterlass an, bis sie am 8. August 1909 in Sydney verstarb, wo sie in der Kapelle des Mutterhauses beigesetzt wurde. Was allen besonders in Erinnerung blieb, war ihre Güte.

Ihre sterblichen Überreste ruhen heute in der Mary MacKillop Memorial Chapel, 9 Mount Street, Nord-Sydney, Australien.

Am 17. Oktober 2010 wurde Maria MacKillop von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen, nachdem sie Papst Johannes Paul II. am 19. Januar 1995 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Benedikts XVI. 2005 – 2012. Innsbruck: Resch, 2013, XII, 204 S., 48 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-096-4, Ln, EUR 25.90 [D], 26.60 [A]

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