MARIA THERESIA
VON JESUS GERHARDINGER
(1797-1879)
GRÜNDERIN DER KONGREGATION
DER ARMEN SCHULSCHWESTERN VON UNSERER
LIEBEN FRAU
Selig: 17. November 1985
Fest: 9. Mai
MARIA THERESIA VON JESUS GERHARDINGER wurde am 20. Juni 1797 in Regensburg Stadtamhof, Deutschland, geboren und noch am selben Tag auf den Namen Karolina getauft. Ihr Vater war ein erfahrener Kapitän, der Schiffe und Floße entlang der Donau bis nach Wien navigierte. Die Mutter, äußerst geschickt in häuslichen Belangen, war eine gütige Frau mit einem großen Herz für die Nöte anderer.
Karolina war ein Einzelkind und wuchs wohl behütet in ihrem Elternhaus auf, wo sie Weltoffenheit, Realitätssinn, Beharrlichkeit und ein Gespür für die sozialen Probleme, vor allem der Armen, vermittelt bekam. Als Tochter wohlhabender Eltern besuchte sie die nahe gelegene Schule der Notre-DameSchwestern, wo sie schon bald durch ihre Begabung und ihre Frömmigkeit auffiel. Mit acht Jahren wurde sie gefirmt und mit neun empfing sie die Erstkommunion — drei Jahre früher als normalerweise üblich.
1809 mussten die Schwestern von Notre-Dame die Schule infolge der Säkularisierungsgesetze aufgeben. Als der Dompfarrer und spätere Bischof von Regensburg, Georg Michael Wittmann, davon erfuhr, machte er sich große Sorgen um die Zukunft. Die napoleonischen Kriege hatten nämlich zu einem Niedergang des religiösen Lebens, zu einem Sichselbst-Überlassensein der Kinder und zur Verarmung der Bevölkerung geführt. In dieser Lage versprach sich Pfarrer Wittmann von einem christlichen Bildungswerk wie jenem der Notre-Dame-Schwestern einen entscheidenden Beitrag und beschloss daher, die Schule in Stadtamhof selbst weiterzuführen. Dabei hoffte er auf die Mitarbeit ehemaliger Schülerinnen, zu denen auch Karolina gehörte. Wenngleich sie sich aufgrund ihrer Begabung viel eher dazu gedrängt fühlte, ein reiches Betätigungsfeld und ein Netz intensiver Beziehungen aufzubauen als sich hinter Schulmauern zurückzuziehen, erkannte sie im Vorhaben des Pfarrers und in der Situation ihrer Zeit den Ruf Gottes und stellte sich ganz in seinen Dienst.
1810 schrieb der Pfarrer Karolina in die Marianische Kongregation seiner Pfarrei ein, entsandte sie und zwei weitere Gefährtinnen als Lehrerinnen in die Schule ihres Heimatortes und erzog die drei zu einem zutiefst christlichen Leben.
Inzwischen verspürte Pfarrer Wittmann immer mehr die Notwendigkeit einer neuen Kongregation zur Erziehung und Ausbildung der Jugend, deren Mitglieder sich in kleinen Gruppen über das weite Land verstreuen sollten, um den Familien und der Gesellschaft eine christliche Prägung zu verleihen. Unter seinem Einfluss erwachte in Karolina, die in ihrer Heimatstadt als Lehrerin tätig war, der Wunsch, sich im Ordensstand ganz Gott und der Erziehung der Jugend zu verschreiben.
Als mit dem Regierungsantritt Ludwigs I. für Bayern eine günstige Periode eingeleitet wurde, machten sich Karolina und Wittmann, mittlerweile Bischof von Regensburg, an die Gründung eines Konvents in Regensburg-Stadtamhof, stießen jedoch in der Umgebung auf nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Im März 1833 starb Bischof Wittmann, was für Karolina einen schweren Schlag bedeutete. Doch ging sie den eingeschlagenen Weg unbeirrt weiter. Einige Monate später, am 24. Oktober 1833, begann sie in Neunburg vorm Wald in derselben Diözese, in die sie 1829 von Stadtamhof aus übersiedelt war, zusammen mit zwei Gefährtinnen in Gemeinschaft zu leben und wurde so zur Gründerin der Kongregation der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau (Abb.). Hier wurde ihr die geistliche Betreuung und finanzielle Unterstützung des Priesters Franz Job zuteil, eines Freundes von Wittmann und Hofkaplan in Wien; doch 1834 starb auch er.
In arger Bedrängnis wandte sich Karolina an den König von Bayern und erhielt so 1834 die staatliche Genehmigung und die kirchliche Approbation seitens des Bischofs von Regensburg.
1835 legte Karolina die ewige Profess ab und trug von da an den Namen Maria Theresia von Jesus. Ihr seelsorgliches Anliegen war es, den Mädchen, insbesondere den ärmsten unter ihnen, eine gediegene Erziehung und Ausbildung zu vermitteln und so zur Formung der christlichen Familie beizutragen.
Das Institut entwickelte sich sehr rasch und schon bald reichten die Räumlichkeiten des Konvents von Neunburg nicht mehr aus. Daher stellte König Ludwig I. Mutter Theresia im Jahre 1843 das ehemalige Kloster der Klarissen in München am Anger zur Verfügung. So wurde 1843 das Mutterhaus nach München verlegt, von wo aus Mutter Theresia ihre Schwestern zu zweit oder dritt in die bayrischen Dörfer und Städte entsandte, in denen ihre Dienste zum Wohle der Armen sehr gefragt waren.
Schon bald begannen auch die Missionare, die in Amerika die deutschen Einwanderer betreuten, um die Schwestern von Mutter Theresia anzufragen. 1847 traf sie mit fünf Mitschwestern in New York ein, um den Bedürfnissen der Emigranten entgegenzukommen. Wenngleich sie auch hier auf zahlreiche Unbilden und Schwierigkeiten traf, so fand sie doch einen Weg der Zusammenarbeit zwischen Schwestern und Redemptoristen und legte damit den Grundstein für die Pfarrschulen.
Wieder in München, häuften sich die Nachfragen nach den Schulschwestern aus den verschiedensten Teilen Deutschlands und anderer europäischer Länder, darunter Österreich, England, Italien und Ungarn. Die Verhandlungen mit den staatlichen und kirchlichen Obrigkeiten gestalteten sich immer sehr mühsam. Gleichzeitig hatte Mutter Theresia auch große Sorge wegen der vielen Strapazen zur Durchsetzung der Anerkennung der Kongregation. 1854 erhielt sie vom Hl. Stuhl das Decretum laudis, aber erst 1865 gelang es ihr, nach großen Meinungsverschiedenheiten, die kirchliche Approbation für ihre neue Lebensform zu erlangen, die Klausur und apostolische Tätigkeit vereinte. Besondere Probleme bereitete die zentrale Leitung der Kongregation unter einer Generaloberin.
Nach einigen Jahren intensiver und friedvoller Arbeit geriet die noch junge Kongregation, gerade in den letzten Lebensjahren Mutter Maria Theresias, in die Wirren des Kulturkampfes zwischen dem preußischen Staat und der Katholischen Kirche (1871 — 1887). In Baden, Westfalen, und in Schlesien wurde der Großteil der Schwestern für Jahrzehnte aus ihren Domizilen vertrieben, doch zerfiel die Kongregation nicht, sondern nahm — im Gegenteil —anderswo enormen Aufschwung. In dieser schwierigen Zeit setzte sich Mutter Theresia auch für den Schutz und die Unterstützung verfolgter Schwestern und Ordensmänner anderer Kongregationen ein.
Ihr, die immer wieder zu sagen pflegte: „Deinen Willen zu tun, o Herr, heißt, Dich zu lieben“, lag besonders eine ganzheitliche Bildung des Menschen am Herzen. Daher betrachtete sie jede Anstrengung zur Entfaltung der Kongregation als eine Arbeit für das Reich Gottes. So entstanden im Mutterhaus in München verschiedene Einrichtungen: neben dem Sitz der Grundschullehrerinnen befanden sich dort ein Kindergarten sowie ein Lehrgang für Kindergärtnerinnen, ein Seminar für Handarbeitsschwestern, und eine höhere Frauenschule, wie man damals die Schulen für Mädchen nannte, die ihr Studium fortsetzen wollten. Darüber hinaus gab es Nähkurse, Kochkurse und kaufmännische Kurse für jene, die ihr Studium abgeschlossen hatten. In München gründete Mutter Theresia das erste Tagesheim für Kinder und eröffnete 18 Häuser für arme Jungen bzw. Waisen in verschiedenen Teilen Bayerns. Den Armen Schulschwestern wies sie als Hauptaufgabe den Unterricht in den Grundschulen, die Sorge um die Kleinen, Armen und Verlassenen zu.
Als Mutter Theresia am 9. Mai 1879 im Alter von 82 Jahren starb, wirkten über 2.500 Schwestern an 300 Orten in Schulen, Waisenhäusern, Kindergärten und Pensionaten.
Das Grab der Seligen befindet sich in der Kirche St. Jakob am Anger in München, Deutschland.
Am 17. November 1985 wurde Maria Theresia von Jesus Gerhardinger von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 1). XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-4, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]
Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at